[Foto: © GartenFlora/Christian Gehler]

Voraussichtliche Lesedauer:  7 Minuten

Brennnesseljauche: Herstellung und Anwendung

Von GartenFlora

Brennnesseljauche düngt und kräftigt Pflanzen. Das überzeugt jeden Gärtner. Und das Beste: Sie ist ganz einfach herzustellen. Karl Ploberger zeigt Ihnen, wie Sie das Pflanzenstärkungsmittel ansetzen und anwenden.

Wie wird Brennnesseljauche hergestellt?

Um Ihren Pflanzen etwas Gutes zu tun, ist Brennnesseljauche die richtige Wahl. Eine Brennesseljauche herzustellen und den begehrten Pflanzensaft zu gewinnen, ist nicht kompliziert. Karl Ploberger verrät Ihnen, wie Sie vorgehen und was es zu beachten gilt. Folgen Sie einfach der Anleitung und nichts sollte schief gehen.

Brennnesseln ernten

Brennnesseln finden sich überall dort, wo der Boden humus- und nährstoffreich ist. Hier lagern sie wertvolle Inhaltsstoffe wie Stickstoff, Kalium, Kalzium und Kieselsäure ein. Diese geben sie als Jauche wieder an andere Pflanzen ab. Für eine Brennnesseljauche ernten Sie die Pflanzen, bevor sie blühen oder Samen haben. Dabei empfehlen sich als Schutz derbe Lederhandschuhe mit hohen Schäften. Ansonsten ist die Bekanntschaft mit den wehrhaften Brennhaaren garantiert!

Gründlich zerkleinern

Damit die Gärung rasch zustande kommt, zerkleinern Sie die Pflanzen in kleine Teilstücke. Je sorgfältiger Sie die Teile zerkleinern, desto schneller kommt die Brennnesseljauche in Gang.

Brennnesseln für Jauche zerkleinern
Die Brennnesseln werden für die Jauche zerkleinert. [Foto: © GartenFlora/Christian Gehler]

Zum Auffüllen nutzen Sie ein Holzfass (es geht auch Plastik) und Regenwasser. Lagern Sie das Fass im Halbschatten, ohne es zunächst fest zu verschließen. Decken Sie es stattdessen mit einem Netz ab. Je wärmer der Standort, desto rascher die Umsetzung.

Tipp: Kraut in ein Netz (z. B. eine alte Strumpfhose) geben. So können Sie die Pflanzen nach der Gärung leicht entfernen. Der Pflanzensaft ist dann klar und sofort verwendbar.

Brennnessel, Schachtelhalm & Co. werden entweder vergoren, aufgekocht oder ausgepresst. Mit dem Elixier gießen oder übersprühen Sie die Pflanzen.

Brennnesseljauche regelmäßig rühren

Brennnesseljauche Herstellung
Immer gut umrühren. [Foto: GartenFlora/Christian Gehler]

Brennnesseljauche meldet sich, wenn sie fertig ist, so sagt man, denn sie beginnt ganz kräftig zu stinken. Damit der Geruch etwas gebunden wird, hilft aufgestreutes Urgesteinsmehl. Rühren Sie regelmäßig um, das beschleunigt den Gärprozess. Die Jauche sollte im Frühjahr bei niedrigen Temperaturen nach zwei bis drei Wochen, im Sommer bereits nach einer Woche fertig sein. Jetzt verschließen Sie das Jauchefass mit einem Deckel und entnehmen daraus nach Bedarf Pflanzensaft.

Tipp: Kein frisches Kraut zur Hand? Verwenden Sie getrocknetes Brennnessel-Pulver aus dem Fachhandel oder der Apotheke.

Pflanzen mit Brennnesseljauche behandeln

Die fertige Jauche wird in einem Verhältnis von etwa 1:10 bis 1:20 mit Wasser verdünnt. Bei Kräutern, Salat und Möhren oder für eine schnell wirkende Blattdüngung erhöhen Sie auf 1:50. Nutzen Sie zum Gießen Ihre Gießkanne ohne Brausekopf und geben Sie den verdünnten Pflanzensaft direkt auf die Erde, nie auf die Blätter. Gießen Sie eher abends, schon wegen des strengen Geruchs! Danach bedecken Sie den Boden mit Mulch. Wenden Sie eine Jauchekur nicht zu häufig an, bei Starkzehrern wie Tomate, Kohl, Sellerie, Kürbis, Gurke etwa alle zwei Wochen. Schwachzehrer wie Erbsen, Bohnen, Zwiebeln und Knoblauch vertragen sie gar nicht.

Brennnesseljauche mit Gießkanne verteilen
Tomaten freuen sich über eine Jauchegabe, möchten sie jedoch nicht auf ihren Blättern haben. [Foto: © GartenFlora/Christian Gehler]

Pflanzenjauchen sind von den Wissenschaftlern schon oft untersucht worden. Betrachtet man die Inhaltsanalyse z. B. einer Brennnesseljauche, sind neben Düngestoffen wie Stickstoff und Kalium auch in geringen Mengen Spurenelemente und Wuchsstoffe (Hormone) vorhanden. Ihre ganz besondere Wirkung entfalten die Jauchen im Verborgenen: Sie können Mineralien, die im Boden festgelegt wurden, für die Pflanzenwurzeln verfügbar machen. Das Wurzelwerk selbst wird gefördert. Das zeigt sich am kräftigen Wachstum der Pflanzen. Fahle, hellgrüne Blätter färben sich wieder sattgrün und strotzen vor Kraft.

