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Voraussichtliche Lesedauer:  17 Minuten

Feigenbaum: Frische Feigen ernten?

Luisa Roth
Online-Redakteurin

Seit über 4.000 Jahren wird der Feigenbaum im Mittelmeerraum und im Nahen Osten gezielt angebaut. In der Geschichte vieler Kulturen steht die Feige darüber hinaus symbolisch für Fruchtbarkeit. Das ikonische Feigenblatt wird auch mit der biblischen Geschichte in Verbindung gebracht, als Feigenblätter dazu dienen sollten, Adams und Evas Nacktheit nach dem Sündenfall im Garten Eden zu verbergen – auch in der Bildenden Kunst hat sich dieses Bild durchgesetzt. Der süße, leicht nussige und sehr delikate Geschmack der Feigen lässt in vielen den Wunsch aufkommen, einen eigenen Feigenbaum in den Garten zu pflanzen. Doch ist das in hiesigen Regionen überhaupt möglich? Wir erklären Ihnen, was zu beachten ist.

Steckbrief

Name

Ficus carica

Frucht

birnenförmig, schmackhaft

Lebenszyklus

mehrjährig

Bodenverhältnisse

durchlässig, nährstoffreich

Wuchshöhe

3 bis 10 Meter

Lichtverhältnisse

Sonne

Wuchsbreite

3 bis 4 Meter

Verwendung

Solitär, Kübelpflanze

Wuchsform

Strauch oder Kleinbaum

Winterhärte

frostempfindlich

Giftigkeit

ungiftig

Blatt

groß, tief geschlitzt

Woher stammt Ficus carica?

Der Echte Feigenbaum (Ficus carica) stammt ursprünglich aus Westasien sowie der östlichen Mittelmeerregion. Feigen gehören zur Pflanzenfamilie der Maulbeergewächse (Moraceae). Als eine der ältesten domestizierten Nutzpflanzen überhaupt und dank seines hohen Maßes an Anpassungsfähigkeit hat der Feigenbaum seine Heimat aber seit langer Zeit verlassen und wird heute in vielen unterschiedlichen Klimazonen kultiviert.

Feigenbaum mit reifen Früchten. Foto: AdobeStock_Ed
Feigenbäume überzeugen auch mit ihren optischen Merkmalen. [Foto: AdobeStock_Ed]

Wuchs und Aussehen

Die Feige wächst als sommergrüner Strauch oder Baum, ihre dicken Seitentriebe streckt sie beinahe waagrecht in die Horizontale aus. Die Wuchshöhe ist mitunter abhängig von der jeweiligen Sorte, aber auch von der Witterung und den Temperaturen. In Regionen mit mildem Klima und ausreichend Platz kann Ficus carica zu einem stattlichen Baum von bis zu 10 Metern heranwachsen, wohingegen ein durchschnittlicher Feigenbaum in gemäßigten Klimaten wie in Deutschland eher nur zwischen 3 und 6 Metern erreicht.

Das Obstgehölz bildet eine reich verzweigte Krone, die sich mit den Jahren tendenziell breitbuschig entwickelt. Die Äste von älteren Exemplaren sind oft kurz und knorrig, manchmal auch kunstvoll verdreht. Auf der hellgrauen Borke sind deutlich Lentizellen zu erkennen.

Was sind Lentizellen?

Lentizellen sind kleine, luftdurchlässige Strukturen an der Rinde von Bäumen und Sträuchern. Die winzigen Öffnungen dienen dazu, den Gasaustausch zwischen der inneren Rinde (dem „Phloem“) und der äußeren Atmosphäre zu ermöglichen. Lentizellen sind besonders wichtig, um Sauerstoff in die Zellen der Rinde zu transportieren und Kohlendioxid und andere Gase aus den Zellen abzuleiten.

Feigenbäume bilden extrem lange Wurzeln, die ihnen dazu dienen, Wasser aus tiefsten Erdschichten aufzunehmen. Das macht die Feige auch zu einem besonders trockenresistenten Gehölz.

Blätter, Blüten und Früchte

Die dekorativen Blätter des Feigenbaums sind wechselständig angeordnet und tragen zum Wiedererkennungswert der Pflanzen bei. Sie sind je nach Sorte drei- bis siebenlappig, manche auch mit gesägtem Blattrand. Dank ihrer Größe dienen sie im Sommer Mensch und Tier als Schattenspender.

Die Blüten geben sich nicht leicht zu erkennen, denn genau genommen handelt es sich bei den „Früchten“ der Feige um ein blütentragendes Organ, im Fachjargon Syconium genannt. In der rundlichen Wölbung dieses Syconiums befinden sich unzählige kleine Einzelblüten. Bei jedem der typischen Feigennüsschen, die beim Öffnen einer reifen Feige zum Vorschein kommen, handelt es sich um eine eigene Steinfrucht, entstanden aus den im Inneren verborgenen kleinen Blüten.

