Im Nutzgarten ist im Dezember nichts mehr zu tun? Von wegen. Winterschutz, Schnittmaßnahmen und auch noch das Pflanzen von Obstbäumen sind dann einige der Tätigkeiten, die im Obst- und Gemüsegarten erledigt werden können. Außerdem kann schon mit den Vorbereitungen für das nächste Gartenjahr begonnen werden.
In der oft hektischen Vorweihnachtszeit kann leicht vergessen werden, dass auch dann im Garten einiges erledigt werden kann. Dazu kommt, dass die Temperaturen nicht nach draußen locken.
Doch der Winter bietet manche Vorteile wie das bessere Erkennen von Fruchtmumien, weil die Obstbäume keine Blätter mehr tragen. Auch die Aussaat kann schon vorbereitet werden, vom Testen der Keimfähigkeit bis hin zu den ersten Anbauplanungen, insbesondere wenn manche Gemüsearten im nächsten Jahr im Haus vorgezogen werden sollen.
Wenn es nicht zu kalt ist, können im Nutzgarten im Dezember verschiedene Schnittarbeiten durchgeführt werden. In dichten Stachelbeersträuchern mit vielen, stark verzweigten Fruchtästen bilden sich zwar meist zahlreiche Früchte. Doch lassen sie sich im dichten, stacheligen Gestrüpp nur schwer pflücken. Zudem sind sie klein und wenig aromatisch.
Sobald die Blätter gefallen sind, ist es an der Zeit, zu dichte Büsche oder Stämmchen kräftig auszulichten. Die Krone eines Stämmchens kommt gut mit fünf bis sieben Fruchtästen aus, bei Büschen sind maximal acht ausreichend. Beginnen Sie mit den ältesten Fruchtästen: Sie werden an der Basis abgeschnitten.
Finden sich jetzt noch Äste, die sich kreuzen oder stark hängen? Weg damit! In der Regel reicht dieses erste Auslichten für mehr Durchblick. Nun noch die Feinarbeit: Auch wenn die gewünschte Anzahl der Fruchtäste stimmt, werden alle Seitentriebe aus dem laufenden Jahr auf etwa drei Augen eingekürzt. Mit einer Ausnahme: Der Gipfeltrieb jedes Fruchtastes wird nur um 40 % seiner Länge gekürzt. Sind aus der Kronen- oder Strauchbasis kräftige, junge Triebe gewachsen, bleiben davon ein bis zwei stehen. Sie ersetzen dann die beiden ältesten Fruchtäste.
Im Nutzgarten ist der Dezember auch eine gute Zeit für Pflanzenschutzmaßnahemn: Nachdem alle Blätter gefallen sind, lassen sich Fruchtmumien an Obstbäumen sehr gut erkennen. Diese vertrockneten Früchte waren im Sommer von der Monilia-Fruchtfäule befallen. Die Sporen der Pilzfäule überdauern den Winter an den Früchten.
Im Frühjahr, sobald feuchte und wärmere Tage folgen, machen sie sich auf den Weg zu den Blüten fast aller unserer Baumobstarten. Dort verursachen sie die Zweigmonilia. Die Blüten und häufig auch die Zweige welken dann sehr schnell und die Blüten bleiben verdorrt an den Zweigen hängen. Die Zweigmonilia kann ganze Astpartien absterben lassen. Der Ertrag ist dann stark eingeschränkt. Bei wiederholtem Befall können die Bäume sogar eingehen.
Wer im Frühjahr seine Obstbäume umpfropfen oder die Sortenvielfalt innerhalb einer Krone erweitern möchte, sollte schon jetzt die Edelreiser gewinnen. Diese einjährigen Holz- oder Langtriebe sind idealerweise etwa bleistiftdick, bei den starkwachsenden Süßkirschen auch etwas dicker. Und sie dürfen keinerlei Anzeichen von Schädlings- oder Krankheitsbefall aufweisen. Die besten finden sich auf der Südseite der Obstbaumkronen.
Wichtig fürs zuverlässige Anwachsen der Edelreiser: Sie müssen in der absoluten Wachstumsruhe geschnitten werden. Das ist vor allem beim Steinobst wichtig.
