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Voraussichtliche Lesedauer:  7 Minuten

Wärmeliebende Obstgehölze

Von Achim Werner

Wo der Wein wächst, fühlen sich auch andere wärmeliebende Obstarten wohl, wie Aprikose, Feige oder Kiwi. Wagen Sie den Versuch – es lohnt sich! Und für alle, die nicht am Fuße eines Weinbergs zu Hause sind, haben wir Tipps parat, wie der Anbau dennoch klappen kann.

Mittelmeergewächse im Weinbauklima

Haben Sie das Glück in einer klimatisch begünstigen Region zu wohnen, dürfen Sie sich auf alle Fälle an das eine oder andere Mittelmeergewächs wagen. Im Weinanbaugebiet gedeihen und tragen sogar Obstgehölze, die wir eher an der Adria oder in Südtirol erwarten würden. Wir stellen Ihnen einige Pflanzen vor. 

Aber auch wer ganz konventionelle Obstarten kultiviert, hat eine große Sortenauswahl, denn in milden Gebieten reifen sogar die Früchte sehr später Obstsorten zuverlässig aus. So bilden viele Tafelreben nur hier so richtig Zucker und Aroma.

Feigen

Art: Ficus carica, die Echte Feige, stammt vermutlich  aus Westasien und wird im gesamten Mittelmeergebiet kultiviert. Viele Sorten gedeihen auch in Deutschland. 

Besonderheiten: Das empfindliche Obst kann in warmen Gegenden ausgepflanzt werden, wünscht jedoch einen geschützten und sonnigen Standort, damit die langsam wachsenden Früchte ausreifen können. Sie entstehen ohne Bestäubung durch Insekten. 

Sorten: ‘Violetta’,  ‘Perretta’ (birnenförmig), ‘Rossa rotonda’ (rot, rund), ‘Nordland Bergfeige’ (länglich, rotviolett), ‘Contessina’ (rot-violett) 

Alternativen: Die Früchte der Feige sind einzigartig. Die essbaren Früchte anderer Ficusarten aus der Tropen und Subtropen würden bei uns nicht reifen. 

Tipp: Feigen lassen sich durch Schnitt auf Maß halten und eignen sich für die Kübelkultur. Bei ungünstigen Bedingungen stehen sie vorübergehend oder dauerhaft gut im Wintergarten oder Gewächshaus.

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Dr. Markus Phlippen ist promovierter Biologe und Buchautor. Seit Jahrzehnten ist er als TV-Gartenexperte im WDR bekannt. Er ist der wissenschaftliche Leiter von Gardify, einer Garten-App für Hobby- und Profigärtner, die unter anderem einen To-do-Kalender bereithält, Pflanzen scannt und bestimmt, das Garten-Wetter präsentiert und in der Kategorie „Pflanzen-Doc“ Nutzer-Fragen zu Pflege, Krankheiten und Schädlingsbefall beantwortet.

Wein

Art: Vitis vinifera, der Echte Wein, wird seit Jahrhunderten weltweit kultiviert. Entsprechend groß ist die Sortenauswahl. In Gärten populär sind vor allem Tafeltrauben. 

Besonderheiten: Wein braucht ein Rankgerüst, möglich sind ganze Pergolen oder Lauben, die eine einzige Pflanze bald erobert, oder auch einzelne Pfähle, an denen jeweils ein Weinstock kultiviert wird. Letzteres ermöglicht die Kultur vieler Sorten auf begrenztem Raum. 

Sorten: ‘Angela’ (hell), ‘Talisman’ (hell), ‘Original’ (rötlich), ‘Blaue Datteltraube’, ‘Nadescha AZOS’ (blau), ‘Pamiati zurawiela’ (blau) 

Alternativen: Wählen Sie frühreifende Sorten wie ‘Aljoshenkin’ (hell), ‘Olimpiada’ (hell), ‘Wostorg (hell)’, ‘Chevchenko’ (blau), ‘Mitschurinski’ (blau), ‘Muscat Bleu’ (blau).  Auch möglich:  Begrünen Sie Ihre Laube mit den robusten, kleinfrüchtigen Kiwis (z. B. Actinidia arguta, ihre Sorten und Hybriden). 

Tipp: Wo der Freilandanbau nicht möglich ist, reifen Reben im Gewächshaus.

Kaki

Art: Die Kaki (Diospyros kaki) oder Sharonfrucht kennen wir seit Längerem aus dem Supermarkt. In Gärten setzt sich die selbstfruchtbare, meist kernlose Obstart aus China und Korea nur langsam durch. 

Besonderheiten: Die Früchte reifen erst im Herbst, nach dem Laubfall. Unreife Früchte enthalten mitunter adstringierende Tannine. 

Sorten: ‘Jiro’, ‘Tipo’, ‘Vainiglia’, ‘Aroma’, ‘Cioccolatino’ (mit Kernen) 

Alternativen: Deutlich robuster ist Diospyros virginiana mit maximal walnussgroßen Früchten. 

