[Foto: AdobeStock_Jan van der Wolf]

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Sonnenbraut: Kleine Mini-Sonnen

Von GartenFlora

Sonnenbraut, welch schöner Name für eine Staude! Ihre leuchtenden Blüten sind ein wahrer Blickfang und ihre Flammenfarben lassen niemanden unberührt. Auch Sie werden der leuchtenden Staude im Spätsommerbeet kaum widerstehen. Hier erfahren Sie mehr über die Gattung.

Die Wiesennachbarn der Sonnenbraut

Ihre Liebe zur Sonne trägt die Sonnenbraut nicht nur im deutschen Namen. Der botanische Name Helenium trägt den griechischen Wortstamm Helios, was Sonne bedeutet. Die wärmende Augustsonne trifft auf den blühenden Wiesen auf ihr Spiegelbild. Wie kleine florale Mini-Sonnen sehen die Blüten aus. Zur wildwichsenden Gewöhnlichen Sonnenbraut (Helenium autumnale) gesellen sich Ruten-Hirse (Panicum virgatum) und Goldbart Gras (Sorghastrum nutans). Zusammen bilden sie eine tolle sommerliche Augenweide. Sie können sogar beim genauen Hinsehen erkennen, wie die Sonnenbraut dem windigen Gras Halt verleiht. Umgekehrt umspielen die Gesellen den geraden 70 bis 170 Zentimeter hohen Stiel. Oben thronen die leuchtend gelben Blüten.

Wuchs und Aussehen

Das heiße Temperament der Sonnenbraut zeigt sie in ihren Farben von Gelb über Orange bis Braunrot. Ihre Farbnuancen sind stets warm, aber niemals kreischend grell. Auf diese Weise verträgt sich die Staude farblich mit Rosé oder Blau. Doch die Sonnenbraut verhält sich im Kontakt mit anderen Pflanzen nicht nur farblich kooperativ. Sie wuchert nie und gibt neben dominanten Partnern wie dem Chinaschilf (Miscanthus giganteus) oder Herbstastern (Symphyotrichum) kleinbei.

Im Winter brauchen Sie keine Angst um Ihre Sommerstaude zu haben, denn die Sonnenbraut ist winterhart. Vorausgesetzt, Sie bringen Ihre Sonnenbräute zu Beginn des Jahres in den Boden. Das Frühjahr ist am besten geeignet, denn die Staude hat so genug Zeit, um sich für den Winter zu wappnen.

Distelfalter auf orangefarbenen Sonnenbrautblüten. Foto: AdobeStock_Christian Cramer
Der Distelfalter bedient sich am süßen Nektar der Sonnenbraut-Blüten. [Foto: AdobeStock_Christian Cramer]

Und wie sieht es mit tierischem Besuch aus? Für allerlei Insekten ist die üppige Blütenpracht der Sonnenbraut das reinste Paradies. Schnecken stellen hingegen glücklicherweise kaum ein Problem dar.

Standort und Pflege

Damit Sie lange den Anblick Ihrer Staude genießen können, braucht die Pflanze bestimmte Bedingungen. Volle Sonne versteht sich von selbst (obwohl die dunkel blühenden Sorten leichten Halbschatten akzeptieren). Den Boden halten Sie frisch bis feucht, denn die Sonnenbraut verlangt nahrhaften Untergrund. Es gilt: Je wärmer der Standort, desto feuchter sollte der Boden sein.

Als Flachwurzler lässt sie bei großer Hitze dementsprechend sofort die Köpfe hängen. Lange Durststrecken straft sie dann mit kleinen Blüten und einer insgesamt schwachen Konstitution. Es hilft, wenn Sie sandige Böden mit reichlich Kompost anreichern. Alternativ sorgt Mulchen dafür, die Feuchte länger an den Wurzeln zu halten. Gönnen Sie Ihrer Staude zum Austrieb außerdem eine kräftige Portion schnell wirkenden Dünger.

Tipp: Haben Sie schädliche Bodennematoden? Pflanzen Sie die frischen Stauden Sonnenbraut dort hin. Ihre Wurzelausscheidungen machen den Schädlingen den Garaus. Alternativ hilft gegen die Bodenschädlinge auch die Aufrechte Studentenblume.

