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Voraussichtliche Lesedauer:  5 Minuten

Bodenorganismen: Ein Universum in einem Löffel Erde

Von Michaela Kitschke

Es gibt mehr Bodenorganismen in einem Esslöffel gesunden Erdreichs, als es Menschen (derzeit 7,9 Milliarden) auf unserem Planeten gibt. Die mikroskopischen Lebewesen wie Bakterien, Pilze, Schleimpilze und Co. sind unabkömmlich für unser Ökosystem.

Der Boden und seine Organismen

Zu den größten Herausforderungen der Zukunft zählen der Erhalt der biologischen Vielfalt, der Schutz der Ressource Wasser sowie der Kampf gegen den Klimawandel – bei allen spielt der Boden eine wichtige Rolle. Im Boden wimmelt es nur so vor Leben: Er beherbergt ein Viertel der Biodiversität unseres Planeten. Möchten Sie die fleißigen Bodenorganismen kennenlernen? Wir stellen sie Ihnen vor.

Bodenorganismen sind mikroskopisch kleine Lebewesen wie Bakterien, Pilze, Schleimpilze und Einzeller. Im Ökosystem spielt der Boden eine ganz besondere Rolle. Er filtert und speichert Wasser und ist Lebensgrundlage für Tiere, Pilze und Pflanzen.

Die im Boden lebenden Organismen werden ihrer Größe nach – von den größten bis zu den kleinsten – eingeteilt:

Größenordnung der KategorienWichtige ArtenStufe in der Abbaukette
Megafauna> als 8 cmMaulwurf, Wühlmaus, große/anektische Regenwurmartenerste Stufe
Makrofauna4 mm – 8 cmRegenwürmer, Enchytäen, Insekten, Asseln, Tausendfüßler, Schneckenerste Stufe
Mesofauna0,2 – 4 mmSpringschwänze, Milben, Nematodenzweite Stufe
Mikrofauna und Mikroflora< als 0,2 mmProtozoen, Pilze, Bakterien, Algen, sehr kleine Nematodendritte Stufe

Bodenorganismen und ihre Aufgaben

Diese Bodenorganismen halten den Boden stets fruchtbar und gesund. Die Abbaukette der Bodenfauna funktioniert dabei regelrecht wie ein Fließband. Durch die Zersetzung von organischem Material werden Nährstoffe „recycelt“ und bilden anschließend die Grundlage für Pflanzenwachstum. Die Bodenorganismen erschaffen Humus, der sich aus komplexen organischen Verbindungen zusammensetzt und eine langfristige Nährstoffquelle darstellt.

Bodenorganismen Foto: AdobeStock_Jaroslav Machacek
Durch Absonderungen von Bodentieren entsteht im Oberboden ein stabiles Krümelgefüge. [Foto: AdobeStock_Jaroslav Machacek]

Der Boden als Lebensraum für Pflanzen und Mikroorganismen

Doch der Boden ist auch Lebensraum von Pflanzen und Photosynthese betreibenden Mikroorganismen wie Grün- und Kieselalgen. Die Pflanzen sind dabei die Vermittler zur Oberfläche, indem sie Licht und Kohlenstoff als Energie- und Nahrungsquelle für alles Leben im Erdreich bereitstellen. Davon profitieren auch die Bodenorganismen und geben ihrerseits Nährstoffe an die Pflanzen ab, die nur im Untergrund vorkommen und somit schwer zu erreichen sind. Eine Schlüsselrolle bei diesen Vorgängen spielen Pilze. Ihre Fäden bilden das Geflecht, das alle Bodenschichten erschließt. Und sie sind auch die Kommuniationskanäle, die seit jeher für das Zusammenleben in der Welt des Untergrunds unerlässlich sind.

Mykorrhiza

Pilzfäden bohren die Wurzeln von Pflanzen an oder schmiegen sich dicht an diese. So gelangen die Pilze an die Nährstoffe der Pflanzen. Neun von zehn Pflanzen tolerieren das nicht nur, sie brauchen diese Verbindung sogar. Ohne das Pilzgeflecht verkümmern sie. Denn die Pilze geben der Pflanze andere Nährstoffe zurück, Mineralien und vor allem Phosphat. Diese Symbiose, Mykorrhiza genannt, ist wahrscheinlich so alt wie die Landpflanzen selbst. Und sie ist wichtig für die Kommunikation: Über die Pilzfäden, die sich über viele Quadratkilometer hinweg erstrecken können, stehen die Pflanzen unterirdisch miteinander in Verbindung und warnen sich gegenseitig, beispielsweise vor Schädlingen wie Borkenkäfern oder Eichenprozessionsspinnern.

