[Foto: AdobeStock_jokuephotography]

Voraussichtliche Lesedauer:  8 Minuten

Herbstanemonen: Blüten wie aus Porzellan

Von Ute Bauer und Luisa Roth

Nicht die grell erleuchtete Bühne ist ihr Platz, denn die Herbstanemone blüht lieber im gedämpften, gebrochenen Licht. Dort, wo die Konturen weich und die Kontraste sanft sind, fühlt sich die Staude wohl. Sonnenrabatten, in denen Rosen, Lavendel und Co. sich den heißen Strahlen entgegen recken, lässt sie gern links liegen. Dafür ist ihr Auftritt im Schatten von Gebäuden oder im wandernden Licht am Gehölzrand umso prachtvoller. Welche Ansprüche die Herbstanemone darüber hinaus an ihren Standort stellt und mit welchen Pflanzpartnern sie besonders harmoniert, verraten wir in diesem Beitrag.

Steckbrief

Name

Anemone hupehensis

Frucht

Wollige Schließfrüchte

Lebenszyklus

mehrjährig

Bodenverhältnisse

durchlässig, lehmig, humos

Wuchshöhe

60 bis 140 Zentimeter

Lichtverhältnisse

Halbschatten bis Schatten

Wuchsbreite

40 bis 60 Zentimeter

Verwendung

Bienenweide, Blumenrabatten, Schattenbeete

Wuchsform

Staude

Winterhärte

winterhart

Blüte

Schalenblüten

Giftigkeit

schwach giftig

Blatt

dreiteilig gefiedert

Die Eigenschaften der Herbstanemone

Sie entfalten ihre großen, seidigen Blütenschalen in Weiß, Pastellrosa oder Karmin mit gelber Mitte, die sich über dem dunklen, großen Laub besonders wirkungsvoll abheben. Herbstanemonen darf man getrost zu den Prachtstauden zählen, aber zu denen, die den halbschattigen Partien im Garten zu Glanz verhelfen – was sie für Gartenbesitzer*innen besonders wertvoll macht.

Rosafarbene Blüten der Herbstanemone in der Nahaufnahme. Foto: AdobeStock_Iva
Die filigran anmutenden Herbstanemonen bringen Leichtigkeit und frische Farben in den Garten. [Foto: AdobeStock_Iva]

Je nach Sorte erheben sich die Stauden dort auf 60 bis 140 Zentimeter Höhe und bilden ansehnliche Horste. Ihre Blütenstängel verzweigen sich am Ende reichlich in lockere Rispen, auf denen die bis zu 8 Zentimeter breiten, einfachen oder halbgefüllten flachen Blütenteller schaukeln. Von August bis zum ersten Frost währt das Blütenschauspiel, das enorme Fernwirkung entfaltet. Besonders im schräg einfallenden Gegenlicht der milden herbstlichen Sonne schimmern die zarten Blüten nahezu transparent – wie edles Porzellan.

Ist die Herbstanemone giftig? Die Staude gilt in allen Pflanzenteilen als leicht giftig, darf also nicht verzehrt werden. Bei Pflegearbeiten am besten Handschuhe tragen!

Herbstanemone: Vorfahren aus China

Herbstanemonen stellen keine eigene Art dar, sondern stehen für eine ganze Artengruppe. In unseren Gärten gedeihen allerdings fast ausschließlich Kulturformen, Kreuzungen aus verschiedenen Arten und Sorten der Herbstanemone.

Eine der Urformen soll in der chinesischen Provinz Hupeh entdeckt worden sein, was zu ihrem botanischen Namen Anemone hupehensis führte. Man konnte aber auch in japanischen Gärten diese prachtvollen Blüher entdecken, so dass zwei Untergruppen entstanden sind: Überwiegend rosa blühende Formen der Anemone hupehensis var. hupehensis und die vorwiegend weiß blühende Japanische Herbstanemone (Anemone hupehensis var. japonica), deren Sorten als Anemone-Japonica-Hybriden im Handel waren.

Im Laufe der Zeit sind jedoch durch Züchtung und Kreuzung so viele Sorten entstanden, dass auch der Fachmann oft nur noch von Anemone x hybrida spricht. Dazu zählen auch die Züchtungen, die aus Anemone hupehensis und Anemone tomentosa sowie Anemone vitifolia hervorgegangen sind.

