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Waldmeister: Wildpflanze, Würzkraut und Gartenstaude

GartenFlora
Redaktion

Wer beim Spaziergang durch den Buchenwald die Augen offen hält, ist ihm vielleicht schon begegnet, denn dort ist er am häufigsten anzufinden. Die Rede ist von Waldmeister, dem süßlich-aromatischen Würzkraut, das bei uns für den ikonischen Geschmack in Maibowle, Wackelpudding und Co. verantwortlich ist. Neben seinem Talent, diverse Speisen zu verfeinern, begeistert Waldmeister auch als Bodendecker im Garten oder als Balkonplfanze mit kompaktem Wuchs. Wir möchten Ihnen erklären, was in der kleinen Staude steckt, wie Sie sie am besten pflanzen und was es bei der Pflege zu beachten gilt.

Steckbrief

Name

Galium odoratum

Frucht

Spaltfrucht

Lebenszyklus

mehrjährig

Bodenverhältnisse

lehmig, alkalisch, humus- und nährstoffreich

Wuchshöhe

20 bis 30 Zentimeter

Lichtverhältnisse

halbschattig bis schattig

Wuchsbreite

15 bis 60 Zentimeter

Verwendung

Schattenstaude, Bodendecker, Gruppenpflanzung, Pflanzgefäße und -kästen, Verwilderung, Würzkraut

Wuchsform

Staude

Winterhärte

winterhart

Blüte

Doldentrauben

Giftigkeit

leicht giftig

Blatt

elliptisch

Wie der Waldmeister zu seinen Namen kam

Waldmeister beeindruckt mit vielerlei positiven Wirkungen. Zudem findet er sich in unseren Wäldern. Gründe, die ihm sehr wahrscheinlich zu seinem deutschen Namen verholfen haben könnten, denn bei der blassgrünen Staude handelt es sich um eine Waldpflanze mit meisterlicher Heilkraft.

Schon lange wissen wir von seinem Nutzen, was sicherlich auch dazu führte, dass ihm viele weitere Bezeichnungen gegeben wurden: Echter Waldmeister oder Wohlriechendes Labkraut zum Beispiel sowie die Trivialnamen Mäserich, Maikraut oder Waldmännchen beschreiben das Würzkraut.

Der lateinische Name Galium odoratum spiegelt außerdem seinen charakteristischen Waldmeisterduft wider. Der Begriff „odoratum“ meint nämlich „duftend“ und bezieht sich damit auf den leckeren Geruch, der sich nach dem Trocknen der grünen Pflanzenteile entwickelt.

Lange Tradition

Aufzeichnungen zur Verwendung von Waldmeister sind schon aus dem 9. Jahrhundert bekannt, als Mönche aus gesundheitlichen Gründen – als eine Art Frühjahrskur – einen mit Waldmeister hergestellten Maiwein tranken.

Wuchs und Aussehen des Waldmeisters

Galium odoratum erreicht eine Höhe von etwa 20 bis 30 Zentimetern. Dank seines kompakten Wuchses und des feinen, oberflächennahen Wurzelwerkes kann man ihn auch in Balkonkästen und andere Gefäße pflanzen. So verschönert er zum Beispiel halbschattige bis schattige Bereiche auf dem Balkon oder der Terrasse.

Blatt und Blüte

Typisch für den Waldmeister sind seine quirlständigen, schmalen Blätter an den vierkantigen Stielen. Das frische Grün der austreibenden Blätter trägt auch im Frühling zum besonderen Charme der Pflanze bei. Von oben betrachtet wirken sie durch ihre Anordnung wie sechs- bis achtstrahlige Sterne.

Hier sieht man die für Waldmeister typischen quirlständigen, schmalen Blätter. [Foto: © GartenFlora/Sabine Rübensaat]
Die Blätter des Waldmeisters stehen in Quirlen. [Foto: © GartenFlora/Sabine Rübensaat]

Über den Blättern stehen die ebenfalls sternförmigen weißen Blütenstände. Seine Hauptblütezeit liegt im Mai, doch je nach Standort blüht der Waldmeister auch schon mal ab April oder bis in den Juni hinein.

