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Voraussichtliche Lesedauer:  8 Minuten

Beinwell: Zierstaude, Mulchpflanze & Heilkraut

Von GartenFlora

Beinwell ist ungemein vielseitig: Als anspruchslose Staude und Heilpflanze ziert er schon seit langer Zeit den Bauerngarten. Zudem ist von dem ausdauernden Bodendecker immer genug da, sodass sich seine Blätter auch wunderbar als Mulch oder in Form einer nährenden Beinwelljauche verwenden lassen.

Wuchs und Eigenschaften

Beinwell (Symphytum), früher auch Wallwurz oder Beinwurz genannt, ist eine mehrjährige Staude, die – je nach Art – bis zu einem Meter hoch werden kann. Im Frühjahr ziehen seine nickenden, röhrenförmigen Blüten Bienen magisch an. Die oberirdischen Pflanzenteile sind rau behaart, was typisch für die Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae) ist. Häufig sind die verschiedenen Vertreter auf feuchten Wiesen und an Flussufern anzutreffen. Ihre Wurzeln reichen tief in den Boden hinein. Außen sind diese dunkel gefärbt, im Inneren erscheinen sie hellgelb bis weiß.

Symphytum azureum zeigt von April bis Mai schmalglockige, blaue Blüten.
Symphytum azureum zeigt von April bis Mai schmalglockige, blaue Blüten. Foto: iStock_fotolinchen

Arten und Sorten

Der bis zu einem Meter hoch wachsende Echte Beinwell oder Comfrey (Symphytum officinale) liefert sehr viel Laub und wird hauptsächlich für medizinische Zwecke oder zur Gewinnung von Mulch angebaut. Es gibt jedoch auch attraktive Sorten für den Ziergarten: ‘Moulin Rouge’ verzaubert mit leuchtend purpurroten Blüten, die von Mai bis Juli – bei Rückschnitt sogar bis weit in den Herbst hinein – immer wieder neu aufflammen.

Der heimische Knotenbeinwell (Symphytum tuberosum) erreicht 20 bis 30 Zentimeter. Ab April erscheinen an den kaum verzweigten Stängeln blassgelbe Blüten. In der Heilkunde wird die Art ähnlich wie der Echte Beinwell verwendet.

Der Blaublühende Beinwell (Symphytum azureum) ist ein guter Bodendecker mit wintergrünem Laub und leuchtend blauen Blüten.

Wunderschöne Teppiche kann man mit dem niedrig bleibenden Großblumigen Beinwell oder Kaukasus-Beinwell (Symphytum grandiflorum) anlegen. Die maximal 40 Zentimeter hohe Pflanze entsendet ihre zahlreichen Ausläufer auch an unwirtliche Stellen, zum Beispiel unter dichte Baumkronen. Dort schlagen sie trotz Trockenheit und Schatten tapfer Wurzeln. Die reine Art zeigt bordeauxrote Knospen, aus denen sich weiße Blüten entfalten. Besonders erwähnenswerte Sorten sind zum Beispiel ‘Goldsmith’ mit grün-gelb gestreiftem Laub und ‘Miraculum’ mit blau-weiß-rosa gefärbten Blütenglocken.

Der Kaukasus-Beinwell punktet im Frühjahr mit seinen zweifarbigen Blüten. Foto: AdobeStock_Marc

Standort und Boden

Ein Beinwell erweist sich im Garten als recht anspruchslos. Ursprünglich oft im Unterholz an Wasserläufen beheimatet, liebt er feuchte, nährstoffreiche Standorte im Halbschatten. Aber auch tiefer Schatten, volle Sonne und schwerer Ton hemmen seine Wuchsfreude kaum. In leichten Sandböden kann es allerdings vorkommen, dass sein Bestand weniger üppig ausfällt.

Pflanzung und Pflege

Hochwüchsige Beinwellvertreter benötigen recht viel Platz und sollten daher im Beet eher vereinzelt mit mindestens 70 Zentimeter Abstand zum Nachbarn gepflanzt werden. Die Stauden breiten sich nämlich mit ihrem Wurzelwerk rasch aus. Fällt die Erde nährstoffarm aus, mischen Sie bei der Pflanzung etwas Kompost unter.

