[Foto: ©Wurmkiste.at]

Voraussichtliche Lesedauer:  8 Minuten

Wurmkiste: So wird aus Küchenabfällen Bio-Dünger

In vielen Gärten gibt es einen Komposthaufen, auf dem Gartenabfälle zu Humus werden. Doch was macht man, wenn man gar keinen Garten oder nur wenig Platz zur Verfügung hat? Eine Wurmkiste ist die ideale Lösung. Darin erfolgt Kompostierung auf kleinstem Raum mithilfe von fleißigen und nimmersatten Würmern. Die GartenFlora erklärt Ihnen, wie eine Wurmkiste funktioniert.

Wurmkiste – voraussichtliche Lesedauer: 8 Minuten

Wurmkiste: Wenn aus Küchenabfällen Bio-Dünger wird

Apfelreste, Kartoffelschalen, Kaffeefilter – in der Küche kommt täglich einiges an Müll zusammen. Küchenabfälle haben jedoch die lästige Angewohnheit, nach kürzester Zeit einen unangenehmen Geruch zu verbreiten. Wer sich den häufigen Gang zum Bio-Müll oder zum Kompost im Garten sparen will oder keinen Platz für einen Komposthaufen hat, sollte über eine Wurmkiste nachdenken.

Was ist eigentlich eine Wurmkiste?

Eine Wurmkiste ist quasi die kleine Variante des großen Komposthaufens im Garten, also ein kleiner Komposter, mit dessen Hilfe man sogar innerhalb der Wohnung kompostieren kann. Es handelt es sich um eine geschlossene Kiste – meist aus Holz, manchmal auch aus Plastik – in der Kompostwürmer leben. Sie ernähren sich in erster Linie von pflanzlichen Abfällen, zu einem gewissen Teil auch von anderen biologisch abbaubaren Abfallprodukten, und produzieren daraus den Wurmhumus. Der Wurmhumus ist nichts anderes als die Ausscheidungen der Würmer.

Eine Wurmkiste, also ein Komposter für die Wohnung, steht vor einem Esstisch mit Stühlen. Die Wurmkiste auf Rollen besteht aus hellem Holz und kann aufgrund ihres mit bunten Stoff überzogenen Deckels als Sitzgelegenheit genutzt werden.
Der österreichische Anbieter Wurmkiste.at bietet Wurmkisten an, deren Deckel gepolstert und mit bunten Stoffen überzogen sind. So lassen sie sich als Sitzhocker nutzen. [Foto: ©Wurmkiste.at]

Die gesammelten Küchenabfälle liegen also nicht nur nutzlos im Müll herum, sondern werden in der Wurmkiste von hungrigen Würmern zu Bio-Dünger verarbeitet. Dieser ist reich an Mikroorganismen und Enzymen und eignet sich daher hervorragend für Pflanzen im Haus, auf dem Balkon oder auch im Garten.

Was sind die Vorteile?

Diese kleine Variante des großen Gartenkompostes bringt einige Vorzüge mit sich:

  • Wurmkompost ist reichhaltiger als Gartenkompost
  • Wurmkisten nehmen deutlich weniger Platz ein als ein normaler Komposthaufen
  • Sie sind geruchsarm

Dadurch, dass Wurmkompost stärker konzentriert ist als Gartenkompost, kann er im Garten auch anders zum Einsatz kommen. Normale Komposterde arbeiten Gärtner*innen gewöhnlich nur oberflächlich ein, da die enthaltenen Organismen Sauerstoff brauchen, um zu überleben. Wurmkompost hingegen kann in deutlich tiefere Erdschichten untergemischt werden.

Wurmkisten sind geruchslos – stimmt das?

Wer seine Wurmkiste richtig aufbaut und ohne viel Aufwand pflegt, hat später auch keine Probleme mit unangenehmem Geruch. Die Würmer im Mini-Komposter und die Mikroorganismen darin verwerten die Küchenabfälle, bevor Fäulnisprozesse in Gang kommen oder sich Schimmelpilze bilden – also bevor es zur Geruchsentwicklung kommt. Auch wenn der Inhalt der Wurmkiste nicht stinkt, ist Wurmhumus natürlich trotzdem nicht völlig geruchsneutral, sondern erinnert an feuchten Waldboden.

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Wie eine Wurmkiste aufgebaut ist

Viele Händler bieten Wurmkisten mittlerweile fertig und einsatzbereit zum Kauf an, sie lassen sich aber mit zusammengestellten DIY-Sets oder Bauanleitungen aus dem Netz auch selbst bauen. Meist bestehen sie aus Holz, aber auch Wurmkisten aus Plastik erfüllen ihren Zweck, solange sie luftdurchlässig sind.

