[Foto: AdobeStock_metelevan]

Voraussichtliche Lesedauer:  7 Minuten

Regenwürmer: Blind, taub und super fleißig

Lange Zeit trauten die Menschen den Regenwürmern nicht viel zu. Die tauben, blinden und zahnlosen Tiere galten sogar als Schädlinge. Dabei sind sie die idealen Gartenmitbewohner, denn sie lockern die Erde unermüdlich auf. Wir erklären Ihnen, wie die Tiere aus Gartenabfällen wertvollen Dünger produzieren und wann sich Regenwürmer in Ihrem Garten besonders wohlfühlen.

Regenwürmer: Wurm ist nicht gleich Wurm

Für ein ungeübtes Auge sehen die kleinen, schleimigen Würmer auf den ersten Blick alle gleich aus. Doch wer sich etwas Zeit nimmt und genau hinschaut, der kann viele Unterschiede entdecken. Immerhin gibt es weltweit über 3.000 Regenwürmer-Arten. In Deutschland leben davon etwa 40. Besonders bekannt sind der Kompostwurm und der Tauwurm.

Der Tauwurm (Lumbricus terrestris) unterscheidet sich in einem Merkmal ganz deutlich vom Kompostwurm: Er ist dicker und rötlicher als sein Artgenosse. Sein Ende ist eher heller, sein Kopfstück dafür eher dunkler gefärbt. Er erreicht eine Körperlänge zwischen zwölf und 30 Zentimetern und gräbt sich mit Vorliebe durch Wiesen, Gemüse- und Obstgärten.

Der Kompostwurm (Eisenia foetida) ist ein wenig kleiner: Sein Körper erreicht maximal eine Länge von 14 Zentimetern. Wo er am besten zu finden ist, verrät schon sein Name. Da er sehr nährstoffreiches Futter bevorzugt, kriecht er am liebsten auf dem Kompost herum und zersetzt dort alte Essensreste.

Wenn Würmer nicht mehr voneinander loslassen

Die Tiere haben einen unschlagbaren Vorteil, wenn es um die Regenwurm-Fortpflanzung geht: Sie sind Zwitter. Das heißt, dass sie sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane in ihrem Körper haben. Lässt sich im vorderen Drittel des Körpers eine dickere Stelle entdecken, ist der Regenwurm geschlechtsreif.

Herbst und Frühling sind die besten Paarungszeiten

Damit die Paarung erfolgreich ist, braucht es für Regenwürmer kühle Temperaturen und einen feuchten Boden. Der Herbst und der Frühling eignen sich daher für die Tiere am besten zur Fortpflanzung. Hat es geregnet und ist die Sonne gerade untergegangen, treffen sich die paarungsbereiten Tiere an der Erdoberfläche. Dort legen sich je zwei Würmer aneinander, wobei jedes Tier seinen Kopf am Schwanzende des anderen platziert. Dann kleben sie laut dem Naturschutzbund Deutschland mit einem speziellen Schleim die beiden Bauchseiten aneinander und tauschen ihre Samen aus. Ziel ist die Samentasche des jeweils anderen Wurms. Beide Würmer übernehmen bei der Paarung also den männlichen Part. Die Paarung kann mehrere Stunden dauern.

An der dickeren Stelle am Regenwurmkörper bildet sich nach der Paarung ein sogenannter Schleimring. Aus dem zieht sich der Wurm heraus, wobei der Wurm einige Regenwurmeier in den Ring abgibt. Der Ring gleitet dann an der Samentasche vorbei, dabei werden die Eier befruchtet. Dann streift der Regenwurm den Ring komplett ab und zurück bleibt ein kleiner, hellgelber Kokon.

Je nach Art legt ein Regenwurm unterschiedlich viele dieser Kokons ab. So sind es laut dem Ministerium für Ländlichen Raum Baden-Württemberg beim Tauwurm zwischen 20 und 90 solcher Kokons, beim Kompostwurm bis zu 140. Stimmt das Wetter, gibt es also keine Nachwuchsprobleme.

