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Voraussichtliche Lesedauer:  6 Minuten

Lichtverschmutzung: Folgen für das Ökosystem

Von GartenFlora

Künstliche Beleuchtung lässt die Nacht zum Tag werden – und das mit weitreichenden Folgen für unsere Umwelt. Denn die weltweite Lichtverschmutzung stört den natürlichen Rhythmus von Tieren, Pflanzen und auch von uns Menschen. Doch was genau bedeutet das eigentlich? Und wie können wir das Thema auch in unserer Gartengestaltung berücksichtigen?

Was versteht man unter Lichtverschmutzung?

Mit Lichtverschmutzung ist die übermäßige oder fehlgeleitete Nutzung von künstlichem Licht gemeint, die den Nachthimmel aufhellt. Doch wie entsteht Lichtverschmutzung? Verursacher des Problems sind Straßenlaternen, Werbetafeln, beleuchtete Gebäude und andere Lichtquellen, die oft mehr Licht abstrahlen, als notwendig ist. Zusätzlich wird das Licht in der Atmosphäre gestreut, sodass verstärkt „Lichtglocken“ über den Großstädten entstehen. Lichtverschmutzung beeinträchtigt nicht nur die Sicht auf Sterne und Himmelsobjekte, sondern bringt auch negative Auswirkungen auf die Tiere, Pflanzen und die menschliche Gesundheit mit sich. Und noch immer nehmen die weltweit beleuchteten Flächen jedes Jahr zu. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen auf, wie sich das gesamte Ökosystem durch Lichtemissionen bereits verändert hat.

Lichtverschmutzung Foto: AdobeStock_Matthieu
Die Lichtemissionen sind aus dem Weltraum gut sichtbar. [Foto: AdobeStock_Matthieu]

Glücklicherweise wächst jedoch auch das Bewusstsein für Lichtverschmutzung. In zahlreichen Städten und Gemeinden entstehen Initiativen, die sich engagiert für Aufklärung und eine nachhaltigere Beleuchtung einsetzen.

Lichtverschmutzung: Karte für Deutschland

Die Light Pollution Map zeigt eindrücklich, wie weitläufig die Erde mit künstlichen Lichtquellen besetzt ist. Anhand einer Farbskala können Sie ablesen, in welchen Regionen die Lichtintensität besonders hoch ist und wo stattdessen noch ein klarer Sternenhimmel erkennbar sein dürfte. Auch in Deutschland lassen sich auf der Karte nur noch wenige Gebiete ausmachen, die nicht hell erleuchtet sind. Dabei sind keineswegs nur Großstädte wie Berlin, Hamburg oder Frankfurt betroffen, sondern auch kleinere Städte und Gemeinden.

Zwar ist das Problem mittlerweile einer immer breiteten Öffentlichkeit bekannt, doch konkrete, weitreichende politische Schritte stehen bislang noch aus. Immerhin: 2021 hat der Bundestag eine Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) mit dem Ziel, die Lichtverschmutzung einzudämmen, beschlossen.

Die Folgen der Lichtverschmutzung

Gesundheitliche Probleme

Es gibt etliche Belege aus der Wissenschaft: Der Wechsel zwischen Tag und Nacht ist ein wichtiger Taktgeber und steuert den chronobiologischen Rhythmus von Organismen. Kommt es hierbei zu Irritationen, geraten viele Lebensprozesse ins Ungleichgewicht. Der Melatoninspiegel (Melatonin ist das Hormon, das unseren Schlaf-Wach-Zyklus steuert) wird maßgeblich gestört. Das tagesrhythmische System (die „innere Uhr“) von Säugetieren, auch von uns Menschen, gerät durch die langanhaltende nächtliche Beleuchtung also gewaltig durcheinander – am empfindlichsten reagiert es auf blaues Licht. Die Folge können Schlafstörungen und Stress sein, was sich wiederum negativ auf die Gesundheit auswirken kann.

Veränderte Lebensbedingungen für viele Tierarten

Lichtverschmutzung beeinträchtigt auch das Leben zahlreicher Tiere und führt zu verändertem Verhalten mit oft negativen Folgen. Betroffen sind nicht nur nachtaktive Tiere wie Fledermäuse, Füchse oder Nachtfalter. Kunstlichter stören beispielsweise ganze Schwärme von Zugvögeln. Beim Überqueren der Ozeane können Lichtquellen sie von ihrer idealen Route ablenken. Ihr Weg wird dadurch länger, sie verlieren wertvolle Energiereserven und kommen teilweise gar nicht mehr ans Ziel. In Städten verändert sich auch das Paarungsverhalten heimischer Singvögel. Unter Kunstlicht beginnen Vogelmännchen früher zu singen und Weibchen legen einige Tage früher Eier.

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Lichtverschmutzung stört zudem Insekten. Straßenlaternen werden für Nachtfalter und andere Insekten zur tödlichen Falle, denn sie orientieren sich von Natur aus am Himmelsgestirn. Lampen mit einem hohen UV-Anteil ziehen sie besonders an. Statt nach Nahrung zu suchen oder sich zu paaren, umkreisen sie bis zur Erschöpfung die künstlichen Lichtquellen und werden zur leichten Beute für Spinnen und Fledermäuse. Das kaltweiße Licht der Lampen mit einem hohen Blauanteil ist für Insekten besonders attraktiv. Eine Studie mit solarbetriebenen LED-Gartenlampen zeigte, dass auch am Boden lebende Insekten wie Käfer von nächtlicher Beleuchtung beeinträchtigt werden.

