Im März öffnen die ersten Violen ihre Blüten. Diese aparten Blumen verhalfen einst einer ganz besonderen Farbe zu ihrem Namen. ©GartenFlora

Voraussichtliche Lesedauer:  4 Minuten

Interview: Veilchen – Renaissance des Frühlingsglücks

Von GartenFlora

Die Violen verhalfen einst einer ganz besonderen Farbe zu ihrem Namen. Doch schon Karl Foerster zerbrach sich schier den Kopf darüber, welches Veilchen denn nun tatsächlich rein „violett“ blühe.

Peter Koch von der Gärtnerei AllgäuStauden freut sich sehr über die Wiederkehr der Veilchen. Er hat zum aktuellen Sortenreigen auch eigene Züchtungen beigetragen. Wir haben uns mit ihm ausführlich unterhalten. Neben vielen Tipps konnten wir auch eine Erklärung für ein jahrhundertealtes Gerücht über die scheinbar magische „Verwandlung“ einiger Veilchen bekommen:

Früher galten die Veilchen als Frühlingsboten schlechthin. Sie wurden in Gedichten gepriesen, klebten in Poesiealben. Dann wurde es still um sie.

Leider! Als die einst sündhaft teuren, farbstarken Tulpen- und Hyazinthensorten für jedermann erschwinglich wurden, gerieten die schüchternen Blumen in Vergessenheit. 

Heute sind sie wieder der Renner! Woran mag das liegen?

Vielleicht ist man irgendwann übersättigt von all der Zwiebelblüherpracht?! Ein zarter Veilchenteppich am Gehölzrand ist da in seiner Natürlichkeit genau das richtige Kontrastprogramm. Zurück zu den Wurzeln sozusagen! 

Zurück zu den Wurzeln … einst hieß es, dass sich beleidigte Veilchensorten in ihre Wildform zurückwandeln würden. 

Hier waren wohl die betörenden Duft-Veilchen (Viola odorata) gemeint. Sie verströmen ein intensives, bezauberndes Parfum – haben im Gegenzug aber auch ihre Ansprüche. 

Sie erwarten einen humosen, wirklich nährstoffreichen, gleichmäßig feuchten Boden, im Frühjahr gerne Licht, im Sommer kühlen Halbschatten. Wo das nicht geboten wird, verschwinden sie mit der Zeit und die anspruchsloseren Einheimischen wie das Wald-Veilchen (V. reichenbachiana) setzen sich durch. 

Das heißt, reichlich düngen, wenn ich die Duft-Veilchen behalten möchte? 

Hornspäne oder Kompost im Sommer, wenn sie voll im Blatt stehen, ist an guten Standorten ausreichend. Hier lässt sich über die Nährstoffzufuhr übrigens auch die Blütengröße beeinflussen! Stellen sich aber etwa Spinnmilben ein, ist es den Duft-Veilchen entschieden zu trocken und zu heiß. Dann ist man mit den Pfingst-Veilchen (Viola sororia) besser beraten. Sie blühen ab Mai und duften zwar nicht – machen diesen vermeintlichen Makel aber durch höchste Vitalität und Anspruchslosigkeit wieder wett. 

Mit den Pfingst-Veilchen klappt es also selbst auf kargen Sandböden? 

Durchaus. Man muss halt ein bisschen hinterher sein, immer mal gießen und düngen … Oder gleich auf die wirklich völlig genügsamen Grönland-Veilchen (V. labradorica) umsteigen. Mit ihrem purpurnen Laub sind sie entzückend, vermehren sich über Ausläufer und Aussaat … 

Ideal für die besagten Veilchenteppiche? 

Die lassen sich eigentlich mit allen Veilchenarten weben – es kommt eben ganz auf den Standort an. Die immergrünen Duft-Veilchen treiben eher Ausläufer, die sommergrünen Pfingst-Veilchen produzieren umso mehr Samen. Stehen mehrere Sorten beisammen, verkreuzen sie sich gern. Jeder kleine Sämling wird dann zum Überraschungspaket. 

Wie vermehren Sie in Ihrer veilchenreichen Gärtnerei dann sortenrein? 

Zum einen über Stecklinge. Zum anderen hat sich die Natur für uns Veilchen-Liebhaber etwas Besonderes ausgedacht: Wenn die eigentliche Blüte und auch die Nachblüte schon lange vorbei sind, erscheinen gegen Ende des Jahres noch einmal sogenannte kleistogame Blüten. 

Die öffnen sich nicht, sondern gehen direkt von der Knospe in die Samenkapsel über – können also gar keinen sortenfremden Pollen aufnehmen. Daher: Samenkapseln, die im Oktober/November reifen, enthalten so gut wie immer sortenreines Saatgut. Toll zur Vermehrung! 

Und welche Sorte blüht nun im reinsten Violett, dem typischen Veilchenblau? 

Laut Karl Foerster war das ‘Kaiserin Augusta’ – eine Sorte, die heute kaum noch erhältlich ist. Aus ihr entstand der wundervolle Klassiker ‘Königin Charlotte’ – ein wirklich umwerfendes Duft-Veilchen, sehr robust und mit sehr reicher Nachblüte im Herbst. 

‘Königin Charlotte’ hat auch ein gutes Violett. Noch farbkräftiger ist aber ‘Baronne Alice de Rothschild’. Auch ’Donau’ ist toll, mit kühlerem Blauviolett, ‘Clive Groves’ in warmem Rotviolett … Bei all der Blütenfarbe haben wir das Laub ganz vergessen! 

Aber als Blattschmuckstauden sind Veilchen doch nicht gerade bekannt? 

Noch nicht! Da tut sich gerade eine Menge. Ich nenne da nur ‘Heartthrob’ mit braunroter Laubzeichnung oder ‘Silver Samurai’ mit silbrigen, gerüschten Blättern. 

Vor allem Funkien-Liebhaber dürften sich für diese Sorten begeistern. Sie wissen schönes Laub zu schätzen. 

Und: Die Funkien-Veilchen-Kombination ist ohnehin ein Klassiker! Während sich Funkien im Frühjahr noch Zeit lassen, sind die Veilchen schon zur Stelle. Im Sommer dann spendet das Funkienlaub den Veilchen den nun notwendigen Schatten. 

Auch zum Salomonssiegel sind Veilchen bezaubernd, zu Pfingstrosen … überhaupt passen die Veilchen überall hin, ins Staudenbeet genauso wie an den Gehölzrand. Schließlich braucht man ja Platz, wenn die Hosta-Sammlung durch eine Viola-Kollektion bereichert werden soll. Nicht wahr?!

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