Auf dem sandigen Brandenburger Boden haben es viele Gemüsearten schwer. Doch ein ganz besonderes Wurzelgemüse braucht den Sand geradezu zum Wohlfühlen – das Teltower Rübchen.

Voraussichtliche Lesedauer:  4 Minuten

Teltower Rübchen: Gemüseart auf sandigem Boden

Von GartenFlora

Auf dem sandigen Brandenburger Boden haben es viele Gemüsearten schwer. Doch ein ganz besonderes Wurzelgemüse braucht den Sand geradezu zum Wohlfühlen – das Teltower Rübchen.

Teltower Rübchen – sogar Kant und Goethe liebten sie

Beinahe wäre eine alte, einst ausgesprochen beliebte und gefragte Gemüseart verloren gegangen, hätten nicht einige Liebhaber das Teltower Rübchen Jahr für Jahr angebaut und Saatgut aufbewahrt. Die kleine Speiserübe war nämlich wegen ihres einzigartigen Aromas einst in ganz Deutschland sehr gefragt. Goethe, Kant und europäische Fürstenhäuser ließen sie regelmäßig aus Teltow liefern.

Eine Schönheit sind die bräunlich-weißen Rüben wahrlich nicht. Ihre Stärke ist der Aroma-Mix aus Kohlgeschmack, leichter Süße und dezenter Rettichnote. Das Rübengemüse aus der Familie der Kohlgewächse wächst gern im Sandboden. Davon hat die Brandenburger Mark in der Tat genug.

Aussaat-Tipps

Wer auf Sand gärtnert und die deftige Küche schätzt, sollte sich fürs kommende Jahr unbedingt schon mal Saatgut besorgen, auch wenn die Aussaatzeit erst gegen Ende Juli beginnt, empfehlen Gemüse-Experte Professor Helmut Fröhlich wie auch Dr. Bernhard Brückner vom Institut für Gemüsebau in Großbeeren.

Ihre Pflanz-Tipps stammen aus eigenen Erfahrungen: das Beet, auf dem zuvor keine verwandten Arten wie Kohl oder Rettich standen, tiefgründig lockern. Steine und Ernterückstände entfernen. Sie lassen die zarten Keimwurzeln ausweichen. Dann wachsen krumme oder verzweigte Rübchen. Das ist nicht so schlimm, sie lassen sich lediglich mühsam putzen.

Gleichmäßig feucht gehalten und mit etwas Volldünger gefüttert, können die Rübchen ab Ende September bis zu den ersten Frösten ausgegraben werden. Dann bei knapp Null Grad trocken lagern und mit Folie vor Verdunstung geschützt. Sie sind dann drei bis vier Monate haltbar. Es sei denn, Sie essen die Wurzeln bereits vorher auf.

Speiserübe mit Patent

Der Name „Teltower Rübchen“ ist patentrechtlich geschützt. Nur, was Botaniker wortreich als Brassica rapa L. var. rapifera, subvar. pygmaea oder minima f. teltoviensis beschreiben, darf den Namen Teltower Rübchen führen.

Natürlich ist ganz genau festgelegt, wie die Rüben aussehen müssen. Schlank sollen sie sein, kegelförmig, cremeweiß, mit „Ringeln“ rundherum und mit vielen kleinen Würzelchen entlang ihrer Flanken. Das Wichtigste bleibt aber das Aroma, das Sie am besten bei den kleinen Rübchen feststellen.

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Gesunde Delikatesse

Die Wissenschaftler am Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau Großbeeren prüften Inhaltsstoffe der Teltower Rübchen im Vergleich zu nahe verwandten Speiserüben. Das Fazit: Teltower Rübchen enthalten weniger Wasser dafür mehr Zucker, Glucosinolate, Vitamine und Mineralstoffe. Sie schmecken darum kräftiger, haben einen höheren Nährwert und sind noch gesünder als Mairüben. Glucosinolate stehen im Ruf, Krebs vorzubeugen.

Äußerlich ähneln Teltower Rübchen Petersilienwurzeln und Pastinaken. Die gehören jedoch einer ganz anderen Pflanzenfamilie an und sind mit Möhre und Sellerie verwandt. Mairüben wie die weiße ‘Market Express’, die zweifarbige ‘Primera’ und die gelbe runde ‘Petrowski’ sind alles enge Verwandte aus der Familie der Kohlgewächse, schmecken aber deutlich milder. Und sie wachsen gleichmäßiger.

Wer bei den „Teltowern“ an den üppigen Blattschöpfen mit rapsähnlichen Blättern zieht, ist überrascht, wie klein die zugehörige Rübe sein kann. Die nächste ist vielleicht doppelt so groß, die übernächste stumpfer geformt – eben ein Traditionsgemüse mit Charakter.

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Klassisch: Glasierte Teltower

Traditionell werden die Teltower Rübchen gewaschen und geschabt. Einfacher ist das Schälen. Rübenkopf und Wurzelspitze entfernen, dann in Salzwasser bissfest garen. In der Pfanne in Butter und etwas Zucker oder Honig oder mit Mehl überstäubt bräunen.

Mit einer Prise Pfeffer, Muskat oder anderen Gewürzen abschmecken und als Beilage genießen. Man kann die Rübchen auch in Scheiben schneiden und gleich in der Pfanne andünsten bis sie bräunen. Das geht ganz schnell. Auch Rahmsuppe lässt sich aus Teltower Rübchen bereiten.

Leckere Rezepte mit Teltower Rübchen:

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Buch-Tipp: Günter Duwe „Das Teltower Rübchen“
In diesem Büchlein hat der Teltower Günter Duwe Wissenswertes, Historisches, Vergnügliches und Kulinarisches zum Teltower Rübchen zusammengetragen. Taschenbuch 68 Seiten ● ISBN 3-9809313-4-X ● Teltower Stadtblatt Verlags- und Presse GmbH.

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