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Torffreie Erde: Darum lohnt sich die Nutzung im Garten

Von GartenFlora

Torf gilt als einer der größten CO2-Speicher der Welt. Es entsteht aus abgestorbenem Pflanzenmaterial in nassen, intakten Mooren. Doch legt man Moorlandschaften für den Torfabbau trocken, kommt Torf mit Sauerstoff in Kontakt und gibt das gespeicherte CO2 in die Atmosphäre ab. Das schadet dem Klima massiv! Allerdings ist der Bedarf an Torf weiterhin hoch – beispielsweise als Brennstoff oder in der Gärtnerwelt. Dabei können Sie bereits jetzt problemlos auf torffreie Erde umsteigen!

Torffreie Erde – voraussichtliche Lesedauer: 5 Minuten

Was man über den wertvollen Rohstoff Torf wissen sollte

Torf: So entsteht das schwarze Gold des Gärtners

Torf hat keine wertvollen Dünger-Qualitäten. Und gerade das macht ihn so interessant für den Gartenbau. Er entsteht, wenn Pflanzenteile im Wasser eines Moores sich sammeln und absterben. Diese Masse aus kaum zersetztem organischen Material sackt mit der Zeit immer weiter ab, neue Schichten abgestorbenen Pflanzensubstrats legen sich darüber und schließen das darunter liegende Sediment vom Sauerstoff ab. Durch Verdichtung entsteht: Torf.

Dieser Prozess geht sehr langsam voran: Es dauert durchschnittlich ein Jahr, bis sich eine Torfschicht von einem Millimeter gebildet hat.

Torf enthält keine Nährstoffe, viel mehr trumpft er mit anderen Eigenschaften auf:

  • gleichbleibende Qualität
  • guter Wasserspeicher
  • guter Düngerspeicher
  • recht sauer
  • behält Struktur

Torf gilt damit als optimale Basis für Blumenerde. Handelsübliche Blumenerde besteht zu etwa 50 Prozent aus Torf. In großen Gartenbaubetrieben sind sogar Substrate mit 80 Prozent Torfanteil im Umlauf. Torf funktioniert in den Erden wie ein Schwamm: Er gibt Wasser und Dünger nur langsam an die Pflanzen ab und hält die Struktur der Erde aufrecht.

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Wertvoller Torf: Seine Rolle im Ökosystem

Die Bedeutung für Torf im Gartenbau ist enorm, im Ökosystem ist sie aber noch größer. Naturnahe Moore entziehen der Atmosphäre Kohlenstoffdioxid und legen den Kohlenstoff dauerhaft im Torfkörper ab. Daneben speichert Torf auch noch andere Schadstoffe aus der Luft, er fungiert also als Staubsauger für die Natur – oder besser: als Staubsaugerbeutel. Und das sehr effektiv: Gerade mal drei Prozent der gesamten Erdoberfläche besteht aus Mooren, diese Moore speichern aber etwa 20 Prozent des im Boden vorkommenden Kohlenstoffs.

Sobald Torf nun mit Sauerstoff in Kontakt kommt, verbindet sich ein Kohlenstoff-Atom mit zwei Sauerstoff-Atomen und geht als Kohlenstoffdioxid in die Luft. Das passiert vor allem beim Torfabbau. Denn für den Torfabbau müssen Moore trockengelegt werden. Bei diesem Prozess wird nicht nur CO2 freigesetzt, sondern auch wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren zerstört.

Zwar ist Torf ein nachwachsender Rohstoff, doch ist ein Moor erst einmal zerstört, ist es äußerst schwierig, ein solches Ökosystem wieder herzustellen. Innerhalb eines Jahres wächst durchschnittlich ein Millimeter Torf – dementsprechend dauert es mehrere Tausend Jahre, bis ein neues Moor entstanden ist!

Hoffnungsschimmer durch Renaturierung

Seit einigen Jahren renaturieren Naturschützer*innen die durch den Torfabbau zerstörten Moorlandschaften. Sie versuchen, das alte Moor wiederherzustellen. Das funktioniert gut, allerdings hat auch das seine Grenzen. Die Diversität des Ursprungsmoores kehrt damit nicht zurück. Dennoch fungiert das renaturierte Moor nach einiger Zeit wieder als CO2-Speicher, was Umweltschützenden Hoffnung macht.

