Das Farbspektrum der Herbstanemonen reicht von Weiß über Rosatöne bis hin zu kräftigem Karminrot. Foto: © GartenFlora/Christian Gehler

Voraussichtliche Lesedauer:  6 Minuten

Herbstanemonen: Blüten wie aus Porzellan

Nicht die grell erleuchtete Bühne ist ihr Platz, die Herbstanemone blüht lieber im gedämpften, gebrochenen Licht, wo die Konturen weich und die Kontraste sanft sind. Sonnenrabatten, in denen Rosen, Lavendel und Co. sich den heißen Strahlen entgegen recken, lässt sie gern links liegen. Dafür ist ihr Auftritt im Schatten von Gebäuden oder im wandernden Licht am Gehölzrand umso prachtvoller.

Herbstanemone – Voraussichtliche Lesedauer: 6 Minuten

Inhalt

Die Eigenschaften der Herbstanemone

Herbstanemone leuchtet in der Sonne. Foto: © GartenFlora/Christian Gehler
Die filigran anmutenden Herbstanemonen bringen Leichtigkeit und frische Farben in den Garten. Foto: © GartenFlora/Christian Gehler

Sie entfalten ihre großen, seidigen Blütenschalen in Weiß, Pastellrosa oder Karmin mit gelber Mitte, die sich über dem dunklen, großen Laub besonders wirkungsvoll abheben. Herbstanemonen darf man getrost zu den Prachtstauden zählen, aber zu denen, die den halbschattigen Partien im Garten zu Glanz verhelfen – was sie für Gartenbesitzer besonders wertvoll macht.

Je nach Sorte erheben sich die Stauden dort auf 60 bis 140 cm Höhe und bilden ansehnliche Horste. Ihre Blütenstängel verzweigen sich am Ende reichlich in lockere Rispen, auf denen die bis zu 8 cm breiten, einfachen oder halbgefüllten flachen Blütenteller schaukeln.

Von August bis zum ersten Frost währt das Blütenschauspiel, das enorme Fernwirkung entfaltet. Besonders im schräg einfallenden Gegenlicht der milden herbstlichen Sonne schimmern die zarten Blüten nahezu transparent – wie edles Porzellan.

Herbstanemone: Vorfahren aus China

Herbstanemonen sind keine eigene Art, sondern stehen für eine ganze Artengruppe. In unseren Gärten gedeihen allerdings fast ausschließlich Kulturformen, Kreuzungen aus verschiedenen Arten und Sorten.

Eine der Urformen soll in der chinesischen Provinz Hupeh entdeckt worden sein, was zu ihrem botanischen Namen Anemone hupehensis führte. Man konnte aber auch in japanischen Gärten diese prachtvollen Blüher entdecken, so dass zwei Untergruppen entstanden sind: Überwiegend rosa blühende Formen der Anemone hupehensis var. hupehensis und vorwiegend weiß blühende Anemone hupehensis var. japonica, deren Sorten als Anemone-Japonica-Hybriden im Handel waren.

Im Laufe der Zeit sind jedoch durch Züchtung und Kreuzung so viele Sorten entstanden, dass auch der Fachmann oft nur noch von Anemone x hybrida spricht. Dazu zählen auch die Züchtungen, die aus Anemone hupehensis und Anemone tomentosa sowie Anemone vitifolia hervorgegangen sind.

Der ideale Standort

Herbstanemonen leben gern im Schatten, dort wo es nur wenig direkte Sonneneinstrahlung, aber auch keine starke Wurzelkonkurrenz durch Bäume gibt. Sie sind zwar auch am Gehölzrand zu Hause, aber immer mit gebührendem Abstand.

Bei guter Wasserversorgung gedeihen Herbstanemonen auch noch in sonnigeren Lagen. Gut heißt: reichliches und gleichmäßiges Wasserangebot, aber keine Staunässe oder Trockenperioden. Tropfwasser mögen sie ebenfalls nicht.

Ideal sind durchlässige, lehmige, humusreiche Böden. Ein kühler Kopf und kühle Füße sind ebenso erstrebenswert für die Schönen aus Fernost. Wo es ihnen gefällt, breiten sie sich über kurze Ausläufer schnell aus. Ein einzelner Horst kann dann mühelos mehr als einen Meter Breite einnehmen. Kalkulieren Sie diesen Platzanspruch bei der Pflanzung gleich mit ein, denn Herbstanemonen können am selben Standort Jahrzehnte alt werden.

Bedenken Sie beim Verpflanzen, dass jedes im Boden verbliebene Wurzelstückchen eine neue Pflanze hervorbringt – nicht unbedingt eine Empfehlung zum Umzug. Wem sie nach Jahren zu groß werden, sticht die Horste vom Rande her mit dem Spaten einfach ab. Bestimmt gibt es den einen oder anderen Gartenfreund, der sich über so ein Pflänzchen freut. 

Pflanzzeit und Pflege der Herbstanemonen

Die beste Zeit zum Umpflanzen wie auch zur Neupflanzung ist das Frühjahr (März oder April). Dann haben die Wurzeln ausreichend Zeit, gut einzuwachsen, ehe die kräftezehrende Blütezeit beginnt. Beim Umpflanzen sollten Sie die Stauden unbedingt teilen, sonst wachsen sie nicht richtig an und beginnen zu kümmern.