Gartenwissen zum Mitnehmen

  • an mobile Geräte angepasstes Lesen & Merken von Artikeln
  • früher informiert – bereits zwei Tage vor dem Heft
  • inklusive Printausgabe, E-Paper und Archiv-Zugriff
  • Aktionspreis im ersten Jahr inkl. 30 Euro Rabatt

Überzeugen Sie sich selbst und sichern Sie sich das Markenabo zum Aktionspreis!

Regenwürmer: Lebensdauer stark von Fressfeinden abhängig

Der Regenwurm hat es nicht leicht, denn über der Erde lauern zahlreiche Fressfeinde auf den kleinen Gesellen. Dazu zählen im Garten zum Beispiel:

Um voranzukommen, streckt und zieht sich der Regenwurm zusammen. Besonders schnell ist er so nicht, weswegen er oberhalb der Erde leichte Beute ist für seine Feinde. Wenn es nicht sein muss, streckt der Wurm also lieber nicht seinen Kopf aus der Erde. Erwischt den Wurm in freier Wildbahn kein Feind, lebt er meist zwei Jahre lang. Unter Laborbedingungen schafft er sogar bis zu sechs Jahre.

Zu sehen ist ein Rotkehlchen, dass einen Regenwurm aus dem Boden zieht. [Foto: AdobeStock_Bjoern Kanka]
Das Rotkehlchen lässt sich nicht zweimal bitten und zieht sich den Regenwurm als gefundenes Fressen aus dem Boden. [Foto: AdobeStock_Bjoern Kanka]

Regenwürmer finden: Wenn gerade kein Regenwurm im Rasen zu finden ist, lassen sich die Tiere auch an die Oberfläche locken. Dafür stellen Sie eine Blechdose umgekehrt auf die Erde und trommeln sachte mit den Fingern auf den Boden der Dose. Die Würmer denken dann aufgrund des Geräusches, es regne und kommen an die Oberfläche. Der Name „Regenwurm“ hat übrigens nichts mit Regen zu tun, sondern bezieht sich auf das Adverb „rege“. Der Wurm ist so aktiv im Garten, dass er sich die Bezeichnung durchaus verdient hat.

Fressen ist die Hauptbeschäftigung

Der Hunger treibt den Regenwurm in der Regel aber häufiger mal ans Licht, denn den größten Teil der Zeit verbringt das Tier damit, zu fressen. Pro Tag vertilgt der Wurm dabei laut dem Naturschutzbund Deutschland etwa die Hälfte seines eigenen Körpergewichts. Wer sich schon mal gefragt hat „Was essen Regenwürmer?“, der bekommt eine erfreuliche Antwort: am liebsten verrottetes Material wie heruntergefallenes Laub, Gräser oder eben – je nach Wurm – Kompostabfälle. Der Regenwurm räumt also den Garten auf.

Blätter zieht er sich dafür beispielsweise blitzschnell in eine seiner Höhlen. 20 Stück pro Tag können das sein. Da sie so aber für den zahnlosen Wurm noch viel zu groß sind, klebt der Wurm die Blätter mit seinem Schleim in seiner Höhle fest. Jetzt dürfen Pilze und Bakterien ihren Job machen und das Blatt zerkleinern. Ist das Blatt in seine Einzelteile zersetzt, lässt es sich der Regenwurm schmecken.

Wertvoller Kot im Garten

Regenwurmhäufchen sind der beste Dünger, den sich Ihre Pflanzen im Garten wünschen können. Da die Tiere beim Fressen nicht nur die zersetzen Gartenabfälle aufnehmen, sondern auch noch eine Menge Erde, ist das Ergebnis – ihr Kot – einfach besonders gehaltvolle Erde. Im Darm mischen sich organische und mineralische Bodenbestandteile, aus denen sich dann wertvolle Ton-Humus-Komplexe bilden. Diese Mischung wirkt sich dann wiederum positiv auf die Qualität des Bodens aus. Wer im Garten auf dem Rasen kleine Erdhäufchen entdeckt, sollte sich also nicht ärgern. Die Gänge belüften so die Erde und ihre kleinen Kot-Erd-Hügel düngen parallel den Rasen.

