[Foto: AdobeStock_Madeleine Steinbach]

Voraussichtliche Lesedauer:  6 Minuten

Zitronenmelisse: Zarter Zitrusduft liegt in der Luft

Von Luisa Roth und Selina Menke

Die Blätter der Zitronenmelisse (Melissa officinalis) verleiten wie keine anderen dazu, eines von ihnen abzuzupfen, es zwischen den Fingern zu zerreiben und den wohltuenden Duft einzuatmen. Das macht glücklich und scheint augenblicklich die Nerven zu beruhigen. Andere werden bei dem Geruch erst richtig munter: Ab Juni umschwirren geschäftige Insekten und Hummeln die weiß-rosa Blüten. Wie Sie Zitronenmelisse im eigenen Garten anbauen und anschließend ertragreich ernten können, erfahren Sie hier.

Standortbedingungen und Pflege

Die Zitronenmelisse ist zwar sehr wuchsfreudig und unkompliziert, allerdings hat der Standort auch direkten Einfluss auf das Aroma. Da Melissa officinalis (aus der Familie der Lippenblütler) dem östlichen Mittelmeerraum entstammt, zieht sie es vor, sonnig oder absonnig sowie vor Regen geschützt zu stehen. Auch Halbschatten wird vertragen, kann allerdings den zitronigen Duft abschwächen.

Stimmen bei Zitronenmelisse Standort und Boden, wächst sie besonders dankbar. Der Gartenboden sollte dafür humos, frisch und durchlässig sein, sodass keine Staunässe entstehen kann. Der ideale pH-Wert bewegt sich zwischen 6 und 8 – gerne darf der Boden etwas Kalk enthalten.

Zitronenmelisse waechst in einer Gartenecke [Foto: AdobeStock_NikaM]
Zitronenmelisse gedeiht auch im Halbschatten. Dort kann sie allerdings Aroma einbüßen. [Foto: AdobeStock_NikaM]

In langen Trockenperioden sollten Sie Zitronenmelisse moderat gießen, damit der Boden gleichbleibend feucht bleibt. Kleine Mengen an Kompost verbessern zudem den Nährstoffgehalt und die Bodenstruktur, ansonsten ist Düngen aber nicht notwendig.

Rückschnitte fördern Verzweigungen, sodass die Pflanze schön buschig wächst. Mindestens einmal jährlich, im Frühjahr, sollten Sie die gesamte Zitronenmelisse schneiden, und zwar etwa eine Handbreit über dem Boden.

Zitronenmelisse überwintern: Ist ein Winterschutz nötig?

Da Zitronenmelisse winterhart ist, benötigt sie im Freiland keinen zusätzlichen Winterschutz. Eine Außnahme bilden Topfpflanzen: Diese sollten an einem hellen und geschützten Platz überwintert werden. Zwischen Ende März und Anfang April dürfen sie dann wieder nach draußen umziehen.

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Zitronenmelisse pflanzen und vermehren

Jungpflanzen sollten erst nach den Eisheiligen, also Mitte Mai, ins Freiland gesetzt werden. Doch es gibt auch andere Möglichkeiten: Dank ihrer vielen Ausläufer lässt sich eine bereits im Garten etablierte Zitronenmelisse vermehren, indem Sie die Pflanzen teilen.

Zudem lässt Melisse sich über Aussaat und Stecklinge vermehren. Saatgut kann beispielsweise schon ab Februar im Haus vorgezogen werden. Für die Stecklingsvermehrung sollten Sie bis März oder April warten, wenn mehr Sonnenstunden zu erwarten sind.

Zitronenmelisse in der Kräuterspirale

Eine Kräuterspirale bietet die Möglichkeit, ein vielfältiges Sortiment an Kräuterpflanzen auf engstem Raum anzubauen. Dank des spiralförmigen Aufbaus, unterschiedlicher Substrate und der variierenden Höhenlagen kann man den unterschiedlichsten Klima- und Bodenansprüchen gerecht werden. Wenn die Mauern des kleinen Schneckenturms aus Natursteinen bestehen, schafft man damit außerdem ein wahres Refugium für Kleinstlebewesen.

Auch die Zitronenmelisse passt hervorragend in eine Kräuterspirale. Sie fühlt sich in der sogenannten Normalzone im mittleren bis unteren Bereich wohl, mit mäßig nährstoffreichem Substrat.

Die besten Pflanzpartner im Beet

(Kräuter-)Mischkulturen können positive Effekte auf die Gesundheit und das Wachstum der Pflanzen haben – sofern die Nachbarschaften gut gewählt sind. Zitronenmelisse ist in dieser Hinsicht sehr verträglich und passt mit fast allen anderen Kräutern prima zusammen. Mit Estragon, Schnittlauch und Thymian harmoniert sie besonders gut und fördert sogar das Wachstum ihrer Pflanzpartner.

Der Einzige, der weniger gut zu der Zitronenmelisse passt, ist der Basilikum. Das liegt unter anderem auch daran, dass die zahlreichen Ausläufer der Melisse das Wachstum des Basilikums behindern können.