Die Regeln des Torf-Abbaus

Torfabbau ist dennoch nicht verboten, nicht einmal in Deutschland. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen ist der Torfabbau in Deutschland bereits stark reglementiert. Es ist verboten, nasse Moore trockenzulegen. Der Abbau konzentriert sich also auf bereits trockengelegte Flächen.

Noch vor etwa drei Jahrhunderten waren große Flächen Deutschlands mit Mooren bedeckt, genauer: etwa 1,5 Millionen Hektar, also 4,2 Prozent der Gesamtfläche. Bis heute sind davon Schätzungen zufolge 95 Prozent zerstört. Laut Naturschutzbund Deutschland (NABU) sei nicht genau bekannt, wie viel intakte Moorfläche es heute noch gibt, da verlässliche Daten fehlten.

Ein verwitterter Holzsteg führt durch die Moorlandschaft Schwarzes Moor in der Rhön. Der Steg führt am rechten Bildrand über Wasser und Moorpflanzen. Rechts neben dem Steg steht ein hoher Nadelbaum, in der Bildmitte vereinzelte kleine Laub- und Nadelbäume. Im Hintergrund wird der Wald dichter, ganz hinten heben sich dunkle, hohe Nadelbäume vor blauem, mit hellen Wolken durchzogenen Himmel ab.
Das Schwarze Moor in der Bayerischen Rhön ist mit 66,4 Hektar der größte Moorkomplex aus Niedermooren und einem weitgehend unberührten und intakten Regenmoor in der Rhön. [Foto: AdobeStock_Claudia Evans]

Die Expert*innen gehen davon aus, dass nur noch auf 0,1 Prozent der deutschen Fläche intakte Moore existieren. Die Entwässerung von Mooren war früher aber sogar gewollt, denn die Menschen brauchten die Fläche, um sie landwirtschaftlich zu nutzen.

Wissenschaftler*innen schlagen Alarm

Sollte der Torfabbau in Deutschland im gleichen Tempo weiter gehen wie bislang, so warnen sie dem Nabu zufolge, seien die Vorräte spätestens in 50 Jahren erschöpft – und damit eines der artenreichsten Ökosysteme zerstört. Nichtsdestotrotz ist die Nachfrage nach Torf weiterhin hoch. Deswegen weichen viele Produzenten auf andere Abbaugebiete wie zum Beispiel das Baltikum aus.

Reihen geschnittenen Torfs in einem Abbaugebiet in einem Torfmoor in Nordwestdeutschland. [Foto: AdobeStock_SoilPaparazzi]

Im Bild: Reihen geschnittenen Torfs in einem Abbaugebiet in einem Torfmoor in Nordwestdeutschland. [Foto: AdobeStock_SoilPaparazzi]

Torffreie Erde: Das Problem der Wettbewerbsfähigkeit

Eine komplette Umstellung auf torffreie Erde ist zurzeit laut großer Gartenbaubetriebe noch nicht möglich. Die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe hängt in großem Maße vom Torf ab, denn das beständig gleiche Basismaterial für den Anbau von Pflanzen bringt eine große Sicherheit mit sich. Die Betriebe wissen immer exakt, mit wie viel Dünger oder Wasser sie ihre Pflanzen versorgen müssen, wenn deren Substrat zu einem großen Anteil aus Torf besteht.

Zudem enthält torffreie Erde viele verschiedene Ersatzstoffe, zum Beispiel Grünkompost, Kokosfasern, Rindenhumus oder Holzfaser. Die Alternativen funktionieren noch nicht so gut wie Torf, was sich gut am Grünkompost zeigen lässt. Bei Grünkompost, der aus Rückschnittresten besteht, ist die Nährstoffzusammensetzung nie gleichbleibend. Nutzen Betriebe ihn im großen Stil, ist es für sie schwieriger, die Pflanzen richtig zu düngen und zu gießen. Geht dabei dann etwas schief, droht dem Betrieb im Zweifel ein großer wirtschaftlicher Verlust.