Würmer müssen wandern können

Eine Wurmkiste sollte etwa 50 Zentimeter hoch sein und in jedem Fall einen lichtundurchlässigen Deckel haben. Im Inneren muss es zwei Kammern geben, die durch eine löchrige Wand oder ein großmaschiges Gitter voneinander getrennt sind. Die Löcher oder Maschen sollten groß genug sein, damit die Würmer später hindurch passen, denn die Tiere müssen zu jeder Zeit von der einen in die andere Kammer gelangen. Denkbar sind nebeneinanderliegende Kammern. Häufig werden auch fertige Wurmkisten angeboten, die das Zwei-Kammern-Prinzip mithilfe eines löchrigen Korbs aus Plastik verwirklichen. In diesem Fall sind die beiden Kammern untereinander angelegt.

Das sind die richtigen Würmer

Die Wurmkiste braucht die passenden Bewohner, sonst funktioniert das ganze System nicht. Wer eine Wurmkiste aufstellt, sollte aber keinesfalls einfach in den Garten gehen und dort beliebige Regenwürmer ausgraben und umsiedeln.

In einer Wurmkiste fühlen sich vor allem Kompostwürmer wohl. Einer der in Europa weit verbreiteten Gattungen ist „Eisenia foetida“, aber auch „Eisenia andrei“ oder „Eisenia hortensis“ eignen sich. Für den Anfang reicht schon eine Handvoll Würmer aus, um die Wurmkiste zu eröffnen. Auch sie kann man bei Händlern, die Wurmkisten anbieten, erwerben. Kompostwürmer fressen sich horizontal durch ihre Umgebung. Das ist für den eingeschränkten Platz in einer Wurmkiste optimal.

Zu sehen ist ein Kompostwurm der Gattung "Eisenia fetida".
Kompostwürmer der Gattung „Eisenia fetida“ fressen sich horizontal durch die Kompostmasse. [Foto: AdobeStock_patila]

Kompostierung in der Wurmkiste: So funktioniert’s

Hat man die Kiste und die Würmer beisammen, geht es noch ans Einrichten des neuen Zuhauses. Dabei reicht es nicht, einfach wahllos Küchenabfälle in die Kiste zu werfen, die Einrichtung will gut überlegt sein.

So wünschen sich die Würmer ihre Einrichtung

Wurmkistenbesitzer*innen konzentrieren sich dabei am Anfang auf eine Kammer der Kiste. Deren Boden legen sie mit eingeweichtem Zeitungspapier oder feuchter, unbedruckter Wellpappe aus. Die erste Lage darf ruhig ein paar Zentimeter hoch sein und die einzelnen Schichten dürfen locker aufeinanderliegen. So haben die Würmer Rückzugsorte, wenn sie in die Kiste einziehen, und direkt perfekte Stellen, um ihre Eier abzulegen. In Wurmkisten, bei denen ein Erntekorb zum Einsatz kommt, leben die Würmer für die ersten Monate in nur einer Kammer.

Was ist eigentlich Wurmtee?

Wurmtee entsteht als Nebenprodukt bei der Wurmkompostierung. Die Flüssigkeit setzt sich meist – je nach Standort der Kiste und nach Ernährung der Würmer – nach ein paar Monaten am Boden der Wurmkiste ab. Zeitungspapier am Boden der Wurmkiste saugt die Flüssigkeit auf. So kann man verhindern, dass die Würmer ertrinken. Viele gekaufte Wurmkisten verfügen am Boden über eine Auffangschale, in der die Flüssigkeit gesammelt und anschließend genutzt werden kann. Denn Wurmtee ist ein hochkonzentrierter Bio-Dünger, der Pflanzen verdünnt mit dem Gießwasser zugute kommt.

Tipp: Ist die Masse innerhalb der Wurmkiste zu trocken, hilft etwas Gießwasser, um den Verrottungsprozess anzutreiben.

Es geht los: Die Würmer ziehen in die Wurmkiste ein

Etwa ein Duzend Kompostwürmer liegen in einer Handfläche. Im Hintergrund ist deutlich der Inhalt einer Wurmkiste zu sehen, also Salatblätter, Apfelschalen und Substrat.
Kompostwürmer ernähren sich von Obst- und Gemüseresten und anderen Abfällen, die sonst in der Bio-Tonne landen würden. [Foto: ©Wurmkiste.at]

Nun ist es Zeit, die Würmer in ihre Kiste zu lassen. Damit sie sich wohlfühlen, reicht es aber nicht, sie einfach auf die nackte Pappe am Boden zu setzen und loszufüttern. Wer seine Würmer im Handel kauft, erhält meist gleichzeitig das passende Substrat für den Anfang. Es lohnt sich, dem Ganzen noch ein wenig Kompost oder Gartenerde beizumischen. Vorsichtig natürlich, damit die Kompostwürmer nicht verletzt werden.

