Gartensalat im Stroh. Fast jede Gemüseart kann auf diese Weise angebaut werden. Ohne im Unkraut unterzugehen.

Voraussichtliche Lesedauer:  6 Minuten

Gärtnern auf Stroh – Die Strohballen-Gärtnerei

Von GartenFlora

Haben Sie sich auch schon gefragt, wie eigentlich die Strohballen-Gärtnerei funtkioniert? Welche Pflanzen eignen sich dafür und ist es nur ein Trend? Über all diese Themen plauderten wir mit dem Pionier der Bewegung, Joel Karsten.

Interview über Strohballen-Gärtnerei mit Karsten Joel

Wachsen die Pflanzen wirklich im Strohballen?

Ah, die Standardfrage, die mir jedesmal gestellt wird, wenn Menschen zum ersten Mal davon hören. Es scheint, als seien wir so daran gewöhnt, dass Pflanzen nun mal in Erde zu wachsen haben, dass es schwer fällt, uns einen erdelosen Garten vorzustellen. Aber die Antwort lautet – ja, man pflanzt wirklich direkt ins Stroh.

Stroh ist doch aber praktisch frei von allem – von Nährstoffen und Mikro- organismen, von Wasser ebenfalls …

Das ist kein Nachteil, denn schauen Sie: Es ist auch frei von Unkrautsamen und Krankheitserregern. Mit Zugabe von etwas Wasser, Dünger und Sonnenschein trägt der Stroh-garten die schönsten und gesündesten Früchte, die man sich nur wünschen kann. Kein Graben, kein Harken, kein Unkraut. Die Methode funktioniert tatsächlich, und sie begeistert immer mehr Menschen. Mittlerweile gibt es fast 100.000 Strohballen-Gärtner auf der Welt, wenn man die Besucher meiner Seminare, Käufer meiner Broschüren und „Liker“ meiner Facebook-Seite zusammenzählt.

Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee der Stroh-Gärtnerei?

Wer wie ich auf einer Farm groß geworden ist, kann Ihnen bestätigen: Strohballen sind praktisch überall. Und sie können im Leben eines Farmjungen im Sommer viel Raum einnehmen. Eine Beobachtung machte ich damals schon: Blieb ein abtrünniger Ballen im Regen liegen, wurde er binnen Kurzem grau, erste Triebe von Disteln, deren Samen der Wind angeweht hatte, sprossen schon bald daraus hervor.

Und was die Disteln können, kann das Gemüse auch, dachten Sie dann …

Während meiner Studienzeit an der Universität von Minnesota begann ich, die Farmarbeit zu vermissen. Mir fehlte das frische Gemüse, mit dem ich aufgewachsen war. Irgendwann fielen mir die Strohballen mit den Disteln wieder ein. Beete aus Stroh kann man ja praktisch überall unterbringen. Auch da, wo der Untergrund gar keinen Garten zulässt: auf Pflasterflächen, selbst auf dem Dachgarten. Ich begann, zu experimentieren … und es funktionierte. Anstelle von Disteln wuchsen perfekte Gemüsepflanzen aus dem Stroh.

Das klingt verlockend einfach. Etwas muss man dafür aber schon tun?

Etwas Starthilfe ist nötig, ja sicher. Vor dem Bepflanzen wird der Ballen präpariert, so nenne ich es. Dann tun die Mikroorganismen ihr Werk, und der Zersetzungsprozess im Inneren der Strohballen liefert zusätzliche Wärme, die den jungen Setzlinge zugute kommt, sie wachsen entsprechend schnell.

Die Favoritin der Gemüsegärtner dieser Welt ist die Tomate. Wie bekomme ich das als Stroh-Gärtner hin?

Tomaten wachsen sehr gut auf Strohballen. Die ausgewogene Bewässerung, durch die Rieselschläuche gesichert, ist sogar ein echter Vorzug. Denn Tomaten sind auf eine regelmäßige Wasserversorgung angewiesen, sonst gibt es nur unförmige oder gar geplatzte Früchte. Ein wenig Aufwand ist nötig für die Stützen. Ich verwende ein Drahtspalier, auf diese Weise ist auch das Übertunneln gut möglich.

Im romantischen Rosengarten oder im Vorgarten kann ich mir die Strohballen allerdings nicht vorstellen.

Das ist gewiss Ansichtssache. Eine Frau aus Kalifornien schickte mir ein Foto: Sie hatte die Rasenfläche vor dem Haus mit einigen Strohballen zum schönen und produktiven Garten umfunktioniert. Einem anderen gefiel es, in die Seitenflächen ein paar einjährige Sommerblumen einzusetzen. Der Kreativität sind da kaum Grenzen gesetzt.

Jetzt bin ich aber doch infiziert. Mein Gemüsebeet wird in diesem Jahr auf Stroh gebettet. Doch halt: Wie komme ich denn nun zu meinen Strohballen?

