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Voraussichtliche Lesedauer:  5 Minuten

Sinnvoll oder nicht? Wie ein Insektenhotel Wildbienen hilft

Jennifer Bowinkelmann
Head of Digital Gartenmagazine

Der Frühling ist da, die Natur erwacht. Immer häufiger lässt sich die Sonne blicken, wärmt die Erde und unser Gemüt, lockt nach draußen. Wo man auch hinschaut, blüht es. Und da, wo es blüht, ist ein fröhliches Summen und Brummen zu hören. Nicht nur die Honigbienen sind nun auf Futtersuche, auch ihre solitär lebenden Verwandten, die Wildbienen, steuern auf der Suche nach Nektar und Pollen Blüten an. Obendrein sind letztere auf der Suche nach der passenden Behausung. Ein Insektenhotel kann für sie die ideale Nisthilfe sein. Doch aufgepasst! Wer nicht Acht gibt, läuft Gefahr, den Bienen mehr zu schaden als zu helfen.

Insektenhotel: Was genau ist das eigentlich?

Im Grunde genommen ist der Begriff Insektenhotel irreführend. Denn anders als der Name zunächst vermuten lässt, soll das Insektenhotel nicht verschiedenen Arten von Insekten Unterschlupf bieten. Stattdessen müsste eigentlich viel eher die Rede vom Bienenhotel sein. Noch genauer: vom Wildbienenhotel.

Wildbienen sind die meist solitär lebenden Verwandten der staatenbildenden Honigbiene. Rund 600 Wildbienenarten leben in Deutschland. Die meisten von ihnen nisten im Boden und ziehen dort auch ihre Brut auf. Nur wenige Arten nutzen dazu bestehende Hohlräume wie hohle Pflanzenstängel oder Käferfraßgänge im Holz, die ihnen zusätzlich wertvolle Schutz- und Rückzugsräume bieten. Genau diesen Wildbienenarten sollen Insektenhotels als Nisthilfen dienen.

Doch nicht nur den Wildbienen ist ein gutes Insektenhotel nützlich. Auch wir Menschen profitieren davon, ein gutes Insektenhotel im Garten oder auf dem Balkon aufzuhängen. Denn solch ein Wildbienenhaus bietet uns die Möglichkeit, die faszinierenden Insekten zu beobachten und ihre Lebensweise zu verstehen.

Insektenhotel im Garten: Worauf man achten muss

Im Baumarkt, im Gartencenter, in Online-Shops ja, sogar im Supermarkt – Insektenhotels gibt es mittlerweile fast überall zu kaufen. Auch wer ein Insektenhotel selber bauen möchte, findet in Internetforen oder in den sozialen Medien zuhauf Bauanleitungen fürs eigene Bienenhotel. Und ist es nicht toll, dass man den Wildbienen ganz leicht helfen kann, wenn man ihnen eine Nisthilfe zur Verfügung stellt?

Doch wer den Wildbienen wirklich Gutes tun will, sollte ein paar wichtige Dinge beachten. Wir haben deshalb ein paar hilfreiche Tipps zum richtigen Standort, dem besten Füllmaterial und den häufigsten Fehlern zusammengestellt. Denn Gutgemeintes kann sich als völlig nutzlos entpuppen – oder sogar Schaden anrichten.

Großes Insektenhotel mit vielen Holzscheiben mit Schlupflöchern.
Ein Insektenhotel dient Wildbienen nicht nur als Brutstätte, sondern bietet ihnen auch Schutz und Unterschlupf. Foto: shutterstock_Jiri Viehmann

Der Standort muss gut gewählt sein

Ein Insektenhotel benötigt nicht viel Platz, daher kann es sowohl im großen Garten als auch auf einem kleinen Balkon angebracht werden. Wer folgende Punkte beachtet, findet sicher den idealen Insektenhotel-Standort:

  1. Die Nisthilfe sollte an einem vollsonnigen Platz aufgehängt oder aufgestellt werden. Zudem sollte das Bienenhotel vor Regen und Wind geschützt sein.
  2. In unmittelbarer Nähe des Insektenhotels sollte es auch ein passendes Futterangebot für die Wildbienen geben. Insektenfreundliche Beete mit heimischen Blüten- und Zierpflanzen eignen sich dazu am besten.
  3. Das Insektenhotel sollte nicht auf dem Boden stehen, sondern aufgehängt werden. So lässt sich vermeiden, dass von unten Feuchtigkeit in die Nisthilfe dringt. Wichtig ist jedoch, dass es nicht baumelt, sondern fest angebracht wird.

Dieses Füllmaterial eignet sich

Nicht alle Insektenhotels, die es im Handel zu kaufen gibt, eignen sich tatsächlich als Nisthilfen für Wildbienen. Es spricht nichts dagegen, zu Modellen aus Baumarkt und Co. zu greifen. Dennoch sollte vor dem Kauf ein besonderes Augenmerk auf die verwendeten Materialien geworfen werden. Denn manchmal sehen die angebotenen Exemplare zwar schick aus, erfüllen am Ende aber nicht ihren Zweck.

