[Foto: AdobeStock_Marinesea]

Voraussichtliche Lesedauer:  7 Minuten

Eberesche: Farbrausch für den Garten

Von Patricia Städter

Die Eberesche entzündet in den Herbstmonaten ein wahres Freudenfeuer in leuchtenden Farben. Doch sie kann noch viel mehr! Die Freude, die Gärtner*innen an ihr haben, ist jedenfalls keineswegs zeitlich begrenzt. In diesem Beitrag teilt Fachredakteurin Patricia Städter ihr Wissen über Verwendung, Pflege und seltene Arten der Eberesche.

Mythos der Eberesche

Baum des Lebens: Diesen symbolträchtigen Namen gaben die Kelten der Eberesche, weil sie im Frühjahr zu den ersten Bäumen gehört, die nach dem langen Winter wieder sprießen. In der mythischen Glaubenswelt galt der Baum sogar als heilig. Zudem sprach man ihm die Kraft zu, vor Unheil und bösem Zauber zu schützen.

Blüten, Früchte und Blätter der Eberesche

Heute schätzen wir die Eberesche, die landläufig Vogelbeere genannt wird, vor allem aus praktischen Gründen. Sie vereint nämlich mehrere nützliche Eigenschaften: Durch ihre hübsch gefiederten Blätter, die weißen Blütendolden und den Fruchtschmuck ist Sorbus aucuparia ein sehr dekoratives Wildobst.

Weiße Blütendolden der Eberesche. Foto: AdobeStock_Øyvind
Von Mai bis Juni trägt die Eberesche breite, flache Blütenrispen. [Foto: AdobeStock_Øyvind]

Die gesunden Früchte können zudem gut verwertet werden. Hoch zu bewerten ist dabei auch unbedingt die ökologische Bedeutung des anspruchslosen Pionier- und Nährgehölzes. Indem sie zahlreichen Tierarten Nahrung und Unterschlupf bietet, trägt sie auch zur Erhaltung der Biodiversität bei.

Sind die Früchte der Eberesche giftig?

Das Gerücht, Vogelbeeren seien giftig, hält sich hartnäckig. Dieser Irrglaube rührt vermutlich daher, dass die Früchte der Eberesche roh meist bitter schmecken. Enthalten ist in den Beeren nämlich Parasorbinsäure, ein Bitterstoff. Und dieser kann beim Verzehr der rohen Früchte Übelkeit bis hin zu Erbrechen oder Durchfall auslösen. Durch Abkochen wird die Säure aber ganz einfach neutralisiert.

Warum Vogelbeerbaum?

Vogelbeerbaum: Die Verlockung der weithin leuchtenden Beerendolden auf über 60 Vogelarten lässt sich kaum besser beschreiben. Diese Anziehung wurde früher genutzt, um Vögel einzufangen. Doch wir beobachten heute lieber nur das geschäftige Treiben der gefiederten Freunde beim Fressen und Rasten. Sie verspeisen dabei die gesamte Frucht, die botanisch gesehen eine Apfelbeere ist. Die eigentlichen Samenkörner der Eberesche werden dann unverdaut wieder ausgeschieden. So tragen die Vögel zur Verbreitung des Baumes bei.

Verlockend für Tiere

Selbst Wildbesucher wie Rehe, Füchse oder sogar Dachse haben eine Vorliebe für diese nahrhaften Leckerbissen. Die für uns etwas eigentümlich riechenden weißen Blütendolden der Eberesche locken Bienen, Insekten und Schmetterlinge im Mai und Juni magisch an. Zudem liefert die Ebereschentracht einen rötlichen, hocharomatischen Bienenhonig.

Star und Drossel lassen es sich schmecken.

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Und auch ein Fuchs kostet gerne mal die ein oder andere Beere.

Neben vielen anderen Wildtieren und Insekten, nascht auch der Siebenschläfer gerne von der Eberesche. Um das nachtaktive Tierchen beim Stibitzen der Beeren zu beobachten, sollten Sie sich in der Dämmerung abends oder ganz früh am Morgen auf die Lauer legen. Der Dachs ist ein Allesfresser, bevorzugt aber auch vegetarische Kost wie Beeren, Pilze, Obst und Wurzeln. Als sehr scheues Tier wird er Vogelbeeren in der Wildnis suchen und knabbern.

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Die Beeren der Eberesche in der Küche

Die Beeren der Eberesche haben ein besonderes Aroma. Es entfaltet sich für uns allerdings erst bei der Verarbeitung. Marmeladen, Gelees, Chutneys, Saft oder auch Liköre kitzeln ihren einzigartigen Geschmack hervor.

Die Parasorbinsäure und die Gerbstoffe, die für die Bitterkeit verantwortlich sind, werden nicht nur durch Erhitzen, sondern auch durch Frosteinwirkung zerstört und in Sorbinsäure umgewandelt. Je nach Sorte werden die Beeren ebenfalls weniger bitter.