Der ideale Standort für die Herbstanemone

Herbstanemonen leben gern im Schatten, dort wo es nur wenig direkte Sonneneinstrahlung, aber auch keine starke Wurzelkonkurrenz durch Bäume gibt. Sie sind zwar auch am Gehölzrand zu Hause, aber immer mit gebührendem Abstand.

Eine Herbstanemone mit weißen Blüten wächst im lichten Schatten. Foto: AdobeStock_Myvision
Weißblühende Herbstanemonen eignen sich ideal, um lichtarme Standorte optisch aufzuhellen. [Foto: AdobeStock_Myvision]

Bei guter Wasserversorgung gedeihen Herbstanemonen auch noch in sonnigeren Lagen. „Gut“ heißt: reichliches und gleichmäßiges Wasserangebot, aber keine Staunässe oder Trockenperioden. Tropfwasser mögen sie ebenfalls nicht.

Ideal sind durchlässige, lehmige, humusreiche Böden. Ein kühler Kopf und kühle Füße sind ebenso erstrebenswert für die Schönen aus Fernost. Wo es ihnen gefällt, breiten sie sich über kurze Ausläufer schnell aus. Ein einzelner Horst kann dann mühelos mehr als einen Meter Breite einnehmen. Kalkulieren Sie diesen Platzanspruch bei der Pflanzung gleich mit ein, denn Herbstanemonen können am selben Standort Jahrzehnte alt werden. Wer sich Sorgen macht, die Stauden könnten sich zu sehr ausbreiten, kann beim Pflanzen der Herbstanemone eine Wurzelsperre verwenden.

Tipp: Bedenken Sie beim Verpflanzen, dass jedes im Boden verbliebene Wurzelstückchen eine neue Pflanze hervorbringt – nicht unbedingt eine Empfehlung zum Umzug. Wem sie nach Jahren zu groß werden, sticht die Horste vom Rande her mit dem Spaten einfach ab. Bestimmt gibt es den einen oder anderen Gartenfreund, der sich über so ein Pflänzchen freut. 

Herbstanemone pflanzen und pflegen

Wenn Sie die Herbstanemone umpflanzen oder auch neu pflanzen möchten, tun Sie dies am besten im Frühjahr (März oder April). Dann haben die Wurzeln ausreichend Zeit, gut einzuwachsen, ehe die kräftezehrende Blütezeit beginnt. Beim Umpflanzen sollten Sie die Stauden unbedingt teilen, sonst wachsen sie nicht richtig an und beginnen zu kümmern.

Die Herbstanemone ist winterhart. Neu gepflanzte Herbstanemonen freuen sich jedoch im ersten und zweiten Winter sowie in rauen Lagen über einen leichten Winterschutz. Man deckt dann den Wurzelbereich mit trockenem Laub oder Laubkompost und Fichtenreisig ab. Geben Sie Jungpflanzen zwei Jahre Zeit zum Einwachsen, danach erst entwickeln sie ihr volles Potenzial und beanspruchen kaum noch Pflege.

Blühende Herbstanemone. Foto: GF/Christian Gehler
Die leuchtend gelb-orangefarbenen Staubgefäße bieten einen schönen Kontrast zu den Blütenblättern und verleihen den Herbstanemonen wildblumenhaften Charme. [Foto: © GartenFlora/Christian Gehler]

Die Herbstanemone düngen Sie am besten im Frühjahr – eine organische Düngung in Form von Laubkompost tut den Stauden besonders gut. In sommerlichen Trockenperioden empfiehlt sich zusätzliches Wässern. Hohe Sorten benötigen in windigen Lagen mitunter eine Staudenstütze.

Muss man die Herbstanemone schneiden?

Grundsätzlich muss die Herbstanemone nicht geschnitten werden. Wer jedoch ihre Selbstaussaat verhindern möchte, kann Verblühtes zeitnah entfernen. Mit einem bodennahen Rückschnitt im Frühjahr schaffen Sie Platz für den frischen Neuaustrieb.

