Ysop im Schnee Foto: AdobeStock_Martina

Voraussichtliche Lesedauer:  6 Minuten

Winterharte Kräuter: Pflanzen, Pflegen und Ernten

Von GartenFlora

Es scheint, als würde der Kräutergarten im tiefen Winterschlaf liegen, doch liefern einige winterharte Kräuter immer noch würzige Blättchen. Und ein paar Wildkräuter haben jetzt sogar Hochsaison.

Winterharte Kräuter – voraussichtliche Lesedauer: 6 Minuten

Inhalt

Kräuterernte im Winter?

Verschlafen Ihre Kräuter auch gerade den Winter, oder sind sie noch putzmunter? Klar, die staudigen Kräuter wie Pfefferminze und Zitronenmelisse, Oregano und Schnittlauch haben sich tief ins schützende Erdreich zurückgezogen. Da zeigen höchstens noch die braunen Triebe und ein Pflanzenschild, wo sie im Frühling wieder austreiben werden.

Doch es gibt auch winterharte oder zumindest bedingt winterharte Kräuter, die noch ihr würziges Blätterkleid tragen wie zum Beispiel die Kräutersträucher Thymian und Salbei, Berg-Bohnenkraut und Ysop. Bei frostfreiem Wetter können sie sogar noch um ein paar ihrer Blätter erleichtert werden. Doch ernten Sie im Laufe des Winters besser nur maximal ein Drittel. Mehr würde die Pflanzen eher schwächen, und den Blattverlust können sie außerhalb der Wachstumszeit auch nicht ausgleichen.

winterharte Kräuter Foto: AdobeStock_steinerpicture
Thymian und Salbei können auch im Winter geerntet werden. Jedoch nur in Maßen, damit sie genügend Kraft für den Austrieb im Frühling haben. Foto: AdobeStock_steinerpicture

Winterschutz ja oder nein?

In der Regel brauchen die Strauchkräuter keinen besonderen Winterschutz. Sie sind ausreichend winterhart. Doch können Frosttrocknis und Staunässe sie in unseren schneearmen und regenreichen Wintern in Not bringen. Denn ihre immergrünen Blätter verdunsten weiterhin Wasser, das bei gefrorenem Boden nicht nachgeliefert werden kann. Mit der Folge, dass die Pflanzen langsam vertrocknen.

Davor schützt die bedingt winterharten Kräuter beispielsweise Fichten- oder Koniferenreisig, das an wintersonnigen Frosttagen über die Pflanzen gelegt wird. Auch helles Wintervlies eignet sich, denn es simuliert einen bedeckten Tag und lässt dabei ausreichend Licht durch.

Lavendel, Weinraute, Currykraut und buntlaubiger Salbei sind allerdings empfindlicher als Thymian und Co. Sie brauchen auf jeden Fall einen zusätzlichen Winterschutz und werden mit Vlies oder Jutegewebe warm eingepackt. Eine fünf Zentimeter dicke Schicht aus Laubmulch oder Kompost schützt dabei die empfindlichen Wurzeln.

Wichtig:

Um Staunässe im Wurzelbereich zu vermeiden, sollten die mediterranen Kräuter zudem in gut durchlässigen Boden gepflanzt werden, aus dem überschüssiges Regen- und Schneeschmelzwasser schnell ablaufen kann.

Auch Rucola und Petersilie gehören zu den Sommerveteranen. Unter einer Haube aus Fichtenreisig behalten sie aber noch lange ihre grünen Blättchen. Den langen Röhren von Winterheckenzwiebel und Etagenzwiebel machen selbst tiefe Temperaturen nur wenig aus. Sie liefern in einer sonst an frischen Kräutern armen Zeit zuverlässig zwiebelig-scharfe Aromen für die Küche. In Sachen Frosthärte stehen sie sogar mit den wahren Winterkräutern auf einer Stufe, deren Blätter ebenfalls nicht erfrieren, höchsten einfrieren, um dann unbeschadet wieder aufzutauen.

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Auch dem Barbarakraut machen frostige Temperaturen nichts aus. Ihre Blättchen tauen unbeschadet wieder auf. Foto: AdobeStock_Wirestock

Winterharte Kräuter: Helden der kalten Jahreszeit

Zu diesen sogenannten wahren winterharten Kräutern, den Winterkräutern, gehören zum Beispiel Brunnenkresse, Barbarakraut, Winterportulak (auch beliebt als Wintersalat) und Löffelkraut. Ungewöhnlicher und noch recht selten im Wildkräuterreigen sind dabei Felsenblümchen und Venuskamm, Lauch-Hellerkraut und Sibirischer Portulak.