Sobald die Sonnenbraut in ihrem ersten Standjahr verblüht ist, verpassen wir ihr einen bodennahen Schnitt. So wird ein kräftiger Wuchs gefördert, denn die Pflanze investiert noch einmal in kräftige Blätter. Ist sie in späteren Jahren gut verwurzelt, lassen Sie ihr die Samenstände. Sie bieten nämlich einen hübschen Schmuck im Winter. Wenn es bezüglich der Standfeste an weniger optimalen Standorten doch mal kippelt, hilft Stützen. Die Triebe (oder einen Teil der Triebe) kürzen Sie zudem um etwa ein Drittel – auf diese Weise wird auch ein kompakter Wuchs gefördert.

Vermehrung

Einem Manko im Alter kann sich die Sonnenbraut nicht entziehen: Nach vier bis fünf Jahren verkahlt sie mehr und mehr. Im Inneren des Horstes sind die Ressourcen verbraucht. Auf der Suche nach neuem Land streben die vitalen Triebe nach außen: Eine Tonsur entsteht. Ab März stechen Sie die vitalsten Teile ab und pflanzen sie neu.

Mehr als 90 Sorten Sonnenbraut

Ein Problem mit der durch und durch hübschen Pflanze bereitet uns Kopfzerbrechen: Innerhalb ihrer eigenen Art bändelt sie gerne an. Es gibt heute, grob geschätzt, um die 90 verschiedenen Sonnenbrautsorten. Wie finden wir also aus dem Pool die richtige Sonnenbraut für uns? Der Arbeitskreis Staudensichtung hat als unabhängiges Gremium eine hilfreiche Vorauswahl erarbeitet. Dafür haben sie die einzelnen Sorten Sonnenbraut jahrelang untersucht.

Ziel ist es, Sortimente an diversen Böden und Klimaten zu prüfen. Da das Sortiment der Sonnenbräute in den letzten Jahren rasant gewachsen ist, wurde Helenium gleich zweimal überprüft (2004 und 2016). Kriterien waren unter anderem Gesundheit der Pflanzen, Standfeste und Blühfreude.

Die einzelnen Bewertungen finden Sie unter www.staudensichtung.de.

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Expertengespräch

Der Vorsitzende des Arbeitskreises Staudensichtung, Prof. Dr. Bernd Hertle, verrät im Gespräch, wie es die betörende Braut es geschafft hat, seine wissenschaftliche Neutralität zu blenden. Die Sonnenbraut hat ihn um den Finger gewickelt.

Herr Hertle, Ihre Sortenbewertungen ergeben sich aus einer Fülle an Kriterien. Welche waren bei Helenium besonders wichtig?

Da es sich hier um eine ausgesprochen hochwüchsige Pflanzengattung handelt, ging die Standfestigkeit ganz entscheidend in die Wertung ein. Dazu aber auch Gesundheit, Vitalität, Winterhärte, Blütenreichtum und Blütenschmuckwirkung.

Aber die ist doch, nun ja, Geschmackssache?

Stimmt, dieses Merkmal lässt sich nur subjektiv beurteilen. Da die einzelnen Sorten aber an sechs bis sieben unterschiedlichen Standorten von unterschiedlichen Menschen bewertet wurden, ergibt sich daraus ein ganz guter, aussagekräftger Querschnitt. Diese unterschiedlichen Standorte liegen zwischen Schleswig-Holstein und den Alpenländern verteilt.

Lässt sich bei mehreren Klimaten überhaupt ein klares Urteil zum Beispiel bezüglich der Gesundheit der Pflanzen fällen?

Wir sind selber immer wieder überrascht, dass die Abweichungen hier gar nicht so groß sind. Natürlich gibt es Spezialisten, die zum Beispiel nur im Weinbauklima gut gedeihen. Die werden als „Lokalsorten“ gekennzeichnet. Die Sorten, die unsere höchste Wertung „ausgezeichnet“ (***) bekamen, haben sich aber wirklich überall bewährt, im kontinentalen wie im maritimen Klima. Mit denen werden Sie nirgends Schiffbruch erleiden.