Tipp: Für einen direkten Kälteschutz, z. B. mit Vlies, werden die Bäume zu groß. Sie stehen daher am besten in einer nach Süden aus gerichteten und von Hecken oder Mauern umgebenen Gartenecke.

Mandel

Art: Mandeln (Prunus dulcis) haben in Deutschland Tradition, werden aber nicht kommerziell angebaut. Blüten und Blätter ähneln denen des Pfirsichs. 

Besonderheiten: Den Mandelbaum gibt es in mehreren Spielarten. Prunus dulcis var. dulcis, die Süßmandel, wird zum Backen oder Knabbern verwendet.  Die Kerne der Varietät amara, der Bitter-Mandel, sind wegen des enthaltenen Amygdalins giftig. Im Magen kann sich Blausäure abspalten. Manchmal bilden auch Süßmandeln bittere Kerne. Die sogenannten Knack-Mandeln (Varietät fragilis) haben eine dünne, leicht zu knackende Schale. 

Sorten: ‘Papierski’ (lässt sich mit der Hand öffnen), ‘Robijn’, (kältetolerant), ‘Princesse Amanda’ (Pistazienaroma), ‘Dürkheimer Krachmandel’  (dünnschalig)

Alternativen: Ähnlich verwendbare Früchte bilden die absolut winterharten Haseln, die praktisch überall in Deutschland gedeihen. 

Tipp: Mandelbäume sind nicht selbstfruchtbar, können jedoch auch von Pfirsichen bestäubt werden.

Kastanie

Art: Castanea sativa, die Ess- oder Edel-Kastanie, stammt aus Vorderasien und bildet teils riesige Bäume. Die Früchte der Zuchtsorten werden auch Maronen genannt. 

Besonderheiten: Die Ess-Kastanie ist ein Fremdbefruchter. Es sollten daher eine, besser zwei weitere Sorten in der Nähe stehen. Kastanienholz ist ein sehr gefragtes und wetterfestes Holz. 

Sorten: ‘Marigoule’ , ‘Marsol’ (resistent gegen Kastanienkrebs und Tintenkrankheit) 

Alternativen: Es gibt zwar andere Kastanienarten wie die Chinesische und die Japanische Ess-Kastanie. Sie spielen jedoch in Europa keine Rolle. 

Tipp: Sämlinge sind für den Garten nicht geeignet, da sie erst nach vielen Jahren Früchte unbekannter Qualität hervorbringen. Zuchtsorten tragen schon als kleine Bäume und wachsen etwas langsamer. Planen Sie dennoch um 60 m² Fläche ein.

Kiwi

Art: Großfrüchtige Kiwis (Actinidia deliciosa) stammen aus China, werden heute jedoch weltweit angebaut. 

Besonderheiten: Die Schlinger benötigen ein Rankgerüst. Sie begrünen problemlos größere Lauben oder Hausgiebel. Die sommergrünen Kletterer sind winterhart, jedoch kann die Blüte selbst im Weinbauklima gelegentlich durch Frost zerstört werden. Die meisten Sorten sind zweihäusig; zur Befruchtung der weiblichen Pflanzen ist daher ein männlicher Befruchter notwendig. 

Sorten: Selbstfruchtbar, kleinere Früchte: ‘Solo’, ‘Jenny’. Selbststeril mit größeren Früchten: ‘Hayward’. Männlicher Bestäuber: ‘Atlas’ 

Alternativen: Neben der ebenfalls kletternden Tafelrebe kommen kleinfrüchtige Kiwis infrage, deren Blüten weit weniger empfindlich sind. Sie wachsen schwächer und sind  daher für große Laubendächer weniger geeignet. 

Tipp: Große Wandspaliere lassen sich wenigstens teilweise mit Vlies vor Frost schützen.

Pekannuss

Art: Die Kerne von Carya illinoiensis, der Pekannuss, sind vom Weihnachtsteller kaum wegzudenken. In deutschen Gärten findet man die Bäume dagegen kaum. Mittlerweile sind jedoch robuste Auslesen lieferbar, die sich gut fürs Weinbauklima eignen. 

Besonderheiten: Die Pekannuss ist eine nahe Verwandte der heimischen Walnuss und wird entsprechend groß. Nichts für kleine Gärten, doch ist Schnitt möglich. Junge Bäume im Winter gegen Frost z. B. mit Vlies oder Schilfmatten einwickeln. 

Sorten: ‘Cheyenne’, ‘Cape Fear’, ‘Kiowa’ 

Alternativen: Echte Walnuss (Juglans regia

Tipp: Veredelte Pflanzen tragen schon nach wenigen Jahren. Sämlinge, zum Beispiel aus gekauften Früchten, lassen sich dazu gut zehn Jahre Zeit. Zudem garantieren sie weder gute Fruchteigenschaften noch eine ausreichende Winterhärte.

Aprikose

Art: Prunus armeniaca, in Österreich auch Marille genannt, gedeiht zwar auch außerhalb von Weinanbaugebieten, doch fällt wegen Blütenfrost häufig die Ernte aus. 

Besonderheiten: Die Kerne der Aprikosen enthalten, wie auch Mandeln, das toxische Amygdalin. 