Erde ohne Torf: Ein Blick in die Zukunft

Natürlich haben auch die Betriebe die Endlichkeit des Torfs und dessen Bedeutung für die Umwelt erkannt und wollen in den kommenden Jahren ihren Torfabbau zurückschrauben. Im Privaten lässt sich der Verzicht schon jetzt leicht umsetzen. Einige Gartencenter bieten beispielsweise nur noch torffreie Erde an. Wichtig ist, dass auf den Erdsäcken immer „torffrei“ und nicht „torfarm“ steht. Der Anteil an Torf in „torfarmen“ Säcken ist immer noch sehr hoch.

Aktuelle politische Situation

Auch in der Politik gibt es immer wieder Bestrebungen, die Nutzung von Torf stärker zu reglementieren. Zwar gibt es im Koalitionsvertrag der Bundesregierung bislang keine konkreten Pläne dazu. Ende Mai 2022 sprach sich aber Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) öffentlich dafür aus, die Torfnutzung einzuschränken. Auf EU-Ebene wolle er dazu eine Initiative präsentieren. Ziel sei es, die Verwendung von Torf in Pflanzenerde im Hobbybereich bis 2026 komplett zu beenden. Auch wirtschaftliche Betriebe sollen bis 2030 weitgehend darauf verzichten.

In der vergangenen Legislaturperiode hatte Özdemirs Amtsvorgängerin Julia Klöckner (CDU) bereits einen Verzicht von Torf in Blumenerde bis Ende 2026 gefordert. Im Sommer 2020 rief sie den Einzelhandel dazu auf, aus Klimaschutzgründen auf den Verkauf torfhaltiger Blumenerde zu verzichten. Konkrete politische Schritte blieben jedoch bis zum Regierungswechsel nach der Bundestagswahl 2021 aus.

Umstieg auf torffreie Erde: Was Hobbygärtner*innen beachten müssen

Der Effekt, den Gartenbaubetriebe spüren, lässt sich natürlich auch im Garten wiederfinden: Wer torffreie Erde nutzt, muss zunächst herausfinden, welche Bedürfnisse seine Pflanzen haben. Wann und wie viel Wasser brauchen sie? Wie viel Dünger ist nötig? Wächst Unkraut aus der Erde hervor? Torffreie Erde schult in gewisser Weise Ihren grünen Daumen, denn Sie müssen sich intensiver mit Ihren Pflanzen auseinandersetzen.

Ein paar hilfreiche Tipps sind zum Beispiel:

  • Torffreie Erde trocknet an der Oberfläche schneller aus. Daher ist es ratsam, vor dem Gießen den Finger etwas tiefer in die Erde zu stecken und so in den unteren Erdschichten zu testen, ob die Pflanze bereits neues Wasser braucht.
  • Torffreie Erde trocknet im Ganzen schneller aus. Es ist daher sinnvoll, beispielsweise Blumenampeln nicht mehr nur einmal täglich, sondern im Sommer sogar bis zu dreimal täglich zu gießen. Um Gießstress zu vermeiden, lohnt es sich, Töpfe mit Wasserspeicher oder automatischer Bewässerung anzuschaffen.
  • Beim Düngen greifen Gärtnerinnen und Gärtner am besten zum Grünpflanzendünger. Der enthält viel Stickstoff und Phosphor. Kalium ist in torffreier Erde in der Regel genug enthalten. Am besten düngt man regelmäßig, aber in reduzierter Dosis.

Wenn Sie ganz auf Torf verzichten wollen, noch ein heißer Tipp: Vorgezogene Gartenpflanzen stecken fast immer in Töpfen, die mit Torf gefüllt sind. Ein Hinweis auf torffreie Erde lässt sich hier kaum finden. Deswegen lohnt es sich, Saatgut zu kaufen oder in der Saatgutbibliothek zu leihen und Gemüse und Blumen selbst großzuziehen.

ANNA KATHARINA KÜSTERS

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