[Foto: AdobeStock_Karin Jähne]

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Erdhummel: Pelzige Gemüsebestäuberin

Einstellige Temperaturen im Spätwinter machen der Erdhummel nichts aus. Das Insekt krabbelt als eines der ersten im Jahr aus ihrem Winterversteck und begibt sich auf Pollen- und Nektarsuche. Später gründet die Königin im Boden ein neues Hummelvolk. Im Herbst sammelt die Erdhummel dann die letzten Nektar-Reserven, um sich dann zurückzuziehen.

Erdhummel: Gefährlich ist sie nicht

Die dunkle Erdhummel kommt in Europa im Gegensatz zur stark bedrohten Großen Erdhummel oft vor. Es besteht also eine gute Chance, das Tier im Garten von Zeit zu Zeit zu entdecken. Wie ihr Name schon verrät, lebt die Hummel im Erdreich und baut ihre Nester in alten und verlassenen Mäusehöhlen. Gärtnerinnen und Gärtner, die barfuß durch die Wiese streifen, sollten also vorsichtig auftreten und nach den behaarten, schwarzen Tieren mit den gelben Streifen Ausschau halten.

Erdhummel: Stechen nur selten

Sollte es dabei doch einmal zu einem ungewollten Zusammentreffen von Gärtner und Hummel kommen, müssen Sie sich keine Sorgen machen. Die Tiere greifen nur an, wenn ihr Nest bedroht zu sein scheint. Männchen haben keinen Stachel und der Stich einer weiblichen Erdhummel ist nicht gefährlicher als der einer Biene oder einer Wespe. Größere Schmerzen verursacht er auch nicht, denn die Giftmenge eines Hummelstichs ist geringer als beispielsweise die eines Bienenstichs. Für die Erdhummel bedeutet der Stich zwar großen Stress, sie ist aber laut dem Naturschutz der Stadt Köln aufgrund ihrer gut ausgebildeten Stechmuskulatur in der Lage, den Stachel wieder herauszuziehen und weiterzuleben.

Unterschied zwischen dunkler und heller Erdhummel

Selbst das erfahrene Gärtnerauge wird seine Probleme haben, diese beiden Tierarten auseinanderzuhalten. Die Dunkel Erdhummel (Bombus terrestris) und die Helle Erdhummel (Bombus lucorum) haben beide ein weißes Hinterteil und einen größtenteils schwarzen Körper. Auch die zwei gelben Querstreifen teilen die beiden Arten sich, allerdings sind sie bei der Hellen Erdhummel etwas weniger intensiv gelb. Ihre Lebensweise unterscheidet sich jedoch nicht. Je nach Status im Volk schwankt die Größe der Hummeln zwischen 16 bis 23 Millimetern.

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Das Leben einer Erdhummel

Ist der Winter auf dem Rückzug, gehört die Erdhummel zu den ersten Insekten, die als Vorbotin des Frühlings durch die Luft fliegt. Königinnen, die den Winter geschützt in einem Versteck verbracht haben, machen sich Ende Februar/Anfang März auf die Suche nach Nektar und Pollen. Männliche Erdhummeln haben sie bereits im Herbst begattet, sodass sie als Königinnen nur ein Ziel haben: ein neues Hummelvolk gründen.

Von einer Hummel zu 600 Tieren pro Volk

So viel Nektar und Pollen zu sammeln wie möglich ist für die Hummelkönigin lebenswichtig – zu Beginn, um nach dem zehrenden Winter wieder zu Kräften zu kommen, später, um ihre Nachkommen zu ernähren. Nach dem sie ihre Lebenskräfte aufgefrischt hat, sucht sie nach einer geeigneten Bodenhöhle für ihr zukünftiges Hummelvolk. Besonders gut eignen sich dafür neben den verlassenen Mausehöhlen oder Maulwurfslöchern auch alte Dielenbretter oder Steinmauern.

Die Königin nimmt die Höhle in Beschlag und polstert das Erdhummel-Nest in etwa einem Meter Tiefe mit Haaren, Blättern, Gräsern und Moos aus. Danach ist es Zeit für die sogenannte erste Nestkugel. Sie besteht aus wabenartigen Zellen, in denen die Königin Pollen, Nektar und später auch die neuen Larven platziert. Die Nestkugel enthält also bereits die Nahrung für die in ihnen schlüpfenden Larven. Die Königin verschließt die erste Kugel mit von ihr produziertem Wachs. Damit sich daraus Hummeln entwickeln, braucht es laut der Deutschen Wildtierstiftung die Eigenwärme der Königin. Um genug Kraft für die Wärmeproduktion zu haben, muss die Königin vorab etwa 6.000 Blüten anfliegen. Der ersten Nestkugel folgen viele weitere.