Sonnenbrautblüten in dunklem Gelb. Foto: AdobeStock_Mira Drozdowski
Die warmen Farben der Sonnenbräute zaubern den Sommer in den Garten. [Foto: AdobeStock_Mira Drozdowski]

Unter diesen ausgezeichneten Sorten sind auch einige ziemlich exotisch anmutende. ‘Fancy Fan‘ oder ‘Loysder Wieck‘ wirken auf den ersten Blick tatsächlich etwas fremdartig. Sie haben ganz stark nach oben gebogene, fast eingerollte Zungenblüten, die ein wenig an Spinnenbeinchen erinnern. Damit wirken sie zurückhaltender als andere Sonnenbräute und entsprechen so dem Trend nach mehr Natürlichkeit. Mit ihnen kommt neuer Schwung ins Sortiment!

Haben Sie noch weitere Entwicklungen beobachtet?

Die Klassiker unter den Sonnenbräuten sind wirklich hohe Sorten, deren Blüten fast auf einer Ebene stehen: Die typischen Hintergrund-Bildner in der Staudenrabatte wie ‘Baudirektor Linne‘ oder ‘Kugelsonne‘ gehören etwa dazu. Heute werden die Gärten aber immer kleiner – im Zuge dessen sind auch kleinere Sonnenbräute mit etwas lockererem Wuchs viel stärker gefragt. Wie die 80 Zentimeter hohe ‘Little Orange‘. Verschiedene Wuchshöhen, Blütenfarben und -zeiträume sind ja wichtig.

Aber knapp 100 Helenium-Sorten! Und immer noch kommen neue hinzu. Ist das wirklich nötig?

Bei einigen Sortimenten, den Funkien etwa, denke ich manchmal schon: Muss man jetzt tatsächlich die dreihundertste Sorte mit weißem Blattrand auf den Markt bringen? Bei den Sonnenbräuten aber sehe ich die Sortenfülle eindeutig positiv, denn seit der ersten Sichtung 2004 ist eine echte Verbesserung erkennbar: Damals konnten wir nur eine einzige Sorte, ‘Rauchtopas‘, mit „ausgezeichnet“ bewerten. 2016 dagegen gab es keinen eindeutigen Sieger mehr. ‘El Dorado‘ hat besonders große Blüten, ‘Sahin’s Early Flowerer‘ blüht über Monate hinweg prächtig … da findet jeder eine Spitzensorte nach seinem Geschmack.

Bei aller wissenschaftlich gebotenen Neutralität: Welche hat Ihren Geschmack am besten getroffen?

Schön sind sie alle. Aber ‘Sahin’s Early Flowerer‘ vereint Auffälligkeit und Ausdauer aufs Allerschönste: Ihre Blüten erreichen einen Durchmesser bis zu 6,5 Zentimeter! Und das ununterbrochen von Juni bis Ende August. So viel Hartnäckigkeit konnte auch ich nicht widerstehen.

Das Gespräch führte Kerstin Ackermann.

Exkurs: Hintergrund der Züchtungsgeschichte

Die Sonnenbraut stammt aus den feuchten Wiesen im östlichen Nordamerika. 1930 begann Pflanzenzüchter Karl Foerster in Bornim die Helenium-Zucht. Viele gelbe Sommerstauden stammen aus dem Nord-Osten Amerikas. Hierzulande dachten die Menschen aber an Steppenpflanzen und setzten sie dementsprechend auf trockene Böden. Und schon nach wenigen heißen Juliwochen verdorrten die Blüten. Der Grund: Die Gattung liebt feuchte Standorte. Karl Foerster stellte an den Pflanzen, die er mitgebracht hat, Makel fest, darunter geringe Standfeste, kleine Blüten, mangelnde Frosthärte, ein zu hoher Wuchs und die raschen Trockenschäden. Er versuchte also, diese in seiner Zucht zu verbessern.

