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Zu Besuch im Wasserparadies: Ostfriesisch-weite Wasserwelten

Von GartenFlora

Einen Garten zum Entspannen und Genießen, für Fitness und Wohlbefinden wünschten sich Renate und Klaus Meinhard. Diesen lang gehegten Traum verwirklichten sie mit ihrem abwechslungsreichen Wasserparadies in Ostrhauderfehn.

Zu Besuch in Ostfriesland

Eine Siedlung mit Häusern dicht an dicht, Vorgärtchen und verwinkelten Straßen. In Ostrhauderfehn scheint alles klein zu sein. Als wir schließlich bei Renate und Klaus Meinhard auf der Terrasse stehen, ist die Überraschung perfekt: Wasser, wohin das Auge blickt! Und es reicht bis kurz vors Haus. 

Das Gelände erinnert an eine Moorlandschaft, es wird ausschließlich durch Holzstege miteinander verwoben. Sie laden uns ein, das Wasserreich zu erkunden.

Wasser in allen Variationen!

Zunächst noch gebändigt in formalen Wasserbecken, schlängelt es sich schon bald im geschwungenen Kiesbett durch den Garten. Munter plätschert es über eine Natursteinstufe in den nächsten Teich. Zwischen Gräserhorsten gut versteckt, blitzt Blau hervor: Im glasklaren Schwimmteich mit schmalem Hechtkrautsaum zieht die Hausherrin regelmäßig ihre Bahnen. Hier erstreckt sich die Badesaison von Frühjahr bis Herbst – Hauptsache, das Wasser hat seine 13 Grad!

Wieder an der Terrasse angekommen, weckt der benachbarte Laubengang unsere Neugier. Ein Karree aus Kugel-Trompetenbäumen markiert den Anfang. Was mag an seinem Ende liegen? Wir folgen dem Holzsteg mit violetter Glockenblumenborte … und stehen plötzlich am Ufer eines ausgedehnten Fischteiches. Er wird nicht mehr zum Angeln, aber zum ausgiebigen Schwimmen genutzt. 

Neben uns stehen Drahtkörbe mit Granitsteinfüllung, vier Säulen im Quadrat. Aha, wie das Trompetenbaum-Quartett! Der Blick schweift umher. Erst jetzt wird uns die tatsächliche Größe des Grundstücks bewusst: In Ufernähe ein großzügiges Holzdeck mit Sumpfgraben und Uferzone, ein Pavillon mit Panoramafenstern. Daneben eine Naschecke mit Johannisbeeren, Erdbeeren, Quittenbaum und Gemüse, dazu die bunte Vielfalt einer Wildblumenwiese. Am Ufer gegenüber entdecken wir fünf Ziegen. Ziegen? Klaus Meinhard korrigiert: „Nee, das sind Kamerun-Schafe. Unsere Öko-Rasenmäher!“

Gestaltet von niederländischem Gartenarchitekten

Für die Planung und Gestaltung des hausnahen Gartenteils holten sich Meinhards 1993 professionelle Hilfe aus den Niederlanden. Der bisherige Garten mit Schwarz-Erlen, Birken, Sträuchern und Rasenflächen wich – zunächst nur auf dem Papier – mal formal, mal natürlich gestalteten Gartenräumen. 

Geplantes dann auch in die Tat umzusetzen, vollzog sich innerhalb eines Monats. Diese Phase umschreiben Meinhards kurz mit „Alter Garten raus, neuer Garten hin“. Dazu gehörte auch, ein stark bewehrtes Betonbecken wegzustemmen. Eine Woche lang lärmte der Presslufthammer. Das Ergebnis war letztlich so überzeugend, dass der Garten sogar ins Fernsehen kam. 

Gartenerweiterung dank eines Fischteichs

2006 dann ein Glücksfall: Das Ehepaar konnte den benachbarten Fischteich dazukaufen. Hier mussten zunächst die überalterten Koniferenhecken weichen. Zehn Jahre Angelpause am Gewässer forderten ihren Tribut: Zu viele Fische, zu wenig Wasserqualität. Klaus Meinhard ließ Zander und Hecht schwimmen – es blieben etwa 30 Karpfen übrig, die allerdings von beeindruckender Größe.

Der neu erworbene Gartenteil sollte sich harmonisch in den bestehenden Wassergarten einfügen. So griffen Meinhards Formensprache und Gestaltungselemente des mittlerweile verstorbenen Gartenarchitekten auf. Markenzeichen von Henk Weijers: Wasser bis zum Haus, Wegenetze aus Holzstegen, mit Hechtkraut bepflanzte Schwimmteiche, Karrees für Akzente – alles in geometrischen Formen, flankiert von üppiger Vegetation. 

Dazu übers Gelände verteilte Sitzplätze, versteckt hinter einem Dickicht aus Blüten, Gräsern und Gehölzen. Zusammen mit Renate Meinhards Faible für Stauden mit Wildpflanzenflair, aber auch für Rosen und Rittersporn, erhielt der Garten eine charmante Mixtur aus Zierendem und Natürlichem. Das hindert die passionierte Gärtnerin nicht daran, ab und an umzusortieren. Dazu der Rat ihres Ehemannes: „Pack’ doch deine Pflanzen auf Rollen, dann hast du’s einfacher!“

Chemiefrei und ressourcenschonend

Die Holzstege benötigen keinerlei Schutzanstrich, denn Bongossi ist von Natur aus hart und widerstandsfähig. Im Frühjahr wird Unkraut in den Beeten von Hand gejätet. Anschließend verhindert eine dünne Mulchschicht aus Kompost Unkrautwuchs und Austrocknen. 

Leistungsfähige Pumpentechnik fördert Nachfüllwasser für die Becken und Gießwasser für die Beete direkt aus dem Fischteich. Baum- und Strauchschnitt wird geschreddert und kompostiert, angereichert mit dem Stalldung der Schafe. Kompost kommt den Beeten, Grüngut den Schafen zugute. „Also eine Art Kreislaufwirtschaft“, konstatiert Klaus Meinhard.

Grenzüberschreitendes Projekt „In Nachbars Garten“

Eine kluge Art zu gärtnern, denn: „Schließlich wollen wir den Garten auch noch genießen, Spaß und Erholung sind uns wichtig.“ Das glaubt man dem Paar angesichts ihres Wasser-Eldorados mit den lauschigen Sitzecken aufs Wort. Trotzdem investieren beide rund zwei Tage pro Woche in die Pflege. Das dauert bei Renate Meinhard gelegentlich bis weit in die Abendstunden. „Manchmal glaube ich, dass die Gartenbeleuchtung weniger der Stimmung, als eher meiner Arbeitserleichterung dienen soll,“ verrät sie augenzwinkernd.

Meinhards engagieren sich bei der Offenen-Pforte-Aktion „Het tuinpad op“ („In Nachbars Garten“), wegen der besucherreichen Tage auch „Gartenmarathon“ genannt. Die Gastfreundschaft, die sie selbst als Zugereiste in Ostfriesland erfahren durften, geben beide auch hier gerne weiter. Wir haben sie schon mal genießen dürfen.

Karin Wachsmuth

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