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Vom Kompost hab‘ ich nie genug

Von GartenFlora

Das kann kaum sein, wird jetzt denken, wer unseren Garten kennt. Dunkle, lockere Erde kann man da sehen und üppiges Pflanzenwachstum. Von wegen Sand! Oh doch, es gibt ihn. Vor Jahrzehnten, als Baustoffe knapp waren und wir unser Haus bewohnbar machen wollten, habe ich im Garten einfach ein Loch gegraben: Nach 30 Zentimeter magerer Ackerkrume traf ich auf Bausand, den ich für alle Maurerarbeiten nutzen konnte – bis heute!

Dr. Konrad Näser

Eines ist gewiss: Auf Bausand ist nicht gut gärtnern. Also galt der Bodenpflege von Anfang an, das war 1960, unsere besondere Aufmerksamkeit. So wurde ich zum Humusfetischisten und der Komposthaufen zu einem der wichtigsten Arbeitsplätze in unserem Garten. Alles, was irgendwie verrotten wollte, haben wir gesammelt und aufgesetzt.

Eine eigene Tierhaltung hatten wir nicht, aber Laub, kleine Äste, Staudenkraut, Unkraut, Haushaltabfälle, Rasenschnitt – alles haben wir in den Humuskreislauf zurückbefördert. Ich kaufte einen Häcksler für Ast- und Stängelwerk und baute ein haltbares Kompostlager.

Wie wichtig Kompost ist

Schnell hatte ich heraus, was manch ein Gartenbesitzer aus eigener Erfahrung weiß: Samentragendes Wildkraut gehört nicht auf den Kompost! Schon vor dem Samenansatz muss man es jäten. Wenn ich wirklich mal eine samenbespickte Vogelmiere entdecke, landet sie in der Biotonne.

Auch wenn sie dann bei mir als Humuslieferant ausfällt. Später erst verlegte ich mich auf einen zweiten, sehr hilfreichen Trick: In unserem Klima, auf unserem Boden und bei unserem Sammelgut muss der Kompost bewässert werden. Eine schattige Lage und gelegentliches Umsetzen versteht sich von selbst.

In anderen Gärten sah ich manchmal völlig ausgetrocknete Komposthaufen, die nur verpilzten, statt zu verrotten. Es fehlte an Wasser. Kompost ist mein wichtigstes Mittel für die Bodenfruchtbarkeit.

Der Kompostplatz – eine Goldgrube

Den Kompostplatz betrachte ich als meine Goldgrube, er liefert mir wahres Gärtnergold. Seit über 50 Jahren. Es entstand Dauerhumus, der den Boden dunkel färbt, die physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften verbessert und sichtbar günstig auf das Pflanzenwachstum wirkt. Meinen Kompost verwende ich anders, als es in den Lehrbüchern steht.

Ich nutze ihn als Rohhumus, der im Gemüsegarten oder auf Anzuchtbeete aufgetragen und untergegraben wird. Gesiebt wird er nicht. In halb vererdeter Form dient er als spätwinterliche Gabe für die Staudenrabatten und unter den Gehölzen.

Diese Arbeit muss Ende Februar erledigt sein, denn wehe den Winterlingen und Schneeglöckchen, wenn sie schon fast blühend, wieder zugedeckt oder plattgetreten werden. Nun bin ich nicht der erste, der den Humuskreislauf im Garten so konsequent durchsetzt und dessen Wirkung regelrecht erlebt hat.

Der Medizinprofessor August Bier und sein Sohn, Forstmeister Heinrich Bier, haben in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts im brandenburgischen Sauen bei Beeskow einen ganzen Wald auf diese Weise gesunden lassen. Der Naturschützer Kurt Kretschmann in Bad Freienwalde gärtnerte nach 1960 auf ähnliche Weise und mit gleichem Erfolg.

Naturnah gärtnernde Menschen und Vereine sogar nehmen sich heute dieser Erkenntnisse an, doch Allgemeingut sind sie leider noch immer nicht.

Alles wird zum Gärtnergold

Einfach alles wird kompostiert: Nie käme ich auf die Idee, das auf Rasen und Wegen liegende Herbstlaub in Säcke zu stopfen, um sie der Stadreinigung zu überlassen. Unter Sträuchern bleibt das Laub ohnehin liegen, um sich langsam und ganz allein zu wertvollem Laubkompost zu zersetzen. Fallen größere Mengen Staudenstängel und Äste an, schiebe ich sie zunächst durch den Häcksler, um so dem Zerfallsprozess zu beschleunigen.

Kartoffelschalen, Putzabfälle vom Gemüse, Kaffeesatz – alles wird untergemischt und liefert schließlich beste Komposterde.

Goldgräber-Latein

  • Der Kompostplatz soll im Schatten liegen und vor Wind geschützt sein. Ein Rahmen aus Holz, Metallgitter oder Mauerwerk hilft, Ordnung zu halten und spart Platz.
  • Samentragendes Wildkraut darf nicht auf den Kompost.
  • Ein Schnellkomposter aus Kunststoff nimmt die Haushaltabfälle auf: kein Zugang für Wildtiere.
  • Gelegentlich wird bewässert, Kompost darf nicht austrocknen.
  • Nach 6 Monaten wird umgesetzt, gemischt und dabei gelüftet
  • Gebrauchsfertig ist der Rohhumus nach einem dreiviertel Jahr.

Nach einem Jahr Reifezeit verteile ich die Komposterde auf die Staudenrabatten.

Der Bodendecker-Trick

Besuchern fällt auf, dass in unserem Garten kaum nackter Boden zu sehen ist. Fast jedes Fleckchen ist von Pflanzen bedeckt. Ist das in der freien Natur etwa anders? Offen oder brach liegender Boden leidet, er trocknet aus, wird rissig, seine Lebewesen, allen voran die Regenwürmer, wandern ab, seine Gare verändert sich. Die Zauberwörter moderner Bodenhygiene?

Mulch, Gründüngung oder Zwischenfrucht! Sie erzeugen alle die gleiche Wirkung: Der Boden ist bedeckt. Bei mir besorgen das die Stauden. Auch wenn sich manche Besucher über das dichte Gedränge auf den Rabatten wundern.

Im Gemüsequartier wende ich gelegentlich selbst hergestellten Mulch aus gehäckseltem Staudenkraut oder Heckenschnitt an. Rindenmulch dagegen kennt unser Garten nicht.

Dr. Konrad Näser

Untrennbar ist sein Name mit der bekannten Gärtnerei „Karl Foerster“ in Potsdam-Bornim verbunden. Als Züchtungsleiter trat Dr. Konrad Näser nach Foersters Tod im Jahre 1970 in dessen Fußstapfen. Mehr über den Karl-Foerster-Garten erfahren Sie im PotsdamWiki.

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