Auf das Futter, fertig, los!

Mit der ersten Fütterung sollte man etwa drei Tage warten, bis sich die Würmer an ihre neue Umgebung gewöhnt haben. Sie besteht aus einer kleinen Menge Küchenabfälle, auf Daumennagelgröße zerkleinert. Überfordern Sie Ihre Würmer zu Beginn nicht und starten Sie mit kleinen Mengen. Damit sich die Würmer wohlfühlen und der Verrottungsprozess schneller geht, decken Sie die Masse mit feuchten Küchentüchern ab.

Was fressen Würmer? Was in die Kiste darf und was nicht:

In der Wurmkiste darf nicht wahllos jeder Küchenabfall landen, sondern nur ausgewählte Reste. Denn für die Zersetzung und Verwertung gewisser Abfallprodukte bräuchten die Kompostwürmer unheimlich lange – oder würden schlichtweg daran verenden. Generell mögen Würmer folgende Abfälle:

  • Obst- und Gemüsereste, roh, ungesalzen und klein geschnitten
  • Blätter
  • Pflanzenreste und Laub von ausgewählten Pflanzen
  • zerkleinerte Eierschalen
  • Tee (auch Beutel) und Kaffeesatz (zerbröselt, sonst besteht die Gefahr der Schimmelbildung), maximal ein Drittel der Gesamtfuttermenge

Darüber hinaus sollten 20 Prozent des Futters aus Zeitungspapier und Karton bestehen, dabei aber bitte kein Hochglanzpapier.

Draußen bleiben müssen:

  • Zwiebeln und Knoblauch
  • gesalzene, verarbeitete und gekochte Speisen
  • Zitronen, Orangen und andere Zitrusfrüchte
  • Öl
  • Fleisch und Fisch
  • Milchprodukte
  • Brot und Getreideprodukte
  • Fäkalien und Katzenstreu

Aber wie viel Nahrung brauchen die Tiere? Generell gilt: Es sollten entweder täglich kleinere Mengen oder alle drei Tage eine größere Menge kompostierbarer Abfälle in die Wurmkiste gegeben werden. Geruchsbildung ist ein Hinweis darauf, dass die Würmer zu viel Futter bekommen haben. Sie schaffen es dann nicht, die Abfallprodukte zu verwerten, und Fäulnisprozesse kommen in Gang.

Tipp: Alles läuft gut, wenn unter den ersten etwa vier Zentimetern Bio-Müll Würmer zu sehen sind.

Wann steht die Ernte an?

Stück für Stück können Wurmkisteninhaber*innen nun die erste Kammer befüllen. Ist sie voll, ist die zweite Kammer an der Reihe. Dort kommen genau wie auf der ersten Seite die passende Bodenbedeckung und dann Küchenabfälle hinein. Die erste Kammer ist nun stillgelegt und trocknet mit der Zeit aus. Die Würmer ziehen dann auf der Suche nach neuem Futter freiwillig um. Ist der Humus in der ersten Kammer krümelig, kann er im Garten oder auf dem Balkon zum Einsatz kommen.

Wer mithilfe eines Erntekorbs zwei Kammern realisiert, wartet etwa vier Monate, bis er ihn einsetzt. Die Würmer wandern dann nach oben in die eingesetzte Kiste, in die nun die Abfälle hineingegeben werden. Nach etwa sechs Monaten ist im unteren Bereich der Kiste der Wurmhumus erntebereit. Sie können ihn dann entnehmen und anschließend den Inhalt des Erntekorbs mitsamt der Würmer zurück in die Kiste schütten. Anschließend kann der Korb in der Regel direkt wieder oben aufgesetzt werden.

Wann lohnt sich der Einsatz von Wurmhumus in Beet, Kübel und Topf?

Das lohnt sich besonders im Zeitraum von November bis März. Kompost ist bei der Bodenpflege im Herbst ein wertvolles Gut, denn dann haben die im Kompost enthaltenen Mikroorganismen genügend Zeit, sich in Ruhe im Boden auszubreiten und die Erde zu unterstützen.

ANNA KATHARINA KÜSTERS

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