Ein Hase aus Buchsbaum, Kegel und Kugeln aus Eiben oder Heckenbögen aus Hainbuche – Formschnitt gibt den Gehölzen im Garten das besondere Etwas. Mit etwas Geduld und Geschick können Sie solche Kunstwerke selbst schaffen.
Der Formschnitt (englisch Topiary) ist die Kunst, lebende Pflanzen durch regelmäßigen Rückschnitt in geometrische, abstrakte oder figürliche Formen zu bringen. Schon in der Antike wurden Gehölze formiert und Formschnitte vorgenommen. Pflanzen werden durch das Schneiden in ihrem Wachstum begrenzt, was gerade für die Besitzer kleiner Gärten sehr wichtig ist.
Dazu kommen die vielen gestalterischen Möglichkeiten, die der Formschnitt von Gehölzen bietet: Mit geschnittenen Hecken lassen sich zum Beispiel Gartenräume einfassen, sie dienen als Sicht- und Schallschutz, grenzen den Nachbargarten ab oder schaffen einen ruhigen Hintergrund für bunte Blumenbeete.
Solitärpflanzen, sparsam eingesetzt, sind Blickfänge im Garten. Je nach Schnittform erzeugen Sie mit Formschnittgehölzen Ruhe oder Bewegung. So wirken Kugeln oder Quader wirken statisch, Hecken mit wellenförmigen Kronen und spindelförmige Figuren dynamisch. Kontraste erzeugen Sie z. B. durch die Kombination von runden mit eckigen oder schmalen mit breiten Formen.
Pflanzen haben das Bestreben, in die Höhe zu wachsen. Genauer: Die Entwicklung der Seitentriebe wird durch die Gipfelknospe gehemmt. Diese pflanzenphysiologische Gesetzmäßigkeit nennt sich Apikaldominanz.
Für den Formschnitt ist sie von großer Bedeutung: Wenn Sie den Mitteltrieb einer Pflanze entfernen, wachsen die Seitentriebe in die Höhe. Später treiben die schlafenden Augen des abgeschnittenen Mitteltriebs aus.
Kappen Sie regelmäßig die Spitzen, nimmt die Zahl der Triebe schnell zu und das Gehölz wird immer dichter. Sie unterstützen so das Breitenwachstum und nehmen Einfluss auf die Höhe der Pflanzen oder einzelne Partien.
Doch wie entstehen nun Kugel, Kegel oder Figur? Zunächst legen Sie mit dem sogenannten Gestaltungsschnitt die grobe Form fest. Wählen Sie dafür eine junge Pflanze aus, die vom Wuchs her zur gewünschten Form passt.
Der beste Schnittzeitraum für einen Formschnitt der Gehölze ist im Mai und Juni, denn jetzt sind die Pflanzen im Haupttrieb. Wichtig: Scheiden Sie lieber öfter wenig als einmal zu viel. Es dauert mehrere Jahre, bis Fehler ausgewachsen sind. In den folgenden Jahren sorgen Sie mit dem Erhaltungsschnitt für eine immer dichter werdende Verzweigung und für schöne Konturen.
Soll eine ältere Pflanze umgestaltet werden, bestimmen Sie mit einem Verjüngungsschnitt im Frühjahr ihre neue Form. Später muss regelmäßig der frische Jahresaustrieb zurückgenommen werden, damit die Pflanze ihre endgültige Gestalt erhält. Wie oft geschnitten wird, ist von der Wuchsgeschwindigkeit abhängig. Je schneller das Gehölz wächst, desto häufiger müssen Sie schneiden. Doch wer sich so intensiv mit einer Pflanze beschäftigt, wird bald ein Gespür dafür bekommen.
Zum Formen von Gehölzen und Halbsträuchern benötigen Sie verschiedene Schneidewerkzeuge: Die Handheckenschere mit langen Griffen und Scherenblättern gehört zur Grundausstattung.
Arbeitserleichterung verspricht die elektrische Heckenschere. Geräte mit kurzen Schneidbalken eignen sich für Einfassungen und kleinere Formen, Scheren mit langen Balken, für Hecken und größere Flächen.
Beim Buchsbaumschnitt kommt oft die Schafschurschere zum Einsatz. Der Vorteil beim Formschnitt des Gehölzes: Man kann sie einhändig führen, da die Scherenblätter über eine Feder verbunden sind. Bei kleineren Schnittarbeiten haben sich Rasenkantenscheren bewährt. Für einen exakten Schnitt sind Richtschnur, Wasserwaage, Zollstock und Senklot hilfreich. Mit selbstgebauten Schablonen aus Latten und Maschendraht oder vorgefertigten Drahtformen werden die Figuren besonders exakt.
Lorbeer (Laurus nobilis), Zypresse (Cupressus sempervirens) und Ionischer Liguster (Ligustrum delavayanum) stammen aus dem Mittelmeerraum. Diese Gehölze eignen sich ebenfalls zum Formschnitt. Leider sind sie nur bedingt winterhart. Man kultiviert sie im Kübel und überwintert sie geschützt.
Auch mediterrane Halbsträucher, z. B. Echter Gamander, Lavendel und Heiligenkraut lassen sich mit der Schere in Form bringen. Sie machen als Einfassungspflanze eine gute Figur. Frostschäden sollten Sie einkalkuliern.