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Die richtige Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus

Von GartenFlora

In den meisten Treibhäusern ist ein Thermometer zu finden, aber der Wassergehalt der Luft wird nicht immer ausreichend beachtet. Dabei ist die Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus das Zünglein an der Waage, wenn es um den Pflanzerfolg geht.

Werden die optimalen Werte bei den Kulturen nicht erreicht, gerät das Wachstum ins Stocken, oder es treten sogar Krankheiten auf. Wir erklären Ihnen, worauf es im Gewächshaus ankommt und stellen die unterschiedlichen Ansprüche der Pflanzen vor.

Für eine optimale Luftfeuchtigkeit: Gezieltes Lüften und Gießen

Wer ganz genau wissen möchte, wie feucht die Luft im Gewächshaus ist, installiert ein Hygrometer. Kleine elektronische Wetterstationen mit Außenfühler lassen sich zu diesem Zweck gut nutzen.

Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus messen
Temperatur und Luftfeuchtigkeit sollten immer zusammen gemessen werden
Foto: iStock_IKvyatkovskaya

Zwei grundlegende Prinzipien sollten Sie der Regulierung der Luftfeuchtigkeit kennen:

  1. Gewächshaus im Sommer: Überhitzung droht
    Warme Luft nimmt viel Feuchtigkeit auf. Bei einer hohen Luftfeuchtigkeit verdunstet weniger Wasser. Ab 28 Grad Celsius Innentemperatur wird es kritisch. Eine starke Sommerhitze erzeugt einen schnellen Luftstrom, der die Verdunstung beschleunigt. Die Pflanzenwurzeln haben dann Mühe, das benötigte Wasser aus dem Boden nachzuliefern. Um Abhilfe zu schaffen, verschließen die Blätter ihre Spaltöffnungen an der Oberfläche. So versuchen sie zu verhindern, dass mehr Wasser abgegeben wird als die Pflanze aufnehmen kann. Dies führt aber auch dazu, dass die Fotosynthese zum Erliegen kommt, weil das Kohlendioxid aus der Luft ebenfalls über die Blattporen aufgenommen wird. Das Wachstum der Pflanzen stoppt.
    Geeignete Maßnahmen: In diesem Fall sollte man natürlich reichlich wässern und die Luftfeuchtigkeit erhöhen. Feuchtet man den Boden an, wird eine zusätzliche Kühlung bewirkt. Die Luftzufuhr und somit auch die Temperatur können über Lüftungsklappen geregelt werden. Lüften Sie mindestens einmal am Tag. Auch eine Schattierung senkt die Überhitzungsgefahr.
  2. Gewächshaus in der kälteren Jahreszeit: Schimmelgefahr
    Wenn die Vegetationszeit vorbei ist, müssen Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Gleichgewicht bleiben. Denn in einer feuchten und kühlen Atmosphäre können verstärkt Pilzerkrankungen auftreten. Es besteht die Gefahr, dass die Stängel und Speicherorgane befallen werden.
    Geeignete Maßnahmen: Eine trockenere Luft kann man durch eine reduzierte Bewässerung erreichen. Weiterhin sollte wenig gelüftet werden (und nur an frostfreien Tagen). Denn beim Lüften dringt kalte Außenluft in das Gewächshaus ein, die die Luftfeuchtigkeit kurzfristig senkt. Beim Abkühlen der Luft kondensiert Wasser an den kalten Wänden und der Decke, was für ein feuchtes, ungesundes Milieu sorgt. Eine Gewächshausheizung sorgt dafür, dass die Temperaturschwankungen nicht zu groß ausfallen. Der Einsatz eines technischen Geräts, das für einen gleichmäßigen Luftaustausch sorgt, ist oft sinnvoll.

Pflanzen, die eine hohe Luftfeuchtigkeit mögen

Gurken, exotische fruchttragende Pflanzen wie Ananas, Banane oder Guave oder tropische Orchideen schätzen eine Luftfeuchtigkeit von etwa 80 Prozent und gedeihen gerne bei höheren Temperaturen.

Wie Sie die Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus erhöhen

Lassen Sie die Temperatur im Gewächshaus nicht zu weit absinken, 25 Grad Celsius sind ideal. Auch in der Nacht sollte das Thermometer nicht unter 20 Grad Celsius fallen. Es sollte also wenig gelüftet werden.