Außerdem kreiert der Lichtsmog, wie das Phänomen auch genannt wird, eine Art Barriere. Er zerschneidet Lebensräume, was die Kommunikation und somit die Fortpflanzung von Organismen stört. Kleine Wildtiere wie Igel und Waldmäuse meiden beispielsweise jegliche Lichtquellen und halten sich beinahe ausschließlich in dunklen Bereichen auf.

Auch Gewässer sind betroffen

Selbst die Unterwasserwelt bleibt nicht von Lichtverschmutzung verschont. Obwohl die Wasseroberfläche Teile des Lichts reflektiert, gelangen doch erheblich viele Lichtstrahlen in tiefere Schichten der Gewässer. Dies kann dazu führen, dass sich Fische und andere kleine Wasserorganismen nachts weiter aus ihren Verstecken trauen als üblich – Fressfeinde haben es damit leichter.

Gestörte Wachstumszyklen in der Pflanzenwelt

Die Dauerbeleuchtung bringt auch den Wachstumszyklus von Pflanzen durcheinander. Pflanzen sind durch eine Bestrahlung in der Nacht oft geschwächt und krankheitsanfälliger. Die Blätter sprießen im Frühjahr viel früher oder bleiben bis in den tiefen Winter hinein hängen. Vor allem Lichter, die im roten bis infraroten Bereich des Spektrums emittieren, verlängern die Tage für die Pflanzen, was sich negativ auf das Wachstum und Blühverhalten auswirkt. Wächst ein Baum unter den unnatürlichen Bedingungen auch noch in der kalten Jahreszeit, ist seine Winterhärte massiv beeinträchtigt.

Weitreichende Folgen: Artensterben und gestörtes Ökosystem

Lichtsmog wirkt sich nicht auf alle Tiere und Pflanzen gleich aus. Potenzielle langfristigen Folgen sind noch nicht ausreichend abzusehen. Doch schon jetzt lässt sich ein Rückgang der Artenvielfalt beobachten – die durch die Helligkeit veränderten Lebensbedingungen lässt ganze Populationen und Biotope schrumpfen. Lichtverschmutzung wird inzwischen sogar als mögliche Hauptursache des weltweiten Artensterbens gehandelt.

Dabei bleibt es nicht bei einzelnen Arten. Ein balanciertes Ökosystem ist von komplexen Prozessen und Zusammenhängen durchzogen. So hat beispielsweise das massive Insektensterben auch für andere Tierarten weitreichende Folgen, zum Beispiel Vögel, für die Insekten als wichtige Nahrungsquelle dienen. Aber auch die menschliche Nahrungsmittelproduktion ist gefährdet, wenn sich die Insektenbestäubung durch Nachtaktive verringert.

Die Wissenschaftsdokumentation von ZDF und 3sat mit dem Titel Licht aus – Wie Kunstlicht die Natur verändert (verfügbar bis zum 03.11.2027) beleuchtet auf eindrückliche Weise die diversen Folgen der weltweiten Lichtverschmutzung:

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Lichtverschmutzung reduzieren in Haus und Garten

Beispiele für Lichtverschmutzung finden sich auf im Privaten. Eine schöne Beleuchtung im Haus und im Garten hebt zwar die Stimmung, vor allem in den düsteren Wintermonaten. Außerdem helfen Lichter, trotz Dunkelheit den Weg sicher zu finden. Dennoch kann hier jede*r einen Beitrag zur Vermeidung von Lichtverschmutzung leisten, indem auf überflüssige Lichtquellen verzichtet und eine möglichst effiziente Lichtplanung vorgenommen wird.

Lichtverschmutzung Foto: AdobeStock_ANR-Production
Lichter im Garten und auf Balkon: Eine Zeitschaltuhr schaltet sie zwischen 23 und 6 Uhr aus. [Foto: AdobeStock_ANR Production]

Tipps für eine naturverträgliche Beleuchtung im Garten

Was kann man gegen Lichtverschmutzung tun? In Ihrem Garten können Sie einige Punkte beachten, um möglichst minimalistisch zu beleuchten. Wir haben die wichtigsten Tipps für Sie gesammelt:

  • Gute Lichtplanung: Im naturnahen Garten verzichtet man weitestgehend auf eine künstliche Beleuchtung. Deko-Lichterketten werden gezielt ein- und ausgeschaltet. Lampen mit einem geschlossenem Korpus verhindern, dass Insekten eindringen und verbrennen (sogenanntes „Full cut off“-System).
  • Reduktion der Lichtintensität: Für gute Sicht ist eine gleichmäßige Ausleuchtung wichtiger als große Helligkeit.
  • Optimale Ausrichtung des Lichts: Lampen sollten ihr Licht zielgerichtet und ohne Streuverlust nach unten auf den Gartenweg senden, damit Tiere im Garten nicht gestört werden. Die ideale Abschirmung lässt maximal 80 Grad seitliche Strahlung zu. Auch eine Fassadenbeleuchtung sollte immer nach unten leuchten. Bodeneinbaustrahler und Kugelleuchten, die in alle Richtungen strahlen, blenden und sind deshalb ungeeignet. Die Lampen werden möglichst niedrig montiert, um die Fernwirkung zu reduzieren.
  • Begrenzung der Leuchtdauer: Am Haus und im Garten benötigt man kein Dauerlicht. Ein Bewegungsmelder schaltet die Lampen nur dann ein, wenn sie wirklich gebraucht werden.
  • Auswahl der Lichtfarbe: Außenlampen sollten warmweißes Licht mit eine Farbtemperatur zwischen 1800 und 3000 Kelvin haben. Lichtverschmutzung vermeiden Sie, indem Sie auf grelles, blendendes Licht mit einer Wellenlänge unter 500 nm (im blauen Spektrum) verzichten. Für nachtaktive Tiere ist außerdem grünes Licht besonders irritierend.

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