Der Sibirische Portulak ist übrigens ein naher, jedoch mehrjähriger Verwandter des einjährigen Winterportulaks. Selbst bei niedrigen Temperaturen wachsen diese winterharten Kräuter langsam weiter: Winterportulak bei 5 °C und Vogelmiere sogar noch bei knapp über 0 °C!

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Der sogenannte Venuskamm (Scandix pecten-veneris) erinnert zwischen diesen Steinen fast an einen Irokesen. Foto: AdobeStock_simona

Der richtige Standort für winterharte Kräuter

Im Frühbeetkasten oder im ungeheizten Gewächshaus bringen Winterportulak und Vogelmiere auch an Frosttagen kressescharfes oder mildes Grün. Für eine gute Winterernte sät man die meist ein- oder zweijährigen winterharten Kräuter dann spätestens im September im Freien aus.

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Die Vogelmiere wächst auch im Winter ohne Unterlass und bedeckt den Boden von Gemüse- und Staudenbeeten. Foto: AdobeStock_Parzelle94.De

Bis November ist zudem noch eine Aussaat im Frühbeet oder Gewächshaus möglich, am besten alle 14 Tage eine Reihe für andauernden Genuss bis zum Frühling.

Winterportulak können Sie für die Frühjahrsernte sogar noch bis Februar im Gewächshaus aussäen. Decken Sie Beete im Freien vor angekündigten längeren Frostperioden mit hellem Vlies ab. Das zögert das Einfrieren der Blättchen etwas hinaus, und Sie können länger ernten.

Auf der Fensterbank

Kälteempfindliche Kräuter wie Rosmarin und Afrikanisches Basilikum verbringen den Winter hell und kühl im Hausflur oder am Küchenfenster. Dort wachsen sie langsam weiter und können geerntet werden. Holen Sie sich jetzt auch noch Petersilie und Schnittlauch aus dem Garten dazu. Graben Sie dafür die Pflanzen samt Ballen aus. Sie werden eingetopft und bei 15 bis 18 °C aufgestellt. Der Kältereiz im Freien und die Wärme im Haus sorgen dafür, dass die Kräuter innerhalb weniger Tage frische Blätter treiben. Das funktioniert übrigens auch mit dem leicht bitteren Löwenzahn.

Vier kleine Winterkostbarkeiten

Das Lauch-Hellerkraut: (Thlaspi alliaceum) ist in freier Wildbahn recht selten geworden. Das Wildkraut mit dem Kresse-Knoblauch-Aroma wird im September oder im März gesät. Essbar ist auch das verwandte Acker-Hellerkraut (T. arvense). 

Der Venuskamm: (Scandix pecten-veneris) gedeiht auf mäßig trockenen Böden im Halbschatten. Seine nadelfeinen Blättchen erinnern im Geschmack an Kerbel und Anis. Gesät wird von Frühjahr bis Herbst. 

Das Felsenblümchen: (Draba muralis) mag eigentlich magere Böden, bringt auf reichhaltigeren Böden jedoch größere Blattrosetten, die sich einfacher ernten lassen. Die rauen Blättchen schmecken nach Waldmeister und Kresse. Säen Sie den Lichtkeimer im Sommer oder Frühjahr. 

Der Sibirische Portulak: (Claytonia sibirica) fühlt sich im Halbschatten und Schatten von Sträuchern wohl. Seine sukkulenten Blätter ähneln im Geschmack Winterportulak und Feldsalat, jedoch mit feinsäuerlicher Note. Die Staude sät sich selbst aus.

Foto: AdobeStock_Elenanoeva
Sibirische Portulak (Claytonia sibirica) ähnelt im Geschmack Winterportulak und Feldsalat. Foto: AdobeStock_Elenanoeva

Die Pflege von wilden Winterkräutern

Die wilden Winterkräuter sind in der Tat relativ anspruchslos. Die meisten kommen in normalem Gartenboden gut zurecht.

Die Brunnenkresse mag hingegen feuchteren Boden, etwa in der Überschwemmungszone von Teich oder Bachlauf, in einem Wasserbecken oder in der Nähe der Regentonne.

Sie brauchen nicht viel tun, um in den Genuss dieser winterharten Kräuter zu kommen. Einmal gesät, kümmern sie sich selbst um ihre Aussaat, etablieren sich und überraschen Sie das ganze Jahr über mit ihren würzigen Blättchen, vor allem jedoch in der kräuterarmen kalten Jahreszeit.

Aber aufgepasst!

Damit die kleinen Kräuterchen nicht überhandnehmen und zum Ärgernis werden: Lassen Sie nur ein paar Pflanzen blühen und Samen bilden.

NATALIE FASSMANN

Sie möchten im Winter nicht nur würzige Kräuter, sondern auch Salat ernten? Dann lesen Sie unbedingt unseren Artikel über Wintersalate.

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