Ungleiche Schwestern, Hänsel und Gretel, Tag- und Nachtblüml, Fleisch und Blut – solch poetische Namen hält die deutsche Sprache für Pulmonaria officinalis bereit. Sie beziehen sich auf die auffällige Eigenschaft der Pflanze gleichzeitig zwei bis drei Blütenfarben zu zeigen: Weil sich der pH-Wert des Zellsaftes verändert, wechseln die kelchförmigen Blüten 3–4 Tage nach dem Aufblühen ihre Farbe von Rosa über Violett nach Blau.
Bezeichnungen wie Lungenwurz oder der am häufigsten verwendete Name Geflecktes Lungenkraut gehen auf die weißen, an Lungenbläschen erinnernde Blattflecken sowie die Lungenflügel ähnliche Blattform der Waldstaude zurück. Der botanische Name Pulmonaria (pulmo = Lunge) bezieht sich auch auf die Blätter.
Nach der sogenannten Signaturenlehre wurde dem Gefleckten Lungenkraut eine Wirkung gegen Lungenleiden zugeschrieben. Die Signaturenlehre ging davon aus, dass man vom Äußeren einer Pflanze auf ihre medizinische Wirkung schließen könne. Die Heilwirkung des Pflanze wurde später wissenschaftlich bewiesen. So lindert das Kraut zum Beispiel Husten und Entzündungen der oberen Luftwege.
Im Garten werden P. officinalis und ihre Verwandten recht selten verwendet. Dabei trumpfen sie mit vielen positiven Eigenschaften auf. Sie gehören zu den ersten Nektarquellen im Frühjahr, blühen meist über zwei Monate lang.
Viele Sorten überzeugen mit auffälligem Blattschmuck. Lungenkräuter nehmen nach der Blüte noch einmal Anlauf und bilden frische Sommerblätter. Bei starkwüchsigen Sorten unterstützt ein Rückschnitt den Neuaustrieb.
Die Stauden eignen sich sehr gut für halbschattige und schattige Gartenbereiche. Sie bevorzugen nährstoffreichen, humushaltigen, frischen bis feuchten Boden. Empfehlenswert sind Kompost- gaben im Frühjahr.
Allerdings sind einige Sorten bei hoher Luftfeuchtigkeit und geringer Luftbewegung mehltauanfällig. Fühlen sich die Pflanzen wohl, breiten sie sich über Selbstaussaat aus. Lungenkräuter hybridisieren gern! Sie können also immer mit Überraschungen rechnen, wenn Sie sich die kleinen Schönheiten in den Garten holen.
Monica Lietzau
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