Freunden Sie sich am besten mit einem Landwirt an. Viele Landwirte haben auf große, runde Ballen umgestellt, doch auf Reiterhöfen wird oft noch mit den handlichen Rechteckballen hantiert. Es sollte nicht allzu schwierig sein, Strohballen zu finden, aber die Kosten schwanken sehr. Mein Tipp: im Herbst schon für die kommende Saison kaufen, weil die Bauern lieber gleich nach der Ernte ihr Stroh verkaufen, statt sich mit dem Lagern Arbeit zu machen. Strohballen sind wie die alten VW Käfer: Man bemerkt sie kaum, bis man beginnt, darauf zu achten – und dann sind sie überall.

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Die Vorzüge der Stroh-Gärtnerei auf einen Blick

Früheres Anpflanzen

Beim Zersetzen von Stroh entsteht Wärme. Da hat der Strohballen-Gärtner beim Pflanzen die Nase vorn und kann schon Wochen früher als der Nachbar mit dem herkömmlich bewirtschafteten Garten ernten.

Besser für den Rücken

Die erhöhte Pflanzoberfläche sorgt für eine rückenfreundliche Haltung, das Pflanzen und Ernten gestaltet sich einfach bequemer. Bei entsprechendem Abstand der Reihen kann man sogar im Rollstuhl sitzend gärtnern.

Weinger Arbeit

Stroh-Gärtner haben deutlich weniger zu tun: keine Bodenbearbeitung, fast kein Unkrautjäten, die einfache Bewässerungstechnik mit Rieselschläuchen erspart die Gießarbeit.

Sicher, da kein direkter Bodenkontakt

Risikofaktoren werden minimiert: Staunässe, zum Beispiel in Regenperioden, ist nicht zu befürchten, denn das überschüssige Wasser zieht sofort ab. Bodenbürtige Krankheiten sind praktisch ausgeschlossen, der Insektenbefall ist deutlich geringer. Bodenmüdigkeit und deren Folgen spielen keine Rolle.

Überall anlegbar

Der Standort kann jedes Jahr verändert werden. Ein Strohballen-Garten lässt sich praktisch überall, auf fast jedem Untergrund anlegen. Die einzigen Voraussetzungen: Der vorgesehene Ort bekommt volle Sonne und kann bewässert werden.

Miteinander im Gemeinschaftsgarten

Gemeinschaftsgärten eignen sich großartig für die Strohballen-Gärtnerei. Denn oft schwindet der Enthusiasmus der freien Gemeinschaft, sobald es ans Unkrautjäten geht. Das aber entfällt bei dieser Methode.

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Das Präparieren der Strohballen …

bedeutet nichts anderes, als im Innern des Ballens den Prozess des Umwandelns in Kompost in Gang zu setzen. Man braucht etwa zwei Wochen Vorlauf für das Vorbereiten der Ballen. Für das Präparieren genügt ein günstiger NPK-Rasendünger aus dem Gartenmarkt. Man braucht etwa 500 g Dünger pro Ballen, also 2,5 kg für fünf Strohballen. Vor dem Pflanzen prüfen, ob die Temperatur im Ballen nicht noch zu hoch ist.

TAG 1: 100 g Dünger gleichmäßig auf die gesamte Oberfläche des Ballens streuen. Komplett einwässern, mit einer Brause mit feinem Sprühkopf.

TAG 2: Gründlich wässern. Warmes Regenwasser ist besser als das meist zu kalte Wasser aus der Leitung.

TAG 3: Nochmals 100 g Dünger pro Ballen auf der Oberfläche verteilen und vollständig einwässern.

TAG 4: Wiederum nur Wässern bis zur Sättigung.

TAG 5: Ein weiteres Mal 100 g Dünger wie beschrieben einarbeiten.

TAG 6: Erneut nur warmes Wasser. Wer die Hand oder ein Bratenthermometer in den Ballen steckt, bemerkt bereits eine leicht erhöhte Temperatur. Ein leicht süßlicher Geruch kann auftreten, er verliert sich schnell wieder.

TAG 7, 8, 9: Jeweils 50 g Dünger geben und einspülen. Jetzt vermehren sich Bakterien sehr schnell, abhängig von der Lufttemperatur. Falls am Ballen Risse ( Wasserrutschen) entstanden sind, weil Wasser sich immer den Weg des geringsten Widerstandes bahnt, diese mit Stroh oder Substrat füllen.

TAG 12 BIS 18: Das Innere des Ballens ist leicht zersetzt und enthält viele Nährstoffe, es fühlt sich warm an. Es ist voller Kompostwürmer und hat eine gute Struktur. Ein perfektes Quartier für Setzlinge – Jetzt ist Zeit zu pflanzen.

» Pflanztipp: Gärtnern mit Strohballen (PDF)

Was bleibt nach der Stroh-Gärtnerei: Pures Gold?

Ja, nämlich das schwarze Gold des Gärtners, wunderbarer Kompost. Das bleibt übrig, wenn der Garten abgeerntet ist. Um die Strohballen zu kompostieren, müssen natürlich zuvor alle Nylonschnüre, Holzpflöcke, Drähte und Bewässerungsschläuche entfernt werden. Bringen Sie dann die bereits teilweise kompostierten Strohreste auf einen Haufen, wo sie sich bis zum Frühjahr weiter zersetzen. Ein paar Handvoll Stickstoffdünger, ein einfacher Rasendünger ist ausreichend, fördern den Prozess.

» Kompost – Das Gold des Gärtners

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