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Voraussichtliche Lesedauer:  6 Minuten

Klimabäume: Diese Arten sind fit für den Klimawandel

Von Luisa Roth

Stadtbäume müssen einiges abkönnen. Versiegelte Böden, Abgase und Müll bieten den Gehölzen nicht gerade optimale Wachstumsbedingungen. Die voranschreitende Klimakrise verschärft die Situation noch. Den trockenen Hitzesommern, einer höheren Strahlungsintensität sowie Wetterextremen sind viele der heute breit im Stadtraum vertretenen Baumarten bereits jetzt nicht mehr gewachsen. Zeitgleich mit den Veränderungen wird die Bedeutung von Grünflächen in urbanen Räumen immer größer: Es braucht also neue Arten. Hier erfahren Sie, was einen Klimabaum ausmacht und welche Arten als besonders klimaresilient gelten.

Was ist ein Klimabaum?

Der Begriff des Klimabaums bezeichnet einen Baum, der aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften besonders gut an die Herausforderungen des Klimawandels in städtischen Gebieten angepasst ist. Insbesondere hitzetolerante, trocken- und frostresistente Gehölze fallen darunter. Aber auch die Widerstandsfähigkeit einer Baumart gegenüber Wetterextremen wie Temperaturschwankungen, Starkregen oder Stürmen spielen eine Rolle. „Klimaresilient“ werden solche Bäume auch genannt.

Bäume in der Stadt

Erschwerte Bedingungen für Stadtbäume

Zukünftige Stadtbäume müssen sowohl klimaresilient sein als auch mit den Bedingungen in der Großstadt zurechtkommen: hohe Schadstoffkonzentrationen, Strahlungshitze, Hundeurin und Streusalz, außerdem zu kleine Baumscheiben und wenig Wasser.

Mit den durch den Klimawandel bedingten wärmer und trockener werdenden Sommern tritt aber auch eine ganz andere Problematik auf: Bisher nicht da gewesene Schädlingsarten und Krankheitserreger besiedeln neue Gebiete. Bisher finden sich in den meisten Städten Deutschlands lediglich sechs verschiedene Baumarten und deren Sorten. Diese Hauptvertreter leiden jedoch zunehmend an eingewanderten Schädlingen und Pflanzenkrankheiten. Rosskastanien leiden beispielsweise seit Jahren unter den Auswirkungen der Kastanienminiermotte beziehungsweise ihrer Larven. Platanen sind von der Pilzerkrankung Massaria betroffen, die zu Rissen und Brüchen im Geäst führen kann, also auch die Sicherheit im Straßenverkehr beeinträchtigt. Und auch Eschen werden vermehrt von Pilzerregern befallen: Das sogenannte Eschentriebsterben führt meist zum völligen Ableben der Bäume. Heimischen Linden macht wiederum die Trockenheit zu schaffen.

Klimabaum: Blühende Magnolie in einem Park in Frankfurt. Foto: AdobeStock_Augustin Lazaroiu
Die Kobushi-Magnolie überzeugt mit hoher Frosthärte und genereller Robustheit. [Foto: AdobeStock_Augustin Lazaroiu]

Funktionen von Stadtbäumen

Stadtbäume erfüllen nicht nur eine ästhetische Funktion, sondern sorgen vor allem auch dafür, das Mikroklima in den Städten zu regulieren. Die Baumkronen spenden Schatten und reduzieren damit auch die Oberflächentemperatur von Gebäuden und Straßen. So leisten sie einen wichtigen Beitrag, den Effekt der sogenannten Urban Heat Islands (städtische Wärmeinseln) abzumildern. Vitale Baumbestände in der Stadt sorgen nicht nur für eine angenehmere Umgebungsluft, sondern können auch ernsthaften gesundheitlichen Gefahren der Bevölkerung entgegenwirken, die während extremen Hitzewellen zu befürchten sind.

Bäume sind zudem wichtige Lebensräume für verschiedenste Tierarten in der Stadt und erhöhen damit die Biodiversität. Sie bieten Nahrung und Unterschlupf für Vögel, Insekten und andere Lebewesen, die in einer von Beton geprägten Umgebung oft nur begrenzte Lebensmöglichkeiten haben.

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Und zuletzt binden Bäume natürlich auch CO₂ aus der Luft und tragen so maßgeblich zur Reduktion der Emissionen bei. Die Integration von Klimabäumen in städtischen Ballungszentren ist daher ein entscheidender Schritt in Richtung einer grünen und lebenswerten Infrastruktur. Landschaftsarchitekt*innen und Stadtplaner*innen stehen dabei vor der Herausforderung, eine sorgfältige Auswahl geeigneter Baumarten zu treffen, die nicht nur klimafest sind, sondern auch möglichst vielfältig. Denn Monokulturen sind anfälliger für Krankheiten und Schädlinge, während eine diverse Bepflanzung eine erhöhte Resistenz gegenüber Umwelteinflüssen aufweist. Bei der Standortwahl für Klimabäume müssen außerdem Faktoren wie Bodenqualität, Wasserversorgung und der Abstand zu Gebäuden berücksichtigt werden. Denn Klimabäume sind zwar robust, doch auch von ihnen lässt sich nur profitieren, wenn die Gehölze nachhaltig gesund bleiben, um ihre Funktionen erfüllen zu können.