Herbstanemonen in der Nahaufnahme. Foto: © GartenFlora/Christian Gehler
Die leuchtend gelb-orangefarbenen Staubgefäße sind ein schöner Kontrast zu den Blütenblättern und verleihen den Herbstanemonen wildblumenhaften Charme. Foto: © GartenFlora/Christian Gehler

Neu gepflanzte Herbstanemonen freuen sich im ersten und zweiten Winter sowie in rauen Lagen generell über einen leichten Winterschutz. Man deckt dann den Wurzelbereich mit trockenem Laub oder Laubkompost und Fichtenreisig ab. Geben Sie Jungpflanzen zwei Jahre Zeit zum Einwachsen, danach erst entwickeln sie ihr volles Potenzial und beanspruchen kaum noch Pflege.

Eine organische Düngung im Frühjahr in Form von Laubkompost tut den Stauden gut. In sommerlichen Trockenperioden empfiehlt sich zusätzliches Wässern. Hohe Sorten benötigen in windigen Lagen mitunter eine Staudenstütze.

Große Sortenvielfalt

Foto: © GartenFlora/Christian Gehler
Herbstanemonen sind ideal, um lichtarme Standorte zu verschönern. Foto: © GartenFlora/Christian Gehler

Die ersten Herbstanemonen gelangten im späten 19. Jahrhundert nach Europa. Erstmals beschrieben wurden sie 1908 durch den französischen Pflanzenliebhaber Victor Lemoine, und schon bald waren verschiedene Sorten auf dem Markt.

Zu diesen historischen Klassikern zählen die weiß blühende ‘Honorine Jobert’, die zartrosa angehauchte ‘Königin Charlotte’ und die magentafarbene ‘Prinz Heinrich’. Alle drei sind noch heute im Handel und empfehlenswerte Gartenschönheiten.

‘Prinz Heinrich’ zählt zu den spätblühenden Sorten. Sie öffnet ihre gefüllten Blüten erst im September. Ebenso verhält sich die noch recht junge Sorte ‘Rosenschale’, deren rosa Blütenblätter am Rand und auf der Rückseite dunkler getönt sind.

Es gibt auch Anemonen-Arten, die im Frühling blühen, wie das hübsche Buschwindröschen, das wunderschöne Blütenteppiche bildet. Dieser Frühstarter bleibt niedrig und öffnet seine Blüten schon vor dem Austrieb der Laubgehölze, um die ersten Sonnenstrahlen für sein Wachstum nutzen zu können.

Zu den Frühstartern, die bereits im Juli blühen, gehören die hellrosa ‘Ouvertüre’, die sich trotz 110 cm Höhe als standfest erweist, sowie die pupurrosa ‘Praecox’, die mit 60 bis 80 cm Höhe zu den kleinsten Sorten gehört.

Herbstanemonen: Schöne Samenstände

Beachten Sie bei der Sortenauswahl noch eine andere bezaubernde Eigenschaft vieler Herbstanemonen, die nicht bei allen gleichermaßen ausgeprägt ist: Einige bilden im Spätherbst aus den abgeblühten Köpfen flauschige Samenstände, die bis weit in den Winter hinein an den braunen Stängeln haften bleiben. Man schneidet sie deshalb erst im nächsten Frühjahr vor dem Neuaustrieb zurück.

Flaumbildner

Zu den „Flaumbildnern“ gehören zum Beispiel die ehrwürdige ‘Honorine Jobert‘ und ‘Ouvertüre‘. Auch Anemone tomentosa ‘Robustissima‘, die ebenfalls der Formengruppe der Herbstanemonen zugerechnet wird, brilliert mit diesem charmanten Schmuck zum Saisonausklang.

Herbstanemonen und ihre Begleiter

Ohne passenden Hofstaat verbreitet jedoch keine Königin majestätischen Glanz. Auch die Herbstanemonen werden gerne von schmeichelhaften Partnern umgeben. Ihre Standortvorlieben und die Blütezeit teilt zum Beispiel der blaublütige Herbst-Eisenhut (Aconitum carmichaelii), dessen vornehme Farbe die pastellig schimmernden Anemonenschalen edel aufleuchten lässt. Außerdem kontrastieren seine schlanken Kerzen perfekt mit den runden Scheiben der Herbstanemonen.

Das gilt auch für die Silberkerzen (Cimicifuga racemosa) und den Schnee-Felberich (Lysimachia clethroides), die jedoch beide mit ihrem Rahmweiß eher die zarte Seite der Anemonen unterstreichen.

Herbstanemonen und Phlox in voller Blüte. Foto: © GartenFlora/Christian Gehler
Herbstanemonen harmonieren hervorragend mit Phlox. Foto: © GartenFlora/Christian Gehler

Ton-in-Ton harmonieren Prachtspieren (Astilbe-Hybriden), ihre fedrigen Blütenbüschel gibt es in zahlreichen Schattierungen von Rosa, Purpur, Violett und Rot bis Weiß. Ihre Sorten variieren im gleichen Größenspektrum wie die der Anemonen – hier ist immer ein passender Begleiter zu finden.

Aber auch halbschattenliebende Blattschmuckschönheiten untermalen Herbstanemonen äußerst charmant, etwa rotlaubige Purpurglöckchen (Heuchera-Hybriden) oder weiß panaschierte Funkien (Hosta-Hybriden).

Als spektakuläre Anemonen-Kavaliere brillieren etliche Gräser. Diamantgras (Calamagrostis brachytricha), Chinaschilf (Miscanthus sinensis) und Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides) laufen ebenfalls erst im Spätsommer und Herbst zur Hochform auf.

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