Die Wildformen der Feige sind zweihäusig getrenntgeschlechtig, es gibt also männliche und weibliche Pflanzen. Nur die Früchte der weiblichen Pflanzen sind die uns bekannten Feigen, mit ihrem süßen Geschmack. Die Früchte der männlichen Pflanzen nennt man hingegen „Bocksfeigen“. Sie heißen so, weil sich ausschließlich Ziegen an ihnen erfreuen.

Feigen sind gesund!

Frische Feigen sind reich an Ballaststoffen, Vitaminen (Vitamin K, B-Vitamine), Mineralien (besonders Kalzium, Phosphor, Eisen) und Antioxidantien.

Typisch ist die rot-violette Farbe.

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Es gibt auch Sorten mit gelber Fruchtschale.

Standort und Boden

Wo steht ein Feigenbaum am besten? Sicher ist, dass Feigen es warm mögen! Wenn Sie das Auspflanzen wagen möchten, wählen Sie also am besten einen möglichst sonnigen und geschützten Platz in Ihrem Garten aus. Ideal ist die Nähe einer Hauswand in Südlage.

Der Boden sollte nährstoffreich, vor allem aber durchlässig sein. Schwere Böden werden nicht nur schlecht vertragen, sondern mindern auch die Frosttoleranz. Leicht sauer darf es gerne sein.

Pflanzen und pflegen

Eine Pflanzung noch vor den Eisheiligen ist tabu, denn die Feige ist in der ersten Zeit besonders kälteempfindlich. Trotzdem sollte man einen Feigenbaum im Frühjahr pflanzen, denn nur so bleibt ihm genügend Zeit, bis zum Winter ausreichend zu verwurzeln. Heben Sie das Pflanzlich großzügig aus und setzen Sie das Gehölz nicht zu tief ein. Je nach Bodenqualität ist es sinnvoll, lockere Pflanzende oder Kompost bei der Pflanzung hinzuzugeben. Am Ende einmal gründlich angießen.

Zum Düngen eines Feigenbaums im Kübel, greifen Sie am besten auf ein flüssiges Mittel zurück. Das erleichtert die Ausbringung, da man den Flüssigdünger einfach während der Vegetationsperiode mit dem Gießwasser ausbringt. Freilandpflanzen sind deutlich unkomplizierter, sie benötigen in der Regel keine zusätzliche Düngung. Um dennoch ab und an für Nährstoffnachschub zu sorgen, bringen Sie am besten den Sommer über eine Mulchschicht auf der Wurzelscheibe aus.

Ausgiebiges Wässern ist bei der Kübelkultur nötig, denn hier ist der Wurzelraum begrenzt, während über die großen Blätter viel Feuchtigkeit verdunstet. Im Freiland wird das Gießen nur während längeren Trockenperioden notwendig.

Schnitt am Feigenbaum

Da Feigenbäume zu den starkwüchsigen Gehölzen zählen, ist ein regelmäßiger Schnitt wichtig. Für eine reiche Ernte müssen genügend Licht und Luft in das Kroneninnere dringen können. Sie sollten darum einmal jährlich, im Frühjahr, einen Auslichtungsschnitt vornehmen. Achten Sie auf einen harmonischen, gleichmäßigen Kronenaufbau. Auch der Jahreszuwachs wird Jahr für Jahr etwas zurückgenommen, um den Feigenbaum in Form zu halten. Totholz und Frostschäden entfernen Sie ebenfalls gründlich.

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Ein Feigenbaum im Garten

In Deutschlands Gärten trifft man nicht gerade häufig auf Feigenbäume. Am ehesten begegnet man einer Feige, die nicht im Kübel, sondern im Gartenboden wächst, wohl in milden Weinbaugebieten. Ist es also überhaupt möglich, Feigen im Garten auszupflanzen? Das kommt immer auf die Region an. In Gegenden mit sehr strengen Wintern ist es tatsächlich eher nicht zu empfehlen. Hier ist die Kübelkultur die bessere Wahl. Wer es wagen möchte, sollte in jedem Fall einen geschützten Standort wählen und im Zweifel immer mit einem Winterschutz nachhelfen, ganz besonders in den ersten Jahren. Eine Beratung im Fachhandel ist in jedem Fall sinnvoll.

Parthenokarpe Feigensorten

Wildformen der Echten Feige sind für ihre Bestäubung auf ein ganz bestimmtes Insekt angewiesen: die Feigenwespe. Da diese Wespenart hierzulande jedoch nicht vorkommt, muss auf bestimmte Sorten zurückgegriffen werden. Damit die Feige auch ohne Bestäuberin Früchte bilden kann, muss es sich um eine sogenannte parthenokarpe Feige, also selbstfruchtende Sorte handeln.

