Mistelzweige an einem roten Band am Türrahmen aufzuhängen, ist eine weit verbreitete Weihnachtstradition. Dabei geht es um mehr als um den rein dekorativen Wert der Mistel. Die Pflanze, die hoch oben in Baumkronen in Form kugeliger Büsche wächst, galt schon bei den Kelten und Germanen als Zauberpflanze mit magischen Kräften. Und natürlich gibt es da noch die Sache mit dem Kuss und der ewigen Liebe. Was es mit dem Brauch um den Mistelzweig auf sich hat, warum Botaniker die Mistel als Halbschmarotzer bezeichnen, woher man Mistelzweige bekommt und wann man sie am besten aufhängt, klären wir hier.
Die immergrüne Mistel bezeichnen Botaniker*innen als Halbschmarotzer. Denn die Mistelzweige gedeihen hoch oben auf Bäumen, wo sie mithilfe ihrer Saugwurzeln die Leitungsbahnen der Gehölze anzapfen und sich so von deren Wasser- und Nährstoffhaushalt ernähren. In einigen Gegenden hat sich die Mistel in den vergangenen Jahren rasant verbreitet und gefährdet mitunter wertvolle Streuobstwiesen.
Die Mistel gilt als gering giftig, wobei alle Pflanzenteile bis auf die Beeren Gift enthalten. Sogenannte Viscotoxine befinden sich vor allem in den Stängeln und Blättern der Pflanze. Der Blatt- und Stängelsaft kann Hautreizungen hervorrufen und auch die Schleimhäute reizen. Beim Verzehr von Blättern und Stängeln ist mit Bauchschmerzen und Durchfall zu rechnen, seltener auch mit einer verminderten Herzfrequenz und Blutdrucksenkung. Zwar gelten die Beeren als ungiftig, dennoch wird von dem Verzehr abgeraten. Wer dennoch die Beeren der Mistel zu sich genommen hat, sollte viel trinken.
Ihre ungewöhnliche Lebensweise gab unseren Vorfahren Rätsel auf. Die Mistel wurde zur mächtigen Zauberpflanze. Im Haus aufgehängt, sollte sie Schutz vor Hexen, bösen Geistern und Feuer geben. Medizin aus dieser Pflanze sollte Krankheiten heilen. Und den keltischen Druiden galt sie sogar als die heiligste aller Pflanzen. Aber nur, wenn sie auf Eichen wuchs. Denn dass die weißbeerige Mistel sich auf Eichen ausbreitet, kommt sehr selten vor. Daher wurde sie als besonders wertvoll angesehen. Mit einem goldenen Messer in der Tasche kletterten die zauberkundigen Druiden auf Eichen, um die Mistelzweige zu ernten.
Auch für die Germanen galt die Mistel als heilig: Zur Wintersonnenwende wurden Mistelzweige als Glücksbringer geerntet. Es lässt sich vermuten, dass derartige Traditionen schließlich ihren Weg ins Christentum fanden und der Mistelzweig so zum symbolischen Weihnachtsschmuck wurde.
Ein Mistelzweig über der Tür soll noch immer böswillige Geister fernhalten und wird vor allem in den USA und Großbritannien zum Kuppler für Liebende: Wer darunter steht, darf sich küssen. Denn ein Kuss unter einem Mistelzweig verspricht einem Liebespaar Glück, wenn nicht sogar ewige Liebe.
Auch wenn wir heute verstehen, wie die Mistel lebt, hat sie noch etwas Magisches an sich. Vor allem zum Weihnachtsfest – das etwa in die Zeit der keltischen Wintersonnenwende fällt.
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Mittlerweile hat sich der Mistelzweig auch unabhängig von Legenden und Brauchtümern als beliebte Weihnachtsdekoration etabliert. Mehrere Zweige können beispielsweise mit einem hübschen Band zu kleinen Sträußen zusammengebunden und so an der Zimmerdecke oder über der Haustür aufgehängt werden. Aber auch als Tischdekoration, Weihnachtsbaumschmuck oder zusammen mit anderen Zweigen in Weihnachtskränzen werden Misteln gerne verwendet.
Wann der ideale Zeitpunkt ist, einen Zweig der sagenumwobenen Pflanze aufzuhängen, ist nicht eindeutig zu sagen. Schmückt er schon zu Beginn der Adventszeit den Türrahmen, hält die Freude daran die ganze Weihnachtszeit über an.
Ein Mistelzweig bleibt nach der Ernte etwa zwei bis drei Wochen frisch. Trockene, warme Heizungsluft in Innenräumen kann den Zeitraum verkürzen. Wer seinen Mistelzweig länger frisch halten möchte, kann ihn auch draußen an der frischen Luft an der Haus- oder Terrassentür, auf dem Balkon oder an einem Torbogen anbringen. Aber keine Sorge: Wird er kopfüber aufgehängt, trocknet der Mistelzweig langsam aus – und hält sich in getrocknetem Zustand monatelang.
Tipp: Einen Mistelzweig sollten Sie keinesfalls in eine Vase mit Wasser stellen. Denn dann beginnt er schnell zu faulen.
Wo kann man Mistelzweige kaufen? Mistelzweige werden um die Adventszeit unter anderem auf Wochen- und Weihnachtsmärkten angeboten, aber auch in Gärtnereien oder Blumengeschäften wird man fündig. Mittlerweile gibt es auch viele Online-Versandhändler und -Gärtnereien, bei denen man Mistelzweige bestellen und zu sich nach Hause liefern lassen kann.
Darf man Mistelzweige selber ernten? Dass Misteln unter Naturschutz stehen, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Für den privaten Gebrauch dürfen Sie also ganzjährig einige Zweige aus der freien Natur entnehmen. Voraussetzung ist aber, dass Sie beim Abschneiden den Wirtsbaum nicht verletzen. Und Sie sollten bedenken: Misteln wachsen hoch oben in den Baumkronen. Es ist also unter Umständen gar nicht so einfach, die Pflanzen zu erreichen. Ohne sich selbst zu gefährden, lassen sich die Mistelzweige am einfachsten mithilfe einer Teleskopschere oder -säge aus einem der kugeligen Büsche entnehmen.
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