[Foto: AdobeStock_orestligetka]

Voraussichtliche Lesedauer:  5 Minuten

Echter Beinwell: Robuste Wildpflanze

Luisa Roth
Online-Redakteurin

Echter Beinwell ist nicht nur eine traditionelle Heilpflanze, sondern kann auch heutzutage noch vielseitig im Garten eingesetzt werden. Welche Besonderheiten die Wildstaude mit sich bringt, wo sich ein passender Standort findet und wie man den Beinwell pflanzt und pflegt, lesen Sie hier.

Steckbrief

Name

Symphytum officinale

Frucht

Klausenfrüchte

Lebenszyklus

mehrjährig

Bodenverhältnisse

tiefgründig, lehmig, nährstoffreich

Wuchshöhe

50 bis 100 Zentimeter

Lichtverhältnisse

Sonne bis Halbschatten

Wuchsbreite

30 bis 50 Zentimeter

Wuchsform

Staude

Winterhärte

winterhart

Blüte

Blütentrauben

Giftigkeit

giftig

Blatt

lanzettlich

Wo wächst Echter Beinwell?

Der Echte Beinwell (Symphytum officinale), auch Gemeiner Beinwell, Arznei-Beinwell, Komfrei, Schmerzwurz oder Milchwurz genannt, gehört zur Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae). Die Art ist in ganz Europa und weiten Teilen Asiens verbreitet. Beinwellpflanzen finden sich vor allem an Wiesenrändern oder Bachläufen – überall dort, wo der Boden feucht und nährstoffreich ist. Außerdem ist der Beinwell eine Zeigerpflanze für stickstoffhaltige Böden.

Wuchs und Aussehen

Beinwellpflanzen machen einen robusten Eindruck. Das liegt unter anderem an der Größe: Beim Echten Beinwell handelt es sich um eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 50 und 100 Zentimetern erreichen kann. Beinwell bildet außerdem dichte Horste und er kann sich mit der Zeit stark ausbreiten. Auffällig sind auch die kräftigen, kantigen Stängel, die mit vielen Härchen besetzt sind.

Blätter, Blüten und Früchte

Ebenfalls beidseitig mit borstigen Haaren besetzt sind die langen lanzettlichen Blätter des Beinwells. Ein einzelnes Blatt im unteren Teil der Pflanze kann bis zu 60 Zentimeter lang werden. Die weiter oben sitzenden Blätter bleiben etwas kleiner.

Dichte Horste des Echten Beinwells mit lanzettlichen schmalen Blättern in der Nahaufnahme.
Die Blattadern treten auf dem Laub deutlich hervor. [Foto: AdobeStock_kikisora]

Etwa von Mai/Juni bis September/Oktober zeigen sich die hübschen glockenförmigen Blüten des Beinwells, deren Farbe zwischen Weiß, Violett und Rosa variiert. Die Blüten sind sowohl männlich als auch weiblich zugleich („homogam“ wird das in der Botanik genannt).

Violettfarbene Blüte des Echten Beinwells in der Nahaufnahme.
Die Blütenstände sind meist leicht nach unten geneigt. [Foto: AdobeStock_Oleh Marchak]

Insektenbesuch lässt der Beinwell dort aber nur teilweise zu. Das liegt an einer morphologischen Besonderheit der Blüten. Kleine Schuppen im Blüteninneren führen dazu, dass der Zugang zum Nektar teilweise versperrt wird. Nur Insekten mit einer bestimmten Rüssellänge kommen an ihn heran – zum Beispiel Hummeln. Nach der erfolgreichen Bestäubung entwickeln sich schließlich kleine, nussähnliche Klausenfrüchte.

Standort und Boden

Der Beinwell bevorzugt sonnige Standorte, gedeiht aber auch im Halbschatten. In feuchten, tiefgründigen Böden mit hohem Nährstoffgehalt fühlt sich die Staude am wohlsten. Sogar Staunässe wird vorübergehend toleriert, Trockenheit dagegen aber schlecht vertragen. Ideal sind humose Lehmböden, die ausreichend Wasser speichern können.

Vorgärten dienen oft nur praktischen Zwecken. Wir möchten das ändern und zeigen im GartenFlora SPEZIAL, wie abwechslungsreiche Gestaltung gelingt.

Erfahren Sie von ambitionierten Hobbygärtnern und renommierten Planern, wie sie schwierige Gegebenheiten in ästhetische und funktionale Vorgärten verwandelt haben. Lassen Sie sich inspirieren und machen Sie Ihren Vorgarten zu einem grünen Paradies!

