Was für ein Traum! Während es draußen regnet und ein kalter Wind pfeift, sitzen Sie gemütlich im warmen Wintergarten zwischen kleinen Bäumen voller Mandarinen, Zitronen, Granatäpfeln oder Mangos. Doch die Realität sieht meist anders aus. Denn nicht alle Pflanzen eignen sich für jeden Wintergarten. Und auch ein Kaltwintergarten hat seinen Reiz. Ausschlaggebend sind die klimatischen Bedingungen im Wintergarten, ganz besonders in den Wintermonaten.
Ein Wintergarten symbolisiert den Traum vom Süden und macht gleichzeitig Gärtnern rund ums Jahr möglich. Aber welche Pflanzen funktionieren gut und wo gibt es eher Probleme?
Dr. Markus Phlippen ist promovierter Biologe und Buchautor. Seit Jahrzehnten ist er als TV-Gartenexperte im WDR bekannt. Er ist der wissenschaftliche Leiter von Gardify, einer Garten-App für Hobby- und Profigärtner, die unter anderem einen To-do-Kalender bereithält, Pflanzen scannt und bestimmt, das Garten-Wetter präsentiert und in der Kategorie „Pflanzen-Doc“ Nutzer-Fragen zu Pflege, Krankheiten und Schädlingsbefall beantwortet.
Der süße Duft des Jasmins kitzelt die Nase, über Ihnen blüht üppig eine Bougainville. Palmen, Farne und Zyperngras sorgen für echtes Dschungelgefühl… Wer ein bestimmtes Bild von der Flora in seinem Wintergarten hat, muss sich zwangsläufig mit den klimatischen Bedingungen in seinem Glasanbau auseinandersetzen. So schwer ist das aber nicht. Wir unterstützen Sie dabei.
Man unterscheidet drei Klimatypen: kalte, temperierte und warme Wintergärten.
Im kalten Wintergarten wird in der Regel nicht geheizt. Meist ist hier Einfach- oder Doppelglas verbaut. In den Wintermonaten wird es dann mit – 5 bis 5 Grad Celsius recht kalt. Je nach Außentemperatur sind kurzzeitig auch zweistellige Minusgrade möglich. Die Maximaltemperatur im Sommer hingegen liegt zwischen 40 und 50 Grad Celsius.
Im temperierten Wintergarten heizt man im Winter, auch Schattierungen und Wärmeschutzglas werden gerne eingesetzt. In den Wintermonaten sind Temperaturen zwischen 5 und 15 Grad Celsius, im Sommer maximal 30 bis 40 Grad empfehlenswert.
In warmen Wintergärten dagegen herrscht ganzjährig ein einheitliches Klima. Die Temperatur sinkt nie unter 15 Grad Celsius. Die maximale Temperatur liegt zwischen 30 und 35 Grad. Dafür sorgt hochisolierendes Glas oder Sonnenschutzglas.
Wer die mediterrane Pflanzenwelt liebt, ist mit dem Kaltwintergarten bestens beraten. Oliven, Feigen, Granatapfel, Lorbeer, Myrte und Co. sind an trockene, heiße Sommer sowie niederschlagsreiche und frostarme Winter angepasst. Sie kommen mit Minusgraden klar, solange diese nicht von Dauer sind. In den kalten Wintermonaten legen sie eine Ruhepause ein und sammeln ihre Kräfte, um dann wieder Blüten und Früchte hervorzubringen.
Die ursprünglich aus Ostasien stammenden Zitruspflanzen mögen diese jahreszeitlichen Temperaturextreme ebenfalls. Auch in Australien und Neuseeland gibt es Regionen mit „Mittelmeerklima“. Hier gedeihen beispielsweise Erdbeerbaum, Akazie oder Wollmispel. Allerdings sind die Australier und Neuseeländer oft lichthungriger und weniger frosthart als die Mittelmeerpflanzen.
Der Kaltwintergarten ist besonders Einsteigern zu empfehlen. Im Winterhalbjahr treten kaum Schädlinge auf, viele erfrieren sogar. Wegen der winterlichen Ruhepause hält sich der Pflegeaufwand in Grenzen. Die Pflanzen benötigen kaum Wasser, die Düngung wird ab Ende August eingestellt und erst wieder im März aufgenommen.
Im Gegensatz zum Kaltwintergarten ist die Pflanzenauswahl im temperierten Wintergarten die größte. Bei Wintertemperaturen zwischen 5 und 15 Grad fühlen sich besonders Pflanzen aus Südamerika wohl, beispielsweise die Gewürzrinde und die Sesbanie. In ihrer Heimat müssen die Pflanzen nach der Regenzeit mit der Trockenzeit zurechtkommen. Viele werfen dann ihr Laub ab. Diese Pflanzen bewältigen auch bei uns den Wechsel der Jahreszeiten gut, der hier durch Lichtmangel und Kälte ausgelöst wird. Machen Sie sich also keine Sorgen, wenn die Blätter fallen.
Für den temperierten Wintergarten eignen sich des Weiteren Arten aus Südafrika, wie Paradiesvogelblumen und viele Proteengewächse. Auch Pflanzen aus dem kalten Wintergarten gedeihen hier, aber nur solche Arten, die nicht zwangsläufig in die Winterruhe gehen müssen und die zudem die etwas schlechteren Lichtverhältnisse ertragen. Dazu kommen Pflanzen aus dem warmen Wintergarten, zum Beispiel subtropische Arten, die sich statt mit dauerhafter Tropenwärme auch mit Temperaturen um die 10 Grad arrangieren können.
Hier gibt es keine Jahreszeiten. In den Tropen ist es dauerwarm. Während manche Pflanzen blühen, fruchten andere oder werfen ihre Blätter ab. Tropische Pflanzen sind die Idealbesetzung für den warmen Wintergarten. Da die Blüten statt von Insekten, von Vögeln, Fledermäusen und sogar Säugetieren bestäubt werden, sind sie meist außergewöhnlich groß und stabil. Außerdem zeigen viele eine auffällige Färbung, denn sie müssen im Dickicht des Dschungels auffallen.
Ausgesprochen prächtig sind die Helikonien, deren lange Blütenstände auch in der Vase wochenlang halten. Tropische Frucht- und Nutzpflanzen lassen sich auch in der Dauerwärme kultivieren. Wie wäre es mit Mango, Papaya, Rahmapfel oder Echtem Kaffee?
Natürlich dürfen Blattschmuckpflanzen nicht fehlen. Doch Vorsicht, manche sind ausgesprochen wüchsig, zum Beispiel das Elefantenohr und die Bananen. Solch ein Dschungelparadies ist allerdings recht anspruchsvoll. Im dauerwarmen Klima können sich das ganze Jahr über Schädlinge ansiedeln und die Pflanzen befallen. Die regelmäßige Kontrolle der Luftfeuchte ist wichtig. Sie sollte möglichst über 40 Prozent liegen. Ein Zimmerbrunnen oder tägliches Besprühen der Blätter hilft.
Wie Sie sehen, kommt es stets auf die klimatischen Bedingungen in einem Wintergarten an. Wer die Möglichkeit hat, sich im Voraus damit zu beschäftigen, ist also gut beraten, sich nach seiner persönlichen Vorliebe zu richten. Auf diese Weise wird es auch was mit dem hausgemachten Pflanzenparadies – vielleicht sogar mit dem Dschungelgefühl.
Sie suchen nach expliziten Pflanzentipps? Dann schauen Sie doch in unserem Artikel „Pflanzen für den Wintergarten“ vorbei.
Wir freuen uns auf Sie!
Das sind die Top-Themen: