Hier wird dem Sellerie auf den Zahn gefühlt. Raus aus dem Topf!

Voraussichtliche Lesedauer:  8 Minuten

Sellerie: Das unterschätzte Gemüse

Von GartenFlora

Ob als Suppengemüse, Würzkraut oder Rohkost, ob gedünstet oder überbacken – Sellerie kann vielfältig in der Küche verwendet werden und ist auch äußerst gesund. Wir zeigen Ihnen, was es beim Anbau im Beet zu beachten gibt.

Sellerie – Lesedauer ca.: 8 Minuten

Sellerie-Vielfalt für den Garten

In der Familie der Doldenblütler (Apiaceae) finden sich in der Gattung des Selleries (Apium) 30 Arten. Für den Gemüsegarten kommen die drei Varietäten des Echten Selleries (Apium graveolens) in Betracht:

  • Knollensellerie (Apium graveolens var. rapaceum)
  • Bleichsellerie / Stauden- oder Stangensellerie (Apium graveolens var. dulce)
  • Schnittsellerie  (Apium graveolens var. secalinum)

Die Sortenvielfalt bei den Jungpflanzen ist beschränkt. Eine erstaunlich große Auswahl finde ich jedoch bei Saatguthändlern. Da gibt es gegenüber Sellerieschorf und Septoria-Blattflecken toleranten Knollensellerie für belastete Standorte (z. B. ‘Ibis’, ‘Mars’ und ‘Anita’) oder Sorten mit geringer Schoßneigung (z. B. Knollensellerie ‘Ibis’ oder Stangensellerie ‘Spartacus’). Die meisten modernen Stangenselleriesorten wie ‘Tall Utah’, ‘Tango’ und ‘Golden Spartan’ sind selbstbleichend. Deren innere Stängel werden von den äußeren, kompakt zusammenstehenden Stängeln gut abgedeckt.

Steckbrief

Name

Apium graveolens var. rapaceum

Lebenszyklus

zweijährig, aber nur einjährig genutzt

Bodenverhältnisse

humos, locker, nährstoffreich

Wuchshöhe

40 – 60 cm

Lichtverhältnisse

sonnig

Wuchsbreite

20 – 30 cm

Verwendung

gute Partner: Tomaten, Blumenkohl, Kopfkohl, Wirsing, Lauch, Bohnen / essbar

Wuchsform

krautig

Winterhärte

nein

Blüte

Dolde; grünweiße Blüten

  • Gemüsefamilie: Doldenblütler, verwandt mit Möhren, Fenchel, Petersilie und Dill
  • Aussäen: Vorkultur ab Ende Februar, Direktsaat von Schnittsellerie ab Ende April
  • Ernten: August bis November
  • Lagern: Knollensellerie in feuchten Sand einschlagen
  • Fruchtfolge: Gute Vorfrüchte sind über-winternde Gründünger; Anbaupause von vier Jahren zwischen Doldenblütlern
  • Düngen: Starkzehrer; vor der Pflanzung Kompost ins Beet, während der Saison 2mal einen kaliumbetonten Dünger geben
  • Pflanzenschutz: Sellerieschorf und Septoria-Blattflecken lassen sich durch Fruchtfolge vermeiden, sonst tolerante Sorten verwenden
  • Sorten: Knollensellerie ‘Monarch’, ‘Wiener Riesen’, ‘Mars’, ‘Ibis’, Stangensellerie ‘Tall Utah’, ‘Tango’, ‘Golden Spartan’ , ‘Spartacus’, Schnittsellerie ‘Gewöhnlicher Schnitt’

Standort und Boden

Sellerie zählt zu den Starkzehrern. Er mag einen nährstoffreichen Boden, der Wasser gut halten kann – zu Staunässe sollte er aber nicht neigen. Eine lockere Struktur der Erde ist für die Knollenbildung wichtig.
Mitte April bringen Sie Kompost im Beet aus, so dass eine gute Nährstoffversorgung sichergestellt ist. Eine Leguminosen-Vorkultur ist ebenfalls günstig. Der Standort sollte möglichst sonnig sein – die Pflanzen geben sich aber auch mit Halbschatten zufrieden.

Sellerie selber säen

Ich mache es mir einfach und säe Sellerie nicht mehr selbst aus. Stattdessen kaufe Anfang Mai je einen Satz Jungpflanzen von Knollensellerie und Stangensellerie in der Gärtnerei. Die Aussaat ab Ende Februar auf der Fensterbank ist mir zu heikel, denn Sellerie ist in seiner Jugend sehr temperaturempfindlich. Die Profi-Gärtner können die Temperatur in ihren Gewächshäusern viel besser steuern als ich auf meiner Fensterbank. Wer bestimmte Selleriesorten wie den roten Stangensellerie ‘Giant Red’ anbauen möchte, muss selbst das Samentütchen schwingen.

Ende Februar geht’s los, damit die Jungpflanzen im Mai groß genug zum Auspflanzen sind. Die Aussaat ist ein wenig heikel, denn Sellerie reagiert sehr empfindlich auf Temperaturschwankungen. Während der etwa dreiwöchigen Keimphase brauchen die Samen eine konstante Temperatur von 20 Grad, damit sie sicher auflaufen. Das gelingt mit einem beheizbaren Mini-Gewächshaus oder einer Heizplatte. Sobald die Jungpflanzen mehr als zwei echte Laubblätter besitzen, ist es Zeit sie zu pikieren und kühler zu stellen. Optimal sind 15 bis 16 Grad. Die Temperatur darf aber nicht unter 10 Grad sinken, sonst wird der Blühreiz ausgelöst.

Sellerie pflanzen

Sellerie, egal ob Knolle oder Stange, setzen Sie in einem Abstand von 40 Zentimetern. Da bleibt zwischen den Pflanzen noch genügend Platz für Pflücksalat. Der füllt erst einmal die Lücken und ist geerntet, bis der Sellerie größer ist. Ein paar Reihen weiter säe ich gleich noch den unkomplizierten Schnittsellerie aus, im Abstand von 10 x 15 Zentimeter.

sellerie pflanzen
Sellerie wird ins Freiland gesetzt. Foto: iStock/YuriyS

Er wächst rasch, und seine Blätter liefern schon zeitig würziges Selleriearoma, während seine großen Geschwister noch langsam größer und stattlicher werden. Auch von denen könnte man ab und an ein Blatt oder gar einen ganzen Stängel klauben, doch das würde die Pflanzen bald schwächen.

Knollensellerie pflanzen

Beim Knollensellerie (Apium graveolens var. rapaceum) werden die bis zu 600 Gramm schweren Knollen sowie die oberirdischen Pflanzenteile (Blätter) in der Küche genutzt.

Knollensellerie wird etwas höher gepflanzt, als er im Aussaatgefäß stand. Denn sonst bildet er keine Knollen aus. Der letzte Pflanztermin ist Anfang Juli. Der Pflanzabstand sollte 40 x 40 cm betragen.

Tipp: Die Blätter sind zwar als Würzgrün geeignet, sollten aber nicht übermäßig abgezupft werden. Nur dann bildet ein Sellerie große Knollen.

Stangen- oder Bleichsellerie pflanzen

Der Stangen- oder Bleichsellerie (Apium graveolens var. dulce) bildet lange, fleischige Stiele und nur kleine Knollen. Die Stiele können Sie kochen oder roh zum Dippen verwenden. Um beim Bleichsellerie die Grünfärbung zu unterbinden, werden die Pflanzen wie Weißer Spargel angebaut. Erhältlich sind aber auch Sorten, die die noble Blässe bereits mitbringen.

Bleichsellerie entwickelt sich schneller als Knollensellerie und kann daher noch bis Mitte Juli gepflanzt werden. Im Juni und Juli gepflanzter Stangensellerie reift im September und Oktober. Der ideale Pflanzabstand beträgt 40 mal 25 cm. Ab Mitte September dunkeln Sie den unteren Teil des Sprosses (zum Beispiel mit Folie), damit die Stangen blass bleiben. Alternativ kann man die Pflanzen nach und nach anhäufeln. Bei selbstbleichenden Sorten wie ‘Tango’ oder dem grünstieligen ‘Tall Utah’ reicht die gegenseitige Beschattung der Pflanzen aus, um lange und zarte Stiele zu erzielen.

Decken Sie die Jungpflanzen an kalten Tagen mit einem Vlies ab. So wird das Schießen des Stangenselleries verhindert. Auch bei Trockenheit, Licht- und Nahrungsmangel entwickeln sich schnell Schosser.

Schnittsellerie pflanzen

Beim Schnittsellerie (Apium graveolens var. secalinum) stehen für kulinarische Zwecke weder die Stiele noch die Knollen im Fokus, sondern die Blätter. Diese erinnern optisch an Petersilie und sind ein feines Gewürzkraut.

Die Pflanzung ist bis Ende Mai/Anfang Juni möglich. Nach der Keimung wird auf 25 mal 25 cm vereinzelt oder mit etwa sechs Blättern in diesem Abstand ausgepflanzt.

Pflanzpartner: Mischkultur mit Sellerie

Sellerie gedeiht am besten in Mischkultur, da er in größeren Gruppen selbstunverträglich ist. Ein vermindertes Wachstum oder hohle Knollen sind die Folge. Günstige Nachbarn sind zum Beispiel Kohl und Tomaten. Dabei sollte aber nicht zu eng gepflanzt werden. Dieses Jahr möchte ich den Starkzehrer gern mit Lauch in einem Beet verpaaren. Diese Mischkultur soll sehr gut funktionieren, da beide Gemüse ähnliche Ansprüche an den Boden stellen und sehr lange gemeinsam im Beet stehen.

Sellerie und Lauch
Sellerie und Lauch können zusammen im Beet wachsen und später gemeinsam verwertet werden. Foto: AdobeStock/Cornelia

Ins Pflanzloch kommt ein Schäufelchen Kompost. Und dann werden die Selleriepflanzen so tief gesetzt, wie sie auch im Pflanztopf standen. Die Herzblätter dürfen nicht mit Erde bedeckt sein, sonst bilden sich nur kleine, schlecht geformte Knollen. Aber der Sellerie darf auch nicht zu hoch gepflanzt werden. Dann entwickeln sich viele seitliche Nebenwurzeln, was ebenfalls zu Lasten der Knollenqualität geht.

Sellerie pflegen

Knollen- und Stangensellerie sind Starkzehrer. In der Fruchtfolge stehen sie in erster Tracht nach Gründüngern oder einer Mistgabe im Herbst. Die Startdüngung zur Pflanzung ist also bald aufgebraucht und Nachschub muss her. Am besten in Form eines kaliumbetonten Düngers, z. B. Beinwelljauche. Das Kalium sorgt für schöne hellfleischige Knollen.

Die erste Gabe Anfang Juli, die zweite Gabe Mitte August. Lockert man den Boden alle 4 bis 5 Tage rund um die Selleriepflanze vorsichtig auf, hält das nicht nur das Unkraut zurück. Es kommt auch dem durstigen Gemüse zugute. Denn indem man die feinen Kapillaren an der Bodenoberfläche zerstört, wird die Verdunstung des Bodenwassers verringert. Nur nicht zu tief hacken, denn das verletzt die oberflächennahen Wurzeln. Eine Mulchschicht aus Beinwellblättern ist doppelt nützlich: Sie bedeckt nicht nur den Boden und hält die Bodenfeuchte, sie liefert auch Kalium nach. Ab Mitte Juli sollte zusätzlich gewässert werden, vor allem auf leichten Böden. Denn Sommertrockenheit ist ein Auslöser dafür, dass der zweijährige Sellerie bereits im ersten Jahr blüht. An Knollen oder dicke Stangen ist dann nicht mehr zu denken …

Sellerie ernten

Die Ernte des Knollenselleries sollte vor dem ersten Frost im Herbst beendet sein. Stangensellerie und Schnittsellerie ernten Sie am beste portionsweise bei Bedarf ab. Der Stangensellerie kann auch komplett über dem Boden abgeschnitten werden.

NATALIE FASSMANN

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