Pflanzung und Vermehrung

Sie können Beinwell entweder als Saatgut oder als Jungpflanze erwerben. Sie können die Samen im Haus ab März vorziehen und die gekeimten Jungpflanzen dann im Mai, am besten erst nach den Eisheiligen, draußen auspflanzen. Aufgrund des hohen Ausbreitungsdrangs des Beinwells sollte man einen Pflanzabstand von etwa 40 bis 50 Zentimetern einhalten. Dasselbe gilt auch für gekaufte Jungpflanzen.

Auch die Rhizomausläufer, die der Echte Beinwell bildet, lassen sich zur Vermehrung nutzen. Sie lassen sich ganz einfach abtrennen und anschließend neu verpflanzen.

Echter Beinwell: Die richtige Pflege

In Trockenperioden sollten Sie den Echten Beinwell regelmäßig gießen. Abgesehen davon ist er aber durchaus pflegeleicht. Eine Mulchschicht kann hier zusätzlich helfen, die Feuchtigkeit im Boden zu halten und gleichzeitig Unkrautwuchs zu unterdrücken. Um die Pflanzen kompakt zu halten oder auch die Selbstaussaat zu verhindern, empfiehlt sich außerdem ein Rückschnitt nach der Blüte. Schneiden Sie dazu die Stängel eine Handbreit über dem Boden ab. Somit ist auch ein kräftiger Neuaustrieb garantiert. Ein Rückschnitt im Herbst bis Spätherbst ist ebenfalls empfehlenswert.

Muss Echter Beinwell gedüngt werden?

Eine gelegentliche Düngung mit Kompost oder einem anderen organischen Düngemittel ist zwar zu empfehlen, öfter als zweimal im Jahr muss das aber nicht sein. Das Düngen hängt in erster Linie auch von der Qualität des Gartenbodens ab. Besonder bei kargen, sandigen Böden lohnt sich die Beigabe.

Blühender Echter Beinwell in einem lichten, naturnahen Garten oder Waldrandbereich. Die Pflanzen tragen zahlreiche violette Blüten, umgeben von dichtem, grünem Blattwerk. Sonnenlicht scheint durch das Blätterdach im Hintergrund.
Im lichten Schatten unter Gehölzen macht sich der schlanke Beinwell ebenfalls gut. [Foto: AdobeStock_Madelaine]

Krankheiten und Schädlinge

Der robuste Eindruck des Echten Beinwells täuscht nicht. Die Wildpflanze ist im Allgemeinen wenig anfällig für Krankheiten oder Schädlinge. Denn dank den Haaren auf Stängeln und Blättern sind die Pflanzen vor Fraßschäden weitestgehend sicher. Selten tauchen aber Pilzkrankheiten auf, etwa Echter Mehltau oder Rost.

Vielseitige Verwendung

Beinwell im Garten als Zier- und Nutzpflanze

Im Garten eignet sich Beinwell hervorragend für naturnahe Bereiche, Staudenbeete oder als Unterpflanzung in Gehölzsäumen. Auch die Kübelpflanzung ist möglich. Dabei sollte aber die Endgröße des Beinwells bedacht werden. Außerdem darf eine Drainage nicht fehlen.

Sie können den Beinwell im Garten auch praktisch nutzen. Da die Pflanzen viel Kalium, Phosphor und Mikronährstoffe enthalten, eignen sie sich hervorragend als Mulch- und Gründüngungspflanzen sowie zur Herstellung von Pflanzenjauchen als ökologische Düngemittel.

Beinwelljauche selbst herstellen

Selbst angesetzte Jauche ist ein effektiver, kostenloser Dünger für den Garten. Insbesondere Brennnesseln und der kalium- und stickstoffreiche Beinwell sind dafür bestens geeignet. Beinwelljauche ist auch ein guter Kompostbeschleuniger sowie ein wirksames Mittel gegen Spinnmilben und Pilze.

  •  Füllen Sie etwa ein Kilo zerkleinertes Laub auf 10 l Wasser in ein Holz-, Kunststoff- oder Steingutfass (Metall ist wegen der chemischen Reaktion während des Vergärens ungeeignet).
  • Stellen Sie das Fass an eine sonnige Stelle und rühren Sie es mindestens einmal pro Tag kräftig durch, damit der zugeführte Sauerstoff den Zersetzungsprozess fördert.
  • Steinmehl, das auf die Brühe gestreut wird, kann unangenehme Gerüche mildern. Ein Holzrost oder Drahtgitter über dem Fass verhindert, dass Vögel und andere Tiere in die Brühe fallen.
  • Nach etwa 1,5 bis 3 Wochen ist die Jauche gebrauchsfertig, das Fass kann nun mit einem Deckel verschlossen werden.
  • Verdünnen Sie die Jauche vor dem Ausbringen unbedingt mit Wasser, etwa im Verhältnis 1:10 bis 1:20.