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Waldmeister pflanzen und pflegen

Standort

Wo pflanzt man am besten Waldmeister? Stimmen beim Waldmeister Standort und Boden, gedeiht er prächtig. In freier Natur wächst er vor allem in Laubwäldern auf humusreichem Boden und bildet dort, wo er sich wohlfühlt, dichte grüne Teppiche.

Hieraus ergibt sich auch der ideale Standort im Garten: ein nährstoffreicher und wasserdurchlässiger Boden, mäßig feucht sowie halbschattig bis schattig.

Eine Hand greift nach einigen Blättern Waldmeister, der in einem kaum erkennbaren Balkonkasten wächst. [Foto: AdobeStock_Die Stadtgärtner]
Ist ein halbschattiger oder schattiger Platz vorhanden, sieht Waldmeister auch in Balkonkästen hübsch aus. [Foto: AdobeStock_Die Stadtgärtner]

Aussaat und Pflanzung

Die Aussaat des Kaltkeimers erfolgt in der Regel zwischen September und Februar. Dabei werden die Samen in flachen Anzuchtschalen etwa einen halben Zentimeter mit Anzucht- oder Kräutererde bedeckt und vor Regen, Wind und Schnee geschützt im Freien aufgestellt. Im Frühjahr können Sie die Jungpflanzen dann auf einen Reihenabstand von 20 Zentimetern vereinzelt werden.

Wann soll man Waldmeister pflanzen? Wenn Sie Waldmeister pflanzen möchten, können Sie im Frühjahr auch selbst angezogene oder in der Gärtnerei vorgezogene Jungpflanzen mit einem Abstand von 40 Zentimetern auspflanzen. Dank seiner Rhizome vermehrt sich das Waldmännchen schnell selbst. Im Laufe der Zeit bildet er dabei große Teppiche.

Wer keinen Garten sein eigen nennt, kann Waldmeister im schattig platzierten Kübel oder im Kasten kultivieren. Wichtig dabei: Die Pflanzen sollten keinesfalls austrocknen und nur Nord- oder Ostsonne bekommen.

Wildpflanzung von Waldmeister, Farn und Kaukasusvergissmeinnicht in einem Garten unter einem Baum. [Foto: AdobeStock_Lynda]
Mit Waldmeister, Farn und Kaukasusvergissmeinnicht lassen sich märchenhafte Waldpflanzungen kreieren. [Foto: AdobeStock_Lynda]

Passende Pflanzpartner

Partner mit ähnlichen Ansprüchen sind Farne, Immergrün (Vinca), Salomonssiegel (Polygonatum), Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Kaukasusvergissmeinnicht (Brunnera macrophylla) und Lungenkraut (Pulmonaria). Der Waldmeister passt gut in naturnahe Gärten, Bauerngärten, Kräutergarten und Waldgärten.

Waldmeister pflegen

Besonders an heißen Tagen braucht der feuchtigkeitsliebende Waldmeister regelmäßige Wassergaben. Das Düngen und Harken ist im Freiland nicht nötig. Das Abstechen der Ränder kann ratsam sein, wenn der Bodendecker sich zu stark in die Breite entwickelt hat.

Waldmeisterpflanzen, die im Kübel oder im Kasten wachsen, benötigen in der Regel etwas mehr Aufmerksamkeit. Hier sollte ab dem zweiten Jahr mit etwas Kompost oder organischem Dünger nachgeholfen werden.

Waldmeister überwintern

Da wild wachsender Waldmeister den Winter in den Wäldern Mitteleuropas gut übersteht, ist er auch im Garten nicht besonders frostgefährdet. Waldmeister ist winterhart, aber etwas Schutz hilft ihm, auch in rauen Lagen gut über den Winter zu kommen.

Dabei ist es vor allem wichtig, den Wurzelstock zu schützen. Mit etwas trockenem Laub, Reisig oder Stroh können Sie den Gartenboden bedecken. Das organische Material muss nicht wieder entfernt werden, denn es wird mit der Zeit zersetzt und verbessert so auch den Boden.

