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Staudenclematis – Ein Erfahrungsbericht

Von GartenFlora

Auch ich kultivierte das Wunschbild von der Clematis: Blau sollte sie sein und eine Fülle großer Blüten haben. Und vor allem sollte sie keinen Kummer machen!

Clematis integrifolia ‘Aljonushka’
Nicht blau, aber dennoch schön: Clematis integrifolia ‘Aljonushka’ Foto: iVerde_H. van de Laar

Man weiß ja, wie es geht: eine gelobte Sorte, zuträgliche Bodenverhältnisse und der richtige Rückschnitt.
Wächst sie dann richtig los, droht wie aus dem Nichts die Clematis-Welke. Ein Dilemma! Doch ich gab nicht auf. Zunächst verfiel ich der zierlichen Italienischen Waldrebe, Clematis viticella, deren Sorten als recht robust gelten.

Bis ich die Staudenclematis entdeckte. Eine Vertreterin dieser Stauden-Gruppe kannte ich schon lange, die Aufrechte Waldrebe, Clematis recta. Sie gibt es seit Jahrzehnten im Handel. An ihr kann ich sehr gut einige typische Eigenschaften aller Staudenclematis erklären: Sie hat keine Blattranken zum Festhalten, die Pflanze steht aufrecht. Das soll sie zumindest dem Namen nach. Sie macht es aber nicht, und das ist das zweite Merkmal: Sie fällt in ganzer Länge um, man muss sie also anbinden. Dazu kommt die dritte Besonderheit: Die oberirdischen Stängel sterben im Winter ab. Der Frühjahrsaustrieb erscheint aus der verholzenden Basis in jedem Jahr neu. Das vereinfacht den Rückschnitt.

Und so ging ich auf Entdeckungstour bei den Arten mit staudigem Wuchs: Als Spitzensorte habe ich ‘Cassandra’ aus der Gärtnerei Gräfin von Zeppelin erkoren. Sie wird ungefähr 110 cm hoch und bildet Büschel kleiner, duftender, enzianblauer Blüten in den Blattachseln. An einem Stab aufgebunden, ist sie von Juli bis September ein Blickfang in der Rabatte mit Sommerstauden.

Sonne oder Halbschatten, sie akzeptiert beides. Wie bei solchen Schönheiten üblich, ist die botanische Zuordnung schwierig. Sie geistert sowohl als Clematis tubulosa wie auch als Clematis heracleifolia durch die Listen. Wobei „tubulosa“ die richtigere Schreibweise ist.

Mein zweiter Liebling wächst als Riese: Jedes Jahr streben seine Triebe bis 250 cm hoch und müssen mehrfach angebunden werden, wenn man sie nicht leger über einen alten Rhododendron oder eine Mauer abwärts leiten will. Es ist Clematis heracleifolia ‘Mrs. Robert Brydon’. Sie ist enorm wüchsig, gesund, absolut frosthart und im September mit ihren Massen eisblauer Sternenblüten ein Hingucker. Warum habe ich sie nicht schon früher entdeckt? Es gibt sogar noch eine Vorläufersorte. Sie ist der ‘Brydon’ ähnlich, hat etwas mehr Hellblau in den Blüten, kommt aber schon ab Ende Juli in Flor: Sie heißt Clematis x jouiniana ‘Praecox’. Wir schätzen sie als lange blühende Begleiterin zu unseren Fuchsien.

Staudenclematis-Hybriden

Meine besondere Liebe gilt den Clematis integrifolia–Hybriden. Die Wildart Clematis integrifolia ist ein kleiner Hüpferling. Sie stammt aus Südost-Europa und Kleinasien, wird nur 80 cm hoch. Aber was haben die Züchter daraus gemacht! Gekreuzt mit der Italienischen Waldrebe sind schon mehr als vier Dutzend Sorten entstanden, eine schöner als die andere, meist bis zwei Meter hoch, nicht kletternd, also anbindepflichtig. Ich verwende als Stütze einen sogenannten Bohnenturm, ein elegantes Drahtgeflecht, das in Gartenmärkten angeboten wird. Es fällt optisch kaum auf und bietet den Trieben einen guten Halt. Versuchen Sie es.

Schon seit 1870 gibt es diese Sorte und kaum jemand kennt sie! Sie ist eine ganz besondere Clematis: Sie bringt die eingangs erwähnten großen blauen Blüten in die Staudenrabatte. Es ist die Clematis integrifolia-Hybride ‘Durandii’. Ein Prachtstück mit Dauerflor von Juli bis September. Die muss man einfach haben!

Pflanz-Tipps für die Staudenclematis

Jede Clematis kann 5 bis 7 cm tiefer gepflanzt werden, als sie im Anzuchttopf stand. Das begünstigt die Bildung neuer Stängel. Alle Clematis lieben einen sonnigen bis halbschattigen Standort.

Einige Feldsteine um den Fuß oder eine Mulchschicht schützen den Wurzelballen vor Sonne.

Alle Clematis, aber die Staudenclematis ganz besonders, sind eine Delikatesse für Schnecken. Vor allem während des Frühjahrsaustriebs. Wenn man nicht aufpasst, werden sie schon im April völlig abrasiert. Ich entferne rund um die austreibende Clematis alle anderen Pflanzenblätter und streue einen Schutzring aus Schneckenkorn. Erst wenn die Triebe gut 20 cm Höhe geschafft haben, scheinen sie den Schnecken nicht mehr zu schmecken.

Mit Dr. Konrad Näser im Reich der Stauden

Untrennbar ist sein Name mit der bekannten Gärtnerei „Karl Foerster“ in Potsdam-Bornim verbunden. Als Züchtungsleiter trat er nach Foersters Tod im Jahre 1970 in dessen Fußstapfen.

Seine persönlichen Favoriten bei den Clematis integrifolia-Hybriden

Name
Blütenform und -farbe
Blütezeit
Höhe (cm)
Aljonushka
große Glockenblüten, helles Purpurrosa
Juni bis August
180
Arabella
mittelgroße Blüten, hell violettblau
sehr lange Blütezeit
170
Blue Rain
Blüten glockenförmig, nickend violettblau
sehr reichblühend
250
Durandii
große Blüten, blauviolett
Dauerblüher
200
Juuli
große, hell lavendelblaue Blüten
lange blühend ab Juli
180
Rooguchi
kleine Glöckchen mit auffallend hellem Rand, lilablau
Juni bis September
180

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