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Voraussichtliche Lesedauer:  17 Minuten

Magnolie: Eine ganz schön extravagante Gattung

Selina Menke
Online-Redakteurin

Einige Gehölze besitzen eine besondere Aura. Mit einer natürlichen Autorität ausgestattet, ist es unmöglich, einfach so an ihnen vorbeizugehen. Eine Magnolie fällt auf. Mit ihren großen Blüten, die meist vor dem Blattaustrieb erscheinen, hat sie etwas Archaisches an sich. In ihrer Nähe verlangsamt sich unwillkürlich der Schritt, der Blick bleibt bewundernd an den schimmernden Blütenschalen hängen und wir wundern uns über die seltsam feierliche Stimmung, die einen mit einem Mal erfasst. Glücklich, wer eine erwachsene Magnolie hat, denn ein Gartenleben reicht kaum aus, um sie gebührend zu bewundern. Wir möchten Ihnen diese besondere Gattung genauer vorstellen.

Magnolien: Mitglieder einer uralten Pflanzenfamilie

Aus erdgeschichtlicher Sicht bilden die Magnolien eine uralte Pflanzengattung. Sie sind lebende Fossilien, die vor Jahrmillionen sogar in unseren Breiten heimisch waren. Doch als Eiszeiten anbrachen, kam es zu großen Veränderungen der Flora Mitteleuropas. Riesige Gletscher drängten die Bestände der Magnolie zurück. Südlich der Alpen, in Nordamerika und Ostasien blieben die eindrucksvollen Gehölze bestehen. Heute werden etwa 80 Arten unterschieden.

Der Ursprung aller Blüten?

Es wird vermutet, dass die Magnoliengewächse die Vorfahren aller Blütenpflanzen sind. Das beweist vor allem ihr Blütenaufbau. Anders als bei den meisten Blütenpflanzen, sind die Blütenteile spiralig angeordnet.

Die überraschende Tatsache, dass Pflanzen, die zu einer Gattung gehören und schon vor über 100 Millionen Jahren existierten, in derart weit voneinander entfernten Regionen von Natur aus vorkommen, gilt mitunter als Beweis für die Hypothese der Kontinentalverschiebung. Einst bildeten die Kontinente den zusammenhängenden Urkontinent Pangäa, eine einzige große Landmasse. Doch im Verlauf von Millionen Jahren brach diese Landmasse auseinander. Nordamerika und Europa wurden durch die Ozeane voneinander getrennt.

Beeindruckende Arten- und Sortenvielfalt

Beheimatet in Asien: Purpurmagnolie, Sternmagnolie und andere

In China sind Magnolien uralte Kulturpflanzen, die oft in Tempelanlagen wuchsen. Als besondere Auszeichnung wurden sie sogar vom Kaiser verschenkt. Die ostasiatischen Arten wachsen schwächer und bleiben meist deutlich kleiner als ihre amerikanischen Schwestern. Da wäre beispielsweise die Purpur-Magnolie (Magnolia liliiflora): Wie es ihr Name schon verrät, begeistert sie mit satten Farben von Magenta bis Purpurviolett.

Magnolie mit grünen Blattknospen und Blüten mit weißen, rundlichen Blütenblättern. Foto: AdobeStock_Adrian
Magnolia denudata besticht mit rundlichen Blütenblättern in cremeweiß. [Foto: AdobeStock_Adrian]

Ein absoluter Hingucker sind auch die angenehm duftenden und reinweißen oder rosa überhauchten Blüten der Stern-Magnolie (M. stellata), die sich meist schon ab März entfalten. Sie gehören auch hierzulande zu den mit Abstand am häufigsten gepflanzten Arten. Neben Purpur- und Stern-Magnolie stammen weitere beliebte Arten aus Asien: etwa die Kobushi-Magnolie (M. kobus), die Yulan-Magnolie (M. denudata) und Siebolds Magnolie (M. sieboldii).

Amerikanische Arten: Auch immergrüne Magnolien

Nordamerikanische Arten, wie beispielsweise die Gurken-Magnolie (Magnolia acuminata) und die Schirm-Magnolie (M. tripetala), haben ein starkes Wachstum und können sich zu großen Bäumen entwickeln.