Welche Klimabäume gibt es?

Nach Klimabaum-Arten wird vielseitig geforscht. An verschiedenen Versuchsstandorten können die Bäume auf ihre Eignung als klimaresiliente und stresstolerante Gehölze für die Stadt geprüft werden. Auch viele Baumschulen führen eigene Versuche durch und erarbeiten so Listen geeigneter Arten. Die Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) hat in Zusammenarbeit mit dem Bund deutscher Baumschulen (BdB) im Jahr 2012 erstmals die sogenannte Straßenbaumliste veröffentlicht – eine Empfehlungsliste geeigneter Baumarten für die Stadt. Die ebenfalls von der GALK und dem BdB herausgegebene Broschüre „Zukunftsbäume für die Stadt“ führt gezielt Baumarten auf, die sich als für die vom Klimawandel beeinflussten Standortbedingungen geeignet erweisen konnten. Die Broschüre soll als „konkrete Entscheidungshilfe bei der Auswahl der entsprechenden Gattungen, Arten und Sorten dienen.“

Zu den Klimabäumen werden sowohl heimische als auch nicht-heimische Arten gezählt. Der Klimawandel gibt Anlass, die Bevorzugung heimischer Gehölze aus ökologischen Gründen zu überdenken und diese neu zu bewerten. Denn besonders viele heimische Arten können den veränderten Bedingungen bereits jetzt nicht mehr standhalten. Mit den klimatischen Veränderungen ändern sich auch die Lebensräume der Tier- und Pflanzenarten.

Klimabaum: Esskastanien in der Nahaufnahme. Foto: AdobeStock_Soru Epotok
Esskastanien sind äußerst hitzeverträglich. [Foto: AdobeStock_Soru Epotok]

Liste der Klimabäume

Hier finden Sie eine kleine Auswahl der als „Klimabäume“ geltenden Arten.

  • Spitz-Ahorn (Acer platanoides)
  • Felsenbirne (Amelanchier arborea ‚Robin Hill‘)
  • Esskastanie (Castanea sativa)
  • Gewöhnlicher Trompetenbaum (Catalpa bignonioides)
  • Zürgelbaum (Celtis australis)
  • Baum-Hasel (Corylus colurna)
  • Lederblättriger Weißdorn (Crataegus lavallei)
  • Gingkobaum (Gingko biloba)
  • Gleditschie (Gleditsia triacanthos ‘Sunburn‘ oder ‘Skyline‘)
  • Amerikanischer Amberbaum (Liquidambar styraciflua)
  • Kobushi-Magnolie (Magnolia kobus)
  • Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia)
  • Eisenholzbaum (Parottia persica)
  • Zerr-Eiche (Quercus cerris)
  • Robinie (Robinia pseudoacacia)
  • Schnurbaum (Sophora japonica)

Klimabäume für den Garten?

Nicht nur die Bäume in der Stadt leider unter den veränderten Bedingungen. Auch in der Forstwirtschaft sucht man unter Hochdruck nach neuen Klimabaum-Arten, mit denen sich für die nächsten Jahre, Jahrzehnte und am besten Jahrhunderte robuste, klimaresiliente Wälder aufbauen lassen.

Und natürlich ist auch der eigene Garten nicht vor vermehrter Trockenheit und Wetterextremen gefeit. Daher ist auch hier durchaus sinnvoll, sich über neue Arten zu informieren. Auch regionale Unterschiede sind zu beachten. Was beim Baumkauf ohnehin immer gelten sollte ist, dass Sie die Art entsprechend des jeweiligen Standorts auswählen. Glücklicherweise finden sich unter den Klimabaum-Arten auch zahlreiche Hingucker! Der Amerikanische Amberbaum (Liquidambar styraciflua) sowie der Eisenholzbaum (Parrotia persica) begeistern beispielsweise mit einer flammenden Herbstfärbung.

Klimabaum: Blätter des Eisenholzbaums in Herbstfärbung. Foto: AdobeStock_Daelin
Der Eisenholzbaum hält Hitze und Dürre stand, außerdem ist er äußerst winterhart. [Foto: AdobeStock_Daelin]

Die Klimabaum-Arten Felsenbirne (Amelanchier arborea) und Trompetenbaum (Catalpa bignonioides) bestechen mit ihrer Blütenpracht und sorgen für reges Insektentreiben. Für große Gärten lässt sich über einen imposanten Gingkobaum (Gingko biloba) oder einen edlen Schnurbaum (Sophora japonica) nachdenken.

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