Starkzehrer, allen voran Tomaten, Sellerie und Kohl, freuen sich über die Nährstoffladung. Spenden Sie am besten jeder Tomatenpflanze einmal pro Woche einen halben Liter der stark verdünnten Jauche!

Echter Beinwell als Heilpflanze

Echter Beinwell ist giftig! Die Verwendung als Heilpflanze bezieht sich auf die äußere Anwendung.

Hinweise auf den Echten Beinwell als Heilpflanze reichen bis in die Antike zurück, wo das Kraut insbesondere bei Verletzungen des Bewegungsapparates eingesetzt wurde. Die Stauden enthalten – vor allem in ihren Wurzeln – wertvolle Wirkstoffe wie Allantoin, Rosmarinsäure sowie Schleim- und Gerbstoffe, die die Zellregeneration fördern, schmerz- und entzündungshemmend wirken können. Beinwell sollte aber ausschließlich äußerlich Anwendung finden, etwa in Form von Salben, Umschlägen oder Tinkturen. Die äußerliche Behandlung kann so unter anderem die Heilung bei Blutergüssen, Prellungen, Verstauchungen oder Gelenkbeschwerden unterstützen. Innerlich darf der giftige Beinwell aber nicht angewendet werden, denn er enthält leberschädigende Pyrrolizidinalkaloiden.

Ernte-Tipp

Die Wurzeln erntet man im Herbst oder Frühjahr. Mit einer Grabegabel geht das besonders leicht. Mit einer Wurzelbürste werden sie in Wasser gesäubert und dann gut abgetrocknet. Klein geschnitten können die Wurzeln getrocknet werden.

Kleiner Cremetigel aus braunem Glas gefüllt mit einer gelblichen Creme steht auf einem Holztisch, daneben liegen Beinwell-Stängel mit violetten Blüten.

Rezept für Beinwell-Salbe

Wer auf der Suche nach einer natürlichen und bewährten Hilfe bei Muskel- und Gelenkbeschwerden ist, kann zu selbstgemachter Beinwell-Salbe greifen. Diese traditionelle Salbe unterstützt die Regeneration und lindert Schmerzen auf sanfte Weise. Sie lässt sich mit wenigen Zutaten herstellen und soll unter anderem bei Verspannungen, Prellungen oder Arthritis wohltuende Linderung verschaffen.
Zubereitungszeit 1 Stunde
Wartezeit zum Abkühlen 30 Minuten
Gesamtzeit 1 Stunde 30 Minuten
Gericht Heilmittel, Salbe
Küche Deutschland
Portionen 1 Tiegelchen

Kochutensilien

  • Topf
  • Schüssel
  • Wasserbad
  • Rührlöffel
  • Schraubglas

Zutaten  

Für den Ölauszug

  • 1 Handvoll Beinwellwurzeln gereinigt und abgetrocknet
  • 400 ml Öl

Für die Salbe

  • 250 ml Beinwellölauszug zuvor selbst hergestellt
  • 30 g Bienenwachs

Anleitungen 

Für die Salbe wird zunächst ein Ölauszug hergestellt

  • Die gesäuberten Beinwell-Wurzeln in kleine Stücke schneiden und in einen Topf geben.
  • Wurzelstücke mit 400 ml Öl übergießen und simmern lassen. Dabei beachten, dass das Öl nicht kochen darf. Wurzelstücke auf diese Art für 15 Minuten erhitzen und danach abkühlen lassen.
  • Öl ein weiteres Mal für 15 Minuten erhitzen. Ölauszug abfiltern.

Den Ölauszug mit Bienenwachs zu einer Salbe weiterverarbeiten

  • 250 ml Ölauszug in die Schüssel geben, 30 g Bienenwachs hinzufügen und im Wasserbad unter Rühren schmelzen lassen. 60 °C sollten dabei nicht überschritten werden.
  • Salbe vom Herd nehmen und in einem kalten Wasserbad kalt rühren.
  • Salbe in Gläser füllen und verschließen.

Notizen

Haltbarkeit: Dunkel und kühl aufbewahrt, hält sich die Salbe etwa ein Jahr.
Anwendung: Die Salbe bei Prellungen, Muskelschmerzen oder Verstauchungen leicht einmassieren. Bei stärkeren Schmerzen die Salbe dicker auftragen und einen Verband umlegen.
Keyword Beinwell, Heilmittel, Natur-Apotheke, Naturheilkunde, Salbe

Unsere aktuelle Ausgabe

Das sind die Top-Themen:

  • Duftwunder: Wir zeigen Rosen, die uns mit ihrem Parfüm zum Staunen bringen
  • Trockenkünstler: Entspannter Sommer mit sukkulenten Arten für Balkon und Terrasse
  • Sommerglück: Süßkirschen schmecken frisch vom Baum gepflückt – oder in unseren Rezepten
Zur aktuellen Ausgabe