Das Image der Zwergmispel (Cotoneaster) war in der Vergangenheit etwas angekratzt. Ein „Hansdampf in allen Gassen“, der, so schien es, vor allem dort zu finden war, wo sein zweckhafter Charakter zum Vorschein kam – wie etwa als Bestandteil einer unverwüstlichen Flächenbepflanzung auf Verkehrsinseln oder an Autobahnböschungen. Dabei singen Formschnittkünstler und Bonsai-Gärtner wahre Lobeshymnen auf den Zierstrauch mit dem hübsch verzweigten Wuchs.
Der Cotoneaster, ein Ziergehölz aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae), kommt zweifellos mit bestechenden Vorzügen daher und bietet vielfältige Verwendungsmöglichkeiten.
Eine Zwergmispel ist winterhart, ausgesprochen pflegeleicht und recht trockenheitsverträglich, was ihre hohe Präsenz im öffentlichen Grün erklärt. Dank ihrer robusten Natur stellt sie an den Boden keine besonderen Ansprüche und gedeiht sowohl in der Sonne als auch im Halbschatten.
Mit ihrer dichten Belaubung, die bei manchen Arten immergrün ist, und dem ausgeprägten horizontalen Wuchs erobert sie Flächen zuverlässig, so dass das Aufkommen unerwünschter Pflanzen erfolgreich unterbunden wird. Wer gerne seine gestalterische Hand walten lässt, erhält viel Freiraum, denn ihre Schnittfestigkeit ist ebenfalls hervorzuheben.
Auch optisch muss eine Zwergmispel sich nicht verstecken: Eine Vielzahl kleiner Blüten in Weiß, Rosa oder Rot bedeckt die Pflanze im Mai und Juni. Bis zum Herbst entwickeln sich aus ihnen rote oder orangefarbene (selten schwarze), beerenartige Früchte, die einen schönen Kontrast zum glänzenden Laub bilden. Eine weitere Attraktion ist das leuchtende Herbstlaub, das den Garten förmlich erglühen lässt.
Ein besonderer Pluspunkt der Zwergmispel: Im Gegensatz zum nah verwandten Feuerdorn kann man sich an ihren Zweigen nicht so leicht verletzen – sie hat meist keine spitzen Dornen.
Unter dem Hausbaum pflanzt man gerne eine immergrüne Teppichmispel, die problemlos das fallende Herbstlaub schluckt – die Sorte ‘Coral Beauty‘ (Cotoneaster dammeri) bietet sich hier zum Beispiel an. Vier bis sechs Pflanzen sollten pro Quadratmeter gesetzt werden, um einen dichten Bodenschluss zu erreichen. Wenn es schneller gehen soll, können bis zu acht Pflanzen zum Einsatz kommen.
Für eine Grabbepflanzung eignen sich die Kriechmispeln ‘Streibs Findling’ und ‘Queen of Carpet‘. Mit ihrem langsamen und niedrigen Wuchs halten sie stets die Stellung, auch wenn man mal monatelang nicht vorbeischauen konnte.
Schwierige Hänge können mit einem Cotoneaster ebenfalls mühelos begrünt werden, da er sich dort dank seines flachen Wurzelsystems gut verankert.
Vom Begriff Zwergmispel sollte man sich nicht verwirren lassen, denn er bezieht sich ausschließlich auf die Größe der Früchte – manche Arten und Sorten können durchaus stattliche Wuchshöhen erreichen. Die Weidenblättrige Zwergmispel ist beispielsweise ein ausladender Strauch, der als Solitär bestens zur Geltung kommt.
Die Fächer-Zwergmispel (Cotoneaster horizontalis) ist ein Strauch, der gerne in die Breite wächst, dabei aber durchaus über einen Meter hoch werden kann. Als ungewöhnliches Spalier an der Hauswand gezogen macht sie viel her. Auch von einer Mauerkrone, die die Lieblingssitzecke einfasst, lässt sie neben Storchschnabel und Blaukissen ihre langen Triebe malerisch herabbaumeln. Im Herbst gesellt sich zu der orangeroten Blattfärbung eine unzählbare Menge leuchtend roter Früchte.
Die Kriechmispel ‘Skogholm‘ (Cotoneaster dammeri) ist ebenfalls für einen überhängenden Wuchs prädestiniert, kann aber auch als Formgehölz an Fassaden eingesetzt werden.
Ein richtig hübsches Ensemble ergibt sich, wenn der glänzend dunkelgrüne Blattteppich des Cotoneasters von adretten Rosen durchsetzt ist. Die Zwergmispel präsentiert so der Königin der Blumen den gebührend gefärbten Teppich im Herbst.
Die Blüten des Cotoneasters locken durch ihr reichhaltiges Nektarangebot zahlreiche Wildbienen, Hummeln und Honigbienen an. Auch Vögel zwitschern der Zwergmispel ein Loblied. Nicht unbedingt, weil die Früchte besonders lecker wären. Alles, was ihnen richtig gut mundet, wird bereits im Herbst verspeist, so dass Schlehe, Weißdorn, Eberesche oder Pfaffenhütchen bald geplündert sind. Aber dann, wenn es richtig kalt wird, spielt der zuvor verschmähte Cotoneaster oft genug den Retter in der Not!
Ist ein Cotoneaster giftig?
Für den Menschen sind alle Pflanzenteile, insbesondere die Früchte, schwach giftig. Das Glycosid Prunasin ist in den Blättern, Blüten und in der Rinde zu finden, die Früchte enthalten zudem Amygdalin. Beim Verzehr der Früchte kann eine milde Form der Blausäure-Vergiftung auftreten.
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