Königin, Arbeiterinnen und Drohnen

Ein Hummelstaat besteht am Ende aus einer Königin, Arbeiterinnen und Drohnen. Die allerersten Larven entwickeln sich aber ausschließlich zu Arbeiterinnen. Die Königin kann über ein bestimmtes Pheromon das Geschlecht der Larven beeinflussen. Sind die Arbeiterinnen geschlüpft, übernehmen sie die Suche nach Nektar und Pollen, sodass die Königin sich ausschließlich der Eiablage widmen kann. Erst später im Jahr und bei guter Versorgungslage entwickeln sich aus den Larven dann junge Königinnen, die im kommenden Jahr ihr eigenes Hummelvolk gründen werden.

Ist das Jahr weiter fortgeschritten und ein gesundes Hummelvolk herangewachsen, kann es bis zu 600 Individuen umfassen. Eine Gefahr stellt neben dem Menschen für die Erdhummel vor allem die Keusche Kuckuckshummel dar. Sie können unbemerkt in ein Nest der Dunklen Erdhummel einfallen, dort ihre Larven legen und diese dann von den Arbeiterinnen der Dunklen Erdhummel ernähren lassen.

Eine Erdhummel auf einer Krokusblüte. [Foto: AdobeStock_JuergenL]
Die Erdhummel ist auf Frühblüher wie den Krokus angewiesen, um sich im Frühjahr zu ernähren. [Foto: AdobeStock_JuergenL]

Erdhummel im Garten: Im Herbst kehrt Ruhe ein

Im Hochsommer bis in den Spätsommer hinein entwickeln sich aus den Larven dann Drohnen, also männliche Erdhummeln. Das läutet das Ende des Hummelvolkes ein. Je näher der Herbst rückt, desto schlechter geht es der Königin, bis sie schließlich stirbt oder der Rest des Volkes sie vertreibt. Die Drohnen haben nun die Aufgabe, die herangezüchteten Jungköniginnen zu begatten. Letztere fressen sich im Erdhummel-Bau nochmals einen Wintervorrat an und fliegen dann aus, um sich ein Winterversteck zu suchen. Der restliche Hummelstaat stirbt mit der Zeit ab.

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Ohne Erdhummeln weniger Obst und Gemüse

Erdhummeln spielen bei der Bestäubung von Obst und Gemüse eine sehr wichtige Rolle. Die Tiere ernähren sich ausschließlich von Nektar und Pollen von sehr unterschiedlichen Blüten wie etwa:

Ohne Erdhummeln im Garten gäbe es von diesen herrlichen und leckeren Obst- und Gemüsesorten deutlich weniger.

Gezüchtete Bestäubungshilfen

Aufgrund vieler klimatischer Veränderungen und der Eingriffe des Menschen in die Natur ist der Rückgang der Insekten allgemein und der der Hummeln mittlerweile zum Problem geworden. Um den großen Bedarf an Lebensmitteln noch decken zu können, nutzen Menschen in Gewächshäusern herangezüchtete Hummelvölker, die in diesem abgeschlossenen Raum die dortigen Gemüsepflanzen bestäuben. Laut dem Naturschutzbund Deutschland entkommen aus diesem geschlossenen System aber häufig einzelne Hummeln, die sich dann mit Wildhummeln paaren. Dieses Phänomen ist auch unter dem Namen Faunenverfälschung bekannt, da es den Artenbestand nachhaltig verändert.

So fühlen sich Erdhummeln im Garten besonders wohl

Wer die Erdhummel im Garten unterstützen möchte, der sollte seinen Garten möglichst naturnah halten. Das bedeutet auch, Pflanzen den Vortritt zu geben, die die Hummeln das ganze Jahr über mit Nektar und Pollen versorgen. Dazu gehören zum Beispiel:

Obstbäume wie etwa Apfel- und Birnenbäume sind ebenfalls beliebte Ziele der Erdhummel. In einem naturnahen Garten fühlen sich auch andere Tiere wie Mäuse und Maulwürfe wohl, sodass die Hummel genügend Höhlen findet, um sich ein entsprechendes Nest zu bauen.

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