Mitten im blütenreichen Sommer gilt Dr. Konrad Näsers Aufmerksamkeit den Farnen Bild: GartenFlora

Voraussichtliche Lesedauer:  5 Minuten

Farne – Auf die Elfen wart´ ich noch

Von GartenFlora

Mitten im blütenreichen Sommer gilt Dr. Konrad Näsers Aufmerksamkeit den Farnen – es ist an der Zeit, Pflanzennachwuchs heranzuziehen. Denn manchen schönen Farn sucht man beim Gärtner vergebens.

Warum Farne mehr Aufmerksamkeit verdient haben

Schon Karl Foerster hatte bedauert, dass die Farne „den meisten Gartenmenschen noch unbekannt“ sind. Gewiss, es hat sich einiges getan, auch weil das Laub der Farne erstaunliche neue Töne zu bieten hat. 

Andererseits ist ihr Ruf durch den „Raufbold“ der Sippe angekratzt, den unbändig wuchernden Straußenfarn, Matteuccia struthiopteris. Vergessen wir ihn. Er gehört an die Bachläufe der Oberlausitz oder des Harzes. Aber für einen Garten normaler Größe würde ich ihn nie empfehlen, ebenso wenig wie den Adlerfarn, Pteridium aquilinum. 

Ich liebe schon die richtig Großen, aber bitteschön jene, die nicht wuchern – wahre Prachtgestalten im Schattengarten. Zu ihren Füßen bieten sie Platz für allerlei blühenden „Kleinkram“: Schneeglöckchen, Elfenkrokus, Märzenbecher und Blaustern, gefolgt von höheren Stauden, Astilben, Hosta, Salomonssiegel und Silberkerzen.

Farne – eigentlich ganz unkompliziert

Allerdings müssen die Lichtbedingungen und die Bodenverhältnisse stimmen: Schatten, oft genügt auch Halbschatten, und nicht zu trockener, lockerer Humusboden. Viele Farne vertragen mehr Trockenheit als man denkt! 

Als Jungpflanzen müssen sie allerdings erst ein bis zwei Jahre eingewachsen sein, dann halten sie auch einige regenlose Sommerwochen aus. Allen voran die Wurmfarne, von denen es Varianten mit sehr attraktiven Wedeln gibt. 

Mehr noch haben es mir aber die kleinen, weithin unbekannten Farne angetan. Besucher unseres Gartens necke ich gern mit der Frage: Kennen Sie den Wendeltreppenfarn? Die anfangs ungläubigen Gesichter spiegeln Erstaunen, wenn sie dann vor dem nur 30 cm hohen, zierlichen Farn mit halbmondförmig gebogenen Fiederchen stehen, dessen Wedel aussehen wie eine Mini-Wendeltreppe. Er heißt Athyrium filix-femina ‘Frizelliae’ und wird leider, wenn überhaupt, im Handel oft falsch benannt angeboten. Dieses Kleinod unter den Farnen ist aber keineswegs empfindlich, wenn man ihm Schatten und lockeren Humusboden bieten kann.

Ein Farn als Trittleiter für magische Wesen …

Jetzt muss die nette Geschichte folgen, die die Holländer von ihm erzählen: „Nachts steigen die Elfen mit kleinen Gießkannen die Wendelfiederchen hoch, um von oben die umgebenden Pflanzen zu gießen“. Da es im Winter keine Elfen gibt, sterben seine Wedel, wie bei allen Frauenfarnen, im Herbst ab. 

Den Wendeltreppenfarn durch Sporen zu vermehren ist ein Spezialgebiet, das nur wenige Fachleute beherrschen. Ich gehe auf „Nummer sicher“ und vermehre meinen raren Schatz. Bei mir ist das der einzige Farn, den ich im Frühsommer teile. 

Den Japanischen Regenbogenfarn (Athyrium niponicum), der ebenfalls zu den Frauenfarnen gehört, nehme ich lieber in die Aprilvermehrung. Besucher fragen: „Wie, einen Regenbogenfarn gibt es auch?“. Wer ihn nicht kennt, lebt an einem der schönsten Gartenfarne vorbei. Seine 40 cm langen Wedel bringen im Sommer Farben von silbern über graugrün bis purpurn in die Schattenecken. 