Karl-Foerster-Garten

Untrennbar ist sein Name des bekannten Züchters mit der renommierten Gärtnerei „Karl Foerster“ in Potsdam-Bornim verbunden. Als Züchtungsleiter trat Dr. Konrad Näser nach Foersters Tod im Jahre 1970 in dessen Fußstapfen. Erfahren Sie mehr über den Karl-Foerster-Garten.

Karl Försters Züchtertricks für die Sonnenbraut

Und wie ging er es an? Lassen wir ihn am besten selbst darüber berichten: „Die erwünschten Kreuzungen … werden, wie bei anderen Korbblütlern, durch Einstecken eines starken Stabes inmitten der Pflanze erzielt, an dem eine Flasche hängt. In der Flasche befinden sich Blumen der einzukreuzenden Sorte. Die Bienen fallen glatt darauf herein und hantieren emsig und arglos in erwünschter Weise“. Foerster arbeitete mit der kritischen Auswahl der besten Mutterpflanzen. Von ihnen erntete er Saatgut und dazu kommt die große Zahl der daraus entstehenden Sämlings-Pflanzen.

Irgendwo in den großen Quartieren mit Sämlingen steckt dann der „Züchtungsfortschritt“. Er muss ihn nur finden. Trotzdem brauchte Karl Foerster bei der Sonnenbraut viele Jahre, bis die neuen Sorten seinen hohen Ansprüchen genügten. Erst dann treten die Helenium-Sorten den Weg in die Gärten an. Dazwischen lag eine längere, unfreiwillige Pause. Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit ließen Karl Foerster keine andere Wahl. Ab 1950 konnte er frohlocken: „Ich habe die Sonnenbraut fast 25 Jahre züchterisch umworben, bis sie sich mir endlich ergeben hat. Sie ist tückisch, verspricht oft viel und kommt nachher mit lauter Ausflüchten.“

Die Ergebnisse dieses Umwerbens können sich sehen lassen. Noch 60 Jahre später bevölkern seine Helenium-Sorten die Gärten. Zum Standard des Sortiments gehören seine vier Sorten:

  1. ‘Goldrausch‘
  2. die rotbraune ‘Feuersiegel‘
  3. ‘Kanaria‘ in hellem Zitronengelb
  4. rubinrote ‘Mahagoni‘

Zwei Karl-Foerster-Sorten: ‘Mahagoni‘ …

[Foto: AdobeStock_Annibell82]

[Foto: AdobeStock_Marc]

… und ‘Goldrausch‘, die ihrem Namen alle Ehre macht.

Nachbarpflanzen für die Sonnenbraut

Nachbarn für die Sonnenbraut? In dieser Jahreszeit kein Problem. Sie haben die Auswahl: Sonnenauge (Heliopsis helianthoides var. scabra), Sonnenhut (Rudbeckia), Flammenblumen (Phlox), Monarde (Monarda didyma), Kandelaber-Ehrenpreis, Malven und viele Staudengräser passen hervorragend. Zarte Gräser umschmeicheln sie, signalrote Monarden befeuern ihre Leidenschaft.

Buntes Staudenbeet mit Sonnenbräuten, Dahlien und Phlox. Foto: AdobeStock_Doris Gräf
In dieser Pflanzung werden rote Sonnenbräute mit Dahlien und hohem Phlox ergänzt. [Foto: AdobeStock_Doris Gräf]

Sie können die warme Blütenfarbe der Sonnenbraut stets mit sämtlichen Tönen kombinieren. Das schöne Rotorange passt beispielsweise auch zum Violett von Fetthenne ‚Matrona‘. Blumen-Dost (Origanum laevigatum ‘Herrenhausen‘) ergänzt die Farbnuancen der Sonnenbraut ähnlich attraktiv.

Die Sonnenbraut funktioniert außerdem auch mit Partnern, die etwas andere Ansprüche haben. Kugel-Lauch (Allium sphaerocephalon) und Steppen-Salbei (Salvia nemorosa) beispielsweise bevorzugen es auf Dauer lieber trockener und vor allem nährstoffärmer. Trotzdem leben sie problemlos nebeneinander.

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  • Robuste Rübe: Pastinaken sind nicht nur lecker, sondern auch pflegeleicht
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