Dieses Füllmaterial eignet sich besonders für Insektenhotels:

  • Röhren aus pflanzlichem Material wie Bambus oder Schilfhalm oder hohlstängelige Pflanzenstiele von Brennnessel und Bärenklau. Die Röhren müssen hinten geschlossen sein!
  • Manche Wildbienenarten mögen auch markgefüllte Stängel, etwa die von Holunder.
  • Auch Holz, in das Löcher gebohrt wird, eignet sich gut. Wichtig ist, darauf zu achten, dass keine Splitter und Ausfransungen entstehen, die für Verletzungen sorgen können. Als optisch ansprechender gelten Bohrungen ins Stirnholz von Holzscheiben (also so, dass die Jahresringe sichtbar sind). Dabei ist das Risiko von Rissbildungen aber höher als bei Bohrungen ins Querholz (also da, wo mal die Rinde war), die meist sauberer gelingen. Die Wahl sollte auf das Holz heimischer Laubbäume fallen, weil harzhaltiges Nadelholz den Insekten schadet.
Auf einem Gartentisch steht Material bereit, um ein Insektenhotel selber zu bauen, darunter Blechdosen, Bambusstäbe und eine Gartenschere.
Mit der richtigen Materialauswahl kann man ein Bienenhotel ganz leicht selber bauen. Foto: shutterstock_lcrms

Ungeeignetes Füllmaterial im Insektenhotel

Stroh, Heu und Moos eignet sich nicht als Füllmaterial fürs Insektenhotel, zumindest nicht, wenn man Wildbienen eine Nisthilfe bereitstellen will. Andere Insekten wie Ohrwürmer, Käfern oder auch Spinnen – häufig also Fressfeinde der Wildbienen – nutzen dieses Material hingegen als Unterschlupf.

Auch Loch- und Hohlziegel sind zwar häufig in Bienenhotels zu sehen, erfüllen aber nur bedingt einen Zweck. Zwar mag man annehmen, dass Ziegel Wärme hervorragend speichern und dies der Brut in kühlen Nächten zugute kommt. Doch werden die Hohlräume in den Ziegeln nicht nach hinten abgedichtet und mit Bambus oder Schilf ausgefüllt, werden sie in der Regel nicht angenommen.

Unbedingt sollte zudem auf Glasröhrchen verzichtet werden. Es klingt zwar verlockend, sie einzubauen, um das Geschehen im Inneren besser beobachten zu können. Doch Glasröhrchen werden meist zur Todesfalle für die Brut: Da Wasserdampf wegen der Luftundurchlässigkeit nicht entweichen kann, ist die Gefahr der Pilzbildung einfach zu hoch.

Insektenhotel bauen

Wer ein Insektenhotel selber bauen möchte, findet im Internet unzählige Bauanleitungen oder praktische Bausätze, mit deren Hilfe sich ein Bienenhotel ganz leicht selber herstellen lässt. Der NABU hat bereits vor vielen Jahren ein Video veröffentlich, das verständlich und anschaulich erklärt, wie man mit überschaubarem Aufwand ein Insektenhotel selber bauen kann:

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Mehr Informationen

Insektenhotel: Fehler, die den Einzug der Wildbiene verhindern

Das Insektenhotel ist gekauft oder selbstgebaut und im Garten oder auf dem Balkon installiert. Doch drumherum und innendrin bleibt alles still? Kein Gesumme und Gebrumme? Die Wildbienen wollen einfach nicht einziehen?

GartenFlora-Redakteurin Kerstin Ackermann hat die häufigsten Fehler zusammengefasst:

  • Sie haben ein Modell mit Tannenzapfen und Holzwolle erwischt ► Außer Ohrwürmern und Spinnen wird hier niemand einziehen. Wildbienen brauchen unbedingt Hohlräume von 2 bis maximal 9 mm Durchmesser, die hinten verschlossen sind. Der größte Bedarf liegt bei einem Durchmesser von 3 bis 6 mm.
  • Die Hohlräume sind nicht glattwandig ► Faserige, raue Bohrlöcher und splitterndes Holz können die zarten Flügel der Wildbienen verletzen.
  • Das Bienenhotel hängt im Schatten ► Wildbienen lieben es richtig warm und (voll)sonnig.
  • Kein Futter weit und breit ► Das „weit“ ist hier relativ zu sehen. Die meisten Wildbienen haben nur einen Flugradius von 50 bis 300 Metern. Finden sich in diesem Bereich keine Futterpflanzen wie etwa Glockenblumen, Ziest (Stachys) oder Mannstreu (Eryngium), wird das Hotel in aller Regel nicht angeflogen. Um für Nahrung zu sorgen, reicht es übrigens auch schon, Löwenzahn, Taubnesseln oder Disteln blühen zu lassen. Gerade Löwenzahn ist eine der besten Wildbienenpflanzen überhaupt.

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