Spindelstrauch: Dicke Polsterer und Begleiter für Wegränder. ©GartenFlora

Voraussichtliche Lesedauer:  5 Minuten

Spindelstrauch und Pfaffenhütchen

Von GartenFlora

Es gibt Gehölze, die haben ihre Jahreszeit. So wie der Spindelstrauch. Im Herbst erst wagt er sich aus der grünen Deckung, dann aber mit einem spektakulären Auftritt: Glühend orange- bis karmesinrote Töne überziehen sein Laub, und an den Zweigen prangt über Wochen die Zier unzähliger Pfaffenhütchen. Dazu kommen markante vierteilige Kapselfrüchte.

Spindelsträucher sind äußerst vielfältig

Die meisten Spindelsträucher (Euonymus) sind sommergrüne Sträucher oder kleine Bäume, einige breiten sich über kriechende Bodenzweige aus oder erobern Baumstämme mit Hilfe ihrer Haftwurzeln.

Polster aus grün-weißen oder grüngelben Trieben kaschieren auf freundliche Weise Mauern und Wegränder. Immergrüne Spindelstrauch-Sorten mit gutem Klettervermögen eignen sich auch für die Wandbegrünung.

Das Pfaffenhütchen

Das heimische Gemeine Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) kann mit seinen unscheinbaren, grüngelben Blütchen nicht mit dem Prachtflor von Flieder, Rose oder Hortensie konkurrieren. Doch im Herbst kommt kaum ein Strauch gegen das farbfunkelnde Zusammenspiel seines Fruchtbehangs mit dem sich tönenden Laub an.

Die knallbunten Früchte des Pfaffenhütchens, die ab August ausreifen, erinnern manch einen an die traditionelle priesterliche Kopfbedeckung. Sie sind ganz auf die Vorlieben ihrer Hauptabnehmer abgestimmt: Vögel „fliegen“ auf orange oder rote Samen, die ihnen am liebsten an einem Stielchen direkt vor den Schnabel gehängt werden. So erwarb sich das Pfaffenhütchen auch den Ehrentitel „Rotkehlchenbrot“. Für Menschen sind die Samen jedoch giftig! 

Pfaffenhütchen kommen in lichten Laubwäldern, im Auwald und an Waldrändern aller Art vor. Aus dem zähen Holz wurden in der Vergangenheit unter anderem Orgelpfeifen und Spindeln hergestellt – daher rührt die Bezeichnung Spindelstrauch.

Vielfach wird er in gemischten Hecken versteckt oder erhält als Bienenweide und milde Gabe an die Vögel einen Platz im hinteren Bereich des Gartens. Dabei muss er sich gar nicht verstecken: Die reich- und großfrüchtige Sorte ‘Red Cascade’ ist zum Beispiel ein echter Hingucker: Unter der Last ihrer rosa roten Kapseln mit den glänzend orange ummantelten Samen neigen sich die Zweige malerisch herab. Die Blätter lodern gelborange bis burgunderrot. 

Pfaffenhütchen
Die markanten Früchte des Pfaffenhütchens. Foto: iStock_Ulrike Leone

Das Großfrüchtige Pfaffenhütchen

Besonders früh dran ist das Großfrüchtige Pfaffenhütchen (Euonymus planipes): Seine Kapseln reifen bereits im September und schaukeln dekorativ an langen, dünnen Stielen im locker verzweigten Geäst des 3–5 m hohen Strauchs. 

Auch die Laubfärbung setzt frühzeitig ein, prachtvoll in Gelb, Orange und Rot. Kein Wunder, dass sich dieses Pfaffenhütchen zu einem Geheimtipp gemausert hat. Auf Stämmchen veredelt macht es sich herrlich als Gestaltungselement für kleine Gärten! 

Tolle Farbeffekte mit dem Flügel-Spindelstrauch

Für beeindruckende Farbeffekte sorgt der Flügel-Spindelstrauch, der König unter den Herbstfärbern. Er wird auch Korkflügelstrauch (Euonymus alatus) genannt. Sein intensives Karmin- bis Lilarot kann in Kombination mit kräftig pinken oder violetten Blüten von Herbst-Astern beinahe beißen. Er wächst „ordentlicher“, gemäßigter und weniger hoch als das Pfaffenhütchen. Die bewährte Sorte ‘Compactus’ erreicht sogar nur etwas über einen Meter.

Der Flügel-Spindelstrauch kommt als Solitär besonders schön zur Geltung, übrigens auch im Kübel! Früchte bildet diese Art durchaus auch, zwischen dem Feuerlaub nimmt man sie aber kaum wahr. Erst wenn die Blätter gefallen sind, treten sie hervor und bleiben dann noch über viele Wochen zierend haften – wie bei allen Spindelsträuchern. 