Regenwürmer im Garten: So gut tun sie der Erde und den Pflanzen

Dass der Regenwurm-Kot wichtig ist, haben wir schon gelernt. Das Verhalten des Regenwurms im Garten bringt aber noch andere Vorteile mit sich. Denn er buddelt sich beständig durch die Erde. Auf einem Quadratmeter Boden leben im Schnitt 100 Regenwürmer und die leisten dort volle Arbeit: Durch ständiges Graben im Erdreich belüftet der Wurm die Erde und macht sie so aufnahmefähiger für Regen. Nach regenreichen Tagen sammelt sich das Wasser nicht auf der Erdoberfläche, sondern sickert ein.

Schaffen Sie abwechslungsreiche Gärten, die wildlebenden Tieren helfen!

Dieses GartenFlora EXTRA zeigt Gestaltungs- und Pflanzideen, die verschiedenen Tieren einen Lebensraum und Nahrungsquellen bieten. Damit leisten Sie nicht nur einen Beitrag zum Naturschutz und für die Artenvielfalt. Sie gewinnen auch neuartige Gartenerlebnisse, denn mit den tierischen Gästen gibt es viel zu beobachten und zu entdecken.

Eine der Regenwurm-Besonderheiten ist dabei, dass die Tiere beim Durchwühlen der Erde für ihre Körpergröße und ihr Gewicht bemerkenswert viel stemmen. Schätzungen zufolge drücken die Tiere etwa das 50- oder sogar 60-fache ihres Körpergewichts weg. Je nach Regenwurm kann ein ausgehöhlter Gang schon mal bis zu sieben Meter tief in die Erde hinabreichen. Damit sich der Regenwurm im Garten wohlfühlt, darf der pH-Wert der Erde aber nicht niedriger als 3,5 sein. Sonst zerstört die Säure den Schleimmantel des Wurms.

Regenwürmer helfen bei der Bewertung des Bodens

Wer wissen möchte, wie gut die Qualität seines Gartenbodens ist, der hält am besten Ausschau nach Regenwürmern. Denn je mehr von den kleinen Tieren im Garten leben, desto besser der Boden. Laut dem Bundesministerium für Landwirtschaft zählen Regenwürmer somit zu den sogenannten Zeigerorganismen.

Regenwürmer im Rasen: An heißen und kalten Tagen sind sie nicht zu sehen

Die Tiere sind extrem lichtempfindlich und deswegen meistens nur an sehr wolkigen und regenreichen Tagen oder nachts zu entdecken. Ihre Wohlfühltemperatur liegt zwischen zehn und 15 Grad Celsius. Regenwürmer im Winter befinden sich meistens tief unter der Erde. Dort, wo sie vor der Kälte geschützt sind. Aber auch in heißen und trockenen Sommermonaten suchen die Tiere Schutz im Erdreich. Kompost-Regenwürmer buddeln sich dementsprechend tief in die Kompostschichten ein. Sie fallen dann jeweils in eine Art Winter- oder Sommerstarre.

In dieser Zeit gibt es auch kein Regenwurm-Ei, aus dem sich Nachkommen entwickeln könnten. Erwachen die Tiere aus ihrer Starre, sind sie eine längere Zeit ausschließlich mit Fressen beschäftigt, um ihr Körpergewicht zu erhöhen. Auf einem Regenwurm-Steckbrief stünde wahrscheinlich sehr weit oben, dass das Tier taub und blind ist. Nutzlos ist es dadurch aber ganz und gar nicht, sondern viel mehr ein Geschenk für Ihren Garten.

Unsere aktuelle Ausgabe

Das sind die Top-Themen:

  • Blauregen in neuen Sorten
  • Bühne frei für Pelargonien
  • Zucchini: Kürbis für den Sommer
Zur aktuellen Ausgabe

Melden Sie sich hier kostenlos für den Newsletter an:
  • Neueste Garten-Artikel
  • Saisonale Praxis- und Gestaltungstipps
  • Exklusive Angebote und Gewinnspiele
Bitte bestätigen Sie Ihre Zustimmung.