Die Blätter der Zitronenmelisse (Melissa officinalis) verleiten wie keine anderen dazu, eines von ihnen abzuzupfen, es zwischen den Fingern zu zerreiben und den wohltuenden Duft einzuatmen. Das macht glücklich und scheint augenblicklich die Nerven zu beruhigen. Andere werden bei dem Geruch erst richtig munter: Ab Juni umschwirren geschäftige Insekten und Hummeln die weiß-rosa Blüten. Wie Sie Zitronenmelisse im eigenen Garten anbauen und anschließend ernten können, erfahren Sie hier.
Zitronenmelisse – voraussichtliche Lesedauer: 6 Minuten
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Die Zitronenmelisse ist zwar sehr wüchsfreudig und unkompliziert, allerdings hat der Standort auch direkten Einfluss auf das Aroma. Da Melissa officinalis (aus der Familie der Lippenblütler) dem östlichen Mittelmeerraum entstammt, zieht sie es vor, sonnig oder absonnig sowie vor Regen geschützt zu stehen. Auch Halbschatten wird vertragen, kann allerdings den zitronigen Duft abschwächen. Der Gartenboden sollte humos, frisch und durchlässig sein, sodass keine Staunässe entstehen kann. Der ideale pH-Wert bewegt sich zwischen 6 und 8 – gerne darf der Boden etwas Kalk enthalten.
In langen Trockenperioden sollten Sie die Melisse gießen, damit der Boden gleichbleibend feucht bleibt. Kleine Mengen an Kompost verbessern den Nährstoffgehalt und die Bodenstruktur, ansonsten ist Düngen aber nicht notwendig. Rückschnitte fördern Verzweigungen, sodass die Pflanze schön buschig wächst. Mindestens einmal jährlich, im Frühjahr, erfolgt darum ein Schnitt der gesamten Pflanze etwa eine Handbreit über dem Boden.
Zitronenmelisse ist äußerst frosthart und benötigt daher im Freiland keinen zusätzlichen Winterschutz. Eine Außnahme bilden Topfpflanzen: Diese sollten an einem hellen und geschützten Platz überwintert werden. Zwischen Ende März und Anfang April dürfen sie dann wieder nach draußen umziehen.
Jungpflanzen sollten erst nach den Eisheiligen, Mitte Mai, ins Freiland gesetzt werden. Sie können Melisse auch über Aussaat, Stecklinge oder – dank der vielen Ausläufer – Teilung vermehren. Saatgut kann ab Februar schon im Haus vorgezogen werden, für die Stecklingsvermehrung sollten Sie bis März oder April warten, wenn mehr Sonnenstunden zu erwarten sind.
Eine Kräuterspirale bietet die Möglichkeit, ein vielfältiges Sortiment an Kräuterpflanzen auf engstem Raum anzubauen. Dank des spiralförmigen Aufbaus, unterschiedlicher Substrate und der variierenden Höhenlagen kann man den unterschiedlichsten Klima- und Bodenansprüchen gerecht werden. Wenn die Mauern des kleinen Schneckenturms aus Natursteinen bestehen, schafft man damit außerdem ein wahres Refugium für Kleinstlebewesen. Auch die Zitronenmelisse passt hervorragend in eine Kräuterspirale. Sie fühlt sich in der sogenannten Normalzone im mittleren bis unteren Bereich wohl, mit mäßig nährstoffreichem Substrat.
(Kräuter-)Mischkulturen können positive Effekte auf die Gesundheit und das Wachstum der Pflanzen haben – sofern die Nachbarschaften gut gewählt sind. Zitronenmelisse ist in dieser Hinsicht sehr verträglich und passt mit fast allen anderen Kräutern prima zusammen. Mit Estragon, Schnittlauch und Thymian harmoniert sie besonders gut und fördert sogar das Wachstum ihrer Pflanzpartner.
Der einzige, der weniger gut zu der Zitronenmelisse passt, ist der Basilikum. Das liegt unter anderem auch daran, dass die zahlreichen Ausläufer der Melisse das Wachstum des Basilikums behindern können.
Die Starkwüchsigkeit der Melisse kann außerdem zum Problem werden, wenn Sie neben eher konkurrenzschwachen Pflanzen wächst. Achten Sie darum auf ausreichenden Abstand zu angrenzenden Gewächsen. Denn auch die Zitronenmelisse selbst soll sich natürlich schön entfalten dürfen – größere Gehölzwurzeln könnten ihr Wurzelwachstum behindern.
Doch Melissa officinalis muss sich nicht aufs Kräuterbeet beschränken. Ihre Blüten qualifizieren sie als Pflanze für eine Bienenweide. Schließlich bedeutet ihr griechischer Gattungsname Melissa „Honigbiene“ und im Deutschen wird sie auch „Honigblume“ genannt. Auch mit Rosen oder Blühstauden (zum Beispiel Schwertlilien, Storchschnabel oder Lupinen) darf sie kombiniert werden.
Ein Anbau im Topf ist für Zitronenmelisse problemlos möglich. Dabei erhöht sich lediglich der Pflegeaufwand, denn das Topfsubstrat kann Wasser weniger lange speichern als der tiefgründigere Gartenboden. Daher müssen Sie regelmäßig zur Gießkanne greifen, um die Erde für die Melisse angenehm frisch zu halten. Düngen ist nicht notwendig, allerdings muss die Pflanze – auch wegen ihres schnell expandierenden Wurzelwerks – einmal jährlich in frisches Substrat getopft werden. Wichtig ist, dass das Wasser ungehindert aus dem Topf abfließen kann.
Prinzipiell können Sie das ganze Jahr über immer wieder einzelne Triebe der Zitronenmelisse abschneiden oder obere Blätter zupfen. Wollen Sie größere Mengen ernten, empfiehlt sich aber besonders der Zeitpunkt kurz bevor die Pflanze erste Blüten ansetzt – meist also etwa Ende Mai oder Anfang Juni. Ihr Aroma konnte sie bis dahin nämlich vollends entfalten. Während sie blüht nimmt es jedoch wieder ab, da die meiste Kraft in die Entwicklung der Samen geht. Ernten Sie die Melisse zu einem Zeitpunkt, an dem die Erde gut durchfeuchtet ist. Mit einer scharfen Schere oder einem Messer werden alle Triebe etwa 10 bis 15 Zentimeter über dem Boden abgeschnitten. Die Zitronenmelisse wird auch danach fröhlich weiterwachsen.
Melisse kann frisch verwendet oder eingefroren werden. Bei der Trocknung büßen die Blätter zwar etwas von ihren ätherischen Ölen ein, dennoch eignet sich das Trocknen besonders zur Verarbeitung von größeren Erntemengen.
In der Küche legt die Melisse eher selten einen großen Auftritt auf den Tellern hin. Doch ihr dezentes Zitronen-Aroma und der frische Duft sind genau das Richtige, um Gerichte wie Salate, Fischspeisen oder Suppen exquisit zu verfeinern.
Und es steckt noch mehr in ihr: Ein frisch aufgegossener Melissentee kann Verdauungsprobleme lindern und den Darm beruhigen. Als Hauptbestandteil im Melissengeist soll die Heilpflanze zudem Erleichterung gegen zahlreiche Beschwerden wie Nervosität und Schlafprobleme helfen. Schon dem Alchemisten und Naturphilosophen Paracelsus hat es die Zitronenmelisse angetan – das Kraut erheitere das Herz und „erneuert alle Kräfte des Körpers“.
LUISA ROTH
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