Die Vermehrung im Frühjahr ist einfach, da er kurze, verzweigte Rhizome bildet. Noch mehr außergewöhnliche Formen gibt es bei den Rautenfarnen, z. B. die Mauerraute, Asplenium ruta-muraria.

Außergewöhnliche Farne – Tipps vom Experten

Sie wächst, untypisch für Farne, in kalkreichen Mauerritzen, zum Teil recht sonnig. Ihre harten Wedel werden nur wenige Zentimeter groß und sind immergrün. Ich freue mich jedesmal, wenn ich diesen Sonderling an alten Kirchen, Schlossmauern oder Klosterruinen entdecke – im eigenen Garten habe ich leider kein Glück mit ihm. Es fehlen alte Mörtelmauern! 

Sein größerer Bruder, der immergrüne Streifenfarn, Asplenium trichomanes, fühlt sich dagegen bei uns an absonniger Stelle sehr wohl. Normaler Gartenboden mit etwas Kalk und ringsum ein paar Steinbrocken reichen ihm.

Noch robuster zeigt sich der Tüpfelfarn, Polypodium vulgare. Auch er wächst in Ziegelfugen, zwischen Steinen, auf alten Baumstämmen und bei mir sogar als immergrüne Bodendecke auf einer Mauerkrone. Er gedeiht auch auf sandigem Boden. Ich liebe ihn und nehme es ihm daher nicht übel, wenn er zwei Jahre zum Einwachsen braucht. 

Mit dieser „Karenzzeit“ lebt auch der Frauenhaarfarn, Adiantum venustum, in unserem Garten. Nach 20 Jahren hat er endlich zwei Quadratmeter mit edelstem Blattgrün in 20 cm Höhe bedeckt. Dass ihm mangelnde Winterhärte nachgesagt wird, kann nur von Leuten stammen, die ihn nicht im Garten haben. Lassen Sie sich davon nicht abschrecken, einen eigenen Versuch zu wagen, er hätte es verdient!

Autor: Dr. Konrad Näser

Untrennbar ist sein Name mit der bekannten Gärtnerei „Karl Foerster“ in Potsdam-Bornim verbunden. Als Züchtungsleiter trat Dr. Konrad Näser nach Foersters Tod im Jahre 1970 in dessen Fußstapfen.

Mehr über den Karl-Foerster-Garten erfahren Sie im PotsdamWiki.


Dr. Konrad Näsers Farnen-Lieblinge

Großfarne

• Königsfarn, Osmunda regalis, auf feuchtem Boden bis 180 cm hoch
• Filigranfarn, Polystichum setiferum ‘Dahlem’, 100 cm hoch, immergrün
• Dorniger Schildfarn, Polystichum aculeatum, 80 cm hoch, immergrün

Niedrige Bodendecker

• Tüpfelfarn, Polypodium vulgare, 25 cm hoch, immergrün, verträgt Trockenheit 
• Frauenhaarfarn, Adiantum venustum, 20 cm hoch, wintergrün, langsam wachsend 
• Eichenfarn, Gymnocarpium dryopteris, 20 cm, sommergrün, für saure Böden

Kleine Farnen-Tricks

Wenn ein Farn im Frühjahr nur zögerlich austreibt, der Hirschzungenfarn neigt dazu, fehlt ihm Wasser. Kräftig einwässern – dann kommt er! Meine Farne bekommen im Frühjahr eine Handvoll Bentonit (vom Katzenstreu) und, auf die Größe abgestimmt, ein paar Hornspäne. Großfarne nehmen auch eine Prise Blaukorn nicht übel. 

Die Farne im Pflanzenmarkt stammen oft aus Sporenvermehrung. Meist gelangen mehrere Jungpflänzchen in einen Topf und werden so verkauft. Wer ein wenig Geduld hat, kann aus einem Topf durch vorsichtiges Teilen bis zu zehn kräftige Einzelpflanzen gewinnen, die sorgfältig auf ein Beet gepflanzt, im Folgejahr prächtige Pflanzware ergeben.

Extra Wissen Farne

Der Straußenfarn ist der einzige essbare Farn. Wenn im Frühjahr seine noch eingerollten Wedel gerade 10 cm hoch sind, gelten sie in Nordamerika und Japan als Delikatesse. Zubereitung: Waschen, kurz dämpfen oder in Salzwasser kochen und mit brauner Butter beträufelt servieren.

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