Ab März zeigen sich die ersten Blüten am Gefleckten Lungenkraut. Foto: AdobeStock_Yulia

Voraussichtliche Lesedauer:  4 Minuten

Geflecktes Lungenkraut: Unterschätzte Schattenstaude mit Farbspektakel

Von GartenFlora

Bezeichnungen wie „Lungenwurz“ oder der am häufigsten verwendete Name „Geflecktes Lungenkraut“ gehen auf die weißen, an Lungenbläschen erinnernden Blattflecken zurück. Auch die Blattform, welche Lungenflügeln gleicht, trug zur Namensgebung der Waldstaude bei. Manchen ist das Gefleckte Lungenkraut vielleicht als Heilpflanze bekannt. Doch nur wenige kennen den ökologischen Nutzen als Bienenstaude und auch als Zierpflanze begegnet es einem noch selten – zu Unrecht, finden wir! Hier erfahren Sie, was die Schattenstaude alles zu bieten hat.

Geflecktes Lungenkraut – voraussichtliche Lesedauer: 4 Minuten

Aussehen und Wuchseigenschaften

Schon der botanische Name des Gefleckten Lungenkrauts (Pulmonaria officinalis) bezieht sich auf die Blattform der Stauden (pulmo = Lunge). Mit ihrem auffälligen und charmanten Blattschmuck überzeugen Wildart und Sorten gleichermaßen. Die herz-eiförmigen Blätter sind mit weißen Pünktchen beziehungsweise Flecken übersät. Stiele und Blattoberseiten tragen zudem winzige Borstenhaare. Die Stauden wachsen zunächst in kleinen Horsten, später breiten sie sich mithilfe ihrer unterirdischen Rhizome aus. Sie werden zwischen 30 und 40 Zentimeter hoch.

Violette und pinke Blüten des Gefleckten Lungenkrauts. Foto: AdobeStock_Igor Kovalchuk
Die Form der Blütenstände erinnert an Schlüsselblumen. Foto: AdobeStock_Igor Kovalchuk

„Ungleiche Schwestern“, „Hänsel und Gretel“, „Tag- und Nachtblüml“ oder „Fleisch und Blut“ – die deutsche Sprache hält viele poetische Namen für Pulmonaria officinalis bereit. Sie beziehen sich auf die außergewöhnliche Eigenschaft der Pflanze, gleichzeitig zwei bis drei Blütenfarben zu zeigen. Da das Gefleckte Lungenkraut schon im März blüht, gehört es zu den wichtigen ersten Nektarquellen des Jahres. Der Blütenflor hält sich bis zu acht Wochen.

Hübsches Farbspiel mit Funktion

Weil sich der pH-Wert des Zellsaftes verändert, wechseln die kelchförmigen Blüten drei bis vier Tage nach dem Aufblühen ihre Farbe von Rosa über Violett nach Blau. Dabei ist das Farbspektakel nicht nur schön anzusehen, sondern erfüllt auch einen wichtigen Zweck. Denn die Farbe ändert sich, sobald die Blüte bestäubt wurde. Damit wird Insekten signalisiert: In den rosafarbenen Blüten ist noch Nektar zu holen, in den blauen nicht mehr.

Standort und Boden

Die Stauden eignen sich sehr gut für halbschattige und schattige Gartenbereiche. Sie bevorzugen nährstoffreichen, humushaltigen, frischen bis feuchten Boden. Während der Sommermonate schätzen sie einen warmen Standort, sind aber auch völlig winterhart. In besonders milden Wintern behalten sie sogar ihr hübsches Laub.

  • Hinweis: Einige Sorten sind bei hoher Luftfeuchtigkeit und geringer Luftbewegung anfällig für Mehltau.
Blätter und Blüten des Gefleckten Lungenkrauts von oben. Foto: AdobeStock_Ruckszio
Das Farbspiel der Blüten und die Musterung der Blätter machen das Gefleckte Lungenkraut unverwechselbar. Foto: AdobeStock_Ruckszio

Geflecktes Lungenkraut pflegen – unsere Tipps

Lungenkräuter nehmen nach der Blüte, etwa Anfang Mai, noch einmal Anlauf und bilden frische Sommerblätter. Darum ist – vor allem bei starkwüchsigen Sorten – ein Rückschnitt nach der Blüte sinnvoll. So wird der Neuaustrieb unterstützt, allerdings auch die Selbstaussaat verhindert. Für vitalen Blattwuchs in dieser Zeit ist die Bodenfeuchte besonders wichtig.

Fühlen sich die Pflanzen wohl, breiten sie sich über Selbstaussaat aus. Lungenkräuter hybridisieren gern! Sie können also immer mit Überraschungen rechnen, wenn Sie sich die kleinen Schönheiten in den Garten holen.

Verwendung: Heilkraut und Zierstaude

Schon Hildegard von Bingen berichtete über die Heilwirkung des Gefleckten Lungenkrauts. Zwar hat es in den letzten Jahren auch als Zierpflanze an Beliebtheit gewonnen, trotzdem wird die Gattung im Garten noch immer recht selten verwendet. Dabei trumpfen sie mit vielen positiven Eigenschaften auf. Etwas verbreiteter als Pulmonaria officinalis ist P. saccharata, das Garten- beziehungsweise Großgefleckte Lungenkraut.

Geflecktes Lungenkraut im Garten

Das dekorative Laub und die hübschen Blüten können Heckenränder, halbschattige Rabatten oder Baumscheiben sommergrüner Gehölze aufwerten. Dabei verbreiten die Frühlingsblüher ihren unaufgeregten Charme und machen nebenbei den Garten bienenfreundlich. Für den Natur- oder Wildgarten sind sie ebenfalls geeignet, das Lungenkraut ist in weiten Teilen Europas heimisch – auch in Deutschland.

Um Schattenpflanzungen abwechslungsreich zu halten, kombiniert man am besten verschiedene Wuchshöhen, Blattformen und -texturen. Zum Lungenkraut passen zum Beispiel der hochgewachsene Fingerhut (Digitalis), das großblättrige Tafelblatt (Darmera peltata) oder die feinen Blätter diverser Farnarten.

Mit den silbrig-weißen Blattflecken ist das Gefleckte Lungenkraut eine seltene Ausnahme. Denn die meisten silber- bzw. graulaubigen Gartenpflanzen benötigen einen vollsonnigen Standort. Wer also auch im Schattenbeet einen silbernen Glanz bestaunen möchte, der ist mit dem Lungenkraut gut beraten.

Das Gefleckte Lungenkraut als Medizin

Nach der sogenannten Signaturenlehre wurde dem Gefleckten Lungenkraut eine Wirkung gegen Lungenleiden zugeschrieben. Die Signaturenlehre ging davon aus, dass man vom Äußeren einer Pflanze auf ihre medizinische Wirkung schließen könne.

Blüten des Gefleckten Lungenkrauts neben Teeglas. Foto: AdobeStock_Madeleine Steinbach
Für Lungenkraut-Tee wird die gesamte oberirdische Pflanze verwendet. Foto: AdobeStock_Madeleine Steinbach

Und bis heute wird getrocknetes Lungenkraut oft in Bronchialtee-Mischungen angeboten. Tatsächlich enthalten die Pflanzen gesundheitsfördernde Stoffe, zum Beispiel unterschiedliche Schleim- und Gerbstoffe, außerdem Kieselsäure, viele Mineralien und Saponine. Aufgrund der Inhaltsstoffe gilt das Gefleckte Lungenkraut allgemeinhin als Hilfsmittel zur Linderung von Husten und Co.

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