Topfpflanzen sind prinzipiell noch etwas empfindlicher, da die meisten Pflanzgefäße der Kälte nicht trotzen können und die Wurzeln so exponierter sind. Platzieren Sie eingetopfte Waldmeisterpflanzen im Winter daher an einem möglichst geschützten Ort. Zusätzlich empfiehlt sich das Einwickeln der Kübel mit Jute, Luftpolsterfolie oder ähnlichem kältedämmendem Material.

Vermehrung

Sie möchten Waldmeister vermehren? Die Pflanze kann sowohl durch Aussaat als auch über Teilung vermehrt werden. Das Teilen der Wurzelausläufer ist allerdings deutlich erfolgversprechender als die Vermehrung durch Samen. Die Pflanzen können sich auch gut aus eigener Kraft im Garten ausbreiten, wenn ihnen die Boden- und Lichtverhältnisse zusagen. Dann bilden sie meist mehrere Ausläufer und entwickeln sich auf diese Weise zu einem schönen Bodendecker.

Beim Aussäen muss berücksichtigt werden, dass Waldmeister ein Frost- bzw. Kaltkeimer ist. Niedrige Wintertemperaturen sollten darum über einen längeren Zeitraum auf die Samen einwirken. Weil die Samen erst nach diesem Kältereiz keimen, ist es am besten, sie im Herbst auszusäen.

Waldmeister ernten

Wann darf man Waldmeister nicht mehr ernten? Während der Blütezeit steigt der Cumaringehalt in der Pflanze stark an. Deshalb sollten Sie kurz vor der Blüte, spätestens aber zu Beginn der Blütezeit ernten.

Damit sich das für den Waldmeister typische Aroma entwickeln kann, wird er erst im welken Zustand verwendet. Die Ernte erfolgt zudem am besten einen Tag vor der Verwendung, damit man ihm die Möglichkeit gibt, über Nacht etwas anzutrocknen.

Der Waldmeister und seine Verwendung

Bereits im Mittelalter wurde der Waldmeister, der auch unter den Namen „Wohlriechendes Labkraut“ und „Maikraut“ bekannt ist, als Arzneipflanze genutzt. Der Aromastoff Cumarin ist für die Heilwirkung verantwortlich. Er entsteht beim Trocknen der grünen Pflanzenteile. Die im Waldmeister enthaltenen Cumaringlykoside zerfallen beim Trocknungsprozess und der für den typischen Waldmeisterduft verantwortliche Stoff Cumarin entsteht.

Cumarin kann beruhigend wirken, regt den Stoffwechsel an, ist schmerzstillend und soll die Nerven stärken. Als Tee wird Waldmeister daher auch als gutes Mittel gegen Schlaflosigkeit empfohlen.

Sekundärer Pflanzenstoff Cumarin: Vorsicht mit der Dosierung

Waldmeister ist giftig? Kann doch nicht sein! Tatsächlich brauchen Sie keine Angst vor einer Vergiftung durch Waldmeister haben. Dennoch ist Vorsicht geboten. In hoher Konzentration darf das im Wildkraut enthaltene Cumarin nicht verwendet werden, weil der Stoff unter anderem Kopfschmerzen und Übelkeit verursacht. In geringen Mengen eingesetzt, kann er jedoch viele positive Wirkungen haben.

Aroma und Duft nutzen

Waldmeister-Aroma wird auf vielfältige Weise genutzt, unter anderem für Brausepulver, Limonade, Eis, Wackelpudding, Likör und natürlich für die Maibowle. Wer den Echten Waldmeister auch später im Jahr als Geschmacksgeber für Getränke und Süßspeisen nutzen möchte, kann aus ihm einen aromatischen Sirup herstellen.

Aber auch als Duftpflanze hat der Waldmeister seine Stärken. In den Kleiderschrank gehängt, lässt ein Bündel die Wäsche frisch duften. Er eignet sich auch für Duftsäckchen, die man beispielsweise ähnlich wie getrockneten Lavendel zwischen die Kleidung legen kann.

Frisch geernteter Waldmeister liegt auf einem weißen, rustikalen Dielen-Tisch. [Foto: AdobeStock_eflstudioart]
Um Waldmeister zu ernten, schneidet man die Stängel kurz über dem Boden ab – so bleiben die Wurzeln intakt. [Foto: AdobeStock_eflstudioart]

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Wir freuen uns auf Sie!

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