Der Flieder gehört zum Mai wie "endlich wieder kurze Hosen" und volle Straßencafés. Zugegeben, er war vielleicht ein wenig aus der Mode gekommen, doch er ist wieder da: mit traumhaft schönen Sorten, denen man einfach nicht widerstehen kann. Und wenn man erst die Nase in die duftigen Rispen steckt ... allein mit der großen Sehnsucht nach ländlicher Idylle in einer hektischen Zeit lässt sich die neuerliche Beliebtheit kaum erklären.
Berühmte Namen
Neuerlich, ja – denn schon einmal war der Flieder ganz groß in Mode. Das war gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als der französische Züchter Victor Lemoine sich des rustikalen Wildgehölzes annahm. In den folgenden Jahrzehnten brachte allein die Züchterdynastie Lemoine über 200 Fliedersorten heraus.Noch heute gehören einige von ihnen zum besten, was dem Edelflieder zu entlocken ist: 'Michel Buchner' (1885), 'Mme. Lemoine' (1890), 'Charles Joly' (1896) oder 'Katherine Havemeyer' (1922). Die bekannteste deutsche Sorte aus jener Zeit, die dunkel purpurrote 'Andenken an Ludwig Späth', wächst seit 1883 in den Gärten. Gleichsam als Denkmal für die bekannte Späth’sche Baumschule in Berlin-Baumschulenweg pflanzt man sie heute noch.
Flieder aus Oldenburg

"Bei den neueren Züchtungen, vor allem denen aus den USA und aus Russland, finden sich echte Perlen, die man unbedingt im Sortiment haben muss." Die Diplom-Biologin gründete vor 25 Jahren die Firma Piccoplant, die sich der Mikrovermehrung von Gehölzen verschrieben hat. Produktionsschwerpunkt: Flieder.
Flieder macht glücklich
Weit über 200 Sorten hat Elke Haase bisher zusammengetragen. "Nein, so viele Sorten braucht der Garten nicht, 20 bis 30 Sorten würden reichen, um alle Wünsche zu erfüllen", meint die Geschäftsfrau mit dem Hang zum Sammeln. Und ja, sie träumt davon, ein Arboretum anzulegen, in dem alle Fliedersorten dieser Erde ihren berauschenden Duft verströmen dürfen. Flieder macht einfach glücklich, weiß sie, denn: "Im Flieder bekommen selbst gestandene Männer diesen Glanz in die Augen."Neue spektakuläre Fliedersorten

Seit einigen Jahren aber drängt auch der ganz ähnliche Hyazinthen-Flieder, Syringa x hyacinthiflora, mit so spektakulären Sorten wie 'California Rose', 'Lavender Lady' oder 'Maidens Blush' ins Rampenlicht. Diese Flieder blühen etwa zwei Wochen früher, sind auch etwas buschiger im Wuchs.
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Und so kehrt der Duft aus den Gärten unserer Kindheit zurück. Doch soll es nun 'Michel Buchner', der bezaubernde Klassiker aus der Anfangszeit des Fliederrausches, sein oder die nicht minder fesselnde 'Krasavitsa Moskvy' des russischen Züchters Kolesnikow?
Seit einigen Jahren haben wir wieder die Qual der Wahl wie anno dazumal. Übrigens: Die russische Schönheit hört hierzulande auf den umgedeuteten Namen 'Beauty of Moscow' oder 'Schöne von Moskau'. Wir werden sie also leicht wiederfinden.
Elke Pirsch
Praxis-Tipps: wurzelechter Flieder
• Standort: Für eine reiche Blüte ist ein sonniger Standort wichtig. Flieder gedeiht am besten auf nährstoffreichem, tiefgründigem Boden, er verträgt etwas Trockenheit. Saurer, undurchlässiger, dauernasser Boden eignet sich nicht.• Pflanzen: Flieder bildet tiefreichende Wurzeln, deshalb ein großes Pflanzloch ausheben und den Grund auflockern. Aushub mit Kompost mischen, Sandboden großzügig verbessern. Pflanze so tief setzen, wie sie im Topf stand, angießen.
• Schnitt: Flieder ist sehr schnittverträglich und hat ein hohes Ausschlagsvermögen. Schneiden ist jedoch nur nötig, wenn eine Pflanze verjüngt werden soll. Etwa alle drei Jahre ist das möglich. Dazu etwa ein Drittel der ältesten Äste, unmittelbar nach der Blüte auf 30 bis 40 cm zurücksetzen.
• Wässern und Düngen: In sehr heißen Sommern, vor allem in den ersten Jahren nach dem Pflanzen, kann Wässern nötig sein. Wässern Sie, wenn die Blätter beginnen, schlapp zu werden. Dünger wird im zeitigen Frühjahr ausgebracht.
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Kleine Tricks lassen Fliederzweige leben

Fliederblüten schlappen, sobald sie nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgt werden. Deshalb müssen die Stiele möglichst sofort in Wasser gestellt werden.
Schneiden Sie frühmorgens und entfernen Sie alle Laubblätter. Wer das Laub möchte, steckt es separat zu den Blütenstielen. Sorgen Sie dafür, dass die Zweige reichlich Wasser aufnehmen können: tief einschneiden oder kurz in 70 °C heißes Wasser tauchen.
Und auch das umstrittene Auffasern durch Breitklopfen ist hilfreich: Sie dürfen nur die Stiele nicht völlig zermalmen. Schließlich: Verwenden Sie unbedingt eine saubere Vase und wechseln Sie täglich das Wasser. Eventuell Frischhaltemittel verwenden.
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