Gießen Sie reichlich und benetzen Sie dabei auch Wandflächen, Wege sowie die gesamte Beetoberfläche, zum Beispiel mit der Brause der Gießkanne oder dem Sprühaufsatz des Wasserschlauchs. Ein Teil des Wasser verdunstet und erhöht so die Luftfeuchtigkeit.

Gurken oder Melonen nehmen es auch nicht krumm, wenn Sie dabei ihre Blätter benetzen. Sie können das Laub auch mit einer Sprühflasche einnebeln. Allerdings sollten Sie unbedingt in den Morgenstunden wässern und sprühen, damit Ihre Pflanzen trocken in die Nacht gehen.
Achtung: Auch die Temperatur des Gießwassers spielt eine Rolle. Wer Gurken mit sehr kaltem Wasser gießt, kann damit die Gurkenwelke auslösen, denn die Pflanzen nehmen bei niedrigen Bodentemperaturen nur sehr wenig Wasser auf.

Die Faustregel: Tropische Gewächse brauchen mindestens 70 Prozent relative Luftfeuchte und tagsüber etwa 25 Grad Celsius. Wärme und Feuchtigkeit dürfen sich aber in keinem Fall stauen, sonst droht Schimmel.

Gurken im Gewächshaus
Gurken im Gewächshaus – Foto: iStock_Sushaaa

Pflanzen, die eine mittlere Luftfeuchtigkeit bevorzugen

Bei circa 60 bis 70 Prozent relativer Luftfeuchte gedeihen die meisten Pflanzen. Tomaten, Auberginen, Paprika sowie die meisten Zimmer- und Kübelpflanzen wie Oleander, Wandelröschen, Hibiskus, Weihnachtskakteen und Kaffee.

So halten Sie die Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus auf mittleren Werten

Gießen Sie gezielt und sparsam, mulchen Sie die Beete oder hacken Sie häufig. Beim Gießen sollten Sie es vermeiden, die Pflanzen oder Wege zu benetzen – es sei denn, der Feuchtigkeitswert sinkt unter 40 Prozent. Steigt die Luftfeuchte stark an, wird gelüftet. Öffnen Sie dann auch die Gewächshaustür. Ein spezieller Gewächshausventilator unterstützt den Luftaustausch.

Die Faustregel: Subtropische und mediterrane Pflanzen gedeihen am besten bei mittleren Feuchtigkeitswerten.

Auberginen unter Glas
Auberginen unter Glas – Foto: iStock_IKvyatkovskaya

Pflanzen, die bei geringer Luftfeuchtigkeit gut gedeihen

Die meisten Kakteen und andere Sukkulenten wie Sedum, Sempervivum, Crassula und viele kakteenähnliche Wolfsmilchgewächse entwickeln sich bei Werten um 50 Prozent optimal. Wenn die Feuchtigkeit im Gewächshaus unter 40 Prozent fällt, kann auch bei Kakteen das Wachstum stocken. In den Morgenstunden darf die Luftfeuchte ruhig ansteigen. Die Pflanzen nehmen den Wasserdampf durch ihre Blattöffnungen auf.

Wie Sie die Luftfeuchtigkeit niedrig halten

Gießen Sie sehr sparsam und gezielt in die einzelnen Pflanzgefäße, benetzen Sie dabei keine Pflanzen. Verwenden Sie ein durchlässiges Substrat, das wenig Wasser speichert. Sorgen Sie zudem für eine Temperaturabsenkung. Da Kakteen und viele Sukkulenten den nächtlichen Abfall der Temperatur gut vertragen, kann die Gewächshauslüftung von Juni bis September Tag und Nacht geöffnet bleiben.

Beim Gebrauch eines Schattiernetzes wird Feuchtigkeit abgeführt und kondensiert am Gewächshausdach. Natürlich können auch ein Deckenventilator oder ein Entfeuchter zum Einsatz kommen, allerdings sind diese durch ihren Energieverbrauch recht kostenintensiv.

Tipp: Kakteen fühlen sich auch in einem Frühbeetkasten wohl. Die über Sommer auf Kipp stehenden Fenster nur bei Dauerregen schließen.

Kakteen im Gewächshaus
Kakteen im Gewächshaus – Foto: iStock_coffeekai

Gurken und Tomaten zusammen in einem Gewächshaus?

Das ist nicht optimal, aber möglich. Teilen Sie den tropischen Bereich vom subtropischen mittels einer Trennwand, oder halten Sie die Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus bei 75 Prozent. Gerade noch passend für Gurken, aber noch nicht zu feucht für Tomaten.

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