Sorten: ‘Pinkcot’ (früh, teilweise selbstfruchtbar, kräftig rot), ‘Kioto’ (ertragssicher, selbstfruchtbar, rotbackig, scharkaanfällig), ‘Bergeron’ (spät, spätblühend, selbstfruchtbar) 

Alternativen: Vom ähnlich verwendbaren Pfirsich gibt es robuste Züchtungen wie den ‘Kernechten vom Vorgebirge’, die auch in rauen Regionen reifen. 

Tipp: Aprikosen lassen sich leicht als Fächerspalier vor einer Hauswand kultivieren.

Bitterorange

Art: Poncirus trifoliata, die Bitterorange, ist ein stark bedorntes, grünrindiges, sommergrünes Zitrusgewächs, das als Einziges in Deutschland bis -30 °C winterhart ist. 

Besonderheiten: Wegen der vielen Kerne und des sauer-herben Aromas sind die etwa 5 cm großen Früchte der Bitterorange oder Bitterzitrone vor allem für die Verarbeitung zu Marmelade oder zum Kandieren geschaffen. Kreuzungen von Poncirus mit Citrusarten und -sorten erhöhen deren Kälteresistenz. 

Sorten: ‘Dragon’ mit gedrehten Trieben. Meist werden jedoch Sämlinge angeboten. 

Alternativen: Echte Zitronen, Calamondin-Orangen oder Limequats tragen ebenfalls zuverlässig Früchte, die sich ähnlich verwenden lassen. Die Sträucher müssen jedoch frostfrei überwintern. 

Tipp: Der stark bedornte Strauch lässt sich auch als undurchdringliche Vogelschutzhecke ziehen. Beim Schneiden dicke Handschuhe tragen!

Maulbeere

Arten: In Deutschland gedeihen die Schwarze Maulbeere (Morus nigra), die Weiße Maulbeere (Morus alba) und die Rote Maulbeere (Morus rubra). Alle drei können sich zu hohen Parkbäumen entwickeln und bilden brombeerähnliche Sammelnussfrüchte in Weiß, Rot und Schwarz. 

Besonderheiten: Die Sorten von Morus alba können sowohl weiße, rote als auch schwarze Früchte ausbilden. Morus nigra behängt sich mit schwarzen, teils 6 cm langen Früchten. Bei der seltenen Morus rubra sind sie tiefdunkelrot und saftig-süß. 

Sorten: Morus alba: ‘Constantinopolitana’ (schwarze Früchte), ‘Multicaulis’ (strauchförmig, rot-schwarz), ‘Nigrobacca’ (schwarz). M. nigra: ‘Wellington’  (lange Beeren). 

Alternativen: Statt der wärmebedürftigen, aromatischeren Schwarzen Maulbeere kann die robuste Weiße Maulbeere gepflanzt werden. Deren Früchte sind süß, aber fade. 

Tipp: Hängeformen (z. B. Morus alba ‘Pendula’), lassen sich, auf Stamm veredelt, einfach zur Schattenlaube erziehen. Die schnittverträglichen Maulbeeren machen sich auch gut als platzsparende Hecke.

Tipps und Tricks zur Kultur wärmeliebender Obstgehölze

Wärmespeicher Hauswand

Eine Mauer oder Hauswand schützt kälteempfindliche Obstarten gleich mehrfach: Zum einen wandelt die Mauer einen Teil des Sonnenlichts zu Wärmestrahlung, zudem speichern die Steine Wärme, die nachts wieder abgegeben wird. 

Darüber hinaus stehen Spaliergehölze vor einer Mauer meist windgeschützt.  

Vorsicht bei mehltauanfälligen Kulturen wie Wein. Die Pilzkrankheit tritt vor allem bei trockenwarmen Bedingungen auf, wie sie hier häufig vorkommen.

Historischer Brutkasten für Feige und Co.

Die Vorteile eines Mauerspaliers lassen sich mit einer Talutmauer optimieren. Diese historischen „Wärmeschränke“, häufig an Südhängen erbaut (franz. talutage = Abböschung), beherbergen z. B. am Schloss Sanssouci in Potsdam Feigenbäume, Reben und Zitruspflanzen, die so geschützt selbst im rauen Brandenburger Klima reich tragen und vor allem ausreifen. 

So ein Kasten ist relativ leicht nachgebaut und an die Hauswand oder eine Mauer angepasst. Im Sommer bleibt der „Brutschrank“ vorn offen. Sobald die Temperaturen fallen, werden die abnehmbaren Fenster wieder eingesetzt.

Im Wintergarten oder Gewächshaus … 

… fühlen sich Weinreben, aber auch Feige, Zitrusgewächse sowie Pfirsich und Nektarine wohl. Bei den beiden Letztgenannten müssen Bestäuberinsekten Zugang haben. 

Auch möglich: Leiten Sie einen Trieb einer im Freien gepflanzten Weinrebe durch eine Öffnung in der Außenhaut ins Innere eines Wintergartens oder Gewächshauses. Dort reifen die Trauben um einige Wochen früher und sicherer aus.

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