Große Sortenvielfalt: Herbstanemone in Weiß, Pink und mehr

Die ersten Herbstanemonen gelangten im späten 19. Jahrhundert nach Europa. Erstmals beschrieben wurden sie 1908 durch den französischen Pflanzenliebhaber Victor Lemoine, und schon bald waren verschiedene Sorten auf dem Markt. Zu diesen historischen Klassikern zählen die weiß blühende ‘Honorine Jobert’, die zartrosa angehauchte ‘Königin Charlotte’ und die magentafarbene ‘Prinz Heinrich’. Alle drei sind noch heute im Handel und empfehlenswerte Gartenschönheiten.

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‘Prinz Heinrich’ zählt zu den spätblühenden Sorten. Sie öffnet ihre gefüllten Blüten erst im September. Ebenso verhält sich die noch recht junge Sorte ‘Rosenschale’, deren rosa Blütenblätter am Rand und auf der Rückseite dunkler getönt sind. Zu den Frühstartern, die bereits im Juli blühen, gehören die hellrosa ‘Ouvertüre’, die sich trotz 110 Zentimeter Höhe als standfest erweist, sowie die pupurrosa ‘Praecox’, die mit 60 bis 80 Zentimeter Höhe zu den kleinsten Sorten gehört.

Es gibt auch Anemonen-Arten, die im Frühling blühen, wie das hübsche Buschwindröschen, das wunderschöne Blütenteppiche bildet. Dieser Frühstarter bleibt niedrig und öffnet seine Blüten schon vor dem Austrieb der Laubgehölze, um die ersten Sonnenstrahlen für sein Wachstum nutzen zu können.

Schöne Samenstände

Beachten Sie bei der Sortenauswahl noch eine andere bezaubernde Eigenschaft vieler Herbstanemonen, die nicht bei allen gleichermaßen ausgeprägt ist: Einige bilden im Spätherbst aus den abgeblühten Köpfen flauschige Samenstände, die bis weit in den Winter hinein an den braunen Stängeln haften bleiben. Man schneidet sie deshalb erst im nächsten Frühjahr vor dem Neuaustrieb zurück.

Flaumbildner

Zu den „Flaumbildnern“ gehören zum Beispiel die ehrwürdige ‘Honorine Jobert‘ und ‘Ouvertüre‘. Auch Anemone tomentosa ‘Robustissima‘, die ebenfalls der Formengruppe der Herbstanemonen zugerechnet wird, brilliert mit diesem charmanten Schmuck zum Saisonausklang.

Welche Begleiter eignen sich?

Ohne passenden Hofstaat verbreitet jedoch keine Königin majestätischen Glanz. Auch die Herbstanemonen werden gerne von schmeichelhaften Partnern umgeben. Ihre Standortvorlieben und die Blütezeit teilt zum Beispiel der blaublütige Herbst-Eisenhut (Aconitum carmichaelii), dessen vornehme Farbe die pastellig schimmernden Anemonenschalen edel aufleuchten lässt. Außerdem kontrastieren seine schlanken Kerzen perfekt mit den runden Scheiben der Herbstanemonen.

Das gilt auch für die Silberkerzen (Cimicifuga racemosa) und den Schnee-Felberich (Lysimachia clethroides), die jedoch beide mit ihrem Rahmweiß eher die zarte Seite der Anemonen unterstreichen.

Herbstanemonen und Phlox in voller Blüte. Foto: © GartenFlora/Christian Gehler
Optisch harmonieren auch die Blüten von Herbstanemone und Phlox sehr gut. [Foto: © GartenFlora/Christian Gehler]

Ton-in-Ton harmonieren Prachtspieren (Astilbe-Hybriden), ihre fedrigen Blütenbüschel gibt es in zahlreichen Schattierungen von Rosa, Purpur, Violett und Rot bis Weiß. Ihre Sorten variieren im gleichen Größenspektrum wie die der Anemonen – hier ist immer ein passender Begleiter zu finden. Aber auch halbschattenliebende Blattschmuckschönheiten untermalen Herbstanemonen äußerst charmant, etwa rotlaubige Purpurglöckchen (Heuchera-Hybriden) oder weiß panaschierte Funkien (Hosta-Hybriden).

Als spektakuläre Anemonen-Kavaliere brillieren außerdem etliche Gräser. Diamantgras (Calamagrostis brachytricha), Chinaschilf (Miscanthus sinensis) und Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides) laufen ebenfalls erst im Spätsommer und Herbst zur Hochform auf.

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