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Gärten mit Charakter

Von GartenFlora

England gehört zu den Ländern, in denen Gartentraditon wirklich intensiv gepflegt wird. Doch lassen britische Gartengestalter auch modernes und urbanes Design einfließen.

Gärten für unterschiedliche Generationen – zum Gärtnern, Spielen, Träumen

„Mein Garten führt Menschen zusammen!”

Adam Frost, Gardendesigner aus Lincolnshire„Verständnis für Menschen und Räume und die Liebe zu Pflanzen. Mehr braucht gelungenes Gartendesign nicht“. So sieht es Adam Frost. Er zauberte aus diesen Zutaten eine meisterhafte Kompostition aus ungezwungener Natur und formalen Elementen für Englands bekannteste Gartenshow, die Chelsea Flower Show.

Der Pavillon aus quaderförmig behauenem Naturstein mit dem bepflanzten Holzdach schaut architektonisch etwas streng aus. Der Eindruck wird jedoch etwas milde gestimmt durch eine kleine Teichlandschaft mit tonnenschweren Findlingen aus hellem York-Sandstein.

Die Besucher des Gartens entdecken dezent in die Wege eingelassene, die Teiche miteinander verbindende Kupferrinnen. Für eine ausgesprochen üppige, dennoch leicht und fast wiesenartig wirkende Bepflanzung sorgen in Blau, Hellgelb und Weiß gehaltene Staudenborder. Farbig, aber nicht bunt!

Dominant sind die schlanke Wiesen-Iris (Iris sibirica) ‘Tamberg’ und ‘Persimmon’. Ihre blauen Blüten werden umspielt von den fedrigen weißen Rispen des Mädesüß. Zu Füßen dieser hohen Stauden breitet sich ein Teppich aus zart grün-gelbem Frauenmantel (Alchemilla mollis) und cremeweiß blühende Sterndolde (Astrantia ‘Star of Billion’) aus.

Vier Gartenteile, vier Bäume, vier Wasserläufe, vier Beete – angeordnet um einen achteckigen Brunnen.

„Meine Inspiration sind die Gärten der Antike.“ Gardendesigner Cleve West aus Hampton Wick, LondonEin achteckiger Brunnen bildet das Zentrum dieses an antike persischen griechische und römische Vorbilder erinnernden Garten. Die Besucher der Chelsea Flower Show entdeckten hier noch mehr: einen viergeteilten Grundriss. Die Zahl Vier steht für die Elemente Erde, Luft, Feuer und Wasser. Den mediterranen Charakter unterstreichen die Kiesbeete, die mit trockenheitsverträglichen Stauden bepflanzt sind, zum Beispiel Duftende Nachtkerze in Schwefelgelb (Oenothera odorata ‘Sulphurea’), Zierlauch (Allium christophii, A. atropurpureum) und Junkerlilie (Asphodeline lutea). Das sogenannte Parterre, ein Senkgarten, der den Brunnen umgibt, zählt ebenfalls zum Repertoire klassischer Gartenarchitektur. Ein Platz, an dem „die Zeit für einen Moment still steht, man sich verlieren kann“, so Cleve Wests Definiton für ein (Garten-)Paradies.»

Gartenblick: Prädikat – Very British

Nur 85 Quadratmeter! Besitzer kleiner Grundstücke suchen Vielfalt in offenen Gärten.
„Das Design moderner Gärten sollte auch nach Jahren noch Bestand haben.“

Ian Hammond, Gartengestalter aus LondonViele der Auftraggeber des Gartengestalters Ian Hammond sind Eigentümer kleiner Londoner Stadtgärten. Da sollen begrenzte Flächen raffiniert genutzt werden.

Mit seinem Projekt auf der Hampton Court Flower Show ist es ihm gelungen, auf gerade mal 85 Quadratmetern eine großzügige Sitzecke, einen kleinen Wasserfall mit formalem Teich und Blumenrabatten unterzubringen. Und immer noch bleibt ausreichend Raum für Duftkräuter wie Lavendel und Katzenminze und einen Brennholzstapel, der Insekten Unterschlupf gewährt.

Man stelle sich inmitten einer Großstadt vor: plätscherndes Wasser, den Blütenduft, leuchtende Töne von rosafarbenem Phlox, Bartfaden und Steppen-Salbei, von Storchschnabel ‘Rozanne’, Montbretien und Schafgarben in Gelb und Orange. Hammond schuf dieses sinnliche Erlebnis. Mit Polsterstauden in verschiedenen Grüntönen (Heuchera ‘Cherry Cola’ und ‘Fire Chief’) bepflanzte Wände sorgen für Rückendeckung. Am Teich dürfen sich Tiere ansiedeln. Sommerblumen wie Schmuckkörbchen (Cosmea) oder Spanisches Gänseblümchen (Erigeron karvinskianus) sowie ungefüllt blühende Rosen und Dahlien locken Bienen und Schmetterlinge an.

Dieser idyllischer Garten mit dem Charme des 18. Jahrhunderts war einst Heim eines Kunstgärtners.

„Topiary kommt von Topia Opera, Freude am Garten.“

Marylyn Abbott aus Hampshire Es gab und gibt es wirklich, dieses historische englische Häuschchen mit Garten, das für die Chelsea Flower Show exakt nachgebaut wurde. Die australische Gardendesignerin und Buchautorin Marylyn Abbott erwarb das fast verfallene Gebäude, in dem besagter Gärtner wohl auch gewohnt hatte, vor zwei Jahrzehnten und ließ es mitsamt des umgebenden Gartens originalgetreu restaurieren.

Nicht nur die kunstvoll beschnittenen Buchsbaum- und Eiben-Solitärs (Topiary) bestimmen die Wirkung dieser Idee. Durch die Kombination mit den weithin strahlenden Blüten weißer Lupinen, Glockenblumen, Zierlauch und Fingerhüte kommt Leben in die morbid-romantisch anmutende Kulisse.

Gemeinsam mit verwitterter Terrakotta, niedrigen Einfassungsmäuerchen und zierlichem Fugengrün finden weitere pflanzliche Akteure ihre Bühne: die cremeweiße Kletterrose ‘Adélaide d’Orléans’ und eine Kletter-Hortensie, die Garten und Gebäude miteinander verweben. Und es fällt auch: Marylyn Abbott malte ihr Bild in nur zwei Farben: in Blütenweiß und Laubgrün.

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