Voraussichtliche Lesedauer:  4 Minuten

Garten macht glücklich

Von GartenFlora

Seit einer Woche steht die große Tanne am Teich nicht mehr. Nun freue ich mich auf den freien Blick zur Sternmagnolie und zur hinteren Pergola.“ Renate Bauersachs versteht es meisterlich, an jeder Sache zuerst die gute Seite zu sehen. Sie erzählt nicht etwa, was diese neue Baustelle an Arbeit beschert, bis die kleine Wunde im Gartenbild sich schließt. Sie freut sich über eine neue Blickachse.

Gartenarbeit – nur her damit! Jetzt im Ruhestand haben Renate und ihr Mann Karl-Heinz endlich auch die Zeit dafür. Zehn Jahre ist es her, dass sie begannen, ihren Garten komplett umzukrempeln.

Ein paar alte Fotos sind die einzigen Zeugen einer fast vergessenen Gartenbewirtschaftung und von Schwiegervaters heimlicher Leidenschaft: Er liebte Apfelbäume über alles. Ach nein, es gibt zwei weitere, sorgsam gehütete Zeitzeugen.

Sie heißen ‘Carola’ und ‘Grüner Boskoop’, sind zwei hochbetagte Apfelbäume aus der alten Zeit und halten die Erinnerung an den Selbstversorgergarten von einst wach. Neben dem Obstgarten gab es gut bestellte Gemüsebeete und einen Rahmen aus hohen Fichten am Rand.

Fast fünfzig Jahre war das so. Bis zu jener Reise vor zehn Jahren zu den Schlössern der Loire und ins Périgord. In gehöriger Distanz zum eigenen Garten gingen Renate Bauersachs Herz und Augen auf: Frankreichs Rosen hatten sie verzaubert. Sie waren so ganz anders als Großmutters und Mutters Edelrosen. Unauslöschlich hatten sich die Bilder aus Rosenromantik und betörendem Duft eingebrannt, und die Gärtnerin sah den eigenen Garten plötzlich mit anderen Augen.

Gartenplanung am Computer

Aus dem gealterten Obstgarten sollte ein romantischer Rosengarten werden. Der Winter gehörte der Planung. Renate und Karl-Heinz Bauersachs richteten mit einem einfachen Computerprogramm zur Gartengestaltung ihren Garten virtuell neu ein.

Eine Teichlandschaft, geschwungene Wege, ein Gartenhaus, Trockenmauern, Pergolen – womit aber beginnen? Als die meisten Apfelbäume und Fichten gerodet waren, kamen zunächst die Teiche an die Reihe. Schließlich erforderte dieses Projekt recht aufwändige Geländemodellagen.

Wie zur Anerkennung richtete sich gleich im ersten Jahr ein Entenpaar häuslich ein. Und es kamen die ersten Rosen. Renate Bauersachs hatte unterdessen viel über ihre Herzenskönigin gelesen, vor allem Alte Rosen und Ramblerrosen standen auf dem Wunschzettel.

Und da kommen ‘Carola’ und ‘Grüner Boskoop’ wieder ins Spiel. Denn die alten Recken trugen kaum noch Äpfel, als Kletterbaum für eine Rose ist so ein Veteran aber allemal zu gebrauchen. Tatsächlich bekam jeder zwei an die Seite gestellt, mal schauen, welche sich etabliert! Sie schafften es alle und der alte ‘Boskoop’ erlebte seinen zweiten Frühling.

Nicht allein durch die zweite Blüte im Juni. Die bescheren ihm die vitalen Kletterrosen ‘Paul’s Himalayan Musk’ und ‘Rambling Rector’. Die junge Gesellschaft scheint ihn zu beflügeln, und er wächst heute munterer als je zuvor. Unheilbare „Rosomanie“ umschreibt vielleicht, was die Gärtnerin zu der Zeit umtrieb.

Alle Rosen musste sie haben: Französische und Alte Rosen, moderne Nostalgierosen und natürlich Englische Rosen. Mit der Zeit hat sich da jede Menge Erfahrung angesammelt, und die sprudelt nur so heraus: Alte Rosen, vor allem einmalblühende, überzeugen nicht allein mit nostalgischem Charme, sie sind auch äußerst robust.

Toll ist aber auch ‘Christine Hélenè, eine neuere Sorte von bezaubernder Natürlichkeit. Auf der Finger weg-Liste stehen dagegen die Moschata-Rosen und auch viele gelbe Sorten: „Die sind einfach nichts für unsere Region“, meint die Rosenliebhaberin.

„Das Wetter hier in diesem südlichen Zipfel von Thüringen bietet aber auch das volle Programm: Frühfröste manchmal schon im September, Spätfröste, wenn anderswo der Frühling regiert.“ Das ist ein wahrer Härtetest für Rosen, und nicht jede meistert ihn. Renate Bauersachs verkündet im Plauderton, einige haben „die Hexe gemacht“, und gibt damit zu verstehen, dass zum Beispiel ‘Albertine’ und ‘Paul Noël’ nicht überlebten.

Die Englische Rose ‘Apricot Parfait’ wächst deshalb im großen Topf, der für den Winter ins Gewächshaus umzieht. „Was für eine Duftsensation, auf die möchte ich einfach nicht verzichten!“ Und auch die unvergleichliche ‘Souvenir de la Malmaison’ ist der Gärtnerin diese Mühe wert.

Sonder- behandlung für einige „Auserwählte“. Die Anderen müssen es draußen schaffen. Die alten Fichten um das Grundstück hatten, so gesehen, durchaus ihre Berechtigung. Heute gibt es die Hainbuchen-Hecken, die einigen Schutz bieten, die den Garten aber nicht so drastisch verschatten und auslaugen.

Bermuda-Dreieck

So hieß die schattige Gartenecke unter den Fichten, die alle versuchsweise gepflanzten Stauden regelrecht verschlang. Seit die Fichten fielen, leben die Rhododendren auf und ein munteres Staudenvölkchen aus Fingerhut, Wachsglocke und Funkien hat sich eingerichtet. Und mit dem Bärlauch arrangiert, der so gut unter die Funkien passt. Der ist nämlich bereits auf dem Rückzug, wenn die Hosta austreiben und die Lücken füllen.

Es sind längst nicht mehr die Rosen, die alle Zuwendung der Gärtnerin binden. Karl Foersters legendärer: „Es wird durchgeblüht!“ beflügelt auch Renate Bauersachs. Mit Rosen allein lässt dieser Anspruch sich nicht erfüllen. Doch der Stauden-Blüh-kalender ist, beginnend mit Christrosen, Schneeglöckchen und Krokus, zu Ende gehend mit Wildastern und Gräsern, mittlerweile so breit gefächert, dass fast jeder Gartentag mit einer kleinen Blume beginnt.


Elke Pirsch

Melden Sie sich hier kostenlos für den Newsletter an:
  • Neueste Garten-Artikel
  • Saisonale Praxis- und Gestaltungstipps
  • Exklusive Angebote und Gewinnspiele
Bitte bestätigen Sie Ihre Zustimmung.