Ein Garten kann manchmal den Schlaf rauben. „Wenn mir abends im Bett eine neue Idee kommt, halt ich’s kaum aus bis zum nächsten Morgen.“ Katrin Iskam schmunzelt.
Und so ist die sympathische Powerfrau zuweilen sogar nachts mit dem Spaten unterwegs. Nachts? „Ja, einmal hat unsere Tochter Amelie ihre Geburstagsgäste im Zelt untergebracht. Genau auf der Rasenfläche, die zum neuen Staudenbeet umgestaltet werden sollte. Und, naja … als die Kinder am nächsten Morgen aus dem Zelt krabbelten, fanden sie sich plötzlich auf einer Raseninsel wieder. Inmitten des frisch umgewühlten Bodens.“
Von solchen Geschichten hat die leidenschaftliche Gärtnerin so einige auf Lager. Dabei bleiben, bei aller Spontaneität, auch Ordnung und Planung nicht auf der Strecke. „Für ein neues Beet lege ich mir erst einmal ein Farbkonzept zurecht. Welche Töne passen zusammen? Wann blüht welche Pflanze? Außerdem erhält jeder Bereich sein eigenes Zentrum, zum Beispiel eine Sonnenuhr oder eine kleine Statue“, verrät Katrin Iskam. Und so sind die geschwungenen Staudenbeete, die sich wie Landzungen ins umgebende Rasenmeer ergießen, als ein stimmiges Gesamtkunstwerk komponiert.
Sich wiederholende Farben verleihen Struktur und Halt, wobei der gleiche Ton im Idealfall von einer ganz anderen Pflanzenart wieder aufgenommen wird.
Das Gelb, das sich in den rustikalen Blütenkörbchen der Mädchenaugen genauso zeigt wie im edlen Flor der Taglilien, ist dafür ein schönes Beispiel. Generell bestimmen aber eher Pastelltöne das Bild.
Im Mai fängst alles mit den purpurnen Blütenbällen des Zier-Lauchs an, es folgen Rittersporn, Duftnesseln, verschiedene Salbei-Arten, Katzenminzen. Letztere werden im Juli radikal zurückgeschnitten, damit sie vier Wochen später noch einmal neue Blüten schieben. Spät im Jahr, gegen Ende Oktober erst, lassen Astern-Horste und Fette Hennen dann allmählich den prachtvollen Blütenreigen ausklingen. Auch die Farbe Weiß findet sich oft im Garten der Iskams. Gerne in Kombination mit edlen Blattschmuckstauden wie Woll-Ziest oder Funkien. Es gibt sogar einen Weißen Garten. Aber erst seit kurzem.
Wieder liegt Katrin Iskam ein Lächeln auf den Lippen: „Dort, wo jetzt Hortensien und Rosen gedeihen, standen vor wenigen Jahren noch 25 Meter hohe Tannen. Sie sollten weg, Platz machen für das Weiße Gartenzimmer. Doch mein Mann wollte nicht in der Augusthitze mit dem Fällen beginnen.“ Als Waldemar Iskam dann eines Abends von einer Dienstreise zurückkehrte, standen die Tannen plötzlich auf Halbmast. Mit der Handsäge waren sie von seiner Katrin schon einmal um die Hälfte gekürzt worden. Die belassenen Stümpfe boten nun ein derart unansehnliches Bild, dass der Gatte doch lieber gleich zu Spitzhacke und Spaten griff, um dem Elend ein Ende zu setzen. Augusthitze hin oder her.
Ohnehin ist Waldemar Iskam eher für die schwerere Arbeit zuständig. Er pflastert, mauert, rodet, mäht den Rasen. Alles andere ist Frauensache. Das Düngen zum Beispiel. Im Februar bekommen die Pflanzen eine gute Ladung Kuhdung. So gedeihen auf dem vergleichsweise armen Sandboden der Lüneburger Heide auch Historische Rosen und hungrige Hortensien prächtig.
Und das 1000-Liter-Fass, das das Regenwasser vom Schuppendach auffängt, wird mit drei Litern Balkondünger angereichert. Eine schöne Idee! Das Wasser wird aber nur bis zum Juli verwendet. Denn späteres Düngen könnte der Winterhärte schaden. Und wie steht’s um den Pflanzenschutz? Vom chemischen Spritzmittel ist Katrin Iskam ganz abgekommen: „Nach zwei Wochen sind die Läuse ja eh wieder da.“ Dafür haben sich mit der Zeit nun ansehnliche Nützlingspopulationen eingestellt. Sie haben die Schädlinge ganz gut im Griff.
Kaninchendackel Bruno hält die Wühlmäuse in Schach.
Und wenn im Sommer die Junikäfer aus dem Boden krabbeln, werden an die beiden Kinder Marmeladengläser zum Absammeln verteilt. Das macht Spaß und bringt dazu noch etwas Taschengeld: immerhin zwei Euro pro gefülltem Glas.
Als Waldemar Iskam feststellte, dass seine Rasenfläche zunehmend Staudenrabatten geopfert wurde, legte er Rasenkantensteine: Jetzt wurden Tatsachen geschaffen! Nun, mittlerweile beherrscht Katrin Iskam jedoch das Verlegen der Steine selbst ziemlich perfekt. Steine anheben, Rasen abstechen, Steine neu verlegen. Ganz einfach eigentlich. Der hinters Licht geführte Ehemann lächelt mittlerweile darüber. Seine Frau sei ja schon ziemlich gartenverrückt.
Und in Wirklichkeit ist er stolz auf das, was sie in wenigen Jahren aus der Ackerfläche ums Haus gezaubert hat. 2001 keimte bei ihr das erste Interesse für den Garten auf, das erste Fachbuch wurde gekauft, die erste Gartenreise geplant. Kurz darauf wurden Säulen gebaut, Pflanzenfarben sortiert, Vasen beschafft. Und bald schon war dieses grüne, von englischen und niederländischen Gärten inspirierte Paradies entstanden: ein üppiger Landhausgarten auf 1300 m2 Sand.
Auch die Besucher am Tag der „Offenen Gartenpforte“ sind stets beeindruckt. Trotz Regenwetters waren beim letzten Mal 300 Gäste da. Und wenn sie dieses Jahr wiederkommen, wird Neues zu entdecken sein. Die Heuchera zum Beispiel, die die Sonnenuhr so schön umrunden, bieten leider keinen hübschen Winteraspekt. Smaragd-Zypressen sind da doch viel ansehnlicher…
Kerstin Ackermann