Chutney mit Eberesche Foto: AdobeStock_Piotr Krzeslak
Schon probiert? Ebereschen-Chutney trumpft mit seltenen Aromen auf und schmeckt besonders zu Wildgerichten. [Foto: AdobeStock_Piotr Krzeslak]

Der fruchtig-herbe Geschmack ist eine außergewöhnliche Kombination, die beispielsweise gut zu herzhaften Gerichten passt. Wer es jedoch nicht so herb mag, pflückt die Beeren lieber vollreif. Oder man wartet den ersten Frost ab, das lässt sie deutlich milder werden. Die wertvollen Inhaltsstoffe bleiben nach der Frosteinwirkung trotzdem erhalten. Dass die Früchte der Eberesche u. a. einen sehr hohen Vitamin-C-Gehalt haben, ist schon lange bekannt. Früher wurden sie darum erfolgreich gegen Skorbut (Vitaminmangel) angewendet.

Eine natürliche Herbstdekoration gelingt leicht mit den farbintensiven Beerendolden der Eberesche. Sie lassen sich gut zu festlichem Tischschmuck, fantasievollen Gestecken und Kränzen verarbeiten.

Bitterstoffarme Fruchtsorten

NameFruchtWuchsBesonderheiten
Sorbus aucuparia ‚Edulis‘groß, korallenrot10-15 m, pyramidaler Wuchsbitterstofffreie Früchte, selbst roh genießbar
Sorbus aucuparia ‚Rossica Major‘groß, orangerot8-10 m, ovale Kronenformgroßfrüchtig, rasch wachsend, früh austreibend
Sorbus aucuparia ‚Rosina‘ & ‚Sorbinka‘mittelgroß, orangerot6-10 m, aufrechter Wuchsbewährte alte Sorten, robust und reich tragend
Sorbus aucuparia ‚Konzentra‘mittelgroß, orangegelb9-12 m, aufrecht, lockerer Wuchssehr hoher Vitamin-C-Gehalt in den Beeren
Sorbus aucuparia ‚Klosterneuburg‘mittelgroß, rot6-12 m, eiförmige Kronebesonders inhaltsstoffreich, reichtragend
Sorbaronia fallax ‚Likjornaja‘groß, schwarzrot2-3 m, Strauchsüße bis leicht herbe Beeren, sehr robust
Sorbaronia fallax ‚Titan‘groß, dunkelrot3-4 m, Strauchgroße glänzende Beeren, tolle Fernwirkung

Pflege und Standort der Eberesche

Vogelbeeren sind sehr robust und anspruchslos. Selbst im Gebirge an der Baumgrenze wächst dieses Pioniergehölz noch. Im Garten bevorzugen Ebereschen allerdings frische, nicht zu nährstoffarme Böden. Sorbus liebt als Flachwurzler gleichmäßige Feuchtigkeit. verträgt aber keine Staunässe. Sorgen Sie darum für einen lockeren, durchlässigen und humosen Boden. Die Abdeckung der Erde mit Mulch schützt die Eberesche zudem vor Austrocknung.

Ebereschen malen ein stimmungsvolles Bild. Auch im Garten ziehen sie alle Blicke auf sich. [Foto: AdobeStock_Марина Мартьянова]

Tipp: Wer sandige und sehr trockene Böden hat, kann auch Sorbaronia pflanzen. Die aus der Kreuzung von Eberesche und Apfelbeere entstandene Fruchteberesche ist sehr tolerant bezüglich Bodentrockenheit. Ihre prallen, dunkelroten bzw. fast schwarzen Früchte sind süß-säuerlich und können auch frisch verzehrt werden.

Besonderheiten der Eberesche: Artentipps

Sie suchen eher nach Raritäten und Besonderheiten? Dann pflanzen Sie doch Arten mit außergewöhnlichen Fruchtfarben. In den Niederlanden wurde beispielsweise die heimische Eberesche mit Sorbus discolor, die aus China stammt, gekreuzt. Diese Edeleberesche (Sorbus x arnoldiana) bringt mit rosa- bis pinkfarbenen oder gelben Beerendolden farbliche Abwechslung. Ungewöhnlich weiße Beeren bildet hingegen die Zwergeberesche (Sorbus koehneana).

Eberesche im Herbst Foto: AdobeStock_Ralf Gosch
Im Herbst zeigt sich die Eberesche in flammenden Farben. [Foto: AdobeStock_Ralf Gosch]

Alle Ebereschen haben eins gemeinsam: Im Herbst verzaubern ihre Blätter uns mit einem wechselnden Farbspiel. Gelb-, Orange- und Rottöne zeigen sich dann je nach Sorte mehr oder weniger ausgeprägt. Die Intensität der Herbstfärbung ist zudem vom Standort und vom Jahresverlauf der Temperatur und Feuchtigkeit abhängig.

Sie suchen nach Leckereien mit den fruchtig-herben Beeren? Dann schauen Sie doch mal in unsere Ebereschen-Rezepte. Wir freuen uns auf Sie!

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