Die Starkwüchsigkeit der Melisse kann außerdem zum Problem werden, wenn Sie neben eher konkurrenzschwachen Pflanzen wächst. Achten Sie darum auf ausreichenden Abstand zu angrenzenden Gewächsen, wenn Sie Zitronenmelisse pflanzen. Denn auch sie selbst soll sich natürlich schön entfalten dürfen – größere Gehölzwurzeln könnten ihr Wurzelwachstum behindern.

Zitronenmelisse in Bluete [Foto: AdobeStock_orestligetka]
Sobald Zitronenmelisse blüht, lockt sie als Bienenweide verschiedene Bestäuberinsekten an. [Foto: AdobeStock_orestligetka]

Doch der Anbau von Melissa officinalis muss sich nicht aufs Kräuterbeet beschränken. Wenn die Zitronenmelisse Blüten zeigt, qualifiziert sie sich als Bienenweide. Schließlich bedeutet ihr griechischer Gattungsname Melissa „Honigbiene“ und im Deutschen wird sie auch „Honigblume“ genannt. Auch mit Rosen oder Blühstauden (zum Beispiel Schwertlilien, Storchschnabel oder Lupinen) darf sie kombiniert werden.

Zitronenmelisse im Topf kultivieren

Auch im Topf lässt sich Zitronenmelisse pflegen. Dabei erhöht sich der Pflegeaufwand lediglich ein wenig, denn das Topfsubstrat kann Wasser weniger lange speichern als der tiefgründigere Gartenboden. Daher müssen Sie regelmäßig zur Gießkanne greifen, um die Erde für die Melisse angenehm frisch zu halten.

Düngen ist nicht notwendig, allerdings muss die Pflanze – auch wegen ihres schnell expandierenden Wurzelwerks – einmal jährlich in frisches Substrat getopft werden. Wichtig ist, dass das Wasser ungehindert aus dem Topf abfließen kann.

Zitronenmelisse ernten und verwenden

Prinzipiell können Sie das ganze Jahr über immer wieder einzelne Triebe der Melisse abschneiden oder obere Blätter zupfen. Möchten Sie größere Mengen Zitronenmelisse ernten, empfiehlt sich aber besonders der Zeitpunkt, kurz bevor die Pflanze erste Blüten ansetzt – meist also etwa Ende Mai oder Anfang Juni.

Ihr Aroma konnte sie bis dahin nämlich vollends entfalten. Während sie blüht, nimmt das Aroma jedoch wieder ab, da die meiste Kraft in die Entwicklung der Samen geht. Ernten Sie die Melisse zu einem Zeitpunkt, an dem die Erde gut durchfeuchtet ist. Mit einer scharfen Schere oder einem Messer werden alle Triebe etwa 10 bis 15 Zentimeter über dem Boden abgeschnitten. Die Zitronenmelisse wird auch danach fröhlich weiterwachsen.

Zitronenmelisse ernten mit Korb [Foto: AdobeStock_Valerii Honcharuk]
Kurz vor der Blüte, lässt sich Zitronenmelisse wunderbar ernten. [Foto: AdobeStock_Valerii Honcharuk]

Zitronenmelisse trocknen oder einfrieren?

Wenn Sie Zitronenmelisse trocknen, können Sie besonders gut größere Erntemengen verarbeiten. Allerdings büßen die Blätter dabei etwas von ihren ätherischen Ölen ein – das ist jedoch bei den meisten Kräutern der Fall und sollte Sie im Zweifelsfall nicht davon abhalten.

Die Blätter des duftenden Krauts lassen sich natürlich auch sehr gut frisch verwenden. Eingefroren behält die Melisse am besten ihr Aroma.

Tipp: Hacken Sie die Blätter fein und füllen Sie sie in praktischer Portionsgröße mit Wasser in Eiswürfelförmchen. Je nach Bedarf können Sie dann Eiswürfel mit feinem Melissenaroma aus dem Gefrierschrank holen.

Was macht man mit Zitronenmelisse?

In der Küche begegnet uns Zitronenmelisse eher selten auf dem Teller. Dabei sind ihr dezentes Zitronen-Aroma und der frische Duft genau das Richtige, um Gerichte wie grüne Smoothies, Salate, Fischspeisen oder Suppen exquisit zu verfeinern.

Und es steckt noch mehr in ihr, denn auch als Heilkraut zeigt Zitronenmelisse Wirkung: Bereiten Sie aus Zitronenmelisse Tee zu, kann dieser Verdauungsprobleme lindern und den Darm beruhigen. Als Hauptbestandteil im Melissengeist soll die Heilpflanze zudem Erleichterung gegen zahlreiche Beschwerden wie Nervosität und Schlafprobleme helfen.

Hier wird aus Zitronenmelisse Tee zubereitet [Foto: AdobeStock_oksana]
Hier wird aus Zitronenmelisse Tee zubereitet. [Foto: AdobeStock_oksana]

Übrigens: Schon dem Alchemisten und Naturphilosophen Paracelsus hat es die Zitronenmelisse angetan – das Kraut erheitere das Herz und „erneuert alle Kräfte des Körpers“.

Sie haben Zitronenmelisse im Garten und würden Sie gerne mit Rosen kombinieren? Dann erfahren Sie hier alles zu den klassischen Schönheiten.

Wir freuen uns auf Sie!

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