Insekten und Säugetiere im Erdreich

Mehr als neunzig Prozent der heimischen Insekten wie Erdbienen, Ameisen und auch Maikäfer verbringen mindestens ein Stadium ihrer Entwicklung im Erdreich. Der Boden ist ebenfalls für viele große und kleine Säugetiere komplett oder zumindest teilweise Lebensraum. So etwa für Maulwürfe, Mäuse, Dachse und Füchse oder Wildkaninchen, die ihre Bauten, Winterquartiere und Kinderstuben im Boden anlegen. In der Bodenkunde bezeichnet man alle Bodenorganismen als Edaphon (griechisch „edaphos“ = Erdboden).

Bodenorganismen Foto: AdobeStock_Peggy Boegner
Das Graben von Maulwürfen und Co. führt zur Lockerung, Lüftung und Durchmischung des Bodens. [Foto: AdobeStock_Peggy Boegner]

Der Regenwurm: König des Bodens

Sie sind die heimlichen Gärtner im Untergrund: Die kleinen Helfer erzeugen Humus, lockern, belüften und sorgen außerdem ganz nebenbei für ein fruchtbares Durcheinander im Boden – das jeden Garten erblühen lässt. Unter einem Quadratmeter Wiese leben zwischen 100 und 400 Regenwürmer. Doch Wurm ist nicht gleich Wurm. Es gibt in Deutschland 46 Arten, die nur schwer zu unterscheiden sind, jedoch ist ihre Einteilung in drei ökologische Gruppen relativ einfach. Anektische und endogäische Arten leben in den tiefen Bodenschichten, wohingegen epigäische Arten nahe der Erdoberfläche leben.

Bodenorganismen Foto: AdobeStock_Holger T.K.
Anektische Arten kommen zum Fressen an die Oberfläche, leben aber in der Erde wie dieser Tauwurm. [Foto: AdobeStock_Holger T.K.]

Der Regenwurm gehört zu den ältesten Bewohnern unseres Planeten und war schon dabei, als die Bodenbildung auf der Erde begann. Er ist erstaunlich widerstandsfähig, denn sein robuster Körper besteht aus bis zu 160 ringförmigen Segmenten. Wird er durch einen Spatenstich oder einen Fressfeind hinter dem sogenannten Gürtel zerteilt, können die verlorenen Teile sogar regeneriert werden.

Regenwürmer halten das Ökosystem am Laufen: Wenn sie Falllaub aufräumen und in ihre unterirdischen Röhrengänge ziehen, wird es dort außerdem auch von Milben und Mikroben zersetzt. Abgestorbenes Material verwandelt sich dadurch anschließend in wertvolle Nährstoffe. Auch ihre Ausscheidungen enthalten wertvollen Dünger.

Füttern Sie die Regenwürmer in Ihrem Garten, indem Sie den Boden mit Kompost anreichern, ideallerweise unter einer Mulchschicht, so bilden die Bodenlebewesen eine humusreiche Schicht nach, wie sie von der Streu auf einem Laubwaldboden gebildet wird.

Die Top-Themen der Mai-Ausgabe:

1. Blauregen in neuen Sorten

Wisterien – auch Blauregen oder Glyzinien genannt – sind kostbare Kletterer, die unsere Gärten mit edlen Blütenkaskaden schmücken. Bisher kaum gekannte Sorten erweitern nun das Sortiment.

2. Bühne frei für Pelargonien

In Kübeln, Körben und Kisten zeigen Pelargonien ihr Deko-Talent – und das ganz ohne Allüren. Die schönen Dauerblüher, auch als Geranien bekannt, sind robust und pflegeleicht.

3. Zucchini: Kürbis für den Sommer

Wer Zucchini kennt, weiß um deren Schwemme ab Juli. Ganz vermeiden lässt sich die „grüne Welle“ nicht, aber gut in den Griff bekommen: Einfach öfter ernten – und genießen!

 

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