Pflegemaßnahmen sind kaum notwendig. Der Beinwell ist völlig winterhart und versorgt sich über seine tiefreichenden Wurzeln zuverlässig selbst mit Wasser und Nährstoffen. Dennoch zeigt er sich für eine Schaufel Kompost oder einen anderen organischen Dünger dankbar. An trockeneren Standorten freut er sich auch über durchdringende Wassergaben. Wer auf viel Blattmasse setzt, zum Beispiel für das Mulchen, sollte an beidem nicht sparen.

Tipp: Soll sich die Pflanze im Garten nicht unkontrolliert ausbreiten, können nach der Blüte zur Schere greifen und die Stängel eine Handbreit über dem Boden abschneiden. Somit ist auch ein kräftiger Neuaustrieb garantiert. Ein Rückschnitt im Herbst bis Spätherbst ist ebenfalls empfehlenswert.

Vermehrung

Einfacher als die Aussaat ist das Teilen einer vorhandenen Staude. Ganz leicht können Sie auch Wurzelschnittlinge verwenden. In diesem Fall graben Sie im Frühling oder Herbst die Wurzel aus und teilen diese mit einem Messer in daumengroße Stücke. Mit etwas Glück entwickelt sich aus jedem eingepflanzten Schnittling eine neue Pflanze. Der Pflanzabstand beträgt etwa 50 Zentimeter. Danach gut wässern und feucht halten.

Verwendung im Ziergarten

Ein Beinwell kommt am Gehölzrand und auf einer Freifläche mit Wildstaudencharakter bestens zur Geltung. Er eignet sich auch für naturnahe Pflanzungen in Feuchtbereichen, zum Beispiel an Teichrändern.

Wer unter Bäumen wachsen will, muss mit Lichtmangel, Trockenheit und Wurzeldruck zurechtkommen. Zu diesen Überlebenskünstlern gehört insbesondere der Kaukasus-Beinwell. Im Staudenbeet lassen sich seine weich behaarten Blätter zudem wunderbar mit einer Herbst-Anemone und dem glatten Laub einer Funkie kombinieren.

Im lichten Schatten eines Apfelbaums legen sich im Frühjahr der Blaublühende Beinwell und die Gold-Wolfsmilch (Euphorbia polychroma) wirkungsvoll über die Baumscheibe. Mit ihrer ansprechenden Gestalt ist Symphytum azureum auch ein idealer Bodendecker, der selbst an schwierigen Stellen gedeiht.

Tipp: Wenn Sie Beinwell pflanzen, holen Sie sich auch eine wertvolle Bienenweide in den Garten, denn er ist als Nektar- und Pollenpflanze bei Honigbienen und Hummeln überaus beliebt. Um an den süßen Zuckersaft auf dem Grund der Blüte zu gelangen, begehen die nützlichen Fluginsekten zur Not sogar einen Einbruch: Ist ihr Rüssel zu kurz, knabbern sie mit ihren Kiefern ein kleines Loch in die Blütenkrone, durch das sie den Nektar heraussaugen können.

Der Echte Beinwell bildet ein üppiges Blattwerk aus, das sich im Garten gut nutzen lässt.
Der Echte Beinwell bildet ein üppiges Blattwerk aus, das sich im Garten gut verwenden lässt. Foto: iStock_Kerrick

Verwendung im Nutzgarten

Beinwell ist eine hervorragende Mulchpflanze, die auch in der Permakultur hoch geschätzt wird. Seine Blätter und Triebe liefern nämlich reichlich Biomasse. Zudem zieht die Staude wertvolle Mineralien aus tieferen Bodenschichten, die sie in ihrem Blattwerk anreichert. Im Laufe des Rotteprozesses auf der Fläche werden so beträchtliche Mengen an Kalium und Stickstoff freigesetzt. Besonders Tomaten und Gurken profitieren davon. 

Außerdem schützen die Beinwellblätter den Boden vor Austrocknung und Verschlämmung sowie vor großen Temperaturschwankungen. Mit einer Mulchschicht aus Beinwellblättern investieren Sie also viel weniger Zeit in das Hacken, Gießen und Düngen.

Tipp: Bilden Sie mit den Blättern stets nur eine dünne Mulchdecke, da es ansonsten zu Fäulnisbildung kommen kann. Sobald die Schicht ausreichend zersetzt ist, kann eine neue aufgebracht werden.

Beinwelljauche selbst herstellen

Selbst angesetzte Jauche ist ein effektiver, kostenloser Dünger für den Garten. Insbesondere Brennnesseln und der kalium- und stickstoffreiche Beinwell sind dafür bestens geeignet. Beinwelljauche ist auch ein guter Kompostbeschleuniger sowie ein wirksames Mittel gegen Spinnmilben und Pilze.

