Mistelzweige haben bis heute einen mystischen Flair. [Foto: AdobeStock_Oksana Schmidt]

Voraussichtliche Lesedauer:  5 Minuten

Mistelzweig: Küssen zur Weihnachtszeit erwünscht

Von GartenFlora

Misteln haben schon unsere Vorfahren fasziniert: Da sie hoch oben auf Bäumen ohne jeglichen Bodenkontakt wachsen, galten sie für Kelten und Germanen als Zauberpflanze. Noch heute ranken sich viele Geschichten um die Mistel. Besonders zur Weihnachtszeit lohnt es sich, den Blick öfter mal nach oben zu richten – hängt über Ihnen ein Mistelzweig, hat das eine ganz besondere Bedeutung.

Mistelzweige und ihre spezielle Wuchsart

Die immergrüne Mistel bezeichnen Botaniker*innen als Halbschmarotzer. Denn die Mistelzweige gedeihen hoch oben auf Bäumen, wo sie mithilfe ihrer Saugwurzeln die Leitungsbahnen der Gehölze anzapfen und sich so von deren Wasser- und Nährstoffhaushalt ernähren. In einigen Gegenden hat sich die Mistel in den vergangenen Jahren rasant verbreitet und gefährdet mitunter wertvolle Streuobstwiesen.

Hinweis: Entgegen der weitläufigen Meinung sind nicht die Beeren das giftigste an der Mistel, sondern vor allem die übrigen Pflanzenteile.

Bei kühleren Temperaturen im Freien bleiben Mistelzweige besonders lange frisch. [Foto: AdobeStock_alho007]

Mistelzweig: Brauch erlaubt Küssen zur Weihnachtszeit

Kleiner Mistelzweig an einem geschmückten Tannenbaum. Foto: AdobeStock_Jochen Seelhammer
In Kombination mit weihnachtlicher Beleuchtung kommt der Mistelzweig besonders gut zur Geltung. [Foto: AdobeStock_Jochen Seelhammer]

Ihre ungewöhnliche Lebensweise gab unseren Vorfahren Rätsel auf. Die Mistel wurde zur mächtigen Zauberpflanze. Im Haus aufgehängt, sollte sie Schutz vor Hexen, bösen Geistern und Feuer geben. Medizin aus dieser Pflanze sollte Krankheiten heilen. Und den keltischen Druiden galt sie sogar als die heiligste aller Pflanzen. Aber nur, wenn sie auf Eichen wuchs. Denn diese sind sehr selten und wurden darum als besonders wertvoll angesehen. Mit einem goldenen Messer in der Tasche kletterten die zauberkundigen Druiden auf Eichen, um die Mistelzweige zu ernten.

Auch für die Germanen galt die Mistel als heilig: Zur Wintersonnenwende wurden Mistelzweige als Glücksbringer geerntet. Es lässt sich vermuten, dass derartige Traditionen schließlich ihren Weg ins Christentum fanden und der Mistelzweig so zum symbolischen Weihnachtsschmuck wurde.

Ein Mistelzweig über der Tür soll noch immer böswillige Geister fernhalten und wird vor allem in den USA und Großbritannien zum Kuppler für Liebende: Wer darunter steht, darf sich küssen. Auch wenn wir heute verstehen, wie die Mistel lebt, glauben wir noch an ihre Zauberkraft. Vor allem zum Weihnachtsfest – das etwa in die Zeit der keltischen Wintersonnenwende fällt.

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Wenn Sie sich schon einmal gefragt haben „Warum das Ganze? Warum küsst man sich unter dem Mistelzweig?“, dann können Sie demnächst mit dieser Legende aufwarten: Der beliebte, nahezu unverwundbare Göttersohn Baldur fiel einem Streich des heimtückischen Loki zum Opfer. Der brachte Baldurs Bruder dazu, mit einem Mistelzweig auf Baldur zu schießen. Diesen konnte nur eine Mistel töten. Baldurs Mutter Frigga erweckte ihn wieder zum Leben, woraufhin diese Pflanze der Göttin der Liebe geweiht wurde. Die Mistel wurde zum Liebessymbol, und fortan war unter dem Mistelzweig Küssen erlaubt.

Mistelzweig: Wann aufhängen?

Mittlerweile hat sich der Mistelzweig auch unabhängig von Legenden und Brauchtümern als beliebte Weihnachtsdekoration etabliert. Es ist natürlich jedem selbst überlassen, wann Sie Ihren Mistelzweig aufhängen. Schmückt er aber beispielsweise schon am 1. Dezember die Haustür, dann bringt er die ganze Weihnachtszeit über Freude.

Mehrere Zweige können beispielsweise mit einem hübschen Band zu kleinen Sträußen zusammengebunden werden und so an der Zimmerdecke oder über der Haustür aufgehängt werden. Misteln werden aber auch gerne als Tischdekoration, Weihnachtsbaumschmuck oder zusammen mit anderen Zweigen in Weihnachtskränzen verwendet. Mistelzweige werden um die Adventszeit unter anderem auf Wochenmärkten angeboten, aber auch in Gärtnereien oder Blumengeschäften wird man fündig.

Misteln sind zweihäusig. Das bedeutet, dass nur an weiblichen Mistelzweigen Beeren wachsen. [Foto: AdobeStock_New Africa]

Eine etwas ausgefallenere Variante unter den Mistelzweig-Deko-Ideen ist zum Beispiel, die einzelnen Zweige in Serviettenringe zu stecken. Das wertet den einfachen Ring um die Serviette gerade zur Winterzeit sehr auf – eine einfache, aber wirkungs- und geschmackvolle Dekoration.

Gut zu wissen: Dass Misteln unter Naturschutz stehen, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Für den privaten Gebrauch dürfen Sie also auch einige Zweige aus der freien Natur entnehmen. Wichtig ist nur, dass Sie beim Abschneiden den Wirtsbaum nicht verletzen.

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