Er ist ein Garten, der im Frühling überschäumt vor Farbe und Frohsinn. Warum denn gerade Frühling, Frau Bail?
„Im Frühling bin ich einfach gierig nach Farbe, da darf es ruhig ein bisschen mehr sein.“
Ein bisschen mehr ist gut. Uta Bail hat den Beeten ihres etwa 2000 Quadratmeter großen Garten hunderte, wenn nicht tausende Hornveilchen und Stiefmütterchen spendiert. Vor allem in Gelb, aber ein wenig Kontrast in Orange und Blaulila ist auch dabei.
Jedes Jahr aufs Neue verhandelt die pensionierte Lehrerin mit den Gärtnereien, um die ungewöhnlich großen Stückzahlen überhaupt zu bekommen. Sie verrät nicht, wieviel sie genau ordert. Nur so viel gibt sie preis: „Dafür verzichten wir schon mal auf unseren Sommerurlaub!“
Uta Bail sieht die Vorteile der einjährigen Frühjahrsblüher. Mit ihnen kann man viel besser und auch schneller Farbe in die Beete bringen als mit Stauden. Fast so, als würde man mit breiten Pinseln ein Gemälde vom Frühling malen. Die dicken Pinselstriche in Uta Bails Frühlingsbild sind die dicht an dicht gesetzten Veilchen. Sie wirken wie eine einzige Farbfläche. Im Sommer füllen dann gelbe Studentenblumen und Husarenknöpfchen die Beete.
„Gelb ist eben meine Farbe!“ Damit es nicht langweilig wird, setzt Uta Bail blaue, weiße und orange Farbtupfer ins gelbe Blütenbild. Jetzt im Frühling sind das vor allem Tulpen, Traubenhyazinthen und Stern-Magnolie. Im Sommer werden sie von Blütenstauden wie den zierlichen Glockenblumen abgelöst.
Während also im Garten hinter dem Haus das Gelb dominiert, blüht es im Vorgarten rund um einen kleinen Teich vor allem in Vergissmeinnicht-Blau und Kirsch-Rosa. Die drei Säulen-Zier-Kirschen geben hier den Ton an, unterstützt von zarten Vergissmeinnicht und pastellenen Tulpen. Aber halt, da hat sich doch ein Tuff gelbe Tulpen in das feinabgestimmte Bild gemogelt. Das war doch Absicht, Frau Bail. „Nein, das ist mir aus Versehen passiert.
Ich hatte es im Herbst eilig und habe die falschen Zwiebeln gesteckt.“ Der gelbe Tupfer darf vorerst bleiben. Doch sind die Tulpen verblüht, werden sie vorsichtig ausgegraben und in den Garten hinter dem Haus gebracht. Dann ist das Bild wieder stimmig. Dieser Garten ist nicht nur im Frühling eine Augenweide. Auch die anderen Jahreszeiten sind wohl durchdacht. Es soll immer etwas blühen, das war Uta Bail schon in den ersten Gartenjahren wichtig.
Blühlücken, die sich trotz guter Planung auftaten, wurden nach und nach geschlossen. Die Frühlingspracht jedenfalls können Interessierte am Tag der Offenen Gärten bestaunen. Auch Nachbarin Waltraud Pahler zeigt dann ihr Rhododendronparadies. Und da sich beide Gärtnerinnen gut verstehen, sind ihre so unterschiedlichen Gärten nicht durch einen Zaun getrennt. „So können wir uns gegenseitig leichter beim Gießen helfen.
Der Natur hat Uta Bail einen festen Platz in ihrem Garten gegeben. „Als wir das Haus bauten, haben wir der Natur viel Raum genommen. Den wollten wir wieder zurückgeben.“ So gibt es viele Rückzugs-orte für Flora und Fauna: Erdkröten, Grasfrösche und Teichmolche haben die beiden Teiche erobert. Auf der kleinen Wiese im Vorgarten wachsen Knabenkräuter und wilde Orchideen wie Frauenschuh und Stendelwurz. Und die mit Efeu, Wildem Wein und Blauregen begrünte Hausfassade ist das Zuhause zahlreicher Vögel und Insekten.
Natalie Faßmann
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