  •  Füllen Sie etwa ein Kilo zerkleinertes Laub auf 10 l Wasser in ein Holz-, Kunststoff- oder Steingutfass (Metall ist wegen der chemischen Reaktion während des Vergärens ungeeignet).
  • Stellen Sie das Fass an eine sonnige Stelle und rühren Sie es mindestens einmal pro Tag kräftig durch, damit der zugeführte Sauerstoff den Zersetzungsprozess fördert.
  • Steinmehl, das auf die Brühe gestreut wird, kann unangenehme Gerüche mildern. Ein Holzrost oder Drahtgitter über dem Fass verhindert, dass Vögel und andere Tiere in die Brühe fallen.
  • Nach etwa 1,5 bis 3 Wochen ist die Jauche gebrauchsfertig, das Fass kann nun mit einem Deckel verschlossen werden.
  • Verdünnen Sie die Jauche vor dem Ausbringen unbedingt mit Wasser, etwa im Verhältnis 1:10 bis 1:20.

Starkzehrer, allen voran Tomaten, Sellerie und Kohl, freuen sich über die Nährstoffladung. Spenden Sie am besten jeder Tomatenpflanze einmal pro Woche einen halben Liter der stark verdünnten Jauche!

Aus den Wurzeln des Echten Beinwells lässt sich eine heilsame Tinktur herstellen.
Aus den Wurzeln des Echten Beinwells lässt sich eine heilsame Tinktur herstellen. Foto: iStock_Madeleine_Steinbach

Beinwell als Heilpflanze

Manche Pflanzen tragen ihre Heilkraft schon im Namen – der Beinwell ist eine davon. Er gilt allgemein als ein Fitmacher für den Bewegungsapparat. Seine Inhaltsstoffe, allen voran das Allantoin, haben zudem ausgeprägte wundheilende Eigenschaften. Zudem wird ihnen nachgesagt, dass sie das Zellwachstum anregen und so zum Beispiel die Heilung von Knochenbrüchen fördern.

Traditionell wird die Pflanze auch bei Verstauchungen, leichten Prellungen und Verspannungen angewendet. Sehr geschätzt ist in diesem Zusammenhang die Beinwellsalbe, die aus den Wurzeln der Pflanze hergestellt wird. Auch für eine selbst gemachte Tinktur können Sie die Wurzeln ernten, die dann gesäubert, getrocknet und später mit Alkohol aufgesetzt werden.

Ernte-Tipp

Die Wurzeln erntet man im Herbst oder Frühjahr. Mit einer Grabegabel geht das besonders leicht. Mit einer Wurzelbürste werden sie in Wasser gesäubert und dann gut abgetrocknet. Klein geschnitten können die Wurzeln getrocknet werden.

Rezept für eine Beinwellsalbe

Für die Salbe wird zunächst ein Ölauszug hergestellt.

Zutaten:
Eine Handvoll gereinigte und abgetrocknete Beinwellwurzel, ca. 400 ml Öl, Topf

Zubereitung:

  1. Wurzel in kleine Stücke schneiden und in einen Topf geben.
  2. Wurzelstücke mit Öl übergießen und simmern lassen. Dabei beachten, dass das Öl nicht kochen darf. Wurzelstücke auf diese Art für 15 Minuten erhitzen und danach abkühlen lassen. Öl ein weiteres Mal für 15 Minuten erhitzen. Ölauszug abfiltern.

Der Ölauszug wird schließlich mit Bienenwachs zu einer Salbe.

Zutaten:
250 ml Beinwellölauszug, ca. 30 g Bienenwachs, Schüssel, Wasserbad, Rührlöffel, Schraubglas

Zubereitung:

  1. Ölauszug in die Schüssel geben, Bienenwachs hinzufügen und im Wasserbad unter Rühren schmelzen lassen. 60 °C sollten dabei nicht überschritten werden.
  2. Salbe vom Herd nehmen und in einem kalten Wasserbad kalt rühren.
  3. Salbe in Gläser füllen und verschließen. Dunkel und kühl aufbewahrt, hält sie etwa ein Jahr.

Anwendung:
Die Salbe bei Prellungen, Muskelschmerzen oder Verstauchungen leicht einmassieren. Bei stärkeren Schmerzen die Salbe dicker auftragen und einen Verband umlegen.

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