Rezepturen für Pflanzenstärkungsmittel

  • Jauche (als Dünger und zur Pflanzenstärkung)

1 kg frisches bzw. 100–200 g trockenes Kraut (z. B. Beinwell, Brennnessel, Ringelblume) zerkleinern. In zehn Liter kaltem Wasser ansetzen, aber nicht in Metallgefäßen! Jeden Tag rühren. Die Jauche ist nach ein bis drei Wochen fertig. Sie ist dann dunkel und schäumt nicht mehr. Auf 1:10 bis 1:20 verdünnt (für Blattdüngung auf 1:50 verdünnt) gießen.

  • Brühe (zur Schädlingsabwehr und Pflanzenstärkung)

Von Pflanzen wie Schachtelhalm, Meerrettich oder Rainfarn 1 kg frisches (100–200 g trockenes Kraut) zerkleinern und 24 Stunden in Regenwasser einweichen. Dann 30–45 Min. köcheln. Auskühlen lassen, abseihen und unverdünnt bzw. im Verhältnis 1:5 über Pflanzen sprühen. Jauchen und Brühen sind nur kurz haltbar.

  • Tee (zur Schädlingsabwehr und Pflanzenstärkung)

Frisches bzw. getrocknetes Kraut mit heißem Wasser überbrühen und 30–60 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Danach abseihen, abkühlen lassen und meist unverdünnt über die Pflanzen sprühen. Tee von Salbei und Thymian wehrt Schädlinge ab, Knoblauchtee beugt Mehltau und anderen Pilzkrankheiten vor. Kaltwasserauszüge (zur Schädlingsabwehr und Pflanzenstärkung) eignen sich dort, wo Gärung oder Hitze die wertvollen Inhaltsstoffe zerstören würde (z. B. bei Kamille). 24 Stunden in kaltem Wasser einweichen, Kraut auspressen. 1:1 verdünnt oder unverdünnt gießen bzw. sprühen. Auszüge halten nicht lange, am selben oder nächsten Tag aufbrauchen.

Bewährte Pflanzen für Jauchen, Brühen und Tees

Aus dem Reigen geeigneter Pflanzen kommen hier die „fantastischen Vier“:

Brennnessel: Ihre Blätter sind ein hervorragender Mulch. Zu Jauche vergoren, ist sie natürlicher Stickstoffdünger für starkwüchsiges Gemüse und hungrige Kräuter (Minze, Basilikum). Neben Wurzel- und Pflanzenwachstum fördert sie auch das Bodenleben. Als Tee gut gegen Blattläuse.

Rainfarn: Sein Inhaltsstoff Pyrethrin ist ein Kontaktgift, das Insekten lähmt – leider nicht nur die unerwünschten! Für Menschen, Säugetiere und Vögel gilt dieses zwar als unwirksam, trotzdem: behandeltes Gemüse und Obst erst nach drei Tagen essen!

Ackerschachtelhalm: Kein Kraut beugt besser Pilzerkrankungen vor. Die Kieselsäure wird in die Zellen behandelter Pflanzen eingebaut. So werden die Zellwände fester. Pilze und Schadinsekten beißen sich sprichwörtlich die Zähne daran aus. Als Brühe vorbeugend auf Gurken, Zucchini, Rosen sprühen.

Beinwell: Früher als Heilmittel bei Wunden und Knochenbrüchen geschätzt, reichern heute Biogärtner mit der Jauche den Boden mit Nährstoffen (Kalium) an. Fördert die Knollen-/Fruchtbildung bei Tomaten, Kartoffeln und Beeren.

Brennnesseljauche und Co. – Anwendung im Garten

Pilzfreier Obstgarten: Ackerschachtelhalmbrühe gilt als das beste vorbeugende Pilzbekämpfungsmittel. Es soll z. B. gegen Mehltau, Kraut- und Braunfäule, Apfelschorf, Monilia, Rost und Sternrußtau wirken. Wermutjauche steht in dem Ruf, Schadinsekten zu vertreiben und Johannisbeer-Säulenrost abzuwehren. Am besten diese biologischen Pflanzenschutzmittel nach jedem Regen erneut auf den Wurzelbereich gießen oder auf befallene Blätter sprühen.

Brennnesseln im Korb
Die Brennnessel eignet sich hervorragend als Dünger und wirkt auch gegen Läuse. [Foto: AdobeStock_alicja-neumiler]

Läusefreier Ziergarten: Damit Rosen kräftig wachsen, mit Brennnesseljauche düngen und immer wieder mit Ackerschachtelhalmbrühe übersprühen. Salbei- oder Thymiantee schlägt Ameisen in die Flucht. Brennnesseltee bzw. -auszug hilft gegen Blattläuse. Jeweils unverdünnt auf die Ober- und Unterseiten der Blätter sprühen. Die Anwendung wöchentlich wiederholen.

Gesundes Gemüse: Neben der Brennnesseljauche ist die Beinwelljauche (Comfreyjauche) die beste für den Gemüsegarten. Sie enthält viel Stickstoff und Kalium sowie Spurenelemente. Das Rezept: 1 kg frische Beinwellblätter bzw. 150 g getrocknete Blätter mit zwei Handvoll Ringelblumenblättern und -blüten auf 10 Liter Wasser vergären lassen. Ideal für Fruchtgemüse, außerdem als Kompostbeigabe. 1 x pro Woche 1:10 verdünnt anwenden.

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