Im südöstlichen Nordamerika findet sich sogar eine immergrüne Art. Man stelle sich New Orleans im Sommer vor. Die Luft flirrt vor Hitze. Der Mississippi fließt träge dahin. In der Luft liegt ein Hauch von Melancholie und Magnolienduft … Ob in ihrer Heimat in den Südstaaten der USA oder in unseren Gefilden, wenn die Immergrüne Magnolie (M. grandiflora) ihre bis zu 30 Zentimeter großen Blütenschalen öffnet, ist das ein ganz besonderes Schauspiel. Die beeindruckenden, teilweise bizarr anmutenden Blüten, thronen viele Wochen lang über den glänzenden, gummibaumartigen Blättern. Ein feiner Zitrusduft entströmt ihnen. Schließlich entwickeln sie aus ihnen die nicht minder auffälligen Fruchtzapfen.

Eine Immergrüne Magnolie mit einer kegelförmigen, gelblichen Frucht. Foto: AdobeStock_ChrWeiss
Oben edel glänzend, die Unterseite von einem hübschen Bronzeton: das Laub der Immergrünen Magnolie. [Foto: AdobeStock_ChrWeiss]

Beliebte Kreuzungen: Tulpenmagnolie & Co.

Als Ziergehölz fand die Magnolie erst im 17. Jahrhundert ihren Weg aus Ostasien wieder zurück in die hiesigen Parks und Gärten. Hierzulande trifft man am häufigsten auf die Tulpen-Magnolie (Magnolia × soulangeana). Diese Kreuzung aus M. denudata und M. liliiflora blüht früh im Jahr. Vor dem Laubaustrieb im April entfaltet sie ihre großen tulpenförmigen Blüten. Man sollte für diese außergewöhnlichen Gehölze ausreichend Platz einplanen, denn mit der Zeit wird ihre Krone immer ausladender. Zu den ältesten Sorten zählt ‘Rustica Rubra’, die um 1893 in den Niederlanden entstand.

Eine Tulpenmagnolie mit großen weiß-/pinken Blüten. Foto: AdobeStock_Branko Srot
Die großen Tulpenblüten der Magnolia x soulangeana sind von außerordentlicher Schönheit. [Foto: AdobeStock_Branko Srot]

Aus der Stern-Magnolie und der Kobushi-Magnolie ging die Großblumige Magnolie (M. x loebneri) hervor – eine weitere populäre Züchtung. Seither entstanden aus dieser Hybride zahlreiche Sorten, zum Beispiel ‘Merrill’ und ‘Leonard Messel’. Diese Art besticht mit zahllosen Blüten, die innen weiß, außen rosafarben sind.

Zweige mit Knospen und Blüten einer Magnolie in der Nahaufnahme. Foto: AdobeStock_Nick Taurus
Magnolia x loebneri wird auch Loebner-Magnolie genannt, nach dem Pflanzenzüchter Max Loebner. [Foto: AdobeStock_Nick Taurus]

Eine gelbe Magnolie?

Auf gelbblühende Exemplare dieser Gattung trifft man eher selten. Eine hübsche Ausnahme ist aber die kanariengelbe Sorte M. x brooklynensis ‘Yellow Bird’. Sie öffnet erst Anfang Mai ihre Kelche, meist parallel zum Laubaustrieb. Es gibt aber auch frühblühende gelbe Magnolien, zum Beispiel die hellgelbe M. x brooklynensis ‘Elizabeth’.

Magnolie mit gelben Blüten. Foto: AdobeStock_fotomolka
Bisher noch selten zu sehen: gelbblütige Sorten wie die interessante Variante ‚Yellow Bird‘. [Foto: AdobeStock_fotomolka]

Es gibt zahlreiche faszinierende Magnolien-Varianten, von immergrünen oder gelbblühenden Exemplaren bis hin zu eindrucksvollen Baumriesen für Gärten mit viel Platz – ein Gang durch eine Baumschule oder Gärtnerei lohnt sich.

Der ideale Standort für Magnolien

Wo wächst eine Magnolie am besten? Die meisten Magnolien möchten warm, überwiegend sonnig und gut windgeschützt stehen. Für den Halbschatten kommt aber Siebolds Magnolie (M. sieboldii) in Frage.

Der Boden ist idealerweise tiefgründig und humos, vor allem aber leicht sauer bis sauer – mit einem pH-Wert zwischen 5,5 und 6,8. Die Nährstoffe können dann am besten aufgenommen werden. Das spielt gerade während der Anwachsphase eine wichtige Rolle. Alle Magnolien bevorzugen außerdem einen möglichst kühl und gleichmäßig feuchten Wurzelbereich, insbesondere im Hochsommer. Wir empfehlen deshalb, die Baumscheibe mit Mulch abzudecken oder mit geeigneten Bodendeckern zu bepflanzen

Wenn Spätfröste drohen: Ist eine Magnolie winterhart?