Im englischsprachigen Raum wird der Flügel-Spindelstrauch wegen seiner auffallenden Herbstfärbung auch Brennender Busch genannt. Eine Besonderheit sind die Korkleisten mancher Spindelsträucher. Sie sind im Winter besonders gut zu sehen. Vier auffällige Korkleisten entlang der Triebe machen den Flügel-Spindelstrauch selbst nach dem Laubfall zu einem Hingucker im Garten. Im Frühjahr treibt das Gehölz sehr zeitig und frischgrün aus.

Die Herbstfärbung des Flügel-Spindelstrauchs. Foto: AdobeStock_Gartenphilosophin
Die Herbstfärbung des Flügel-Spindelstrauchs. Foto: AdobeStock_Gartenphilosophin

Der Asiatische Spindelstrauch

Eher als Rarität zu werten ist der Asiatische Spindelstrauch (Euonymus hamiltonianus). Er wächst recht sparrig, kann sich im Alter aber zu einem Strauch oder Bäumchen mit durchaus knorrigem Charme entwickeln. Besonders, wenn sich die Zweige im Herbst unter der Fülle ihrer Früchte gen Boden neigen. Als Sorte ist am ehesten ‘Popcorn’ zu bekommen, mit cremeweißen Fruchtkapseln, die nach dem Aufplatzen leuchtend orangerote Samen präsentieren. Was für ein Effekt!  

Allzeit grün und vielseitig formbar: Der Kletternde Spindelstrauch

Die immergrünen Brüder des Pfaffenhütchens sind zuverlässige Flächenarbeiter und machen fast jedes grüne Kunststück mit. Auf den ersten Blick ist keinerlei Verwandschaft zu erkennen zwischen den hohen, laubabwerfenden Euonymus-Arten und ihrem kriechenden Pendant, dem Kletternden Spindelstrauch (Euonymus fortunei). 

Erst wenn seine Triebe an einer Senkrechten in die Höhe klimmen und dort ausreichend Licht erhalten, schaltet das Gehölz von der vegetativen auf die generative Phase um, bildet die Altersform, blüht und fruchtet. Dann zeigen sich auch hier die typischen, vierteiligen Kapseln des Pfaffenhütchens. Das geschieht bei den meisten Sorten allerdings selten, nur ‘Vegetus’, ‘Sarcoxie’ und ‘Dart’s Cardinal’ (alle grünlaubig) fruchten regelmäßig. 

Euonymus fortunei Coloratus
Das dichte Laub von Euonymus fortunei ‘Coloratus‘. Foto: iStock_skymoon13

Vorrangig sind es aber die gelb oder weiß panaschierten Blätter von Sorten wie ‘Emerald’n Gold’, ‘Silver Queen’, ‘Sunspot’ und ‘Blondy’, die Farbe in den Garten bringen. Gerade im Winter vermag ihr Laub freundliche Lichtpunkte zu setzen – als Bodendecker, niedrige Einfassungshecke oder zu Kugeln und Säulen formiert.

Treffen Triebe des Kletternden Spindelstrauchs auf Baumstämme oder raues Mauerwerk, schieben sie sich daran empor. Es hilft jedoch, sie zusätzlich etwas zu leiten und anzubinden. Denn ihre Haftwurzeln sind kaum in der Lage, eine große, schwere Pflanze alleine an der Wand festzuhalten. 

Beim Thema Herbstfärbung können die Immergrünen natürlich nicht mit den laubabwerfenden Arten konkurrieren. Allerdings zeigen einige durchaus rote Nuancen, allen voran ‘Coloratus’ und ‘Dart’s Blanket’, die sich über Winter in sattes Purpur kleiden, einen sonnigen Standort vorausgesetzt. Diese Sorten sind mittlerweile auch als immergrüne Fertighecke sehr beliebt.

Die verschiedenen Sorten des Euonymus fortunei machen auch in Kästen und Kübeln eine gute Figur. Sie sind darum gut geeignet, um Balkon und Terrasse auch im Winter zu verschönern. 

Der Japanische Spindelstrauch

Ebenfalls immergrün, für den Garten jedoch nur bedingt zu empfehlen ist der Japanische Spindelstrauch (Euonymus japonicus). Allenfalls an einem vor Wind und Wintersonne geschützten Standort in Weinbaulage mag er dauerhaft gedeihen. Kleinlaubige Sorten wie ‘Green Border’, ‘Green Rocket’ oder ‘Green Spire’ werden gerne als mögliche Alternativen zu Buchs gehandelt, doch nur für wintermilde Lagen!

Saskia Richter

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