Feigenbaum im Kübel

Die Kultur eines Feigenbaums im Topf bietet sich für Regionen mit strengeren Wintern an. Wichtig ist ein ausreichend großer Kübel, der den Wurzeln genügend Platz bietet. Wenn Sie unsicher sind, sollte die Devise lauten: lieber etwas zu groß als zu klein. Wählen Sie zum Eintopfen eine hochwertige Kübelpflanzenerde, die gut durchlässig ist. Spezielle Substrate für mediterrane Pflanzen eignen sich ebenfalls. Nicht vergessen: Der Topf muss unbedingt ein Abzugsloch besitzen!

Ist die Feige winterhart?

Feigenbäume sind frostempfindlich. Zur Überwinterung im Kübel räumt man diesen rechtzeitig vor den ersten Frösten in ein Winterquartier. Ein unbeheizter Wintergarten oder Kellerraum eignet sich hier. Die Temperaturen sollten etwa zwischen 0 und 10 Grad Celsius liegen. Wer keinen Raum zur Verfügung hat, schiebt den Topf im Winter dicht an eine Hauswand und polstert den Topf von außen mit kältedämmendem Material – zum Beispiel Wintervlies oder Styropor. Auch die Krone sollten Sie mit einem Vlies abdecken.

Wieviel Frost ein im Garten gepflanzter Feigenbaum verträgt, ist abhängig von der Sorte und dem Standort. Aber auch das Alter der Bäume spielt eine Rolle. Für ausgepflanzte Exemplare ist ein Winterschutz in den ersten Jahren eigentlich unerlässlich. Eine Mulchschicht aus Kompost oder Laub dient als Frostbarriere für den empfindlichen Wurzelbereich, oberirdisch kann auch hier ein licht- und luftdurchlässiges Gartenvlies schützen.

Tipp: Als besonders winterhart gelten die Sorten ‘Perretta‘ und ‘Brown Turkey‘. Sie sollen Minustemperaturen von bis zu 15 Grad Celsius standhalten können.

Eigene Feigen ernten

In der Theorie können Feigenbäume bis zu dreimal im Jahr fruchten, da die zu unterschiedlichen Zeiten gebildeten Knospen auch erst nach und nach und mit zeitlichem Abstand ausreifen. Manche Sorten werden auch speziell als „zweimal-tragend“ ausgewiesen.

Feigenbaum: Ein Teller mit reifen Feigen. Im Vordergrund zwei aufgeschnittene Hälften. Foto: AdobeStock_jd-photodesign
Frische Feigen schmecken herrlich süß und sind angenehm saftig. [Foto: AdobeStock_jd-photodesign]

Wenn Sie Ihren Feigenbaum frisch in den Garten gepflanzt haben, ist in den meisten Fällen noch etwas Geduld gefragt. Es kann ein bis drei Jahre dauern, bis er endlich erste Früchte trägt. Die Reifezeit ist sortenabhängig. Während manche schon ab August erntereif sind, dauert es bei anderen noch bis zum September oder Oktober.

Sind die Feigen reif? So wird es getestet!

Ein vorsichtiger Fingerdruck auf die Schale der Feige gibt Aufschluss über den Reifegrad. Sie sollte leicht nachgeben und mit vermehrtem Druck leichte Längsrisse bilden. Ernten Sie ausschließlich reife Früchte, denn anders als andere Obstsorten reifen gepflückte Feigen nicht mehr nach.

Krankheiten und Schädlinge

Wächst die Feige an einem für sie geeigneten Standort, ist sie robust gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Schädlingsbefall tritt oft dann auf, wenn Kübelpflanzen zu spät ausgewintert werden. Auch Staunässe wirkt sich negativ auf die Pflanzengesundheit aus. Spinnmilben, Blattläuse und Rußpilze sind typische Schadorganismen, die auch am Feigenbaum vorkommen können.

Feigenbaum mit unreifen Früchten. Foto: AdobeStock_Heiko Küverling
Ein Feigenbaum taucht ihren Garten in mediterranes Flair – ob im Kübel oder ausgepflanzt. [Foto: AdobeStock_Heiko Küverling]

Verwendung und Gestaltungstipps

Ein Feigenbaum steht am besten in Solitärstellung, um seine volle ästhetische Wirkung entfalten zu können. Feigen eignen sich hervorragend als optisches Herzstück, beispielsweise in einem dekorativen Topf inmitten eines Innenhofs. Pfade rund um ein ausgepflanztes Gehölz sorgen für Zugänglichkeit, eine dezente Beleuchtung beschert an lauen Sommerabenden eine romantische Atmosphäre. Auch ein Sitzbereich in der Nähe ist denkbar! Sobald der Feigenbaum groß genug ist, lässt sich darunter ein entspanntes und schattiges Plätzchen schaffen. Niedrig wachsende Stauden oder Bodendecker als Unterpflanzung können als hübsche Ergänzung dienen.

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