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte auf spätfrostgefährdeten Standorten frostharte sowie spätblühende Magnolien-Sorten verwenden. Dazu zählen zum Beispiel ‘Yellow Bird’ und die gerne gepflanzte Magnolia liliiflora ‘Nigra’. Auch die zeitig blühende Stern-Magnolie gilt als sehr frosthart, insbesondere die Sorte ‘Royal Star’. Ihre Knospen und Blüten sind weit weniger kälteempfindlich als die der ebenso früh blühenden Tulpen-Magnolie. Letztere sollten Sie in Regionen mit regelmäßig wiederkehrenden Spätfrösten besser nicht pflanzen, da die Knospen und offenen Blüten immer wieder erfrieren werden.

Unser Ratschlag: Ist noch einmal Nachtfrost angesagt, können Sie den Austrieb etwas verzögern. Decken Sie eine Mulchschicht über den gefrorenen Wurzelbereich. Der Boden taut langsamer auf, und das Gehölz kommt später in die Gänge.

Magnolia denudata gilt als besonders winterhart und frostverträglich. Andere Arten, zum Beispiel die Immergrüne Magnolie (M. grandiflora), sind bei uns nur in wintermilden Regionen uneingeschränkt winterhart. Doch an einem geschützten Platz übersteht die Immergrüne Magnolie auch hiesige Winter – dicht belaubt und sattgrün, fast wie an den Ufern des Mississippi.

Tipp: Alle gelb blühenden Hybriden zeichnen sich durch eine hohe bis extreme Winterhärte aus – ideal für spätfrostgefährdete Regionen.

Ein Magnolienbaum im Garten

Die Magnolie legt den spektakulärsten Auftritt im Frühlingsgarten hin. Jahr um Jahr steigert sie sich in ihrer Blütenpracht. Bis eine neu gepflanzte Magnolie den stattlichen Habitus jener Exemplare erreicht, die in den Vorgärten vieler Gründerzeitvillen anzutreffen sind, dauert es eine ganze Weile. Dann jedoch verwandeln die altehrwürdigen Gehölze ihre Umgebung zur Blütezeit in traumhafte Blütenwelten, die ihresgleichen suchen. Das Warten lohnt sich also.

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Umso wichtiger ist es, dass man den Gehölzen die Möglichkeit zur freien Entfaltung gibt. Denn sie benötigen in der Regel viel Platz. Fast immer gehen sie mit den Jahren extrem in die Breite – was ihre außerordentlich malerische Wuchsform natürlich erst ausmacht.

Muss man Magnolien schneiden?

Nein, zur Schere sollten Sie sogar möglichst selten greifen. Lassen Sie die Pflanzen lieber frei wachsen. Stutzt man sie zurecht, sprießen an den Schnittstellen schnell und unkontrolliert neue Triebe. Die schöne malerische Form geht damit verloren. Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass die Schönheit der Magnolie vergreist und unansehnlich wird. Im Gegenteil: Mit zunehmendem Alter bilden die Gehölze mehr Blüten und werden immer schöner!

Für Vorgärten und kleine Stadtgärten

Gerade für den überschaulichen Stadtgarten ist der verhaltene Wuchs einiger Arten ein großer Vorteil, denn so müssen selbst Pflanzenfans mit kleinem Grundstück nicht auf die atemberaubende Blütenpracht verzichten. Für kleine Gärten wählen Sie daher kleinwüchsige, strauchförmige oder aufrecht wachsende Arten. Dazu gehört etwa Magnolia stellata, die ungefähr zwei bis drei Meter hoch und breit wird.

Weiße Blüten der Sternmagnolie. Foto: AdobeStock_Ivano
In Parks dominiert die Tulpen-Magnolie, doch die Stern-Magnolien steht ihr in nichts nach. [Foto: AdobeStock_Ivano]

Oder Ihnen gefällt vielleicht die ausgefallenere gelbblühende ‘Maxine Merrill’. Ihre kompakten, aufrecht stehenden Blüten erscheinen vor dem Laubaustrieb. Das Gehölz wird maximal fünf Meter hoch und drei Meter breit. 

Auch damit, dass sie ganz ohne Schnitt auskommen, tun die eleganten Gehölze vielen Menschen einen großen Gefallen: pflanzen, zurücklehnen und genießen. Und das sogar auf Terrasse und Balkon, denn in den Gartenbaumschulen und Einzelhandelsgärtnereien finden sich viele Sorten, die ihren Zauber auch in großen Pflanzgefäßen entfalten – etwa die lilienblütigen Purpur-Magnolien ‘Nigra’, ‘Betty’ oder ‘Jane’.

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