Damit die Reiser den Ruhezustand möglichst lange behalten, lagert man sie bis zum Veredelungstermin kalt und frostfrei, bei etwa +2 °C. Sie verbrauchen dann nur wenige Reservestoffe. Bündeln Sie die Triebe nach Sorten getrennt und stellen Sie deren unteres Ende in feuchten Sand, zum Beispiel in einen Eimer.
An einer schattigen, windgeschützten Stelle im Freien aufstellen. Tannengrün hält den austrocknenden Wind von den Edelreisern fern. Leichter Frost schadet nicht. Bei Temperaturen unter –5 °C in eine ungeheizte Garage oder in die Laube stellen. Auch möglich: im Kühlschrank oder in einer frostfreien Miete einlagern, wie beim Wurzelgemüse üblich, aber niemals zusammen mit Gemüse oder gar Obst. Sie geben Reifegase ab, und die Reiser könnten vorzeitig aus der Ruhe erwachen.
Viele zwei- und mehrjährige Gemüsearten vertragen zwar Frost, sind aber nicht völlig winterhart. Darum sollten im Nutzgarten im Dezember spätesten Maßnahmen zum Schutz vor Frostschäden ergriffen werden: Geschützt vor Wintersonne und bitterkaltem Wind kommen sie unbeschadet ins kommende Frühjahr. Meist hilft schon eine Decke aus trockenem Herbstlaub.
Ein Zäunchen aus Kaninchendraht hält die Blätter an Ort und Stelle. Im Frühjahr, kurz vor dem Austrieb wird es wieder entfernt. Oder Sie häufeln Ihre Artischocke oder Ihren Mangold mit Boden an und legen zusätzlich eine isolierende Schicht Laub darüber.
Frostgefährdete Obstgehölze wie Brombeere, empfindliche Rebensorten oder in Kübeln kultivierte Sträucher wickeln Sie am besten in Vlies oder Jutegewebe ein. Stellen Sie Kübelpflanzen über Winter vor Sonne und Wind geschützt auf.
Erdbeeren sind zwar recht frosthart. An windigen Stellen ist jedoch ein Windschutz, z. B. aus Koniferenreisig, sinnvoll, damit die oberirdischen Teile bei gefrorenem Boden nicht austrocknen. Die Erdbeerwurzeln wären bei Frost nicht in der Lage, das verdunstete Wasser zu ersetzen. Auch eine dicke Schicht aus grobem Herbstlaub ist ein guter Windbrecher. Ein darüber gespanntes Netz verhindert, dass die Blätter davonwehen. Oder Sie übertunneln.
Petersilie, Winterkopfsalat, Winterblumenkohl, Immergrüne wie Preiselbeere, Heidelbeere, Thymian, Salbei und Lavendel sowie frisch gepflanzte Obstgehölze überstehen den Winter mit einem Schutz aus Vlies, Laub oder unter einer lockeren Überdachung besser.
Ein weißer Kalkanstrich schützt Gehölze im Nutzgarten ab Dezember vor Wildverbiss und Frostrissen. Tragen Sie den Anstrich bei frostfreiem Wetter mit einem breiten Pinsel auf den Stamm und bei jungen Bäumen auch auf die Äste auf. Erneuern Sie den Anstrich regelmäßig, denn Niederschläge waschen ihn nach und nach ab. Ein weiterer Vorteil der weißen Tünche: Die Bäume treiben im Frühjahr später aus, und Spätfrostschäden der Blüte lassen sich vermeiden.
An frostigen, unbedeckten Wintertagen können dem Baum starke Temperaturschwankungen in der Rinde zusetzen: Während die sonnenzugewandte Seite der Bäume tagsüber erwärmt wird, liegt die gegenüberliegende Seite noch im Schatten und ist gefroren. Die Spannungen im Holz führen zu Rindenrissen, die den Baum schwächen. Auch durch zu starke Sonneneinstrahlung kann die Rinde reißen.
Über die Wunden dringen Bakterien, Pilze und Schädlinge in den Baum ein. Besonders gefährdet sind junge Bäume und Bäume mit glatter Rinde wie Kirsche, Pflaume, Pfirsich und Walnuss. Ältere Apfel- und Birnenbäume haben dagegen eine dicke, temperaturausgleichende Borke. Ein weißer Kalkanstrich am Stamm reflektiert das Sonnenlicht, verhindert eine zu starke Erwärmung und reduziert die Temperaturunterschiede im Holz.