Von Jahr zu Jahr wandelt eine Trockenwiese ihr Antlitz. Je kalkreicher, um so mehr gewinnt die Karthäuser-Nelke die Oberhand.

Voraussichtliche Lesedauer:  4 Minuten

Magerwiese und Heidegarten

Von GartenFlora

Wer auf der Suche nach Inspirationen für einen Naturgarten ist, findet im Garten von Wilfried und Ute Günthers Ideen für die Entwicklung einer Magerwiese und eines Heidegartens mit Blumenwiesen. Tipps rund um einen Moorteich haben wir bereits im ersten Teil des Berichtes über diesen außergewöhnlichen Garten vorgestellt.

Auch eine Magerwiese und eine Heidelandschaften finden sich auf diesem schönen Fleckchen Land im Spreewald. Wilfried und Ute Günther lassen uns an ihren Erfahrungen mit diesen Lebensbereichen in ihrem Garten teilhaben.

Trockenwiese

Magerer Sandboden! Die vermeintliche Not erklärten Ute und Wilfried Günther zur Tugend: Bunte, langlebige Blumenwiesen gedeihen hier bestens! Denn auf kargen Standorten können sich nährstoffzehrende Wucherer wie Löwenzahn und Ampfer nicht behaupten, so dass die zarten Blümchen eine Chance haben. Zwölf Jahre alt sind die Blumenwiesen mittlerweile. Etwa zu Anfang des Juni, ist ihre allerbeste Zeit: Karthäuser-Nelken und der Klappertopf stehen in voller Blüte, der erste Flor von Wiesen-Salbei, Margerite und Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis) mischt bereits mit, vereinzelt linst auch schon ein Hornklee zwischen den Gräsern hervor.

Aus Magersand das Beste machen

„Mit den Blumenwiesen klappte es von Anfang an hervorragend“, erinnert sich Wilfried Günther. „Die erste hatten wir noch ganz nach Lehrbuch angelegt. Also: umgraben, einjährige Gründünger einsäen, diese im nächsten Jahr unterheben und dabei die Quecke gründlich entfernen, dann erst Einsaat einer wirklich guten Trockenwiesen-Mischung.“

Wirklich gut heißt in diesem Fall: Nicht die kurzlebige Mischung aus dem Baumarkt um die Ecke. Vor allem Syringa und Hof Berggarten haben sich als Saatgutlieferanten bewährt. „Von den Erfolgen verwöhnt, haben wir es auch auf unserem Rasen probiert, der auf dem kargen Sand hier ohnehin reichlich lückig war.“ Gras ganz kurz mähen, Vegetationsnarbe mit dem Vertikutierer aufreißen, Einsaat der Wildblumensamen, dünn mit abgelagertem Kompost abdecken, walzen und feucht halten. Dann hieß es: warten!

„Es dauert, bis eine Blumenwiese ihre volle Schönheit entwickelt. Aber letztlich funktionierte auch die Einsaat in den Rasen prima!“ Nach der etwas aufwändigen Anlage erschöpft sich die spätere Pflege einer Blumenwiese dann im zweimaligen Mähen pro Jahr. So bleibt Wilfried Günther Zeit, auf die Suche nach seinen besonderen Lieblingen, den seltenen Hauhechel-Bläulingen, zu gehen.

Heidegarten, mal ganz anders

Heidegarten mit Blumenwiese im SpreewaldAm Wochenende in die Lüneburger Heide? Als Spreewälder hat man ähnlich schöne Heideflächen direkt vor der Tür, oftmals auf ehemaligen Truppenübungsplätzen. Sie bestehen jedoch nicht, wie Heidegärten oft suggerieren, nur aus Calluna- und Erica-Arten: Ein farbenfrohes Mosaik aus Thymian, Gamander (Teucrium chamaedrys), verschiedensten Gräsern, Ginster und eben Calluna vulgaris hat mittlerweile seinen Weg in den Heidegarten der Günthers gefunden.

„Zum Aufhübschen haben wir noch weitere Pflanzen eingesetzt, die zwar in Heiden, jedoch nicht unbedingt hier in Brandenburg vorkommen“, darunter Kuhschelle und Zwerg-Mandel (Prunus tenella). Die Kuhschellen haben sich mittlerweile auch schon in die benachbarte Steinflur ausgesät.

Deren Anlage war ganz einfach: Eine Hängerladung Recyclingschotter vom Straßenbau mit etwas Humus anreichern und so aufbringen, dass eine nach Süden/Westen geneigte Fläche entsteht. „Und dann abwarten, wer kommt. Bei uns waren es neben Kuhschellen Hungerblümchen und sogar Adonisröschen!“

Der Heidegarten – Er mag es heiß und sonnig

Extra-Tipps:

Schmetterlingsschutz

Viele Falter sind rar geworden, weil ihre Raupen auf ganz bestimmte Futterpflanzen angewiesen sind. Der hübsche Hauhechel-Bläuling frisst außer Hauhechel besonders gern den gelben Hornklee (Lotus corniculatus). Daher sammelt Wilfried Günther stets Samenkapseln dieser ohnehin mehrjährigen Wiesenpflanze und sät noch einmal nach. „Damit auch ja nichts schief geht!“ Die Bläulinge freut’s.

Konkurrenzschwache Wiesenblumen werden leicht von Gräsern verdrängt. Daher empfiehlt Wilfried Günther: „Säen Sie zu Anfang eine Wiesenmischung ohne Gräser. Erst nach ein, zwei Jahren, wenn die Blumen etabliert sind, kommen gesammelte Gräsersamen aus der Umgebung dazu.“ Und: Stets den Klappertopf mit einsäen. Als Wurzelschmarotzer hält er die Gräser in Schach.

Der Klappertopf

Schon mal die Sense wetzen!

Der Zeitpunkt der Mahd richtet sich nach der Samenreife wichtiger Wiesenpflanzen, hier nach Karthäuser-Nelke und Klappertopf. Daher kommt die Sense erst Anfang Juli zum Einsatz. Der Rasenmäher macht dann Ende Oktober alles raspelkurz für den Winter.

Der Kaltkeimer-Trick

Von den ganz seltenen Auslesen seiner Kuhschellen-Sammlung kann Wilfried Günther zwar noch kein Saatgut abgeben. Doch auch die Samen der gewöhnlichen, einheimischen Pulsatilla vulgaris haben, frisch erworben, ihren besonderen Reiz. Denn: Handelsübliches, getrocknetes Saatgut von Kaltkeimern wie der Kuhschelle muss erst eine Kälteperiode überwinden, um keimen zu können.

Selbst unter optimalen Bedingungen ist der Erfolg oft nur mäßig. Wenn man aber das im Juni reifende Saatgut – Foto zeigt Samenstand – frisch, also ungetrocknet, aussät, keimt es sofort und sehr zuverlässig. Übrigens lässt sich dieser Trick auch bei anderen, sonst aufwändig zu kultivierenden Kaltkeimern wie Veilchen, Eisenhut oder Schlüsselblume anwenden!

Kerstin Ackermann

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